Improvisation am Klavier, freies Spiel

  • Ersteller Bjoerni
  • Erstellt am
@CUDO II
Danke für Dein Übungsmaterial. (y)

Ich habe versucht, es mehrmals nachzuspielen, aber mir fehlt für bestimmte Art von Musik die "richtige" Wahrnehmung, um damit arbeiten zu können. Wenn ich bestimmte Akkordfolgen oder auch Rhythmen ausprobiere, spricht mich etwas an (z.B. die Akkordfolge C6 Dm7 C G7sus4) und ich kann dazu variabel improvisieren und auch mit dem Rhythmus experimentieren. Dazu fallen mir weitere Folgen ein z.B. Dm7 G7 CMaj7 A7(#5), ich spiele dann vor mich hin und brumme dazu kleine (meist mir bekannte) Melodien.
Das aber gelingt mir mit Deinem Material nicht. Ich kann es nur vom Blatt nachspielen, aber die Wahrnehmung, die mich dann zum Improvisieren führen würde, fehlt. Stattdessen begleiten mich ständige Fragen und Zweifel, ob ich das richtig spiele.

Manche hier schreiben, daß man das üben und lernen kann, aber nicht jeder kann alles lernen. Wenn die Wahrnehmung fehlt, kann ich das zwar nach den Noten spielen, aber ich fühle dabei nichts. Ich höre, ob ich die richtigen Noten spiele, wie es im Blatt steht, aber ich nehme es nicht als Gefühl "ha, das ist eine schöne Musik" wahr, für mich sind es nur gespielte Noten.

Es ist schwierig, es zu erklären, aber meine Musikwahrnehmung ist sehr schmal. Ich höre zwar jeden Ton, aber ich höre nicht alle Rhythmen und Farben. Es ist wie ein Farbenblinder vor einer Ampel. Er kann lernen: Oben ist Rot, Mitte ist Gelb, unten ist Grün, und an der Ampel richtig reagieren - halten oder fahren, aber er wird trotzdem nicht erkennen, was Rot oder Grün ist, wenn er durch einen Garten läuft, weil die Wahrnehmung fehlt.

Gruß, Bjoern
 
Dm7 G7 CMaj7 A7(#5),
Sehr gut. Das ist praktisch die gleiche Folge, nur A7 statt A moll. Genauso lernt man, durch rumprobieren und dann checken, was da anders ist, wie es klingt usw.

Wenn die Wahrnehmung fehlt, kann ich das zwar nach den Noten spielen, aber ich fühle dabei nichts.
Manchmal kommt das erst viel später. Bei Neuer Musik geht mir das eigentlich immer so wie Dir. Da ist man über Wochen hinweg erstmal beschäftigt, den Notentext zu lernen.

Auch wenn man unbekannte Jazz/klassikstücke nach Noten erarbeitet, erschließt sich nicht immer sofort, ob das gut wird. Hört man dann mal eine Aufnahme, wenn es eine gibt, wird es meistens klarer.
Auch das auch erarbeiten "erstmal ohne Gefühl" kann sehr nützlich sein, entweder weil man nur technisch was dabei lernt oder es wird dann noch musikalisch.
 
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Genau, wie @opa_albin schreibt: Die (großen) "Gefühle" kommen erst, wenn das Gehirn nicht mehr damit beschäftigt ist, darüber nachzudenken, welcher Ton denn jetzt als nächster kommt. Nach meinem Empfinden kommen sich sonst zwei verschiedenen Hirnregionen "in die Quere" ;)

Ich erinnere mich aber auch an Situationen ganz am Anfang meiner Keyobard-"Laufbahn", in denen schon sehr früh freudige Empfindungen auftraten. Oft beim Zusammenspiel mit anderen und manchmal auch einfach beim (mehr oder weniger) "chaotischen" aber begeisterten Hämmern in die Tasten.
So etwas kann auch sehr befreiend sein. Allerdings traut man sich das als junger Mensch wahrscheinlich eher, als als Erwachsener.

Bei uns Erwachsenen gibt es viel zu oft eine Art "Schere" im Kopf, die kreative Ausbrüche schon abschneidet, bevor wir uns trauen, das einfach in die Tasten zu hauen. Im Zweifelsfall einfach immer wieder mal zwischendurch die ganze Theorie vergessen und einfach nur mit den Tönen und der Dynamik spielen (wie kleine Kinder). Einfach alles ausprobieren - egal, ob es sich gerade "gut" oder weniger gut anhört. Dabei gibt man den eigenen Gefühlen zumindest eine Chance, sich mal rauszutrauen ... :)
 
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Vielen Dank für Eure informativen Beiträge.

Es tut mir leid, daß meine Wortwahl für Verwirrung gesorgt hatte. Der Begriff "freies Klavierspiel" ist kein geschützter Begriff und offensichtlich versteht darunter jeder etwas Anderes, und es war mir nicht bekannt, daß im MB-Forum der Begriff "freies Klavierspiel" ausschließlich für eine andere Art verwendet wird, als ich gemeint hatte.
Ich habe den Begriff gewählt, weil er bei YT geläufig ist und für "Klavierspielen ohne Noten" verwendet wird. Der YT-Klavierlehrer Daniel Hunziker hat eine Klavierschule "Frei Klavierspielen" aufgebaut, in der er viele Stile und Genres unterrichtet, auch etwas in meine Richtung "jeden Song spielen nach Akkorden und Gehör", wobei sein Repertoire weit von meinen Interessen liegt. Daniel Hunziker hatte ich auch in meinem ersten Beitrag erwähnt, damit jedem klar ist, was ich meine.
Wahrscheinlich sollte der Titel lauten: "Musikstücke fürs Klavier selbst arrangieren". Aber ich weiß nicht, wie ich den Titel verändern soll, und jetzt ist es auch egal.

Viele von Euren Vorschlägen habe ich bereits in den ersten 1-2 Jahren in der Musikschule gelernt (Harmonien, Kadenzen, Akkorde, Tonartwechsel, Tonleitern, Läufe usw.) einiges, was mir nicht so vertraut oder gar unbekannt war, habe ich ausprobiert, jedoch merkte ich bald, daß diese Vorschläge in eine ganz andere Richtung führen, als die, in die ich gehen will, aber vor allem noch gehen kann. In meinem Alter plant man nicht in Jahren, der Blick nach vorn umfaßt eher Wochen oder Monate. Auch wenn ich noch sehr gut höre (auch die hohen Frequenzen) und immer noch neue Lieder und Stücke am Klavier erlernen kann, weiß ich, daß meine Lernfähigkeit täglich abnimmt, ohne daß ich es wirklich merke. Da mache ich mir nichts vor. Laut Statistik habe ich noch drei Jahre zu leben, und das ist der optimistische Wert, eigentlich bin ich für die Statistik schon halbtot. :unsure:

Meine Eingangsfrage bezog sich nicht auf die möglichen Stile, die man mit Improvisation ergreifen kann, sondern auf den Fernunterricht in den YT-Kanälen. Vieles kann man sich auch ohne Lehrer einlesen und großumfänglich erlernen, ebenso kann man Klavierstücke nach Noten spielen lernen (wenn man die Grundlagen schon erlernt hatte). Für all das gibt es "Vorlagen", an denen man sein Erlerntes vergleichen und eventuelle Fehler selbst korrigieren kann.
Bei einem neuen Arrangement ist es schon schwieriger, da gibt es keine Vorlage zum Vergleich. Hier habe ich einen konkreten, strukturierten Plan und die Freiheit, mit dem gelernten Werkzeug die Musikstücke nach meiner Vorstellung zu gestalten, und zu dieser Freiheit gehört auch das Risiko, daß das Ergebnis voll daneben geht. Bei dieser Kontrolle kann ein Lehrer, schon ganz hilfreich sein.

Daniel Hunziker bietet in seinem Unterricht

Klavier-lernen-online-ohne-Noten-Pianoclub.jpg

Bildquelle aus https://www.freiklavierspielen.com/

persönliches Feedback zu dem Spiel der Schüler, und genau danach wollte ich hier fragen. Ob jemand mit dieser Art von Unterricht Erfahrungen hat, wie es praktisch abläuft und wie er damit zurechtgekommen ist. Denn aus den Webseiten vermag ich nicht beurteilen, was der Unterricht einem fortgeschrittenen Klavierspieler bringt, und die kostenlosen Schnupperlektionen sind an absolute Anfänger gerichtet.
Claus hat in seinem Post seine Erfahrungen mit Piano with Jonny erwähnt, mit dessen zwei Lektionen ich mich auch beschäftigte. An der einen hätte ich wohl als Anfänger vor 12 Jahren sicherlich Spaß ;-), die zweite Lektion war für recht fortgeschrittene Barpianisten - da konnte ich spielerisch nicht mithalten, und ich glaube auch nicht, daß ich noch in diesem Leben mein Spielniveau von Mittelstufe auf "fortgeschrittener Barpianist" heben kann.

Ich bedanke mich bei Euch allen für Eure Beiträge.

Gruß, Bjoern
 
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Wahrscheinlich sollte der Titel lauten: "Musikstücke fürs Klavier selbst arrangieren". Aber ich weiß nicht, wie ich den Titel verändern soll, und jetzt ist es auch egal.
Titel können nur von Moderatoren und Administratoren geändert werden. Für solche Anliegen gibt es unter jedem Beitrag den Schalter "Melden", der ein Textfeld für Mitteilungen an die Forumsverwaltung öffnet und uns den Ursprung mitteilt.
Nach über hundert Beiträgen macht eine Titeländerung aber keinen großen Sinn, hier sogar im Gegenteil. Ein guter Teil der Antworten und auch deiner eigenen Beiträge bezieht sich konkret auf Improvisation, ebenso ein wesentlicher Teil von Hunzikers Kursangeboten.
Es gibt bei ihm eine Probefrist, insofern bleibt das "Risiko" überschaubar. Die Geschäftsbedingungen, Zahlungsmodalitäten, Rückerstattungsfristen und Kündigungsklauseln sind bei Hunziker auch nachlesbar.

Viel Freude und Erfolg beim Online-Kurs! (y)

Gruß Claus
 
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Ich habe den Begriff gewählt, weil er bei YT geläufig ist und für "Klavierspielen ohne Noten" verwendet wird. ...
Wahrscheinlich sollte der Titel lauten: "Musikstücke fürs Klavier selbst arrangieren".
ach so. dann war ich mit meinen beiträgen zugegebenermassen komplett auf dem falschen dampfer.
:nix:

Daniel Hunziker hatte ich auch in meinem ersten Beitrag erwähnt, damit jedem klar ist, was ich meine.
naja, da hast du geschrieben
Dann habe ich ein paar Videos "Frei Klavier Spielen" von Daniel Hunziker angeschaut, aber sein Repertoire liegt weit ab von meinem Musikgeschmack.
so dass ich angenommen habe, das ist sowieso irrelevant, da muss ich nicht weiter gugeln...
 
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ach so. dann war ich mit meinen beiträgen zugegebenermassen komplett auf dem falschen dampfer.

Keineswegs! Gerade das intuitive Ausprobieren, ohne groß nachzudenken, bringt mich auf Ideen, wie ich das Arrangement gestalten werde.

so dass ich angenommen habe, das ist sowieso irrelevant

Das ist auch richtig so. Es war nur ein Beispiel für ein YT-Unterricht.

Gruß, Bjoern
 
"Musikstücke fürs Klavier selbst arrangieren".

Das ist im Grunde das Gleiche, wie man es fürs Improvisieren lernt. Auch da muss man ja erstmal das Thema (die Melodie) des Stücks mit den richtigen Akkorden spielen.

Beim Impro kommt dann dazu, dass man es "sofort" spielen kann. Um das zu lernen, macht man aber in der Regel genau das, was Du lernen willst. Und auch wenn man schon Akkorde und Thema runterspielen kann, gibt es immer noch was zu lernen.

Ich kenne die Kurse nicht. Probier den Hunziker doch einfach mal aus, wenn es für dich gut klingt - das finanzielle Risiko ist überschaubar.

Ansonsten mach ich immer Melodie spielen - Bass dazu spielen - passende Akkorde suchen - versuchen, diese drei Dinge in zwei Händen unterzubringen ;)
Es gibt viele Tricks und Kniffe dazu. Ich lerne gefühlt immer am meisten, wenn ich es erstmal selbst probiere und dann schaue, wie es andere gemacht haben.

Viel Erfolg und bleib so jung und wissensdurstig
;)
 
Viele von Euren Vorschlägen habe ich bereits in den ersten 1-2 Jahren in der Musikschule gelernt (Harmonien, Kadenzen, Akkorde, Tonartwechsel, Tonleitern, Läufe usw.) einiges, was mir nicht so vertraut oder gar unbekannt war, habe ich ausprobiert, jedoch merkte ich bald, daß diese Vorschläge in eine ganz andere Richtung führen, als die, in die ich gehen will, aber vor allem noch gehen kann. In meinem Alter plant man nicht in Jahren, der Blick nach vorn umfaßt eher Wochen oder Monate. Auch wenn ich noch sehr gut höre (auch die hohen Frequenzen) und immer noch neue Lieder und Stücke am Klavier erlernen kann, weiß ich, daß meine Lernfähigkeit täglich abnimmt, ohne daß ich es wirklich merke. Da mache ich mir nichts vor. Laut Statistik habe ich noch drei Jahre zu leben, und das ist der optimistische Wert, eigentlich bin ich für die Statistik schon halbtot.

Seien Sie bei der Lebenserwartung nicht zu pessimistisch. Wenn Sie wirklich statistisch nur noch drei Jahre zu leben hätten, müßten Sie schon ca. 93 sein. Falls Sie hingegen z. B. 75 sind, beträgt Ihre statistische Restlebenserwartung ca. 11 Jahre - jedenfalls nach dieser Quelle.

Mir ist nicht klar, wie Ihr Stand ist. Können Sie z. B. von nicht zu komplizierten Kinderliedern, Volksliedern, Schlagern, ... die Melodie nach Gehör spielen, passende Begleitakkorde finden und diese in einem einfachen Begleitmuster dazuspielen? Ist das die Richtung, in die Sie gehen wollen?

Weil hier Wiedemann, "Impulsives Klavierspiel" erwähnt worden ist: Ich persönlich fand es höchst enttäuschend, unter dem Titel "Elementare Improvisation" nur zwei (soweit ich mich erinnere) mir nichtssagende Seiten über das Spielen in Durtonleitern zu finden und sonst nur mit Spezialthemen wie Pentatonik, Jazz, Ganztonleiter, Zigeunertonleiter und was weiß ich behelligt zu werden. "Improvisiertes Liedspiel" scheint nach flüchtigem Durchblättern eher zu halten, was der Titel verspricht. Sie können ja mal in einer Vorschau prüfen, ob es Ihre Interessen berührt.
 
Beim Impro kommt dann dazu, dass man es "sofort" spielen kann. Um das zu lernen, macht man aber in der Regel genau das, was Du lernen willst. Und auch wenn man schon Akkorde und Thema runterspielen kann, gibt es immer noch was zu lernen.

Ja, in dem Sinne spricht auch mein Klavierlehrer.

Seien Sie bei der Lebenserwartung nicht zu pessimistisch.

Bin ich nicht, aber mit 77 muß man der Wahrheit ins Auge schauen - ich kann mein Klavierspielen nicht mehr deutlich verbessern, oder gar ein (neues) Faß aufmachen, aber ich kann noch am Ball bleiben und das Erlernte neu ausrichten und etwas ausbauen. Und das will ich auf jeden Fall.

Können Sie z. B. von nicht zu komplizierten Kinderliedern, Volksliedern, Schlagern, ... die Melodie nach Gehör spielen, passende Begleitakkorde finden und diese in einem einfachen Begleitmuster dazuspielen? Ist das die Richtung, in die Sie gehen wollen?

Ja, das kann ich schon ganz gut.

Um nach Akkorden spielen zu können, wird hier wieder alles in Noten beschrieben was sich aus den Akkorden machen lässt.

Ja, solche Lehrbücher habe ich auch. Das an sich sehe ich nicht so problematisch, ich kann nach Noten spielen und das, was ich mir beim Arrangieren ausdenke, kann ich ins Notenblatt schreiben. Aber wer mit Noten nicht arbeiten kann, wird aus solchen Büchern nicht viel lernen können.

Mein Klavierlehrer meint, daß ich die einfache Liedbegleitung nahezu "sofort" kann, und daß es selbstverständlich ist, wenn ich die Arrangements etwas komplizierter gestalten will, damit es "nach schöner Musik" klingt. Mein Problem sei eher wenig Selbstvertrauen. Nach einem knappen Jahr bei ihm sollen sich meine Arrangements deutlich verbessert haben, nur weil ich mir mehr zutraue, mehr Mut habe zu probieren. Der Lehrer hält sich bei den Arrangements ganz bewußt zurück und läßt mich alles allein machen, weil er glaubt zu wissen, daß ich es kann.

Wenn ich eine halbe Stunde (oder gar länger) einfach nur herumprobiere (probieren muß), welche Muster ich in die linke Hand nehme (aus meinem Repertoire auswähle) und wie ich sie abwechsle und kombiniere, bin ich innerlich "enttäuscht", daß mir diese Kombination nicht sofort einfiel. Mein Klavierlehrer hält das blinde Herumprobieren für notwendig, und ich glaube, das ist auch die Meinung von vielen von Euch.

Wenn ich ein z.B. elektrotechnisches Problem habe, gehe ich systematisch vor, messe, prüfe, kontrolliere Verbindungen, tausche defekte Elemente aus. Mit blindem Herumprobieren bekomme ich aber keine Lösung, sondern Totalschaden am Gerät. Und genau das ist beim Arrangieren eines Musikstücks anders.
Bei dem Arrangement habe ich zwar im Kopf einen Plan oder Struktur, wie ich vorgehe (Melodie, Akkorde, Rhythmus ...), aber der wesentliche Teil ist das Herumprobieren, und dabei geht weder in meinem Kopf noch an dem Klavier etwas kaputt. Das muß ich bei der "Bewertung" meiner Arbeit am Klavier verinnerlichen, und auf meinen Lehrer (und viele von Euch) hören - nicht so viel nachdenken, einfach die Finger spielen lassen.

Gruß, Bjoern
 
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So einen Lehrer hatte ich auch mal. Nur dass nach einer Woche herumprobieren dann folgender Kommentar kam:

Ok, du hast jetzt diesen Akkord eingebaut, weil er cool klingt, aber wie geht es weiter? Du musst die Stimmführung für mindestens 3 Takte denken.

Kein harmonischer Stillstand, Pulsation beibehalten! (Manche Begriffe waren komisch ins Deutsche übersetzt, Strebenheit für Leittonprinzip z.B.)

Aber ich profitiere heute noch von den Werkzeugen, auch wenn ich damals wie der Ochs vorm Berg stand.
 
Bericht über die zweite Klavier-Unterricht-Lektion in einem YouTube-Video

YT-Kanal: Piano With Jonny
Lektion: Cocktail Piano vor Beginners
Internetlink: ist hier
Videolänge: gut 17 Minuten
Sprache: Englisch
Instrument: Klavier oder K-Board
Schwierigkeitsgrad: Mittelstufe
Vorkenntnisse: Fortgeschrittenes Klavierspiel, Akkorde/Umkehrungen, Kadenzen
Arbeitsaufwand: 30-60 Minuten (alle Übungen + Improvisation)

Lektionsablauf

Die Lektion ist in drei Abschnitte aufgeteilt:

1. Akkorde für die Linke
2. Tonleiter für die Rechte
3. Improvisationsübungen

Da ich kein Englisch kann, bin ich im Nachteil. Selbst eine umfangreiche Suche im Internet half mir nicht, diese Lektion musiktheoretisch zu verstehen, obwohl ich sie direkt vom Blatt hat spielen können.

Gespielt wird 4/4-Takt, die Linke wiederholt 4x jeden der vier Akkorde als ¼-Note, nach jedem Takt wird der Akkord gewechselt.

1. Akkorde für die Linke

Die vorgestellte Kadenz I-VI-II-V war mir neu, aber der Kern II-V-I war mir als Vierklänge gut vertraut und die VI habe ich als Kreisschließung angenommen, um die Kadenz als Schleife spielen zu können.

Dm7 | G7 | Cmaj7 | A7

Da ich diese Kadenz seit Jahren häufig spiele, war ich überrascht, daß Dm7 nicht als DFAC gespielt wird, sondern als FACE.

Beginner-Cocktail-Piano-Accompaniment-600x73.png

Bild aus Jonnys Lektion

Also habe ich nach "rootless voicing" recherchiert, denn das war mir auch neu. Die Theorie und den Sinn dahinter habe ich nicht verstanden, aber wenigstens die "ungewöhnliche" Bildung der Akkorde Dm7 und Cmaj7 – der Grundton kommt weg und die None kommt hinzu. Vermutlich müßte ich mich mit Jazz intensiv beschäftigen, um daraus schlau zu werden. Zum Glück hat Jonny jede Übung als Notenblatt abgebildet, so daß ich die Akkordnoten problemlos vom Blatt lesen und spielen konnte, denn nach den Akkordsymbolen wäre ich ständig in das mir vertraute Bild gerutscht.

2. C-Mixo-Blues-Tonleiter für die Rechte

Die Rechte spielt die Tonleiter

Code:
c d d# e f f# g a bb
1 2 3  1 2 3  1 2 3

Wieder für mich ein Neuland, aber wer schon Hunderte (oder Tausende?) von Stunden Tonleitern geübt hatte, spielt es einfach vom Blatt, und schon bei der dritten Wiederholung laufen die Finger sattelfest.

3. Improvisationsübung

Hier handelt es sich um rhythmische Übungen für die Rechte, die Linke spielt immer das Gleiche.

3 a) Rechte als 1/8-Noten, wobei die Achteln als Swing gespielt werden:
Swing.png



8th-Note-Exercise-600x140.png


Bild aus Jonnys Lektion

3 b) Rechte als Triolen:

Triplet-Exercise-600x146.png


Bild aus Jonnys Lektion

3 c) Rechte mit Vorschlagnoten:

Slides-Exercise-768x179.png


Bild aus Jonnys Lektion

Meine Hände spielten die ganze Lektion direkt vom Blatt, denn solche Übungen (mit anderen Akkordfolgen und Tonleitern) hatte ich schon vor zehn Jahren in der Musikschule gehabt und über viele Jahre täglich geübt. Doch bei dieser Lektion lag mein Ohr ständig auf der Lauer und wollte an meinen Händen zucken, weil sie vermeintlich falsche Töne spielten. Und das fand ich nicht nur irritierend, sondern extrem anstrengend.

Bewertung

Wie schon die erste Lektion von Jonny, fand ich auch diese Lektion ausgezeichnet strukturiert, und die Übungen sind auch von schwächeren Spielern leicht durchzuführen. Die Musiktheorie, die dahinter steckt, fand ich als Jazz- und Barpiano-Analphabet undurchdringlich, weil mir dazu die Vorstellungskraft fehlt (ja, das Englisch auch), und die musikalischen Komponenten dieser Stile/Genres kann ich nicht memorieren. Anders als in der klassischen Musik, wo ich nach dem ersten Hören viele Takte gleich nachsingen kann, aus dieser Cocktail-Piano-Lektion bleibt bei mir nichts hängen, obwohl ich jede Zeile mindestens 10-20x fehlerfrei und flüssig gespielt habe.
Dennoch fand ich die Unterrichtsarbeit von Jonny fesselnd, motivierend, spaßig und gut dosiert. Wer in Richtung Jazz- und Barpiano interessiert ist, wird mit Jonny viel lernen und dabei auch noch richtig Spaß haben.

Hochmotiviert versuchte ich dann auch meine eigene Improvisation.

Eigene Improvisation nach dieser Lektion

Dauer etwa 20 Minuten

Klavierspieler.jpg


Gruß, Bjoern
 
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Da ich kein Englisch kann, bin ich im Nachteil.
Tipp: Auf's Zahnrad klicken -> Untertitel -> automatisch übersetzen etc.




1741624274551.png1741624324359.png1741624372008.png1741624424073.png

Also habe ich nach "rootless voicing" recherchiert, denn das war mir auch neu. Die Theorie und den Sinn dahinter habe ich nicht verstanden, aber wenigstens die "ungewöhnliche" Bildung der Akkorde Dm7 und Cmaj7 – der Grundton kommt weg und die None kommt hinzu.
Der Bassist spielt den Grundton, dann braucht der Pianist ihn nicht nochmal spielen. Die 9 oder 13 ist eine Extension.

Viele Grüße,
McCoy
 
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Ich habe die Lesson von Johnny jetzt mal durchgesehen, und da ist schon ein übler Fallstrick darin verbaut, und das ist diese sog. Mixo-Blues Scale.

Johnny verschweigt nämlich, daß das in Wirklichkeit 2 Tonleitern sind, und zwar die C-Moll Bluestonleiter und die C-Dur Bluestonleiter.

Die C-Moll Bluestonleiter ist eine C-Moll Pentatonik mit Bluenote:
1741630131741.png


Die C-Dur Bluestonleiter ist eine C-Dur Pentatonik mit Bluenote:
1741630274858.png


Johnny bildet seine improvisierten Phrasen aus diesen beiden Tonleitern, und er denkt diese Tonleitern auch getrennt.

Erst wenn man die Töne der beiden Tonleitern zusammenaddiert, kommt diese ominöse "Mixo-Blues Scale" heraus.

1741630660256.png

(schwarze Noten kommen in beiden Tonleitern vor, farbige entsprechend den obigen Grafiken)

Wenn man das nicht weiß und versucht, mit dieser Mixo-Blues Scale zu improvisieren, kann es passieren, daß man sich wundert, warum es so gar nicht bluesig klingt ...

Viele Grüße,
McCoy
 
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Wer in Richtung Jazz- und Barpiano interessiert ist, wird mit Jonny viel lernen und dabei auch noch richtig Spaß haben.
Das kann ich nur unterstreichen. Buchstäblich jahrelang hatte ich überlegt, ob ich das Kursabonnement buchen soll und vor über einem Jahr habe ich das dann endlich gemacht. Für mich passt das Angebot sehr gut zu dem, was ich an den Tasten erreichen will:
The MOST FUN Way To Play Jazz Piano :cool:

Johnny verschweigt nämlich, daß das in Wirklichkeit 2 Tonleitern sind, und zwar die C-Moll Bluestonleiter und die C-Dur Bluestonleiter.
Jonny May geht nur im "Quick Tip" nicht näher auf die Tonauswahl ein. Hat man den gebührenpflichtigen Zugang, dann sieht man den häufigen Bezug von Lektionen aufeinander (Auswahl über Learning Tracks, Styles oder Achievements). Dieser Quick Tip wird in der Übersicht als "intermediate" eingeordnet und erwartet daher Vorwissen aus anderen Kursen.
Die auf Youtube veröffentlichten Quick Tips sind gesondert erstellte Probelektionen, um das Kursangebot zu bewerben, können das aber natürlich nicht ersetzen. Neben Lektionen zum theoretischen Grundwissen und zum Improvisieren über Dominantseptakkorde ist im begleitenden Text des Quick Tips ein Hinweis, aus dem ich zitieren möchte: "You might be wondering about the Mixo-Blues name? This is a hybrid scale that combines elements of three different scales in one: (1) the Major Blues scale (2) the Minor Blues scale, and (3) the Mixolydian scale. As with many hybrid concepts, naming conventions vary widely...."

Gruß Claus
 
Grund: Kleine Ergänzung
Zuletzt bearbeitet:
Der Bassist spielt den Grundton
:m_dblbass:
... Was bei fk @Bjoerni nicht zutrifft ... und bei den meisten Onlineschülern vermutlich auch nicht.
Bei Barpiano könnte man eigentlich meistens von Solopiano ausgehen.
Dann wird i.d.R. der Bass irgendwie an Klavier mitgespielt. Deshalb wäre
hier genauso möglich, evtl sogar besser.
Wird vermutlich im Kurs auch irgendwo mal besprochen.

Mixo Blues war mir neu, hat nicht jeder Blues eine kleine Septime?
1000044676.jpg

Hm ... und welche Scale soll das dann sein?
Beitrag automatisch zusammengefügt:

Die Musiktheorie, die dahinter steckt, fand ich als Jazz- und Barpiano-Analphabet undurchdringlich, weil mir dazu die Vorstellungskraft fehlt
Wenn ich es richtig verstanden habe, hast Du eine Beispiellektion irgendwo aus der Mitte eines Kurses gemacht.
Da fehlt Dir schlicht das Vorwissen, mit Vorstellungskraft hat das nichts zu tun.
 
Zuletzt bearbeitet:
Daß die Jazz-Pianisten mit anderen Tonleitern und anderen Akkorden als die Klassik-Pianisten arbeiten, habe ich schon lange gewußt, aber daß sie "unsere" Akkorde gleich wie wir benennen, sie aber mit anderen Noten spielen, daß hat mich wirklich überrascht und verwirrt.
Selbstverständlich kann ich das so hinnehmen, wenn da eine Band spielt, und die Instrumente teilen sich die Musik so auf, daß es zusammen schön klingt. Finde ich auch OK. Als ich die Mixo-Tonleiter gesehen habe, dachte ich mir: Hopla, eine Tonleiter mit 9 Tönen, was es alles nicht gibt. :unsure: Seit 10 Jahren spiele ich regelmäßig an die 40 Tonleitern, aber jede hatte genau 7 Töne.

Ich finde solche Entdeckungen sehr interessant, aber ich kenne auch meine Grenzen.

Wenn ich es richtig verstanden habe, hast Du eine Beispiellektion irgendwo aus der Mitte eines Kurses gemacht.

Das weiß ich nicht, die Lektion heißt: Cocktail Piano for Beginners, deshalb nehme ich an, daß sie an Bar-Piano-Anfänger gerichtet ist. Natürlich, wer mit Bar-Piano anfangen will, muß schon sehr fortgeschrittene Kenntnisse in der Musiktheorie und eine langjährige Spielpraxis haben.

Da fehlt Dir schlicht das Vorwissen, mit Vorstellungskraft hat das nichts zu tun.

Sicherlich fehlt mir auch das Vorwissen, doch das Wissen könnte ich mir einlesen und einhören, aber ich kann das Gehörte (Jazz und noch andere Musikarten) nicht wahrnehmen. In der Klassik oder Liedbegleitung habe ich mir auch vieles aus Büchern geholt - diese Musik nehme ich wahr, sie bleibt in meinem Kopf, ich kann mit dem Stoff arbeiten, neue Spielelemente in der Musik wiedererkennen (Vorstellungskraft), einsortieren, üben, kombinieren usw. Mit Jazz funktioniert es bei mir leider nicht.
Mit "leider" meine ich ehrliches Bedauern, denn für mich ist die Theorie der Jazz-Musik so etwas wie Quantenphysik. Spannend und voller Überraschungen, hier scheinen andere Gesetze zu gelten als in der klassischen Physik.

Gruß, Bjoern
 

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