Wird AI die Musik zerstören?

  • Ersteller thundercat
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KI ist Realität, ob man das nun gut findet oder nicht. Am Ende ist es aber auch nur eine weitere Evolutionsstufe von „Hilfsmitteln“. Das waren vorher Sequenzer und Drum-Machines, dann Autotune und Quantetisierung. Jedes diese „Hilfsmittel“, hat „Musik so wie sie mal war, getötet“.
Wie KI generierte Musik sich auswirken, hat IMO zwei Gesichtspunkte:
1. Wie gehen damit Musik Konsumenten um?
2. Was bedeutet das für Musik Schaffende?

Wenn die „Kunst“ die KI generiert, interessanter, spannender, neuer,…, als „Menschgemachtes“ ist oder sein kann, dann ist das so! Dann „braucht“ man keine Musiker mehr, so wie man heute keine Seiler, Weber oder Schriftsetzer mehr „braucht“.
Ob das Publikum nur noch KI-Kunst konsumieren wird, ist jedoch die Frage. Bisher kann KI nur aus schon Vorhandenem „schöpfen“. Ob da der „Genius“ vorhanden ist, ganze Genre wie Metal, Grunge, Blues, Jazz, Hip Hop,…. neu zu erfinden, ist die Frage.
So lange die Menschen diejenigen sind, die „ihre eigene“ Musik entwickeln und „ihre“ Musik dann auch entsprechend promoten und feiern, eilt die KI dem immer nur hinter her.

Wer Musik nachspielt/reproduzieren möchte, dem kann es IMO egal sein, wie die Musik nun zustande gekommen ist. (Und damit da kein falscher Zungenschlag hinein kommt, „Ein Instrument zu spielen und Musik zu machen, heißt global gesehen, fast immer Musik Nachzuspielen und bereitet Millionen Musikern viel Spass und Befriedigung.)

Für den Musik Schaffende sieht das ganze IMO etwas anders aus.
KI „lebt“ immer noch von der „Frage“!
Je weniger ich schon eine Idee im Kopf habe, wo ich hin will, desto eher kann ich auch einfach das Radio anmachen, um „Musik zu machen“ anstatt KI zu nutzen.
Die Idee und der Wunsch etwas auszudrücken, kann IMO keine KI ersetzen. Wohl kann sie bei der Umsetzung helfen. Wie viel Hilfe man sich da gönnen möchte, bleibt dem Musiker immer überlassen.

KI-Musik und Kommerzialisierung ist dann ein echt schwierigeres Thema. Aber Märkte müssen eigentlich immer reguliert werden. Hier hinkt die Gesetzgebung bei „Computer-Themen“ immer gnadenlos hinterher. KI und Urheberrechte, Produktkennzeichnung,… alles wichtige Fragen die es zu klären gilt und die geklärt werden müssen. Darauf haben wir aber (wenn auch begrenzt) Einfluss.
 
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Das Schlimmste ist aus meiner Sicht die Nichtmöglichkeit herauszufinden, woher die Inspiration für etwas kam. Niemand kann im Nachhinein sagen, ob ein Hit wirklich von Menschen erschaffen wurde, oder nicht. Dieser Punkt ist aus meiner Sicht zentral.
Aus meiner eben nicht. Mir ist das egal. Darin unterscheidet sich unser beider Empfinden halt.
Entweder bewegt es mich, oder eben nicht.
Ich kann nachvollziehen, wenn jemand aus subjektiver oder individueller Sicht sagt: Ist mir ega. Gesellschaftlich sehe ich es anders.

Zunächst stört mich einfach der Punkt, DASS es nicht öffentlich gemacht wird. Warum nicht?
Online kursieren deep fakes, die nachweisbare Folgen haben und die öffentliche Meinung zersetzen. Das einfachste wäre, eine Kennzeichnungspflicht einzuführen, ob ein Foto, ein Video etc. ein KI-Produkt ist oder nicht. Damit einher gehen dann juristische Verfolgungen - völlig zu recht.
Es gibt für jedes hundsnormale Kabel und für nahezu jedes Produkt auf dem europäischen Markt eine DIN-Norm oder ähnliche Kennzeichnungspflichten - nur in einem zentralen gesellschaftlich relevanten Bereich nicht? Was passiert da? Welche Interessen werden geschützt und welche werden losgelassen? Und warum?

Und im Unterschied zu anderen Fragen bei KI und AI, die zugegebenermaßen komplex sind und wo auch in anderen Bereichen Politik und Justiz hinterherhinken, wäre die Frage einer Kennzeichnungspflicht völlig einfach einzuführen und würde für Transparenz sorgen. Offensichtlich möchte man diese Transparenz nicht. Warum?

Jenseits dieser Ebene gibt es einen Bereich, der tatsächlich neu ist und umfängliche Umwälzungen mit sich bringt: Bisher entscheiden Menschen - ob sie zu ihrer Entscheidung Expert*innen oder Bücher oder sonstige Quellen hinzuziehen, ist egal: die letzte Entscheidung treffen Menschen - und sie ist gegebenenfalls überprüfbar: anhand der Quellen und der Wertung, die vorgenommen wird.
Bei KI und AI ist es so, dass quasi nur der Urteilsspruch offen liegt - welche Quellen wie zu Rate gezogen und welche Überlegungen/Kriterien zum Endresultat geführt haben, liegt nicht offen. Faktisch ist dieses Resultat nicht offen und nicht überprüfbar. Damit wird der Mensch zum Anhängsel einer Maschine bzw. Software.

Praktisches Beispiel: Selbstgesteuerte Autos (also von KI autonom gesteuerte Autos) müssen Kriterien haben, anhand derer sie in Millisekunden entscheiden, ob im Zweifelsfall ein Kind, das auf die Straße läuft, durch eine Ausweichbewegung geschont wird, mit der Folge, dass das Auto statt dessen in eine Bushaltestelle fährt und die dortigen Passanten gefährdet oder bei einem Crash mit einem Gebäude, die Insassen gefährdet sind bzw. die Last (explosive Chemikalien).
Was passiert hier? Eine Maschine bzw. eine KI entscheidet, aber es ist nicht nachvollziehbar oder offen, wie diese Entscheidung getroffen wurde.

Man kann sich leicht ausmalen, dass mit Fortschreiten von KI-Nutzung diese und ähnliche Fälle immer häufiger auftreten.
Der Finger Gottes kehrt zurück - nur: es hat weder was mit Gott noch mit den Menschen zu tun.

x-Riff
 
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Zunächst stört mich einfach der Punkt, DASS es nicht öffentlich gemacht wird. Warum nicht?
Ja, dafür wäre ich ohnehin auch.
Dessen ungeachtet habe ich das Gefühl, daß wir uns gerade in einer recht kurzen Übergangsphase befinden ... denn schon bald wird man stillschweigend und automatisch davon ausgehen, daß ein musikalisches
Produkt auf alle Fälle KI-generiert ist, und es wird im Gegenzug eine "original-Mensch-gemacht-Zertifizierung" geben .

Thomas
 
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Die letzten Jahrhunderte gehörten dem westlich-kapitalistischen Gesellschaftsmodell, und wenn selbiges nun (vielleicht) mittels KI den eigenen Niedergang einläutet (was ich durchaus für denkbar halte), dann ist das eben so.
Die Vorherrschaft des westlich-kapitalistischen Gesellschaftsmodells sehe ich ebenso - die Folgerung teile ich nicht.
KI bedroht dieses System gar nicht, sondern ist absolut mit ihm kompatibel und wird den nächsten Turbo einschalten. Was gibt es denn besseres als dass dieser ewig störende, krankheitsanfällige, gemütsbehaftete, Pause brauchende, fehlerbehaftete und allzeit menschelnde Produktionsfaktor Mensch auf möglichst allen Gebieten bei Produktion, Handel, Entwicklung und Investition endlich überflüssig wird?

Als Konsumenten wird man noch ein paar brauchen und wenn sie dann merken, dass diese eigentlich kein Geld haben, es sei denn sie haben es durch einen Staat, der ihnen ein Auskommen auf niedrigem Niveau sichert, oder sie heißen Elon Musk und sitzen ganz oben und scheffeln ohne Ende, dann gibt es vielleicht, vielleicht ein Erwachen. Aber jetzt noch nicht. Jetzt heißt es noch, mitzuspielen beim großen "Rette sich, wer kann"-Spiel.

x-Riff
 
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KI ist Realität, ob man das nun gut findet oder nicht. Am Ende ist es aber auch nur eine weitere Evolutionsstufe von „Hilfsmitteln“.
Ja und das war schon immer so und wird wohl mit allen, nicht nur technischen, so bleiben. Sie werden von den einen verteufelt und gefürchtet, von den anderen gehypt und von, hoffentlich nicht allzuvielen, „zum Nachteil von anderen“ genutzt, vorsichtig formuliert.
Aber es wird auch immer diejenigen geben, die lernen sie für, auch vorsichtig formuliert „positive Dinge“ einzusetzen und mit ihnen sicher auch grandioses zu „erschaffen“. Das gilt nicht nur für den Bereich Musik.
Ich habe noch das „Geseiere“ einiger Professoren während meines Architekturstudiums vor knapp 40 Jahren in den Ohren. CAD-Systeme wurden entweder verteufelt oder in den Himmel gepriesen. Jetzt werden sie einfach wie selbstverständlich genutzt.
„KI‘s“ sind eine Weiterentwicklung vom „Werkzeug“ Computer. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Alles andere, was ihnen, möglicherweise nur zur Zeit, abgedichtet wird driftet schon stark in den Bereich der Esoterik und Spökenkiekerei ab.
Es gilt immer noch „Nutze deinen Feind“, wenn er denn einer ist.
Just my 2 Cents.
LG
Leander
 
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die Folgerung teile ich nicht.
KI bedroht dieses System gar nicht, sondern ist absolut mit ihm kompatibel und wird den nächsten Turbo einschalten.
Sehe ich ganz genauso, wie ich auch schrub. Aber der Turbo hat schon manchen aus der Kurve getragen und zum Totalschaden geführt.

KI könnte unsere Gesellschaft mehr beschleunigen, als sie verkraftet. Die kapitalistische Weltordnung nutzt die Leistung vieler und dient wenigen, und wenn die vielen davon überfordert sind, wird der Ruf nach dem Starken Mann lauter, die Folge scheint derzeit zunehmende Autokratisierung zu sein.

Wer weiß schon, wie die Gesellschaft der Zukunft ausschaut. Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass wir aktuell schon einen Vorgeschmack bekommen auf Dinge, die wir als Generation, die weder Kriege noch Krisen erleben musste, uns gar nicht vorstellen können.
 
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KI könnte unsere Gesellschaft mehr beschleunigen, als sie verkraftet. Die kapitalistische Weltordnung nutzt die Leistung vieler und dient wenigen, und wenn die vielen davon überfordert sind, wird der Ruf nach dem Starken Mann lauter, die Folge scheint derzeit zunehmende Autokratisierung zu sein.
Sehe ich auch so. Allerdings ist Kapitalismus auch mit Einzelführern wie Trump höchst kompatibel wie auch mit zentralistisch geführten Staaten wie China. Er sieht dann immer ein bißchen anders aus, aber das tut dem Gesamten keinen Abbruch. Die lange Zeit favorisierte These, dass der Kapitalismus tendenziell demokratische Verhältnisse bewirkt oder begünstigt, weil er Verhältnisse schafft, die ihm wiederum zu Gute kommen, ist extrem überdenkenswert. Andere gesellschaftliche Verhältnisse kommen ihm ebenfalls zu Gute.

Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass wir aktuell schon einen Vorgeschmack bekommen auf Dinge, die wir als Generation, die weder Kriege noch Krisen erleben musste, uns gar nicht vorstellen können.
Och - wir haben schon noch Krisen erlebt - Ökrise und autofreie Sonntage, Wettrüsten zweier Systeme mit der Gefahr des atomaren Overkill, die ein oder andere Wirtschafts-, Finanz- und Umweltkrise war auch dabei und gerade lodern ja wieder internationale Brandherde, die damals auch schon gut am Überkochen waren ...
Es war halt in den industriellen Ländern immer genug Schmieröl da gewesen, um das abzupuffern, den nächsten Aufschwung zu gestalten und den Sozialstaat zu füttern. In anderen Kontinenten sah es da schon anders aus. Klar: die haben ja das Schmieröl geliefert, das ihnen dann fehlte.

Aber natürlich gebe ich Dir Recht: das , was jetzt und in den nächsten zehn, zwanzig, dreißig Jahren auf uns zukommt, ist eine Zeit, welche die unsere als fette Jahre bezeichnen wird, in denen man die Ressourcen von ganzen kommenden Generationen schon munter verspeist hat, weil man es halt so gewohnt war.

x-Riff
 
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Bitte zurück zum Thema KI & Musik, gesellschaftliche & politische Diskussionen sind hier schon recht lange unerwünscht!

:opa:
 
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wir haben schon noch Krisen erlebt - Ökrise und autofreie Sonntage, Wettrüsten zweier Systeme mit der Gefahr des atomaren Overkill, die ein oder andere Wirtschafts-, Finanz- und Umweltkrise
Ja genau, das meinte ich. Krisen gab's in der Vergangenheit genug. Was wir davon zu spüren bekamen als einer der Motoren der Weltwirtschaft, waren ein paar Wochenenden mit eingeschränkter Mobilität und in den letzten 2 Jahren kühlere Hallenbäder. Wer kein Vermögen hatte, konnte durch Finanzkrisen nichts verlieren, die Kühlschränke blieben aber gefüllt.

Wenn ich an Menschen in Krisenregionen denke, sehe ich größeres Leid, als sich keine Konzertkarten für 300 Euro mehr leisten zu können ... äh ... wollen, denn wer gibt schon zu, dass er/sie es sich nicht mehr leisten kann.

Über den Einsatz von KI kann man sich durchaus Gedanken machen, aber KI in der Musik sehe ich als völligen Nebenkriegsschauplatz. In einer stabilen Gesellschaft finde ich Kultur und vor allem Musik herausragend wichtig. Je dysfunktionaler Gesellschaften aber werden, umso weniger kann das noch kitten. Und möglicherweise werden wir nach Dienstag erleben, wie schnell eine ehemals demokratische Nation völlig kippt.

Äh, worum ging's doch gleich...?

Sorry @peter55 hatte schon während deiner Ermahnung geschrieben.
 
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Das Schlimmste ist aus meiner Sicht die Nichtmöglichkeit herauszufinden, woher die Inspiration für etwas kam. Niemand kann im Nachhinein sagen, ob ein Hit wirklich von Menschen erschaffen wurde, oder nicht.
Bei "von Menschen erschaffener" Musik bekommst Du das auch nicht immer heraus. Ist bei einem Menschen immer klar, warum ihm/ihr diese Melodie, dieser Text, dieses Arrangement eingefallen ist oder warum er /sie es so und nicht anders geschrieben / gespielt hat?
Da ist jemand, der einen Fetzen eines KI-generierten Werbejingles hört und gleichzeitig in der Ferne ein Martinshorn und den Rückwärtspieper eines LKW. Das Ganze unterlegt er mit einem Drumsample aus dem PC, drüber kommen ein paar Keyboardspuren aus der Begleitautomatik. Ist das schon menschliche Inspiration und wäre es ein Unterschied, wenn "die KI" das genauso macht?
Angenommen jeder könnte testen und sehen, ob ein Buch oder ein Lied aus dem Computer kommt, oder nicht, dann wäre das eine ganz andere Sache!
Was wäre "eine andere Sache"? Muss ich mir jetzt Gedanken machen, wieviel Anteil von meinen Gitarren aus der CNC-Fräse stammen und wieviel noch mit der Hand gebaut wurde (bei Autos dasselbe).
Und wenn ich mich nicht täusche, werden solche Sachen wie USB-Sticks komplett von automatischen Maschinen hergestellt - interessiert mich das überhaupt, wenn ich einen kaufe?

Mit Musik ist es letztlich auch nichts anderes. Was uns beim Einkaufen und im Fahrstuhl in die Ohren dudelt, kann meinetwegen von der KI oder von Menschen sein, ich höre da eh nicht konzentriert zu.
Bei Konzerten / CDs / Streaming kann ich mir ja Gedanken machen - wenn ich will. Will ich? :gruebel: .... Nicht immer.
 
Bitte zurück zum Thema KI & Musik
Ich kann mir sogar vorstellen, daß es "Live"-Events geben wird, die ausdrücklich gewollt und gewünscht auf ausschließlich von KI produzierter Musik beruhen, sozusagen, um dieses Tabu absichtlich zu brechen. So eine Art Technoparty, bei der der gefeiertste Cyber-Jockey (CJ) derjenige ist, der die KI mit den crudesten Parametern füttert und ihr so die hottesten Bietz entlockt, zu denen die Crowd abdänct. Oder gibt es das schon?

Viele Grüße,
McCoy
 
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Ich erwarte jetzt schon neue kreative Impulse von der KI, neue Genres werden aufblühen und ihre Hörer finden. Davon wird die Musik nicht zerstört, sondern entwickelt sich weiter. Wenn wir aus dieser Dauerwiederholungsschleife der letzten 60 Jahre heraus sind, gelingt es vielleicht sogar, den Stellenwert von Musik wieder auf das Niveau früherer Zeiten zu heben.
 
Für mich ist KI ein weiteres, sehr gefährliches Werkzeug. Welches auch nützlich sein kann. Den Rest regelt die Politik, falls wir dies aktiv wollen … sonst regelt es das Geld.

Für mich entwertet AI hier alles.
Den Wert von etwas bestimmt der Mensch selbst. Also wir.
Aus meiner Sicht gibt es keine "künstliche Intelligenz".
m.E. sollten wir eher von maschineller Intelligenz sprechen.
echte Intelligenz
Wa soll das sein? Was der Test misst? 😉
DASS es nicht öffentlich gemacht wird. Warum nicht?
Das ist schwierig, weil nicht fundierte Behauptung. Wo beginnt „öffentlich“? Bei 10 Millionen Menschen, die etwas mitbekommen? Oder erst bei 80 Millionen? oder sieben Milliarden?
 
Öffentlich meint offen - es ist egal, ob es 10 Millionen Menschen mitbekommen oder 80 Millionen oder 7 Milliarden. Wenn das Herkunftland eines Produktes offen gelegt werden muss, ist es öffentlich. Es ist beispielsweise bei den Produktangaben zu nennen - das wäre im musikalischen Bereich, um den es ja hier geht, vergleichbar mit dem Namen des Komponisten, des Interpreten und des Texters, die ja auch verfügbar und recherchierbar sind.

Das ist doch völlig unabhängig davon, wie viele Menschen davon faktisch Kenntnis nehmen.
 
Praktisches Beispiel: Selbstgesteuerte Autos (also von KI autonom gesteuerte Autos) müssen Kriterien haben, anhand derer sie in Millisekunden entscheiden, ob im Zweifelsfall ein Kind, das auf die Straße läuft, durch eine Ausweichbewegung geschont wird, mit der Folge, dass das Auto statt dessen in eine Bushaltestelle fährt und die dortigen Passanten gefährdet oder bei einem Crash mit einem Gebäude, die Insassen gefährdet sind bzw. die Last (explosive Chemikalien).
Was passiert hier? Eine Maschine bzw. eine KI entscheidet, aber es ist nicht nachvollziehbar oder offen, wie diese Entscheidung getroffen wurde.
Gutes Beispiel für eine höchst wahrscheinlichen Nutzen der maschinellen Intelligenz. Das menschliche Handlungsvermögen gerät in der beschrieben Situation nämlich an seine Grenzen.
Soweit ich gelesen hab, gehen die meisten Fachleute davon aus, dass die Automatisierung des Verkehrs diesen sicherer machen wird.
 
Erst mal bin ich froh, dass ich innerhalb einer EU wohne, die seit genau drei Monaten weltweit führende Grundlagen zum Umgang mit KI beschlossen hat. Das ist ein großer Wurf, denn hier werden die Einsatzbereiche von KI ethisch und auf der Grundlage von Menschenrechten beschränkt.

In der Tat fehlt allerdings eine Definition, ob und wie das Verhältnis von KI zu kulturellen Produkten sein soll, z.B. Musik. Ich sehe es so: maschinell produzierte oder aufgenommene Musik könnten absehbar entwertet werden. Ich halte es z.B. für höchst wahrscheinlich, dass der größte kommerzielle Markt für kulturelle Innovation, nämlich Computerspiele, dahingehend führend sein wird. Künstliche Games-Welten und deren akustische virtuelle Realität werden von KI berechnet werden, da bin ich mir ziemlich sicher. Games-Programmierer werden nicht mehr Welten über Landkarten definieren, Spielfiguren über traditionelles Modelling und Gamesmusik vorher aufnehmen, sondern vieles wird abstrakter beschrieben werden und on the fly von einer KI in konkretes Bild und konkreten Ton umgesetzt werden. Sehr wahrscheinlich werden Spielfilme und Serien ähnlich entstehen.

Dementsprechend werden auch Generationen von Menschen heranwachsen, deren ästhetische Maßstäbe von solchen Klängen geprägt werden, die evtl. kaum noch anderes kennen. Aber so viel anders als jetzt wird das auch nicht sein, denn auch jetzt schon halten ja viele Menschen aufgenommene Musik für echte Musik.

Ja, aber was ist, wenn AI die Musik komponiert und Menschen spielen sie nur noch nach????
Diese Gefahr sehe ich als absolut real an. Wenn Bands ein neues Album brauchen lassen sie sich vom Computer einfach mal ruck zuck 200 neue Lieder komponieren und wählen dann aus was aufs neue Album kommt. Und keiner kann mir sagen, dass die das nicht genau so machen werden.
Doch, ich sage dir, dass keine Band das so machen wird. Denn man braucht dann keine Bands mehr: wozu sollten Leute sich den Aufwand machen, eine Band mit echten anderen Menschen zu gründen? Und ich sage dir aus einem weiteren Grund, dass das nicht so kommen wird: man wird keine "Alben" mehr produzieren. Das nimmt ja jetzt schon ab, weil Musikaufnahmen nicht mehr vorrangig als Album verkauft werden. Und: 200 Songs produzieren lassen und dann als Mensch auswählen? Wird nicht so kommen, denn den kommerziellen Erfolg von Musikproduktionen wird KI wesentlich besser vorhersagen können als Menschen.
Deine Befürchtungen wären höchstens dann realistisch, wenn die Produktionsbedingungen von vor 20 Jahren auf die in 20 Jahren stoßen, aber dazwischen liegen eben 40 Jahre, in denen sich wesentliche kulturelle Grundlagen verändern bzw. verändert haben werden.

Das ist aber kein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken, sondern eher ein Anlass, sich was Neues auszudenken. Als kreative Musiker sollten wir sowas doch können. Mein Urgroßonkel war übrigens Stummfilm-Violinist im Kassel der 1920er Jahre und wurde arbeitslos, als der Tonfilm ab 1928 kam. Man kann aus der Geschichte ganz gut ablesen, wie es mit Livemusik weiterging, obwohl Tonaufnahmen, Samples, Keyboards mit Begleitautomatik :oops:und MIDI-Files :eek2: den Stand aktiver Musiker erheblichst erschwert haben: man besinnt sich auf den Kern des Musikmachens und sucht sich neue Betätigungsfelder.


40000 Berufsmusiker arbeitslos.jpg
 
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In meinem Fall als praktizierender Jazzpianist ist es so, daß meine Musik live und sozusagen innerhalb von Millisekunden auf der Bühne direkt vor den Ohren und Augen des Publikums entsteht. Da gibt es kein Playback, keine helfende Elektronik, kein Netz und keinen doppelten Boden, gar nichts. Nur eine Handvoll improvisierender Musiker mit ihren akustischen Instrumenten. Und mein Publikum will genau das sehen und hören.
Ja. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das Bedürfnis, hand-/mundgemachte Live-Musik zu sehen und zu hören, jemals verschwindet. Dazu ist es zu elementar.
Nicht nur im Jazz. Lagerfeuermusik gibt es seit 50.000 Jahren.
Inhalte bleiben auch wichtig. "Content first!" gilt nicht nur im Webdesign.

Einflüsse von KI-Musik werden wohl kommen, KI kann aber nicht kreativ sein, sie fleddert nur (inzwischen ziemlich gut sogar), was schon da war. "When I woke up this morning..." kennt jede KI, wenn was wirklich Neues kommt merken das die Leute, auch wenn es um Texte geht. Der Talahon-Song hat mich allerdings nachdenklich gemacht...
 
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Diese Diebstahlsmaschinen will ich auch nicht um mich rum genutzt wissen. *seufz* Aber zum Glück ist die Blase schon am platzen. Bis dahin habe ich Auslegungsanweisungen für meine Creative-Commons-lizensierten Werke geschrieben, da die Institution selber leider dem „KI“-Scheiß (“AI sludge” ist auch sehr nett) hinterherläuft, genau wie die OSI, die sich damit gerade selbst an Glaubwürdigkeit vollständig zerlegt hat.

Aber in der Barockmusik ist zum Glück genug Repertoire da ☻ und auch neue gute menschliche Komponisten gibt es noch, John Rutter zum Beispiel, oder Tuomas Holopainen.

Man muß halt ein bißchen mehr Auswahl treffen… aber mußte man sowieso schon, bei den „Stilrichtungen“ der letzten 120 Jahre…

Was Deinen Punkt der „Kreativität“ angeht brauchst Du Dir übrigens keine Sorgen machen: das sind nur übertaktete Wortvervollständigungsmechanismen. („Happy New Year: GPT in 500 lines of SQL“ war sehr aufschlußreich, wer’s genauer wissen will.) Die liefern nur, was statistisch (aus den Eingangsdaten her) am wahrscheinlichsten ist; neue Impulse können sie aus ihrer Natur hin ebensowenig wie Negativantworten / Absenz von Information abbilden.
 
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