Welche Musik kommt an, welche nicht?

  • Ersteller DarkStar679
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In meiner Jugend (16-19) spielte ich "schwierige" Musik, 5/8 Rhythmen mit Impro drüber, strange Akkordfolgen, McLaughlin, Al di Meola, Zappa und Klaus Doldingers Passport waren meine Idole, aber kaum jemand wollte es hören ausser uns und ein paar "Freaks" und die Musik war "anstrengend". Aber ich fand es cool so "komplizierte" Sachen hinzubekommen und es hat mir gewisse Skills beschert. Jetzt (62) spiele ich locker flockige Coversongs von den 60iger bis 80iger Hits, quer durch den Gemüsegarten, von Clapton bis Suzie Quatro, und mir und dem Publikum machts deutlich mehr Spaß... times are changing 😁. Aber einfachere und damit eingängigere Musik wird immer einen grösseren Zuspruch bekommen, als komplizierte ungewöhnliche Musik, da diese vermutlich gewisse Grundgefühle, Vibes weckt in den meisten Menschen, was bei der komplizierten Musik eher "Spezialisten" nur betrifft. Wenn der Körper zu wippen beginnt, das Gesicht zu lächeln beginnt und der Mund mitsummen will, dann sind die Vibes getroffen, die die Masse anspricht... Das aber hat nichts mit Qualität oder Rafinesse der Musik zu tun, das spricht einfach andere Ebenen des Kunstgefühls an. Also, warum kommen die einfacheren Stücke des TE besser an? Wohl weil sie die einfacheren Gefühle besser ansprechen und deswegen weniger "anstrengend" sind und die Hörer dabei in bessere Schwingungen kommen? So würde ich das einschätzen... LG, Frank
 
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Ich selber höre relativ breit gefächert, lediglich volkstümliche Musik nicht (bitte nicht verwechseln mit der ursprünglichen Volksmusik) und auch keine zu harten Sachen im Metalbereich, wo man vor lauter Geschreie des Troubadours nicht mehr die Worte entziffern kann und die auch diabolische Texte haben. Nein, ich bin Atheist, aber solche Lyrics will ich mir nicht antun.

Habe selber viele Jahre in diversen Bands usw. gespielt, kleine Deutschlandtournee mit Gospelchor, Jazz (hier auch als Percussionist), Classic New Orleans Jazz (1920-1930er) Pop, Rock, Oldie-Rock, Fusion, Soul, R´n´B, Funk usw.

Das Publikum kommt zu einer Vorführung und weiß, was es erwartet.

In jedem Bereich gibt es Publikum, die offen für neues sind und solche, die dedizierte Erwartungen haben.

Die grössten Aha-Effekte hatte ich bei Pop, R´n´B, Funk & Soul:

1.) Es muss tanzbar sein.
2.) Die Songs sind gut in den Charts platziert gewesen.
3.) Die Songs haben eine gute Hook-Line.

Also in der sog. populären Musik: Massentauglich, weil die Gehöre dank Radio usw. getrimmt sind.

Bester Beweis:

Mit meiner letzten Band haben wir in Duisburg gespielt. Der VA hat dort oft Jazz-Bands o.ä. eingeladen.
Als wir am Aufbauen waren - die haben auch "aufgebaut" - meinten wir, das die Tisch- und Stuhlreihe direkt vorm Bühnenrand deplatziert sei, da bei unserer Musik die Leute erfahrungsgemäß das Tanzbein schwingen wollen.

Widerwillig knurrend haben die dann die erste (vlt. auch zweite Reihe entfernt) und sich darauf eingelassen.
Und siehe da: Nach einigen Songs kamen immer mehr und mehr vor die Bühne, um zu tanzen.

Vorher meinten die noch: Nee, bei uns tanzt niemals jemand! - Tja, lag wohl an der Musi!

Aufgemerkt:
Dieter Bohlen hatte mit Modern Talking nicht umsonst so einen Erfolg. Tanzbar, gute Hook-Lines uvm. Da ziehe ich meinen ganz tiefen Hut vor! Ok, er hat wahrscheinlich nicht umsonst BWL studiert, um zu wissen, wie man monetär Erfolg haben kann. Insofern: Doppelt alles richtig gemacht. Vor der Kamera ist er auch ein anderer Mensch, als hinter der Kamera (weiß ich halt). D.h. er verkauft sich doppelt. Auch keine Schande.

Hier der Beitrag aus dem kleinen Duisburger Schuppen mit kleinem Publikum (komplizierter Cover-Song mit Stolperfallen, Eurovision song Contest 1:1 nachgespielt)


View: https://www.youtube.com/watch?v=h25xMrTEP1Y

So, und jetze oute ich mich mal als Fan von "geschäftlichen Produktionen": Ich nenne es mal "Plastic Pop".
Kate Perry - Teenage Dream


View: https://www.youtube.com/watch?v=98WtmW-lfeE

Die Musik/Text läuft mir tierisch den Buckel runter, aber handwerklich ist die Produktion genial gemacht:
Songaufbau, Struktur, Instrumenteneinsatz und EQ der jeweiligen Spuren.
Bitte mal mit guten Studiolautsprechern oder Kopfhörer abhören.

Dat is wie Dieter Bohlen, nur auf amerikanisch.
Macht Playlisten voll und scheffelt Gewinn.
Noch Fragen Kienzle?
Nein, keine Hauser!

Das Schema kann man beliebig auf andere Gruppen, Genres usw. übertragen. Da bin ich mir sicher.
Zielpublikum => Erwartungshaltung => Erwartungserfüllung => Gewinn!

Edith: Bin halt gelernter Banker. Irgendwas muss von der Ausbildung her ja wohl hängen geblieben sein. :sick:

Edith2: die Multitrackaufnahme vom X32 Compact hätte ich selber lieber anders mit meinem Cubase Pro bearbeitet.
Wat willste maache?
 
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bei kompositionen, die ich eher als banal einstufen würde, gibt es eine höhere hörergunst, bei kompositorisch ausgefeilterer musik ist die resonanz nicht so üppig.
1.) banal = witzlos, oberflächlich,
Gegenteil = komplex, anspruchsvoll.

2.) "Der Erfolg eines Musikstückes wird maßgeblich durch seinen Wiedererkennungswert bestimmt, weil dieser in der Musikindustrie als Nachfragefaktor gilt. Professionelle Komponisten versuchen gezielt, eingängige Text- und/oder Musik-Elemente und -Passagen in ihren Kompositionen zu platzieren." (wikipedia "Hookline")

d.h. komplex und ausgefeilt-anspruchsvoll ist schwer wiederzuerkennen, banal/simpel und anspruchslos ist leicht wiederzuerkennen.
und wir im Mainstream mögen nun mal Vertrautheit, kognitive Entlastung, leicht zugängliche Sachen.
 
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Wenn ich es richtig heraushöre, arbeiten viele erfolgreiche Songs überwiegend mit einer Prim-Melodie, die zwischendurch kleine Ausreißer beinhaltet.

So habe ich es jedenfalls auch aus dem o.g. Beispiel von Katy Perry herausgehört und wenn ich mich recht erinnere, hatte "Poker Face" von Lady Gaga auch so eine ähnliche Melodie.

Ist jetzt tatsächlich die Prim-trächtige Melodie das Geheimnis des Erfolgs, oder täusche ich mich da?


Anbei ist ja Lordi auch in kurzer Zeit zu den erfolgreichsten Metal-Bands geworden. Mitunter auch wegen ihrer Show. Doch Lordi kommt überwiegend mit einfachen Riffs und kurzen Solis aus. Interessant ist ja auch die Vielseitigkeit dieser Band, die sich gerne auch den 70er oder 80er-Sound zunutze macht. Ein sehr gutes Beispiel ist auch dieses hier:


View: https://www.youtube.com/watch?v=0i9DZeiF2CM
 
So, und jetze oute ich mich mal als Fan von "geschäftlichen Produktionen": Ich nenne es mal "Plastic Pop".
Kate Perry - Teenage Dream


View: https://www.youtube.com/watch?v=98WtmW-lfeE

Die Musik/Text läuft mir tierisch den Buckel runter, aber handwerklich ist die Produktion genial gemacht:
Songaufbau, Struktur, Instrumenteneinsatz und EQ der jeweiligen Spuren.
Bitte mal mit guten Studiolautsprechern oder Kopfhörer abhören.


Das ist so wie ... perfekte Ausleuchtung, tolle Szenen, gute Kostüme und alles pipapo, aber trotzdem schaue ich nicht 'Traumschiff'.
Hochglanzhülle ohne Inhalt.
Und die Musik ... kann ich mir nicht länger als 10 oder 20s antun.
Da kann das Handwerk noch so toll sein ...
So unterschiedlich sind die Leute.


Wenn man immer denselben Ton singt.
Kate Perry hat aber schon die Sekunden gemeistert ... obwohl man nicht weiß, wieviel Audioplugingedönskorrekturaufwand dahinter geschaltet ist.

Grüße
Omega Minus
 
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Da ist klassisch Melodyne o. Autotune im Einsatz. Ist mir wissentlich egal.
Hier zählt das Gesamtergebnis.
 
Das Schema kann man beliebig auf andere Gruppen, Genres usw. übertragen. Da bin ich mir sicher
Wenn es so einfach wäre ...

Die Musik wird halt nach dem Schema immer austauschbarer und muss immer mehr über andere Kanäle beworben gepusht werden.
Welches Lied geht heute noch ohne Video raus? und trotzdem ist das meiste nach ein paar Wochen vergessen, weil ein Lied wie das andere klingt.

Macht Playlisten voll und scheffelt Gewinn.
Wer primär so über Musik denkt, läuft Gefahr, seine Seele zu verkaufen und trotzdem am Ende keine gute Musik zu machen.

Vielleicht bin ich zu idealistisch, aber ich möchte keine Musik machen, die mir zuwider ist. Da müsste es schon sehr sehr sehr gut bezahlt sein...
 
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Achim Knispel. Bin in einer Jazz Familie aufgewachsen. Willem Breuker zum Frühstück.
Welche Musik bei einem selbst ankommt, hat natürlich auch damit zu tun, was man von früher Jugend an mitbekommen hat
Individuell unheimlich wichtig, wo man musikalisch herkommt. Aber das ist erst die halbe Miete. Denn wir haben ja Freunde, die ebenfalls Musik lieben, aber ganz anders gepolt sind. Auch Musikkollegen, mit denen wir gerne spielen. Da stellt sich schnell die Frage nach den gemeinsammen Nennern. Und die finden wir hier:
und wir im Mainstream mögen nun mal Vertrautheit
Keiner will einsam sein, das nennt sich Kultur. Wir können heute Marmor, Stein und Eisen bricht auf einer Party grölen und morgen mit Genuss Partiten von Bach hören. Wir wollen aber meistens irgendwo anknüpfen können und müssen nicht immer Neuland erobern.

Das heisst ja noch lange nicht, dass wir in musikalische Kloaken tauchen müssen.
(Anekdote des unglückseligen Roy Black: "wie bringt man das Gehirn eines Schlagersängers auf Erbsengrösse?" - "Kräftig aufblasen!")

Manche finden auch in kleinen Jazz-Clubs ihre Heimat, wogegen garnichts einzuwenden ist. Vertrautheit stellt sich da eben nur im kleinen Rahmen ein.
 
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Ich prostituiere mich auch nicht.
War sogar mal ein Rauswurf einer Band für mich:
Pay to play in einem HardRock-Cafe.

Lustig finde ich Dirty Loops. Musikstudenten an derselben Uni, die eine Band gegründet haben, musikalisch technischer Olymp umd prompt für Samsung Handys die Klingel Melodie entworfen/verkauft haben:
Dirty Loops - Over the horizon


View: https://youtu.be/4-siHP8YjhI?si=WiPns6SS3d6tmiT3
 
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Thema: Welche Musik kommt an, welche nicht?
nicht: Wer hat den tollsten, exklusivsten Musikgeschmack
 
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Sorry, bin abgedriftet..,
 
bei kompositorisch ausgefeilterer musik ist die resonanz nicht so üppig.
Woran kann man das genau erkennen?
Daran, dass die Musik kompliziert klingt? Ich wage mal zu behaupten, dass so etwas nicht wirklich ein kriterium sein kann.
Denn es gibt nur zu viele Beispiele, vor allem aus dem Pop Bereich, bei denen die Kompositionen weit weg von trivial sind, aber trotzdem mit eingängigen, scheinbar simplen, Melodien daher kommen. Mir fallen da die Beatles, Randy Newman oder Elton John auf die Schnelle ein.

Und dann ist da noch ein Aspekt nicht außer Acht zu lassen. Je nach Art der Veranstaltung kommt mal das, mal jenes besser an. Bei einem Konzertabend, Klassik, Jazz, Avantgarde usw,, bei denen das Publikum ausschließlich deshalb gekommen ist, um den Vortrag der Musik (hoffentlich) zu genießen, kann einfach gestricktes BumBumUggipuff wohl nicht die Anwesenten begeistern.
Andererseits wollen sich die Besucher einer Party, was auch immer der Grund dafür ist, bei denen es mindestens genau gleich viel um die Komsumation Bewusstseins verändernden Mittelchen, OH Verbindungen und anderes, geht und alle gerne abfeiern wollen, sich nicht mit tiefgründigen, hochkomplexen Musikstücken auseinandersetzen. Simple, auch im mehr oder weniger beduselten Zustand leicht mitzusingenden, Musik macht das abfeiern deutlich leichter.

Etwas spitz formuliert könnte man auch sagen, dass je einfacher im Geiste das Publikum ist, dest einfacher müssen die Songs sein. :)
 
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Last Christmas ist auch ein schönes Beispiel. Jeder denkt an den Refrain, es sei Düdelpop. Es führt regelmäßig Listen für Nervigkeit an, was für die Eingängigkeit spricht. Die Strophen kann aber keiner mitsingen, die sind durchkomponiert und nicht trivial. :D
 
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Ist jetzt tatsächlich die Prim-trächtige Melodie das Geheimnis des Erfolgs, oder täusche ich mich da?
Wenn du meinst Katy Perry uä. singen überwiegend den Grundton, JA. Die Behauptung ist einfach lächerlich.
Spiel doch mal die Gesangslinien von zB "Rollercoaster", "Firework" oder "Dark Horse", nach, dann wird dir das einleuchten und vlt noch ein wenig mehr. Diese Songs sind nicht nur wegen ihrer Produktion genial. Die Frau kann richtig gut singen, ... weil sie es in einem Chor gelernt hat.


View: https://youtu.be/QGJuMBdaqIw?feature=shared

Mal ein Beispiel einer anderen genialen Musikerin unplugged, nur um mal deutlich zu machen, dass für solcherart Kynstlerinnen Autotune und Melodyne absolut verzichtbar sind:


View: https://youtu.be/e5rKKL37kHQ?feature=shared
 
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Ich finde die Frage etwas schwierig.
Ich frage mich eher "welche" Musik, kommt bei "wem" an?

Wen will ich abholen?

Wenn es um die breite Masse geht, dann genügt es ja mal durch die aktuellen Charts zu zappen. Das zum großen Teil schon sehr leicht zugänglich, eingängig und auf Ohrwurm getrimmt. Was ich jetzt auch gar nicht negativ meine.
 
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@DarkStar679 Bei dieser Diskussion würde mich tatsächlich noch interessieren, auf was für Stücke Du Dich da beispielhaft beziehen würdest. Kannst Du mal 2 Hörbeispiele einstellen, die exemplarisch wären. Es geht ja um Deine eigenen Stücke, wo Dich die unterschiedliche Resonanz verwundert. Stell doch mal ein "banales" und ein "komplizierteres" Stück von Dir hier als Link beispielhaft ein, damit man mal selber den Unterschied hören kann... würde mich sehr interessieren! LG, Frank
 
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@uro-frank


da sind jede Menge Hörproben von ihm:hat:.
 

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