Ich stell mir das ja so ungefähr so vor:
Es gibt einerseits die Sicht eines Musikers. Wer selbst in Instrument spielt, mit anderen zusammen musiziert, selbst Sachen kreiert,... hat da ja einen viel differenzierteren Zugang, was an so einem musischen Klangeindruck alles beteiligt ist.
Kann man ja auch z.B. mit Mechanikern oder Softwareentwicklern vergleichen, die haben naturgemäß einen sehr differenzierten Überblick, wie man mit vielen beweglichen Teilen oder in sich verschachtelten Befehlen was auch immer bewirken oder lösen kann.
Das macht jemanden natürlich überaus empfänglich dafür, Komplexeres a) überhaupt mal als komplex zu erkennen und b) darin irgendwas zwischen Faszination, Eleganz und/oder Schönheit zu finden. Gerade bei Musik muss man dafür aber nicht unbedingt Musiker sein, als Musiker hat man aber auf jeden Fall den Vorteil, dass man sich auf verschiedenen Ebenen, mit Rhythmik, Harmonik, Melodik, ..... beschäftigen muss, dabei lernt man ja zwangsweise eben als Hörer auch ziemlich viel (wobei da glaube ich auch recht egal ist, ob man diesen Klangeindrücken dann auch Namen wie z.B. maj7 Akkord, laid back rhythm oder Modulation geben kann). Geht aber eben auch für Nicht-Musiker, das sind dann diejenigen, die ich jetzt mal ganz provokant als "echte" Musikfans tituliere, die dann idR wohl entweder von klein auf mit viel Musik, die irgendwie komplexer ist in Berührung waren oder aber, sich über verschiedene Interpreten quasi eigenständig "dorthin gehört haben", weil sie eben genug musisches Auffassungsvermögen haben.
Ich muss da auch immer an mich selbst denken, wenn es um bildnerische Kunst geht. Da bin ich gefühlt blind. Klar, für den "Boooah, das kann jemand mit einem Pinsel oder einem Meißel erschaffen"- Effekt reichts, aber das ist ein bisschen ähnlich, um den Vergleich mit dem Mechaniker nochmal zu bringen, wie wenn ein absoluter Nicht-Techniker und Nicht-Abstrakt-Denker z.B. ein offenes Getriebe oder Innenleben einer Uhr beim Arbeiten sieht. "Boooah, arger, komplizierter Schei*", aber all die Ebenen, über die sich jemand, der sich dafür wirklich interessiert oder damit arbeitet mit einem anderen "Nerd" austauschen kann bleiben vermutlich unerreichbar, oft genug nicht mal als existent erkennbar. So geht's mir dann eben z.B. in Reinform, wenn sich (bildnerisch-)Kunstaffine über abstrakte Kunst unterhalten, da kommt bei mir dann meist nur noch "ich versteh's einfach nicht" an.
Und vielleicht wichtiger: Wenn dieser Protagonist, der sagen wir mal in einem techn. Museum über so etwas stolpert, wird er sich noch mehr Getriebe anschauen? Vermutlich eher nicht. Genauso, wie eben jemand, ich nenne ihn mal 0815- Musikhörer, der bei seinem schwer Klassik verliebten Kumpel doch zumindest Toccata und Fuge mal hören "musste", damit er mal was ordentliches gehört hat nun plötzlich anfangen wird, JSB für sich zu entdecken.
Die meisten Musiker kennen das ja wohl auch: Ich brauche mich mit dem "0815-Musikhörer" nicht viel über Musik unterhalten und erst recht nicht darüber, was ich an welcher Musik wie faszinierend finde, er wird 90% der Worte, die ich benutze nicht verstehen, für ihn ist Musik eben meistens das, was für mich ein Bild ist. Kann man an die Wand hängen, wenn's subjektiv passt, dann passts und über was sollte man da nochmals tiefer nachdenken? Es ist doch nur ein Bild. Was, man könnte sich mit vielen Bildern beschäftigen, dann würde man dieses und jenes anfangen zu erkennen.... ja könnte man. Interessiert mich aber nicht - genauso werden die meisten Musikkonsumenten eben sagen, dass es sie nicht interessiert, ob das jetzt komplex ist oder nicht, wenn's subjektiv passt ist die Sache durch für sie. Und wenn nicht, dann drückt man auf "nächsten Song".
Also in Kurz, @DarkStar679 , ich vermute mal, dass du einfach mal nur den Umstand sichtbar machst, dass die allermeisten auf diesem Planeten weder Musiker, noch hingebungsvolle, stetig dazulernende Musikfans, sondern schlicht ganz normale Konsumenten sind.
LG