Letzte Meldung zum Seitenthema: Mein Altsax hat auch a'=523 Hz, deshalb bleibt der Kammerton trotzdem auf a'=440 Hz.
523Hz-Flöten sind deshalb einfach transponierende Instrumente, die auch nach Kammerton gestimmt sind.
Das kann ich dann aber auch nicht stehen lassen. Falsch ist das nicht aber auch mindestens nicht die alleinige Wahrheit.
Natürlich kann man Transpositionen und Stimmtöne austauschbar verwenden, besonders wenn die Töne freundlicherweise im Halbtonraster liegen (tun sie nicht immer). Aber wie gesagt- austauschbar! Die Transposition hat da keinen automatischen Vorrang.
Es macht je nach Umfeld unterschiedlich viel Sinn vom einen oder anderen zu sprechen. Beim Saxophon überhaupt keinen, die sind als transponierend gedacht von Anfang an damit der Fingersatz gleich ist. Die Blockflöten wurden so hoch gebaut weil ... also man weiß es nicht, wahrscheinlich aus Tradition, weil sie lauter und handlicher sind, weil der Bass so gerade noch zylindrisch gebohrt möglich ist, weil Schalmeien auch so hoch spielen... jedenfalls nicht um absichtlich transponierend zu sein.
Bei Blockflöten kann es Sinn machen sie transponierend zu schreiben, aber es bedarf der Erläuterung weil die Konvention nun mal ist dass Blockflöten nicht transponieren.
Wenn Klemisch
www.guido-m-klemisch.de/deutsch/floeten/CO_2-Frame.htm z.B. schreiben würde die Blockflöten sind in g-d-a oder ab-eb-bb dann würde der Blockflötist wegen seinem konventionellen Hintergrund (ich spiele klingend) sich fragen warum solche extremen Grundtöne gewählt wurden und was der Erbauer damit bezweckt. Er würde ggf. denken er solle die als in diesen Tonarten gebaut auch spielen mit einem anderen Fingersatz. Er würde evtl. denken 'was soll denn ein Ab Bass die Stimmen gehen doch immer bis G oder F runter da fehlen ja 2 Töne".
Transponiert hat man aber auch schon, als man noch mit Chortönen, Cornetttönen, türkischen Tönen u.v.a. musiziert hat. Wenn der Chor nach Chorton gesungen hatte, spielte der Organist z.B. ggf. einen Ganzton tiefer.
Abgesehen davon dass du grade Prätorius Wortwahl übernimmst (die selten ist)... ja... jein kommt drauf an wann. Transpositionen werden in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts üblicher weil auch das Zusammenspielen mit verschiedenen Stimmtönen üblicher wird. Aber es sind längst nicht alle Transpoisitionen üblich oder gar möglich (Orgeltemperaturen mitteltönig bla bla) und aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts wo meine 523 Hertz herstammen da war es sicherlich nicht üblich, und schon gar nicht so dass man zuversichtlich ein Instrument als in Ab interpretieren kann.
Letztlich müsste man die Spieler damals fragen per Zeitreise: "Sach mal spielst du grade ein G im normalen Ton oder ein durch die Grundstimmung deines Instruments erhöhtes F?"
Anderes Beispiel...
Das Museum sammelt und präsentiert Instrumente der europäischen Kunstmusik vom 16. Jahrhundert bis heute und demonstriert ihren Klang in Konzerten und …
www.museumsportal-berlin.de
Im Musikinstrumentenmuseum Berlin wird man begrüßt von einer Sammlung von Blasinstrumenten des 16. Jahrhunderts. Beschriftet sind die mit den Tönen gemessen an 440 Hertz. Überwiegend in A oder D oder G.
Aber sind diese Instrumente "an sich" in A oder in G? Ich würde sagen nein, weil man kann sie als Spieler nicht als solches interpretieren, es passt nicht zu dem Repertoire und es steht in den Quellen anders (F/C/G). Die Benennung mit den an a'=440 Hertz gemessenen Tönen ist missverständlich. Wenn z.B. jemand der in einem Renaissance-Laiensemble gewöhnt war die (nicht mehr gebauten) Nachbauten von Moeck zu spielen (a'=440 Hertz) dann wird er merken dass da ja irgendwas nicht übereinstimmt. Die Instrumente sind kleiner als seine. Da das alles klingend notierte Instrumente sind wäre es ein Fehlschluss wenn diese Person aus dem Museum rausgeht und denkt: "Also wir spielen ganz falsche Instrumente, die waren damals gar nicht in F sondern in G/A." Er hätte es nicht kapiert. Das SIND die damaligen F-Instrumente.