ch habe auch eine barocke Persönlichkeit: Wenn Akkordeon, dann möglichst viel qualitativ hochwertige Handarbeit: a-mano (Handarbeits!)-Stimmplatten. Ein Instrument, von dem in einer kleinen italienischen Werkstatt nur 20-30 Exemplare meines Lieblings-Konzertinstruments hergestellt werden. Von Hand gestimmt (ohne Dremel! Dremel igitt!), mit zarter Hand poliert, gestreichelt und verpackt... Da wird einem doch warm ums Herz. Wer will schon ein Akkordeon vom Band.
Die Illusion haben viele und träumen davon dass das auch wahr ist.. denn das Instrument hat ja schließlich viel Geld gekostet... ist aber bei Licht betrachtet bulllshit!
Von Hand wird vieles beim Akkordeon gemacht , aber die wesentlichen Punkte werden industriell gefertigt.. und das ist auch gut so! Anders gehts nicht!
Die Stimmplatten ( scheinen ja vielen das allerwichtigste zu sein am Akkordeon): Was wird da von Hand gemacht?... Da wird die Stimmzunge von Hand aufgenietet und dann noch feingestimmt. Das wars!
Das Ausgangsmaterial der Aluplatte wird in großen Aluminiumwalzwerken auf zig Meter langen Fertigungsstraßen hergestellt. Die Zungenkanäle werden in Stanzmaschinen ausgestanzt und maximal in Feilautomaten nachgefeilt. Mir würde es grausen ,wenn meine Stimmplatten von Hand einzeln geschmiedet worden wären... Bei weit über 300 Stimmplatten kann man davon ausgehen das bei Handfertigung mindestens 10% davon nicht maßhaltig wären und die Fuktion nur so leidlich wäre
Die Federstahlbänder der Stimmzungen werden ebenfalls in großen Walzwerken aufs 1/100 genau präzise gewalzt und die Festigkeit und Elastizität des Stahls wird genau kontrolliert und überwacht so dass die Qualität gleichbleibend ist.
Anschließend wird die Stimmzunge ausgestanzt - maschinell... jede exakt so wie die andere. Und das Zungenprofil wird ebenfalls maschinell eingeschliffen ebenfalls jede Zunge exakt gleich.
... und dann erst kommt der Handwerker und gleicht dann die Stimmung noch fein ab.
Mir würde es ebenfalls grausen würden meine Stimmzungen alle einzeln von Hand auf Maß gefeilt und geschliffen werden... denn dann wären vermutlich ebenfalls mindestens 10% nicht maßhaltig.
Gehen wir weiter im Instrument: das Bassgestänge, die Clavishebel die Teile werden alle mit Maschinen hergestellt, gestanzt punktgeschweißt... und das ist gut so, denn nur so bekommt man gleichbleibende Präzision. Und der Handwerker kommt da ins Spiel wo die Gestängeteile auf die genaue Position eingerichtet werden müssen... und wie wiederholgenau das stattfindet , kann man sehen wenn man mal in die Instrumente hineinschaut ... gerne auch mal in die hochpreisigen.. denn die Arbeit sieht mitunter aus wie Kraut und Rüben ...Das ist halt die Genauigkeit die der Handwerker so über die Woche verteilt abliefert.
Alles aus einer Hand ist nicht die Regel aber kann man auch
Davon hätte ich schon gern eins
mir ist es lieber es werkeln da mehrere Fachleute dran rum - jeder in seinem Spezialgebiet! Die Balgspezialisten fertigen den Balg., der Schreiner baut das Gehäuse, der Feinmechaniker kümmert sich um die Gestängeteile. Denn dann wurde jede Partie von den jeweiligen Spezialisten gebaut die diese Arbeitsschritte zu 100% beherrschen. .. ist mir ehrlich gesagt lieber als wenn das komplette Instrument von einer Person gebaut wurde die in allen Bereichen die Prozesse zu 85% beherrscht.
Das Akkordeon ist schlicht und einfach ein Produkt das in sehr starkem Maße mit der Industrialisierung der Gesellschaft zusammenhängt... und damit auch von der Arbeitsteilung lebt.. und das sehr gut sogar!
Dass man sein Instrument mag ist keine Frage und dass man mit seinen Instrumenten sorgfältig und liebevoll umgeht ist auch gut so... aber hört bitte auf das auf die Fertigungsprozesse zu projizieren... denn damit verkennt ihr die Wirklichkeit und öffnet Tür und Tor für jegliche Marketing- Mystifizierungsmachenschaften und Heiligenscheintaktiken um die Wahrheit in Nebel zu hüllen und durch Fiktionen zu ersetzen!