F E R T I G!
Heute ist es geschafft und dieses Bauprojekt ist beendet. Wackelige Elektrik beseitigt, Deckel gefräst, sauber gemacht. Vorab: es macht sehr viel Spaß sie zu spielen, aber die Einstellmöglichkeiten überfordern mich noch. Blendpoti, Frequenzwahlpoti, Boostpoti, Volumepoti, Passive-Tone-Controlpoti, Split-Ploti und nicht zu vergessen der drehbare PU. Laaange nicht am Ende der Sweetspoteinstellung, daher auch noch keine Audios aufgenommen. An den Lautsprechern klingt es richtig amtlich, recorded eher näselnd. Mit dem Biest muss ich mich also erstmal richtig vertraut machen. Lange keine Blutblase mehr an der Greifhand gehabt. Aber es fühlt sich so unglaublich richtig an, das Teil endlich fertig zu haben. Kann sie kaum beiseite legen. Paar Gedanken so zum Schluss:
Erster Eindruck
Klar mag ich sie trotz aller Kanten und Ecke die ich reingefräst, gebohrt und geschliffen habe. Bin kein Gitarrenbauer. Das rote Holz ist ein Augenfang, auch wenn man bei starker Ausleuchtung Unregelmässigkeiten sieht. An der Wand hängend neben meinen anderen Gitarren wirkt sie irgendwie zierlich und erinnert mich an eine zu groß geratene Ukulele.
Gewicht und Gewichtsverteilung
Hab sie nicht gewogen. Gewicht liegt gefühlsmässig ein bisschen unter meiner Fender Strat. Die Gewichtsverteilung ist sehr angenehm. Bin ein Gurtspieler, ohne kann ich nicht so. Drückt nicht, kippt nicht. Perfekt. Auch nach Stunden.
Korpusfeeling
Das Holz fühlt sich nur gebeizt toll an. Sehr weich, aber dennoch ein kleines bisschen fühlbare Struktur und bretthart. Da ich das nicht handwerklich bewerkstelligen konnte, habe ich auf ein Furnier und auf ein Binding verzichtet und hatte Bedenken ob ich mit den entstehenden Kanten glücklich würde oder schnell blaue Flecken oder Schrammen hätte. Nope. Ist super so.
Hals
Hals hat HansG hier aus dem Forum gefertigt. Ganz großes Kino. Ist nicht lackiert, aber dermassen flink, Bünde top. Da gibt es nix zu meckern. Wurde in den Korpus gleimt und trotz ein wenig Muffe ob denn durch meine manchmal nicht 100% Arbeit alles passt - no brainer. Mensur geht voll auf, Saitenlage passt, Intonation nahezu beim ersten Saiten aufziehen, nur wenig Nachstellen an der Piezobrücke. Da bin ich echt stolz. Den Halsstab lasse ich (erstmal) frei zugänglich, hab aber auch eine kleine Abdeckung dafür.
Bespielbarkeit
Ich sach ma so: So nämlich. Respekt. Ich fand mich direkt zurecht, hatte nicht den Eindruck mich groß umzugewöhnen, fühlt sich vertraut an. Ab Bund 17 wird bissl schwierig zu greifen, aber so weit hoch spiele ich fast nie.
Tonabnehmer und Elektronik
Es fällt bestrimmt direkt auf, dass die Abdeckung für die 2x 9 Voltbatterien ein Halbmond wurde und kein Tail wie im Original. Nicht die ästhetischste Lösung, aber durch den großen Freihandfräsunfall und das ausladende Batteriefach in diesem Bereich ging es nicht anders. Vielleicht modifizier ich das noch, aber ich denke erstmal bleibt das so.
Die Potis sind allle gut erreichbar, ebenfalls der Schalter, der den SVF-schaltet. Leider hat der Frequenzwahlpoti keine Mittelstellung (kam so vom Hersteller der Platine). Im Praxistest wäre eine Mittelraste ganz gut für die Erstorientierung. Der aktive PU (Tesla AH-2) ist schon extrem kräftig und im Gegensatz zum Piezo übermächtig. Piezo bräuchte demnach einen kleinen Vorverstärker, aber NO. Ich finds gut so und ehrlich gesagt wüsste ich auch nicht mehr wo ich den hinbasteln sollte.
Durch die Elektronik erreicht man wirklich eine große Flexibilität, wie eingangs beschrieben bin ich noch nicht firm im Umgang damit. Was ich jedoch sagen kann ist, dass bei volle Pulle bereits im Clean so gerotzt wird, das es ab Bund 12 richtig fetzt. Brettert dann aber auch ordentlich in den Bässen. Denke da muss ich mich feinfühlig rantasten und evtl. auch noch mal den PU etwas drehen. Ist erstmal Frei-Schnauze eingestellt. Die Splitfunktion hat bei diesem PU kaum Auswirkungen. Das ist etwas schade.
Klingt sie nach Model 1?
Ansatzweise. Sie singt nett und hat eine Reinheit und Helligkeit, die ich so noch nicht gehört habe. Mir fällt auch nichts ein um das zu vergleichen. Wenn man mit dem SVF spielt wird es gemächlicher, klingt ausgewogen und smoother. Der Anschlag und die Dynamik sind grob, mit Plektrum verdoppelt sich das gefühlt und ist mir zu unkontrollierbar. Buckingham spielt mit den Fingern und ja, dafür wurde das Original gefertigt. Ich komme mit den Fingern auch besser klar. An meinem Modeler habe ich nach Vorlagen und berichten aus dem Internet das Buckinghamsche Setting nachgestellt. Tatsächlich ist die Ähnlichkeit dann hörbar. Aber eine exakte Kopie ist es soundmässig nicht.
Schlusswort
Was als Idee begann, mit viel Mühe in der Recherche, zahlreichen äusserst frustranen Erlebnissen, viel Flucherei, schönen Momenten und auch mal das Gefühl Brennholz fabriziert zu haben seinen Lauf nahm, ist nun beendet. Bin ich froh? Ja! Würde ich das nochmal machen? Auf gar keinen Fall.
Zuletzt möchte ich mich bei allen Aktiven in diesem Thread bedanken. Für die konstruktive Kritik, die Tipps, die ermutigenden Worte und naürlich für die Geduld. Danke an Helmuth Lemme, der mir einen verloren gegangen Schaltplan für meine Model-1 super schnell und unentgeltlich neu gezeichnet hat. Ein besonderer Dank geht an
@hansg, der mir so viel Mut gemacht und so viel Hilfsbereitschaft entgegengebracht hat. Danke auch an Freunde und die Familie, die ebenfalls oft den Kopf mit mir rauchend über dieses und jenes Problem beim Bau gehalten haben.
Saut_Jusa Ende. Hatta fertich.