Entschuldigt, dass wir aus dem Blasenthema abzugleiten drohen.
Nö. Meiner bescheidenen Meinung nach ist dies ein wertvoller Beweis dafür, wie sich ein Mensch hypothetisch bis zu einer Blase hocharbeiten kann. Bei Dir ist das natürlich nicht der Fall, denn Du spielst immer noch universelle (und alle) Werke und bist nicht in eine sehr enge Genrespezialisierung abgerutscht. Und deshalb:
Ich spiele das sogar alles sehr gern (...), wobei mir durch den universellen Geschmack immer das letzte Quantum Authetizität fehlt.
Und gerade dadurch sind die von Dir präsentierten Werken vielleicht besser verdaulich als bei eng spezialisierten "Blasenbewohnern".
Übrigens fange ich an, den Inhaltsstoff der richtigen Blase zu vermuten: ein relativ enger spezifischer Musikstil + nur eine relativ schmale Gruppe echter Zuhörer (= regelmäßige Zuhörer) + persönliche Spezialisierung nur auf diesen bestimmten (seltenen) Musikstil + persönliche, intern erworbene Überzeugung, dass dieser Stil von einer Person (= zufälligem Zuhörer, der vorbeikommt) verstanden werden
muss + der Glaube, dass der bestimmte Stil ein integraler Bestandteil der Musikwelt ist. Grundsätzlich toleriere ich das alles, bis auf eine Aufforderung – ein Wort. Dieses Wort ist das Wort "muss". Als Mensch, der in meiner Jugend Totalitarismus erlebt hat, reagiere ich sehr empfindlich, wenn jemand das Wort „müssen“ gegen mich verwendet. Ja, ich muss essen, ich muss trinken, ich muss arbeiten und um meines Herzens willen muss ich auch meine Musik machen. Aber je nach meinem freien Willen kann ich den vorgegebenen Stil verstehen oder auch nicht. Mit anderen Worten: Ich
muss ihn nicht verstehen. In meinem Leben suche ich vorzugsweise nach einer Art Musik, die mein Herz berührt, bevor mein Verstand sie versteht. Danach fällt es mir viel leichter, solche Musik zu üben und auch zu spielen. Aber das sagt ein unbedeutender Amateur – Musikant…
Gruß, Vladimir