Ganz Grundsätzlich muss das Headset zum Job und zur lokalen Situation passen. Wenn man hier patzt, dann ist nicht viel zu retten.
Eine gerichtete Kapsel ist grundsätzlich schwieriger in ihrer Position zur Quelle zu sehen, als eine Kugel. Sobald die Kapsel nicht mehr die Quelle im Fokus hat ändert sich der Klang meist signifikant. Es gibt hier 2 Hauptprobleme: a) die Mechnaik des Headsets und b) der Nutzer ausgehend, dass der Anbringer korrekt ausgerichtet hat.
Bei den Kapseln selbst gibt es erheblich Unterschiede bezgl. Klang, Koppelempfindlichkeit, Pop- und Atemgeräusche, Nebenschallaufnahme.
Die beiden ersten Attribute hängen auch maßgeblich von der PA und der lokalen Situation ab, vom Bediener und Nutzer mal abgesehen (vor dem Pult und vor dem Mikro). Ansonsten kann man per EQ noch etwas retten.
Nur mal zwei allgemeine Situationen
Businessjob in einem Konferenzraum mit Glasfläche, tapezierten Wänden und Teppichboden. Kleine PA mit Delayline. Aufmerksames Publikum.
Welches Headset sollte man verwenden?
Ich würde hier eine Kugel nehmen. Möglichst klein, unauffällig, hautfarben. Selbst wenn der Träger daran rumspielt wird die Kugel fehlertolerant sein. Aufgrund der Beschallungssituation mit Delayline und vorausgesetztem aufmerksamen und daher leisem Publikum sollte dies auch ohne Feedbacks möglich sein. Ich würde gar behaupten, dass es selbst bei suboptimalen Voraussetzungen (keine Delayline, höherer Grundgeräuschepegel) kein Problem sein wird den Vortragenden auch bei leiser Stimme deutlich hörbar zu machen.
Rockband mit singendem Drumer, der Alptraum vieler. Dazu klassisches Monitoring.
Ganz klar gerichtet mit stabiler Mechanik, so dass das Headset am Kopf quasi festgetackert ist. Möglichst nah an die Quelle, also Mund und am besten devor und nicht am Mindwinkel. Größe der Kapsel egal. Ich würde hier gar eine dynamische nehmen gar mit Superniere. Hauptsache viel GbF.
Klanglich kann man per EQ ein wenig biegen, sofern die PA korrekt wiedergibt. Es kommt hier vor allem auch auf die Ausrichtung Monitor vs Mikro an.
Ob das wirklich gut funktioniert hängt mitunter auch vom singenden Drumer ab und ob dieser schon an der Taubheitsgrenze ist.
Headsets nehme ich auch sehr gerne zur Abnahme von körpernahen Instrumenten in Kopfnähe, z.B. Geige, Violine, Flöten.
Zuletzt zu den hier mitunter genannten Headsets und meinen Erfahrungen.
DPA
Klanglich sehr gut, man muss prinzipiell nicht viel am EQ machen. GbF ist auch soweit ok. Kugel und gerichtet sind durchaus brauchbar, Kugel finde ich im allgemeinen besser. Die Mechanik und die notwendigen Adapter sind grütze. Hatte mehr als notwendig damit Ärger und Ausfälle. Kann niemand gebrauchen, vor allem in Bezug auf den Preis.
Sennheiser HSP irgendwas. Ohne EQ klanglich eine Katastrophe mit hoher Feedbackneigung. Steht bei mir auf der "Bitte nicht" Liste.
AKG C420
Eines der schlechtesten Headset die ich je hatte und angeschafft habe. Nie wieder. Weder fehlertolerant noch GbF obwohl Niere. Dazu eine Mechanik die nur bei 40% der Köpfe passt und eine Augenkrebsoptik.
Countryman H6
Was will man mehr. Einer oder gar der Liebling. Stabile Mechanik, extrem fehlertolerant, klanglich über jeden Zweifel erhaben. Das geht 1:1 durchs Pult, vernüftige PA vorausgesetzt. Und selbst bei einer verbogenen PA macht das Teil noch eine gute Figur. Auch optisch unauffällig und man kann damit Duschen und es tut hinter immer noch und selbst unter der Dusche.
MiPro MU55-HNS
Unsere Allzweckwaffe. Kugel, spritzwasserbeständig, klein und unauffällig, fehlertolerant. Mittlerweile sind gar 3 unterschiedliche Mechanikgrößen im Lieferumfang enthalten. Die Mechanik ist stabil, ebenso die Leitung. Da das Mikro selbst auf einem eigenständigen Träger sitzt und in die Kopfmechnik eingeklipst wird, kann man dies auch mit einer entsprechenden Mechanik als Earset verwenden. Klanglich kommt es recht nahe an wesentlich teure Konkurrent wie DPA ran. Am EQ muss man nur wenig bis gar nicht biegen. Für mich ein Preisbrecher, denn es ist jeden Cent wert.
MiPro MU23-HNS
Ist der kleine Bruder vom 55er. Ist allerdings weniger fehlertolerant und klanglich muss man einiges biegen, damit es funktioniert. Die Mechanik ist dieselbe, also wirklich brauchbar. Wenn man ein günstiges, halbwegs brauchbares Headset für Sprache sucht ist man hier richtig, sofern man einen EQ bedienen kann.
Shure SM35
Sozusagen das SM58 als Headset. Funktioniert auch auf lauten Bühnen, da recht hohes GbF möglich, wenn man weiß wie. Gutmütig in der Anbringung und recht gute Mechanik. Selbst wilde Drumer kommen damit klar. Optisch darf der Träger allerdings nicht im Rampenlicht stehen.
Shure WCM16
Hält was Shure so im allgemeinen verspricht. Klanglich in Ordnung, die Mechanik tadellos. Trägt optisch ein wenig zu dick auf. Durch die Superniere muss es exakt ausgerichtet werden, also nix für Personen die immer wieder daran rumfingern. Ich finde es zu teuer.