Also nicht das Thema wählen, zu dem ich schreibe, ja?
Ich hoffe, dass ich deine Frage richtig verstehe. Über „das Thema“ kann und will ich eigentlich nichts sagen. Das Thema ist für mich sogar recht uninteressant! Themen drängen sich vermutlich jedem Menschen pausenlos auf. Mache denken lange darüber nach, andere plappern sofort aus, was sie bewegt. Ich kann wohl nur soviel sagen: Wenn man in einem Ritt mehrere Seiten füllen kann, hat man vielleicht wirklich etwas auf dem Herzen. Aber ob man damit schon eine
Idee hat???
Eine Idee habe ich, wenn mich plötzlich eine innerliche Hoffnung wärmt. Die Aussicht auf eine Reise. Wenn ich einen Weg sehe, meiner Einsamkeit für Momente entkommen zu können, indem ich mein Herz sofort erleichtere. Indem ich plötzlich das Kribbeln einer Hoffnung spüre
Ich packe schon freudig die Koffer, wenn ich meinen ersten Satz kreiere.., Der ist für mich über die Jahre immer wichtiger geworden. Denn jeder erste Satz soll mir ganz deutlich zeigen, ob ich nur grübeln will, die Sorgen wieder mal neu ordnen will,
oder ob ich neugierig vor einer Tür stehe, hinter der ich eine andere Welt vermute! ( Egal, wie das Thema lautet)
Bei Lichte besehen, hat mir das Sorgen ordnen über die Jahrzehnte wenig gebracht. Das ähnelt aus heutiger Sicht einen Terminkalender, in dem man alle seine Pläne so lange einträgt, bis keine Sau mehr durchsieht
Ja, ja, man muss schon sorgsam überlegen, welchen Termin man im Moment für den wichtigsten hält. Denn ein voller Terminkalender hat fatale Folgen, Der kann derartig deprimieren, dass man letztlich gar nicht aus dem Bett raus findet. - Genau so geht es mir, wenn ich beim Schreiben nur grüble. Aber aber es geht nicht nur um den Inhalt einer Aufgabe. Es geht auch darum, mit welcher Energie ich die kommenden Aufgabe ummantle, ver
zaubere.
Und nun bin ich endlich bei meinem Beginn: dem
Sog des ersten Satzes!!! Der sollte also so sein, dass man sofort los stürzen möchte, sich sofort umschaut, was man für den Weg, für die nächste Abenteuerreise minimal braucht. Damit man nicht nach den ersten Schritten erschöpft unterm Gepäck zusammenbricht!
Was bedeutet das nun für den ersten Satz? ich schreibe zunächst ein Subjekt und ein Prädikat! Dazu vielleicht noch ein Objekt. Und kleide beide in ein starkes Gefühl. Je lebhafter die Form des ersten Satzes, umso deutlicher zeigt sich schon der Charakter des kompletten Textes. Ja, ja, der erste Eindruck…
Ich liebe die Anfänge von Rilke. „ Wie habe ich das gefühlt, was Abschied heißt / wie weiß ich‘s noch…“ Bei diesen Beginn fliegen mir sofort hunderte Abschiedsszenen bildhaft zu. Im Gegensatz zu einem seichten, Anfang, wie: „ warum hast du mich verlassen?“ Rilkes Anfang verspricht doch eine spannende Geschichte! Oder?
Ab hier will ich mich nun konkreter mit der Form und ihren Möglichkeiten beschäftigten . Und nicht mehr mit meiner nächsten Aufgabe, die mich schon die ganze Zeit brutal aus dem Bett zerren will ...
Bis bald!