Romantik auf dem Akkordeon

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morino47
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Aus der Akkordeonistenvorstellung hat sich eine interessante eigenständige Diskussion über romantische (Klavier) Musik auf dem Akkordeon ergeben. Deshalb wurden die hierauf bezogenen Posts hier in diesen Faden ausgelagert.

Wen es interessiert: Hier der ursprüngliche Ausgangspost: Vorstellung Tamaracha





* Fantasie KV 397 von Mozart (ok, sind ein paar fiese Läufe drin)

Hallo @tamaracha ,

herzlich willkommen on board auch von mir, schön, wie Du Dich hier einführst.

Ich habe mir die Mozart-Fantasie angehört und bin jetzt völlig verwirrt. Meine Vorstellungskraft reicht nicht, um mir dieses Stück auf dem Akkordeon gespielt vorzustellen - zumindest nicht so, dass es einigermaßen nach Musik klänge. Es klingt (für mich, Wissende weisen mich vielleicht scharf zurecht) fast wie romantische Klaviermusik, und die ist ja bekanntermaßen für das Akkordeon ungeeignet.

Was ist also Deine Akkordeon-Vorstellung von dieser Fantasie? Hast Du das vielleicht schon mal irgendwo auf dem Akkordeon gehört?

Viele Grüße

morino47
 
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Hallo @morino47,

interessant, dass jemand meine Ideen hinterfragt. ;-)

Ich würde die D-Moll-Fantasie auch nicht 1:1 übertragen, die besonders wilden Läufe sind wahrscheinlich zu klavierhaft. Als Register würde ich vor allem 16+8 oder 16+4 nehmen (letzteres habe ich nicht). Ich finde eigentlich, dass das Hauptthema aus dem Mittelsatz sich sehr gut verwerten lässt, und diese getriebenen synkopischen Stellen aus der linken Hand würden sich auch gut umsetzen lassen. Der dritte Satz wird von vielen Pianisten auch brillianter gespielt als er müsste, da kann man auch ein paar Schritte zurücktreten. Hier geht vielleicht sogar Tremolo, wenn man die Akkorde etwas reduziert. Das Stück ist eine kleine Stimmungsfantasie, keine Präzision auf die letzte Note. Hier kann man noch was zur Interpretation lesen:
Es kann sein, dass ich das Hauptthema der Arietta einmal in der Hörspielbearbeitung des WDR zu „Frankenstein“ gehört habe. Es war dort ein bisschen gewollt auf provisorisch gemacht. Ein im Eis steckengebliebenes Schiff, ein paar unglückliche Seeleute und ein Akkordeon. Ich hatte in dem Moment gedacht, das müsste doch eigentlich noch besser und elaborierter gehen.

Ich bin überhaupt keine Kapazität dafür, was für das Akkordeon „bekanntermaßen“ geeignet oder ungeeignet ist. Wenn Romantik ungeeignet ist, müsste der Brahms und einiges andere auch rausfliegen. Romantik hat sich vom Formalen hin zum Ausdruck bewegt, da würde ich mir auch den entsprechenden Gestaltungsspielraum bei der Übertragung nehmen. Das ist jetzt mein persönlicher Geschmack, aber mir geben z.B. Barockstücke auf dem Akkordeon keinen rechten Mehrwert. Kann man natürlich machen und ist beeindruckend, aber Bach lebt eh aus seine inneren Struktur und dichte heraus, deswegen kriegt man den auch nicht so schnell kaputt. Es liegt mir fern, dir entsprechendes zu unterstellen, aber es ist einfach zu verlockend, hier „Der Kenner“ von Eugen Roth zu zitieren.

ps: Sorry für Formatierungsfehler, ich muss mich an diese BBCode-Auszeichnungen gewöhnen.
 
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Wer hat das nun wieder gesagt? Engstirnig ist noch das netteste, was mir dazu einfällt.

Das habe ich gesagt. Und da bin ich gerne engstirnig, wie Du es netterweise wertest. Ich weiß mich aus persönlichem Gespräch in meiner Einschätzung allerdings mit einigen Akkordeonisten in Übereinstimmung, darunter auch Akkordeon-Hochschuldozenten, die weltweit konzertieren - mit Akkordeon-Musik.

Zieh mal die Akkordeonstulpen aus und die Musikstulpen an und hör Dir dann Schumann, Chopin oder Brahms auf dem Akkordeon an. Vielleicht kommst Du dann ins Grübeln.

morino47
 
eieiei .. der schönen worte reichlich ..
jetzt bin bestimmt nicht nur ich gespannt auf eine klitzekleine, mozärtliche und "romantische" akkordeonhörprobe die das geschrieben musik werden lassen.
 
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@morino47: Mich an Schumann, Liszt oder gar Chopin zu vergreifen, hätte ich jetzt auch nicht in Erwägung gezogen. Das hat aber eben auch mit den eingesetzten Techniken und Stilmitteln zu tun. Gerade bei Chopin ist es ja oft so, dass aus den vergleichsweise dünnen und leichten Klaviertönen in schneller Folge eine Art Textur oder Klangteppich entsteht. Das ist was komplett anderes, eine eigene Entwicklung für die speziellen Stärken des Klaviers. Wie oft habe ich Fantaisie-Impromptu von Chopin gehört … Da könnt ich mich reinlegen, auf dem Akkordeon nachspielen würd ich das eher nicht.

@opa_albin, vielen Dank für die Willkommensgrüße und den liebenswürdigen Beistand. Als Faustregel betrachtet würde ich @morino47 schon zustimmen. Hör dir vielleicht wirklich mal Fantaisie-Impromptu an, dann kannst du meine technische Erklärung wahrscheinlich nachvollziehen. Wegen so etwas schönem sollte man sich nicht prügeln.

@Balgseele: O was hab ich mir da bloß eingehandelt. :)

Allen hier noch einen schönen Abend.
 
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Ach, prügeln tu ich mich wegen so was nicht, bleibt mal locker ;) Dafür ist doch das Forum da.

Es war natürlich nicht nett geschrieben von mir, entschuldige.
Ich kann ja voll akzeptieren, wenn jemand sagt, dass ihm eine bestimmte Musik auf dem Akkordeon nicht gefällt. Das geht mir ja auch so mit gewissen Dingen.

Aber niemals würde ich das verallgemeinern. Natürlich klingt es anders, ungewohnt, vielleicht muss man es ein bisschen umarrangieren, es bekommt vielleicht einen anderen Charakter ... aber es fällt mir wirklich kein Grund ein, warum man generell romantische Klaviermusik nicht auf dem Akkordeon spielen dürfen soll.

"romantische" akkordeonhörprobe
Mit dem Fantasie-Impromptu habt Ihr nun gleich ein relativ krasses Beispiel ausgewählt. Ich kann es leider nur auf dem Klavier einigermaßen ;) auf dem Akko werd ich das nie können.
Aber wenn ich mal bei youtube schaue, gibt es Interpretationen, die mir nicht gefallen - zu "dick", Bassseite zu laut, wie zB diese hier, aber auch diese, wie ich finde schön luftig gespielt. Von der Registrierung würde ich es mir noch ein bisschen anders vorstellen, aber ich finde es absolut ok.

Ein bisschen weiter und out of the box wäre diese Aufnahme im Gypsy-Style. Gefällt mir irgendwie auch sehr, auch wenn es im engeren Sinne keine romantische Interpretation mehr ist.

Chopin-Walzer und Mazurken werden doch haufenweise auf dem Akkordeon gespielt, und zum Teil wunderschön, findet Ihr nicht?? Schubert - frühe Romantik - da hat der Forenkollege eine wunderbare Akkordeonversion hingelegt. Traumhaft.

Und Brahms? Geht auch. Ist natürlich nicht dasselbe. Aber diese Version geht mir auch irgendwie ans Herz, weil sie den musikalischen Gehalt des Stücks erfasst und das Gefühl dahinter rüberbringt.

Wie auch immer, ich finde, es sollte jede(r) selbst entscheiden, und niemandem vorschreiben, was man spielen soll und was nicht. So war's gemeint.
 
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@opa_albin: Respekt, wenn du F-I auf dem Klavier hinbekommst. Deine zweite Version finde ich überraschend gut, auch wenn ich immer noch den Eindruck habe, dass zu viel von diesem federleichten perlenden Luftigkeitseffekt verloren geht, der durch die Klaviertöne entsteht. So schnelle Tonfolgen finde ich beim Akko als Höhepunkte zwar super, auf Dauer aber zu gedrängt und schwer. Bei dieser Art von Klaviermusik würde ich schon sagen, dass die Stücke ihren Charakter zu sehr von den Klaviertechniken bekommen.

Klar darf jeder spielen und hören, was er mag, es geht um Kunst. Es ist aber auch von der Zielsetzung her eine ziemliche Spannweite, wie konservativ (positiv gemeint) oder progressiv man unterwegs ist, also ob man eher geschichtswissenschaftlich versucht, möglichst viel authentischen Kontext mitzunehmen und den zeitgenössischen Ästhetikvorstellungen auf den Grund zu gehen, oder ob man sich von Eindrücken inspirieren lässt und diese in der Interpretation frei weiterentwickelt. Dass sich bei der ersten Herangehensweise (Musik als Forschungsgegenstand) ein akademischer Konsens herausbildet, ist naheliegend. Der wird natürlich auch wieder regelmäßig herausgefordert, weil irgendjemand ein verloren geglaubtes Manuskript gefunden oder Briefe neu interpretiert hat usw. Ich finde, dass beide Ansätze interessant sind und ihre Daseinsberechtigung haben. Beim Akko finde ich persönlich Weiterentwicklung gerade interessanter als Authentizität. Bei den Chopin-Tänzen kann man im Extrem z.B. auch entweder sagen, sie seien stilisierte Tänze und haben mit dem eigentlichen Tanz gar nicht mehr so viel zu tun, dienen quasi als Rahmen für Chopins Art von Musik. Oder man nimmt sie mehr als Inspiration und spielt sie vielleicht wieder tanzbarer. Eigentlich könnte das im Forum sogar eine Profilangabe sein, welcher Ausrichtung man näher steht.

Bei Schubert gebe ich dir völlig Recht, da gibt es viel schönes zu finden, das sich aufs Akko übertragen lässt. Vieles ist da aber auch Kammermusik oder Kunstlieder, wo das Klavier nicht ganz so extrem und solistisch virtuos reinknallt. Der Lindenbaum und die Forelle sind ja praktisch Volkshits geworden. Da bleibt immer noch viel Essenz übrig, auch wenn man das Klavier beim Übertragen etwas umgestaltet. Bei Stücken wie Impromptus Op. 90 Nr. 2 oder 3 wird es dann schon wieder schwieriger, für mein Empfinden. Moment Musical Op. 94.3 klappt aber vielleicht schon wieder mit etwas Anpassung.
 
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Interessante Gedanken, man merkt, dass Du da schon viel drüber nachgedacht hast.
Das FI finde ich technisch deutlich einfacher als manche Chopin-Etüden. Aber auf dem Akkordeon - keine Chance ;)
 
Mal sehen wie lange die Unterhaltung über Romantik hier noch im Vorstellungsfaden bleiben kann ;)

Also, das Musical Moment ist völlig unkritisch mMn. -hab das zwar nie bis zur Perfektion getrieben, aber schon unterrichtet.


View: https://vimeo.com/324801124


Beethoven würde mich ungeheuer reizen, aber es ist mir zu viel Aufwand - einfach so aus Spaß. In Konzerten hätte ich wahrscheinlich keine Verwendung dafür.



Die vom @opa_albin verlinkte Gipsy Variante vom F I gefällt mir auch sehr gut.

Hier das wohl verpönteste Stück für Akkordeon


Auch der Abendsegen ist ziemlich romantisch


View: https://youtu.be/kJC0E9Nsy34

und hier ein Auszug aus dem erwähnten Lindenbaum.




Kann sein dass viele Fachleute bei diesen Sachen die Nase rümpfen würden. Aber solange es mich packt und in mir selbst keine Zweifel aufkommen würde mich das nicht allzusehr interessieren.
Ich finde, es gibt Stücke die nicht der Romantik zuzuordnen sind aber technisch und musikalisch genauso funktionieren. Irgendwie merkt man die Darstellbarkeit dann beim Spielen und wird automatisch eine Entscheidung treffen.
 
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Ja, da haben wir wohl eine Diskussion losgetreten, die in einen eigenen Thread passen würde ;) Bestimmt schiebt das ein netter Admin.

Das Musical Moment wie es @Klangbutter spielt, ist ein sehr cooles Beispiel dafür, wie ein Stück nicht nur auf dem Akkordeon "geht", sondern eine ganz neue Klangwelt aufmacht.
Die Basstöne klingen so Klasse, wie sie langsam ansprechen, dann bisschen "scheppern", wie ein Kontrabass, der mit dem Bogen richtig Stoff gibt. Gefällt mir außerordentlich gut.

Auch die Träumerei, sehr schön. Eigene Kreation? Tolle Harmonien, find ich (y)(y)(y).

Hast Du den Lindenbaum extra hierfür eingespielt? Da läuft es einem ja kalt den Rücken runter. :eek2:

Dein Ansatz, Uwe, zeigt ja, dass eigentlich alles geht, wenn man offen ist. Einfach nur die Noten wie auf dem Klavier runterspielen führt aber sicher nicht immer zu musikalisch befriedigenden Ergebnissen. Das meinten vielleicht die oben erwähnten Akkordeon-Hochschuldozenten.

Dass es technisch anspruchsvoll ist, kommt noch dazu. Aber der Lindenbaum ist ja auf dem Klavier auch ne straffe Übung.
 
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Interessante Diskussion hier!

Es klingt (für mich, Wissende weisen mich vielleicht scharf zurecht) fast wie romantische Klaviermusik, und die ist ja bekanntermaßen für das Akkordeon ungeeignet.

Bei der Klaviermusik der Romantik bin ich auch oft sehr skeptisch - Hier wird dann halt schon oft ausführlich vom Pedal und dessen klanglicher Wirkung Gebrauch gemacht - was sich auf dem Akkordeon äußerst schlecht nachbilden lässt. Oder es wird mit der Eigenart gespielt, wie der Ton beim Klavier gebildet wird und wie der dann klingt und die tonalen Eigenschaften des Klaviers werden gezielt ausgenutzt... macht es für das Akkordeon auch sehr schwierig. Deshalb bin ich sehr vorsichtig was romantisch Klavierliteratur angeht, wenn ich mir neue Stücke suche.

Hier das wohl verpönteste Stück für Akkordeon

... Aber ich lerne dazu!

Ja, die "Träumerei" hielt ich für so ein Stück das auf dem Akkordeon nicht wirklich gut umgesetzt werden kann, weil dieses luftig leichte Element das die zarten verklingenden Klaviertöne erzeugt, ist auf dem Akkordeon nur ungenügend darstellbar ... dachte ich ... und wurde nun von Klangbutter eines besseren belehrt! :hail:

So luftig leicht wie auf dem Klavier ist´s zwar nach wie vor nicht, aber es hat schon was leichtes, angenehmes, so dass ich mir da schon eine angenehm luftige Sommerträumerei unter dem Apfelbaum vorstellen kann.

Ich habe mir die Mozart-Fantasie angehört und bin jetzt völlig verwirrt.
Auch nett... dieses Stück habe ich völlig aus dem Gedächtnis verloren gehabt...obwohl ich das auch schon mal gespielt habe , in der Zeit als ich meinte, mit meinem Unvermögen ein Klavier traktieren zu müssen. Und ja, das kann ich mir sogar relativ gut vorstellen dass man das auf dem Akkordeon auch eingiermaßen gut darstellen kann... Gut die beiden Prachtsläufe müsste man wohl anders gestalten - als Glissando oder so und von der "Länge" evtl etwas kürzen, aber sonst geht das meine ich sogar relativ gut. Mozart ist denke ich eh noch relativ gut übertragbar - hat (meist) keinen exzessiven Gebrauch vom Pedal gemacht - das erleichtert es schon deutlich für den Akkordeonspieler. Je mehr Pedal desnto schwieriger wird s für das Akkordeon
 
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Je mehr Pedal desnto schwieriger wird s für das Akkordeon
Klingt halt dann wirklich anders. Hab gleich mal was dazu gesucht - und gefunden, Rachmaninow Prelude C#m auf dem Akkordeon.
Obwohl technisch sicher super gespielt, kommt in der Aufnahme nicht so ganz das rüber, was für mich das Stück ausmacht. Vielleicht könnte er die Akkorde noch etwas mehr binden. Er spielts aber auch unromantisch, mehr wie eine technische Etüde runter. Naja, man findet sicher immer solche und solche Beispiele.

Man könnte vielleicht mit einem Effektpedal ein Haltepedal a la Klavier ausprobieren ... müsste man mal testen ... wenn man ein elektrisches Akkordeon hätte ... ;)
 
Da ich hoffe, der thread entwickelt sich nicht zu akademisch, mit ausschließlich hochartifizellen YT-Links.
Mich an Schumann, Liszt oder gar Chopin zu vergreifen, hätte ich jetzt auch nicht in Erwägung gezogen
Ich gebe einfach mal nen romantischen Mendelssohn zum Besten. Damit die Praxis auch zu Wort kommt 🤗. Oder als Anregung ...


Stücke die nicht der Romantik zuzuordnen sind aber technisch und musikalisch genauso funktionieren
Tschaikowski zB.?

Mozart ist denke ich eh noch relativ gut übertragbar - hat (meist) keinen exzessiven Gebrauch vom Pedal gemacht
solange ich nicht versuchen muss, Albertibässe auf MII zu spielen - Stichwort Urtext 🤭. Sebst MIII ist nicht immer toll ...
 
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Ich sehe das gerade bei Chopin nicht so eng, denn das hat man seinerzeit auch nicht getan:
Damals, als es noch keine allgemein zugänglichen Tonkonserven gab und man Musik noch selbst machen musste, war es durchaus nicht unüblich, zu "nehmen, was man hat".
Ist mir so richtig anlässlich eines Chopin-Festivals in Frankreich aufgefallen, weil dort seine Musik auch in allen möglichen Arrangements mit allen möglichen Besetzungen zu hören war. Gut, früher sicherlich nicht mit Akkordeon, aber prinzipiell war man seinerzeit recht flexibel und es gab ja auch noch keine Probleme mit Urheber- und Bearbeitungsrechten.

Und wenn man ein schlüssiges musikalisches Ergebnis erzielen kann - warum nicht?

Viele Grüße
Torsten
 
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Hier das wohl verpönteste Stück für Akkordeon
Diese Version der Träumerei finde ich cool.

Ich glaube nicht, dass romantische Stücke auf dem Akkordeon generell unspielbar sind. Ich glaube, dass bestimmte Interpretationen von Stücken auf dem Akkordeon gehen, andere aber nicht. Auf dem Klavier kann ich beispielsweise gleichzeitig einen Ton länger verklingen lassen und einen anderen kürzer. Das geht auf dem Akkordeon nicht. Aber wenn ich das vermeide und eine andere Interpretation suche, kann so ein Stück schon funktionieren.
 
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Hallo zusammen,

diese Diskussion läuft nun schon eine ganze Weile, und ich hatte gehofft, dadurch klüger zu werden - bin ich aber (noch) nicht.

Ich schreibe jetzt i.W. mal was zu Chopin.

Ich räume ja in aller Öffentlichkeit ein, dass ich den einen oder anderen Chopin auf dem Akkordeon spiele - und auch schon vorgetragen habe. Manche seiner Walzer gehen ganz stimmig auf dem Akkordeon, nämlich immer dann, wenn die linke Klavier-Hand i.W. Begleitfunktion hat. Und diese Walzer machen auch auf dem Akkordeon richtig was her. Auch die Fantasie-Impromptu (Op.66) habe ich vor längerem gut "draufgehabt", nachdem ich mich heftig darum bemüht hatte. Mein Lehrer hat mir dieses Stück aber wieder ausgetrieben mit seiner Bemerkung: "eine gute Fingerübung auf dem Akkordeon". Von Musik war dabei nicht die Rede. Bei unvoreingenommenem Hinhören muss ich meinem Lehrer leider recht geben. Die FI habe ich deshalb schon lange nicht mehr angefasst. An einer Polonaise von Chopin nage ich noch - Langzeitprojekt -, aber vielleicht ereilt sie eines Tages auch das Schicksal meiner FI.

Die Schumann'sche Träumerei, wie oben von @Klangbutter vorgestellt, ist einfach nur genial gespielt - ich verneige mich erblassend. Dennoch finde ich, dass diese Version nicht an eine - gut gespielte - Klavierfassung herankommt. Die Akkordeonfassung von Uwe ist fraglos eine andere Musik, die ihren eigenen Reiz hat. Klanglich und emotional kommt sie aber für meine kleine Musikerseele nicht auf die Höhe einer ordentlichen Klavierinterpretation.

Eine Erklärung, weswegen sich Akkordeon-Fassungen von romantischer Klaviermusik oft schwertun, wurde oben schon gegeben. Eine noch nicht genannte ist, dass man prägende Figuren, die beim Klavier über einen großen Teil des Manuals gehen, auf dem Akkordeon nicht stimmig nachbilden kann.

Zusammengefasst: romantische Klaviermusik kann man m.M.n. fürs Akkordeon versuchen einzurichten, wenn in dem Stück linke und rechte Klavierhand deutlich getrennte Aufgaben haben und wenn keine auf den Klaviernachklang ausgerichteten Klangverschmelzungen vorgesehen sind. Mein Versuch mit der FI zeigt, dass ein solches Unternehmen aber nicht gelingen muss.

Meint morino47
 
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eine interessante eigenständige Diskussion über romantische (Klavier) Musik auf dem Akkordeon
diese Diskussion läuft nun schon eine ganze Weile
obwohl die Begriffe ""Romantik" und "romantisch" nicht wirklich eindeutig sind. Musik aus dem Zeitraum der Romantik? Oder Musik, wo man "romantische Klaviermusik" auf die CD pappen kann?
romantische Klaviermusik kann man m.M.n. fürs Akkordeon versuchen einzurichten, wenn in dem Stück linke und rechte Klavierhand deutlich getrennte Aufgaben haben
das trifft auf die homophone Musik zu. Ich habe ein bislang unkommentiertes (?) Stück gepostet (etwas vermessen in diesem Kontext, ich weiß), das halt nicht auf weit gespannten Akkordzerlegungen ruht. Ist Mendelssohn deswegen kein Romantiker? Das Stück nicht „romantisch“? Grade von den "Romantikern" gibt es Stücke, die im Sinne von "gefühlvoll" überhaupt nicht romantisch sind. Wieviel von Schumanns Musik ist in diesem Sinn romantisch? Was außer dem Des-Dur-Teil des Fantaisie-Impromptus ist denn "romantisch"?
Manche seiner Walzer gehen ganz stimmig auf dem Akkordeon
mindestens so dankbar: die Mazurken

Da man ja immer eine Transkription/Bearbeitung spielt, das Thema war schon des Öfteren, wird das Ergebnis abhängen von den eigenen technischen Fähigkeiten (Perfektionismus?), auch der Toleranz gegenüber dem Original, so nah wie möglich dran oder möglichst akkordeonlike.
Schmerzfrei wie ich diesbezüglich bin, habe ich irgendwo das H-Dur-Nocturne gepostet :rolleyes:
 
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obwohl die Begriffe ""Romantik" und "romantisch" nicht wirklich eindeutig sind. Musik aus dem Zeitraum der Romantik? Oder Musik, wo man "romantische Klaviermusik" auf die CD pappen kann?

Wenn ich an romantische (Klavier-) Musik denke, dann meine ich Ersteres, also die Musik der Romantiker Brahms, Schumann, Chopin und Konsorten. An süßlich klingende Ritzenmusik a la Clayderman denke ich dabei nicht - dabei unterstelle ich Richard Clayderman nicht, dass er nicht die Musik von Bach, Mozart u.a. gut interpretieren könnte.

das trifft auf die homophone Musik zu.

Diesen Begriff kannte ich bisher nicht, ich merke mir "nicht polyphon = homophon" in der Musik. Richtig?
 

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