Aus was für Hölzern wurden schon Gitarren gebaut? Interessante Herkunft des Holzes.

TE335
TE335
Registrierter Benutzer
Zuletzt hier
16.11.24
Registriert
25.05.15
Beiträge
1.518
Kekse
5.632
Ort
Hamburg
Angeregt durch den Salzwasserthread (https://www.musiker-board.de/threads/klangverbesserung-durch-einlegen-in-salzwasser.737639/) und Sinkerwood kam ich auf den Gedanken mich zu fragen, aus welchen Hölzern - die vorher woanders eingesetzt wurden - überhaupt schon mal Gitarren gebaut wurden? Es geht also nicht um Tonholz und Klanverbesserung, sondern um den geschichtlichen Hintergrund des Materials oder einer zuvor genutzten Verwendung.

Also aus Sinkerwood, alte Stämme oder Hölzer, die Jahrzehnte unter (Salz-)Wasser lagen kommt/kam zum Einsatz.

Re-claimed wood, sei es die alte Scheune, deren Holz zu Gitarren wird oder der Dielenboden einer Kneipenbühne mit Vergangenheit, welches genutzt wird. (https://www.musiker-board.de/thread...ehnenboden-der-semperoper-lebt-weiter.723410/)

Taylor nutzt Holz aus den Städten (Urban), diese sind in Städten gewachsene Bäume, ich meine aber auch, dass das Bauholz ist von abgerissenen Gebäuden.

Oder Instrumente aus Bahnschwellen-Holz.

Dann fallen mir die Gitarren aus dem Holz von Hanging-Trees ein, also Bäumen, an denen Menschen gehängt (gelyncht) wurden. (https://exhibit.hangingtreeguitars.com/)

Gitarren aus Weinfässer? Plausibel. Gitarren aus Treppenstufen (Mahagonie) kamen sogar schon hier in den Bauthreats vor.


Also, das Winterloch soll mal kreativ gefüllt werden mit Stories (gerne auch die bereits genannten noch mal vertiefen) - neuen wie alten.
 
Jens der Ritter baute auch mal eine Weinfassgitarre „the Pechstein“… ich glaub, Nick Page hat mal ne Whiskeyfassstrat gebaut.

https://www.gitarrebass.de/stories/the-pechstein-gitarre-wein/

Gibt ja noch mehr so Sachen, in Israel baut jemand Gitarren aus alten Kreuzigungskreuzen (jeder nur ein Kreuz)… und ich glaub aus dem Thekenholz der Titanic ist mal was Lespauliges gebaut worden.
 
  • Interessant
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Bernd Kiltz ließ sich vor nicht all zu langer Zeit eine nachhaltige Gitarre bauen: https://zeal-guitars.de/produkt/nh1/

Die Holzbasis liefert ein hessischer Body aus Rotzeder mit Maple Burl Drop-Top vom Penny Parkplatz in Mehlingen, zusammen mit Neustädter Pflaumen Griffbrett und Nussbaum Hals aus Frankreich.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
"Mein" Gitarrenbauer Rainer Tausch hat in der Vergangenheit sehr viel experimentiert, beispielsweise in den 90er Jahren auch mit Mooreiche, Buche und Apfel, mit zum Teil wirklich enttäuschenden Ergebnissen. Im Lauf der Jahre hat er sich dann auf bestimmte Kombinationen eingeschossen, die mechanisch (Dichte, Struktur, Stabilität, Verarbeitbarkeit), optisch (Farbe, Maserung) und klanglich (Resonanzeigenschaften) die Bedürfnisse des Gitarrenbaus erfüllen. Für den Korpus haben sich bei Rainers Seriengitarren Birne, Nussbaum und Kastanie bewährt, Decken sind aus Ahorn oder gelegentlich auch aus Fichte, Hälse aus Ahorn oder manchmal auch aus Nussbaum, für das Griffbrett nimmt er Ahorn oder es kommt - wenn es denn ein dunkles sein soll - Zwetschge zum Einsatz.
 
  • Interessant
  • Gefällt mir
Reaktionen: 4 Benutzer
Man kann sich auch Gitarren aus dem Holzboden alter Proberäume bauen lassen und wenn es "nur" die Decke ist, sehr nachhaltig das.
Ich finde die hier ja sehr schick, mit den ganzen Nägeln und zur Bandgeschichte passenden Inlays usw.

 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Taylor nutzt Holz aus den Städten (Urban), diese sind in Städten gewachsene Bäume, ich meine aber auch, dass das Bauholz ist von abgerissenen Gebäuden.

In Kalifornien gibt es eine Behörde die sich um die Verkehrssicherheit kümmert und die Bäume am Straßenrand danach bewertet. Das alles liegt in einer Datenbank und Taylor kann gezielt Bäume zur Verwertung auswählen. Manche nach erreichen der Altersgrenze, manche nach Sturmschäden.

Was Taylor nicht verwendet wird Bauholz oder Pellets ...

Zur Urban Wood hatte ich ein Gespräch mit Andy Powers vor de rNAMM 2020. Aufgehängt ist es an der 324 Builders Edition (Urban Wood ab 3:00)



Gruß
Martin

EDIT - Santa Cruz hat eine alte Barplatte verwendet/gefunden, die in der US "Trockenzeit" aus einer vormaligen Bar in Chicago gerissen wurde. Aber auch ein altes Toilettenhäuschen hatte verwendbares Holz.

PRS hatte auch was aus alten "Hütten".

Und - besonders cool auch die Thorndal Opera - https://www.musiker-board.de/thread...ehnenboden-der-semperoper-lebt-weiter.723410/
 
  • Gefällt mir
  • Interessant
Reaktionen: 3 Benutzer
Da denke ich an den Film Carmine Street Guitars über den gleichnamigen Laden/Gitarrenbauer:
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Zählt die Buntstiftgitarre auch?



Gruß,
glombi
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Ich denke man kann alles verwenden wenns ausreichend stabil ist. Die Frage ist nur ob das Klangergebnis den Erwartungen entspricht.
Karton war auch mal Holz ... Cool find ich das der Fender Custom Shop beim Bau mitgemacht hat.
Ab 2:25 hört man ein paar sehr überraschande Klangergebnisse ...



Auch sonst gibts alles mögliche mittlerweile.
Stifte hatten wir schon, Papier, Wurzel, Palette, Holzabfälle, ...
 
Vielen Dank schon mal für die sehr interessanten Antworten.

Aber kurz zur Absicht des Threads, es geht nicht um die Holzarten oder Klang, sondern um eine interessante Herkunft des Holzes. Ob Birne, Nuss oder Kastanie ist egal - von Interesse ist, wenn das Holz schon mal irgendwo verbaut war oder der Baum eine tolle Geschichte hatte, weil des Königs Hund rangepinkelt hat oder das Holz ein Fass für einen guten Wein war und dann zur Gitarre wurde.
 
Billy Gibbons hat eine Gitarre, deren Holz aus dem Geburtshaus von Muddy Waters stammt. Wird wahrscheinlich bluesig klingen
 
  • Wow
  • Haha
Reaktionen: 2 Benutzer
oder der Baum eine tolle Geschichte hatte

Wieder Santa Cruz ... es wurde beim Bau eines Parkhauses ein "luftdicht abgeschlossener Stamm" im ehemaligen Flussbett gefunden. Bei irgendeinem Sturm hat es ihn vom Küstengebirgszug ins Tal geschwemmt ...

Aus der Factory Tour ...

Ein kleines Beispiel möchte ich noch geben für eine interessante Fundsache, die derzeit zum Bau verwendet wird. Dieser Baumstumpf wurde gefunden, als man in Santa Cruz an einer Stelle für Bauarbeiten einen Aushub gebaggert hat. Der Ort war Teil des alten Flussbettes, der das Wasser und halt auch Holz aus den Bergen der Küstenregion ins Tal gespült hat. Dieser Fluß nimmt jedoch seit langen Jahren bereits eine andere Route. Zum Glück wurde dieser Brocken so rechtzeitig von der Sauerstoff Zufuhr abgeschlossen, dass er in den Sedimenten liegend nicht verwesen konnte. Der Stamm wurde auf ein Alter von +/- 3000 Jahren taxiert.

full


Gruß
Martin
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 3 Benutzer
Weiß nicht ob das Bild Original oder bearbeitet ist, sollte aber machbar sein

th-1933475941~2.jpg
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Ritter´s Pechstein war meines Wissens nicht aus Holz von Weinfässern, sondern das Holz der Gitarre wurde länger im Weinfass eingelegt.

Roland Hauke aus Österreich hat u.a. Holz bekommen, das angeblich tausende Jahre alt und von einer Mooreiche ist, die beim Wiener U-Bahn Bau ausgegraben wurde.
 
... das angeblich tausende Jahre alt und von einer Mooreiche ist, die beim Wiener U-Bahn Bau ausgegraben wurde.

Sowas finde ich immer faszinierend, wenn man daran denkt, wie die Menschen damals das Holz mit einfachen Werkzeugen geformt haben und heute wird daraus eine Gitarre. Ich würde warhscheinlich kaum zum spielen kommen und immer nur das Holz streicheln :)
In Hamburg wurden an der Alster auch Holzstehlen im Flussbett gefunden, aber die hat man wohl stehen lassen. Wäre coole Instrumente geworden.
 
Holzstehlen im Flussbett <...> Wäre coole Instrumente geworden.
Weshalb? Nur weil man die Story kennt? Klingen die besser? Nicht vergessen, Musikinstrumente sind eigentlich Werkzeuge, um Musik zu machen...
 

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben