Oder du gehst davon aus dass jedes Stück Holz anders klingt, dann wäre aber erst mal wieder zu beweisen dass es nicht an der Variation der von mir benannten Komponenten liegt.
Ich dachte, meine Ansicht dazu sei offensichtlich...
Für mich persönlich muss ich da auch gar nichts beweisen, wie gesagt sind das Erfahrungssätze, die für mich funktionieren und
Ergebnisse bringen. Ich schraube im Übrigen ja auch selber sehr viel an der Hardware rum, verstelle die Polschrauben und die PU-Höhe, tausche Potis aus usw.. Ich gebe Dir also völlig recht, dass man diese Punkte tunlichst vor einem PU-Tausch oder gar einem Verkauf der Gitarre durchgehen sollte, weil sie ganz erheblichen Einfluss auf den Sound haben können.
Dennoch gibts nach meiner Erfahrung halt Dinge, die kann man mit all dem nicht ausgleichen - You can't polish a turd. Mit einem neuen Body ging meine Rockinger im Bandsound unter, hatte auch einfach nicht mehr den drahtigen Strat-Sound. Zwei Bodies in Erle, einer klingt, der andere nicht. Also, wirklich
so gar nicht. In dem Beispiel waren es auch nicht nur die gleichen, sondern die
selben PUs, dank Schlagbrett mit der
selben Einstellung, gleiche Hardware, gleicher Hals. Als Ursache bleibt da halt nicht mehr viel übrig, und bei meiner Strat habe ich das Problem letztlich nur durch den Rücktausch des (echt schönen
und auch etwas leichteren) Bodies in Candy Apple Red gegen den vorherigen in 2TS gelöst. Hätte man das in einem solo gespielten Video gehört? Das möchte ich stark beweifeln, ich war ja auch höchst erstaunt .
Aber darum gings mir hier gar nicht, sondern einfach um den Respekt vor anderen Meinungen/Wahrnehmungen/Erfahrungen.
Mein bester Freund ist ein HiFi-Fan. Ich stehe VoVox-Kabeln, Goldsteckern und teurem "High End"-Kram generell auch ziemlich skeptisch gegenüber - und war daher tatsächlich erstaunt, wie unterschiedlich zwei (gute, der Mann hat nix anderes...) Endstufen oder gar CD-Player klingen konnten. Trotzdem wär mir das nie so viel Kohle wert; für mich klang das nämlich alles richtig gut, und das reicht mir völlig.
In sofern will ich für mich auch keineswegs "goldene Ohren" in Anspruch nehmen. Die sind eher mittelprächtig, wenn ich sie zB mit meiner Frau vergleiche. Ich gehöre auch nicht zu denen, die hartnäckig nach den letzten 5% in einer Gitarre suchen, sonst würde ich in besagter Lieblingsstrat wohl auch keine brummfreien Areas statt handgewickelter Boutique-SCs spielen
. Es ist also eher Pragmatismus als Voodoo-Glaube, der mich antreibt, oft genug ist ein Body günstiger als ein Satz neuer PUs.
Eine wissenschaftliche Analyse (wobei ich dieses Video sicher nicht darunter zählen würde) kann nach den Gesetzen der Logik nie den positiven Beweis für die Hpothese erbringen, dass irgendetwas
keine Auswirkungen auf den wahrgenommenen Klang hat. Der Ansatz "Ich habe eine Unmenge von Parametern gemessen, deren Werte für eine Erklärung zu nahe aneinander liegen, deshalb
dürft ihr keinen Unterschied hören", ist mit der wissenschaftlichen Methodenlehre schlicht nicht vereinbar - geschweige denn der nächste Schritt, "Ihr meint trotzdem was zu hören, also seid ihr ein bisschen dämlich." Falsche Parameter gemessen? Der Stand der Technik ermöglicht es noch gar nicht? Jede Wissenschaft muss mit diesen Grenzen leben.
Hören ist im Übrigen auch kein rein mechanischer Prozess, die Signale werden im Gehirn ja erstmal verarbeitet.
Wenn jemand bestimmte Differenzen gar nicht oder als unwesentlich wahrnimmt, heißt das für mich keineswegs, dass er "schlechter" hört. Er / sie hört vielleicht einfach auf ganz andere Sachen im Sound. Meine Frau und ich sind zB öfter mal unterschiedlicher Meinung, ob wir eine bestimmte Farbe nun als blau oder grün bezeichnen würden. Eine Spektralanalyse und Einordung anhand der jeweiligen Definition von Farbtönen würde an solchen Wahrnehmungsdifferenzen rein gar nichts ändern. Und ein Hals kann einem viel dicker vorkommen als der andere und sich nur um 0,5mm unterscheiden. Wer bin ich, einem zu sagen, dass er das nicht so wahrnehmen darf?
Deshalb finde ich, man muss da gar nicht sarkastisch werden. Das Experimentieren gehört für viele von uns zum Hobby dazu, und ich kann gut damit leben, dass es da keine letzten Wahrheiten gibt.
Gruß, bagotrix