Also, der Spieler des Instruments bin ich: Jörn Heller. Die Ophikleide ist ein ganz wundervolles Instrument, das in der Tat nicht leicht zu spielen ist, vor allem in intonatorischer Hinsicht. Das Ventilsystem war damals (um 1815) noch nicht erfunden, also gab es noch keine Tuba. Die Ophikleide wurde als tiefes Blechblasinstrument konzipiert und klingt deshalb in der Tiefe wie eine sehr weiche Tuba (diese Lage ist am kompliziertesten zu spielen), in der Mitte wie eine sehr weiche Posaune und oben wie ein sehr weiches Waldhorn. Alle Töne haben eine leicht unterschiedliche Klangqualität (manchmal ist eine Spur Fagott und etwas Saxofon dabei, aber das hängt stark vom Spieler ab) und kommen wegen der Klappen an unterschiedlichen Stellen des Instruments heraus. Vor allem in der unteren Lage muss man sehr viel mit den Lippen ausgleichen, aber wenn man sein Ofenrohr einigermaßen im Griff hat, wird man mir einem ungemein wohlklingenden, vokalen Sound belohnt, der sehr anrührend sein kann. Hat man allerdings keine Stütze, kann das Gerät schnell sehr ömmelig und großväterlich klingen. Viel gespielt wurde die Ophikleide übrigens auch in Brasilien, wo Ireneu de Almeida um die Jahrhundertwende viel "Salonsamba" dafür geschrieben hat. Everson Moraes ist zur Zeit in Brasilien der Meister auf diesem Instrument, wogegen es in Europa keinen besseren gibt als Patrick Wibart, der auch eine fabelhafte CD eingespielt hat. Meine Ophikleide, gebaut um 1845 von der Firma Gautrot, hat 11 Klappen, und ist ein B-Instrument. Die waren damals gebräuchlich in Militärkapellen und stimmen etwas besser als die C-Instrumente, die in Symphonieorchestern üblich und auch in Brasilien gebräuchlich waren. Hector Berlioz hatte zu den Ophikleiden ein gespaltenes Verhältnis. Die meisten Ophikleidenspieler scheinen zu seiner Zeit ziemlich gruselig gespielt zu haben, aber Victor Caussinus hat er sehr geschätzt, der auch eine Ophikleidenschule geschrieben hat. Falls hier jemand auf die Idee kommen sollte, sich eine Ophikleide zu kaufen: Sucht unbedingt nach einem historischen Instrument! Die sind klanglich viel interessanter und wertbeständiger als die modernen Nachbauten von Wessex. Nehmt am besten gleich ein Instrument von Jerome Wiss, der die alten Dinger hervorragend restauriert und auch gute Mundstücke dazu anfertigt. Alles andere ist eher Murks. Aber das ist natürlich nur meine persönliche Meinung...