Um welches Blechblasinstrument handelt es sich?

  • Ersteller Igor Güldenstern
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Welche Art Musik wurde denn da beim ZDF gespielt ? z.B. Hector Berlioz hat die Dinger damals genutzt.

am bekanntesten wohl in der Sinfonie Fantastique, vor allem im 5 Satz, dem "Hexensabbat". Hier eine Passage aus Berlioz Instrumentationslehre

berliozinstrumentationslehre.png


wenn man einem Instrument schon einen "scheußliche Wirkung" zuschreibt ....:ROFLMAO:

grüße B.B
 
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Mich erinnert das gerät an die Zinkenfamilie. Da sind die Instrumente zwar aus Holz, aber die Mundstücke oft aus Metall wie beim Serpent (das ist der Bass-Zink, der wegen seiner Form den Schlangennamen hat). Daher gehören sie zu den Blechblasinstrumenten. Warum mich das an die Zinken erinnert? Langes konisches Rohr mit vielen Löchern die im Prinzip wie eine Blockflöte gegriffen werden (Die Klappen sind ja eigentlich nur Fingerverlängerrungen und erleichtern z.B. beim Sax das Greifen, weil der eine oder andere Kreuzgriff dadurch vermieden wird) und als Mundstück kommt das zum Einsatz, was wir von den Blechbläsern her kennen. Die Zinken sind in der Renaissance entstanden und mir scheint, dass der Herr Halary bei der Grundidee für sein Ophikleide bei diesen abgekupfert hat. :ROFLMAO: Freilich hat er dem Instrument eine andere Form gegeben, die mich eher an ein Fagott erinnert. Hier mal zwei Beispiele:

 
Mich erinnert das gerät an die Zinkenfamilie

Natürlich ! Ich sehe es auch als "optimierten Basszink aus Metall", etwas salopp formuliert.

Die Löcher beim Serpent sind aus ergonomischen Gründen so gesetzt, die können tonal gar nicht passen. Da ist beim Spielen viel Mutwille nötig.
Auch beim Serpent wurden gegen später teilweise Klappen angebracht, um die Spielbarkeit zu verbessern. Insoweit stellt für mich die Ophicleide eine konsequente Weiterentwicklung aus beklapptem Serpent und den Klappenhörnern dar.
 
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... aus beklapptem Serpent ...
"beklappt", das Wort kannte ich noch gar nicht - gefällt mir gut, werde ich mir merken!
Wobei ich zuerst "... beklopptem Serpent ..." gelesen hatte, was mich Schmunzeln machte, fand ich doch "bekloppt" im Zusammenhang mit dem Serpent gar nicht so unpassend.
 
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Unser Kantor hat eine große Sammlung von quasi allen Blasinstrumente die es wohl mal gab. Da habe ich viele schon ausprobiert, so spannend einige auch sind, heute kann man die Exoten eigentlich kaum noch spielen. Bei vielen gibt es kaum Literatur und die, die es gibt ist oft speziell. Davon abgesehen hört der Spaß schnell auf wenn man mit einen Exoten plötzlich mit einer Heses Stimmung konfrontiert ist. 😅

Trotzdem haben die Exoten ihren Reiz, ich spiele auch gerne mal unübliche wie die Zugtrompete oder den Streichpsalter. Nur als Anfänger ist das eher schwierig weil man auf sich alleine gestellt ist. Ein Solo auf einem solchen Instrument sichertb einem aber die Aufmerksamkeit.
 
Bei vielen gibt es kaum Literatur und die, die es gibt ist oft speziell.
Manchmal ist es auch genau umgekehrt. Es gibt noch die Literatur, aber das zugehörige Instrument ist in Vergessenheit geraten und existiert kaum noch im Original, oder nur in seltenen Nachbauten.

Ich denke da an die Arpeggione-Sonate, ein Stück von Franz Schubert, das für ein damals neu entwickeltes Streichinstrument namens 'Arpeggione' geschrieben wurde, welches man sich wie die Kreuzung aus einer Dreadnought-Gitarre mit einem Cello vorzustellen hat. Das Instrument konnte sich nicht durchsetzen und geriet schnell in Vergessenheit; das durchaus reizvolle Stück, das man auch hin und wieder in Klassik-Radiosendern hört, wird heute meist mit Viola oder Violoncello aufgeführt oder auch mit Blasinstrumenten dargeboten.
 
Danke für den Hinweis zu seiner Instrumentationslehre. Sehr umfangreich.
wenn man einem Instrument schon einen "scheußliche Wirkung" zuschreibt ....:ROFLMAO:
Nun ja, Berlioz scheint insgesamt eine etwas spöttische Ader gehabt zu haben.
Eigentlich kommt da fast kein Instrument ungeschoren davon. Das Fagott z.B. neigt für ihn zum Grotesken und hat in der Höhe etwas Erbärmliches ... :whistle:. Dafür hat es in seiner fantastischen Sinfonie aber ganz ordentlich was zu tun.
Die neueren Ergänzungen von Richard Strauss lesen sich dagegen durchweg diplomatisch.
 
Eigentlich kommt da fast kein Instrument ungeschoren davon.
Wenn es das eine perfekte Instrument geben würde was in allen Belangen perfekt ist, dann hätten alle anderen Instrumente ja keine Berechtigung mehr zu existieren. Jedes Instrument hat eben seine Stärken und Schwächen. Aber auch jeder Musiker empfindet das anders. Während der eine mir mit seiner Trompete stolz die ganz hohen Regionen zeigt und sich daran erfreut denke ich mir eher "Bitte hör auf, dass tut mir schon in den Ohren weh".

Im Idealfall spielt man Werke welche die Stärken eines Instruments in den Vordergrund rücken und die Schwächen nicht zeigt :) Aber es soll ja auch Musiker geben die sich wundern warum das Violinenkonzert auf dem Piano doof klingt und das Trompeten Stück auf der E-Gitarre blöd klingt :p
 
Eigentlich kommt da fast kein Instrument ungeschoren davon. Das Fagott z.B. neigt für ihn zum Grotesken und hat in der Höhe etwas Erbärmliches ... :whistle:.

ja....und nun...stimmt doch auch :cool:;).

nein Quatsch., du hast schon Recht, interessante unterschiede....Ich finde seinen Blick aber ganz erfrischend. Ich glaub es ist auch garnicht unbedingt so negativ gemeint sondern arbeitet eben aus einem bestimmten Blickwinkel die Idiosynkrasien der Instrumente heraus. Um das wirklich zu deuten fehlt mir aber auch ein weniger der Einblick in die französische Sprache und die Denkweise der Zeit.

Das Fagott als "Clown", bzw groteskes Instrument des Orchesters, grade in Opern, kann ich aber schon ein wenig nachvollziehen. Für mich ist der erste Impuls beim Fagott ja Augsburger Puppenkiste...;)

grüße B.B
 
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Also, der Spieler des Instruments bin ich: Jörn Heller. Die Ophikleide ist ein ganz wundervolles Instrument, das in der Tat nicht leicht zu spielen ist, vor allem in intonatorischer Hinsicht. Das Ventilsystem war damals (um 1815) noch nicht erfunden, also gab es noch keine Tuba. Die Ophikleide wurde als tiefes Blechblasinstrument konzipiert und klingt deshalb in der Tiefe wie eine sehr weiche Tuba (diese Lage ist am kompliziertesten zu spielen), in der Mitte wie eine sehr weiche Posaune und oben wie ein sehr weiches Waldhorn. Alle Töne haben eine leicht unterschiedliche Klangqualität (manchmal ist eine Spur Fagott und etwas Saxofon dabei, aber das hängt stark vom Spieler ab) und kommen wegen der Klappen an unterschiedlichen Stellen des Instruments heraus. Vor allem in der unteren Lage muss man sehr viel mit den Lippen ausgleichen, aber wenn man sein Ofenrohr einigermaßen im Griff hat, wird man mir einem ungemein wohlklingenden, vokalen Sound belohnt, der sehr anrührend sein kann. Hat man allerdings keine Stütze, kann das Gerät schnell sehr ömmelig und großväterlich klingen. Viel gespielt wurde die Ophikleide übrigens auch in Brasilien, wo Ireneu de Almeida um die Jahrhundertwende viel "Salonsamba" dafür geschrieben hat. Everson Moraes ist zur Zeit in Brasilien der Meister auf diesem Instrument, wogegen es in Europa keinen besseren gibt als Patrick Wibart, der auch eine fabelhafte CD eingespielt hat. Meine Ophikleide, gebaut um 1845 von der Firma Gautrot, hat 11 Klappen, und ist ein B-Instrument. Die waren damals gebräuchlich in Militärkapellen und stimmen etwas besser als die C-Instrumente, die in Symphonieorchestern üblich und auch in Brasilien gebräuchlich waren. Hector Berlioz hatte zu den Ophikleiden ein gespaltenes Verhältnis. Die meisten Ophikleidenspieler scheinen zu seiner Zeit ziemlich gruselig gespielt zu haben, aber Victor Caussinus hat er sehr geschätzt, der auch eine Ophikleidenschule geschrieben hat. Falls hier jemand auf die Idee kommen sollte, sich eine Ophikleide zu kaufen: Sucht unbedingt nach einem historischen Instrument! Die sind klanglich viel interessanter und wertbeständiger als die modernen Nachbauten von Wessex. Nehmt am besten gleich ein Instrument von Jerome Wiss, der die alten Dinger hervorragend restauriert und auch gute Mundstücke dazu anfertigt. Alles andere ist eher Murks. Aber das ist natürlich nur meine persönliche Meinung...
 
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