Vorab, ich bin absoluter Praktiker und teste alles aus was in der Theorie zur Sprache kommt - Aber zum Schluss interessiert mich nur das Ergebnis aus der Praxis.
Wie eine Gitarre trocken klingt ist doch bei einer E-Gitarre völlig egal. Das sollte eigentlich jeder wissen, der viel Aufnahmen macht oder im Studio mal recorded hat.
Aktuell bin ich im Studio und mein Setup ist absolut puristisch, ohne Hall, ohne Delay, ohne Effekte, ohne Kompressor. Gitarre-> Kabel -> Amp
Unser Toningenieur, der mit 20 Jahren die ersten CDs produziert hat, auf US Tour gewesen ist und auf großen Festivals gespielt hat und ein Crack ist, hat zu dem Thema angemerkt:
Die Gitarre macht marginale Unterschiede, im Bandmix meist gar nicht mehr zu hören. (auch meine Erfahrung)
Wir konnten nach 16 Spuren des gleichen Rhythmusparts, nicht mehr hören, welche Rhythmus Spur mit welcher Gitarre gespielt wurde. Unmöglich.
(Aber natürlich will man eher die Gitarre die einen aus irgendeinem Grund emotional bindet, der Kopf spielt eine große Rolle, ich konnte unterschiede hören, obwohl mich der Produzent verarscht hat und 2 identische Spuren einfach nur ein- und ausgeschaltet hat)
Ich halte es da wie Michael Schenker, dem man ein Top Gehör unterstellt, mit seinem folgenden Satz aus einem aktuellen Interview von 2022.
„Wenn ich ein paar Monate nach den Studioaufnahmen gefragt werde, welche meiner Gitarren ich wo eingesetzt habe, kann ich das nicht mehr beantworten. Vielleicht sollte ich mal eine Liste anfertigen um das zu dokumentieren“
Michael Schenker / MSG
Fazit:
Es wird überschätzt, was die Gitarre für einen Klang entfaltet
Es wird überschätzt, was man meint alles zu hören