Ca. 2016/17 auf dem normalerweise langwierigem nachhause Weg, dachte ich mir vom Freeway runter und die Fahrt auf dem Ventura Blvd fortzusetzen.
Der Hintergedanke, den ich mir zu diesem Zeitpunkt noch nicht ganz eingestehen wollte, war entlang des Weges bei Norman’s Rare Guitars rein zu schauen. Vorausgesetzt, ich schaffe es vor Ladenschluss dorthin.
Norman’s Rare Guitars ist eine legendäre Institution, weit über regionale Verhältnisse hinaus. Ich war dort etwa 3-4 mal in meinem Leben. Kennt man die ikonischen Besuche jedweder Rockstars und sonstiger Gitarrenspieler, die auf Youtube für die Welt sichtbar sind, dann wird einem schnell klar, diese Institution ist normalerweise
way out of my league.
Nachdem es aber wieder so ein Tag wie kein anderer war und ich noch keinen richtigen “kick”, aka “high” hatte, dachte ich mir ein Besuch wäre mindestens einer Abwechslung dienlich.
Zu meiner Überraschung hab ich’s doch mit ca. 15 Minuten bis Ladenschluss geschafft.
"Bling bling" macht die Frontdoor, da stand ich nun ... und dort saßen sie auf dem Sofa, Norman und 2 Verkäufer. “Ich schau nur rum … “, “Ja klar, schau dich um … “
So, ich geh’ direkt rüber in die Ecke mit den Bass-
Gitarren. Es dauert weniger als eine Minute um die Augen über den sichtbaren Warenbestand gleiten zu lassen und sofort festzustellen dass da was stand.
Ein 2009 Road Worn P-Bass (Gitarre). Um die Daten zu veranschaulichen, 2009 war das erste Jahr der Fender Road Worn Serie (MIM), zumindest bei den Bässen. Die enorme Detailarbeit die in dieses Teil ging ist schwer zu beschreiben. Sogar der Kratzer im Alu Pickguard vom Schraubenzieher nahe dem Halsfuss war sichtbar.
Noch ca. 5 Minuten bis Ladenschluss, nicht dass mich jemand gedrängt hätte.
Ich bin mit dem Teil in der Hand rüber zur Couch und höflich gefragt:
“Ist es ok wenn ich den mal kurz anspiele?” “Ja klar, nimm den Ampeg SVT dort in der Ecke, der ist auf Standby.”, sagt ein Verkäufer (ohne aufzustehen).
Bevor ich mich umdrehen konnte um zum Amp zu gehen, sagt Norman “I can do xyz (Preis)”.
Ca. 10%, das war ein Schlag unter die Gürtellinie, damit hatte er mich an der Krawatte.
Ich hab nichts gesagt, hab in eingesteckt und schon dem ersten String-Picking war klar was Sache ist. Schnell denken war angesagt.
Ich hab versucht noch eine Hürde zu kreieren indem ich Norman fragte: “Gigbag?” “Ja klar hab ich ‘ne Gigbag für dich”. (Springt auch schon ein Verkäufer auf, geht zum Hinterraum und kommt mit einer nagelneuen, frischen Tasche zurück)
Ich gedacht
: “Moment mal, ich hab’ doch noch gar nicht eingeschlagen!”
Dazu kommt, dass ich wusste, ich hatte nicht die “richtige” Kreditkarte dabei, nur meine Bank Card die ich normalerweise für Einkäufe dieser Art nicht verwende.
Es gab’ keinen Ausweg mehr, ich stand da mit eingepacktem 'Super Bass' ready to go, nur mein Gehirn war noch irgendwo im empty Space.
Norman hat den Deal noch besiegelt, mit den Worten:
“If Fender keeps making Basses like this, they won’t sell Custom Shop Basses anymore”. Und recht hatte er.
Ein Handzeichen von Norman und schon stand einer der Verkäufer an der Kasse: “I’m ready to take your card”. <<<
Ja, 15 Minutes flat. So schnell kann es gehen. Da gab’s kein Drängen oder Schubsen, er hat lediglich die Entscheidung für mich getroffen. In der Preislage ist das für diesen Laden auch nur “Peanuts”. Da sind 15 Minuten Verkaufszeit ohne weiteren Aufwand gerade gut genug. Voll professionell.
Es ist ok “nein” zu sagen, aber knickrig darf man nicht sein.
Als Anhang bleibt zu erwähnen, den Bass (Gitarre) hab ich später in die Schweiz verkauft.
“Make somebody happy”.
Ich hab den Youtube channel oben verlinkt für diejenigen die Norman vielleicht nicht kennen.
Dabei musste ich feststellen dass Norman derzeit oder noch vor Kurzem im Krankenhaus ist/war. Gute Besserung!
Norman ist eine Seele und ein Treasure für die Musik Szene und Musiker, nicht nur hier in Cali.