Kann man als Avatar Spaß an Musik haben?

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Gast260620
Guest
Bekennend bin ich ABBA-Fan, fand es oft überwältigend, wie Sound, Komposition und Show zu Erfolgen fusionierten - aber welcher Reiz, außer auf Kontoauszüge zu schauen, mag darin liegen, sich als jugendliches Phantombild auf eine Bühne zu projizieren? Ist das echt erstrebenswert? Oder nur gehobene Trauerarbeit über den Verlust der Jugend? Möchtet Ihr Euch als 3D-Projektion verewigen?
 
Das ist eine gute Frage. Jeder mit dem ich darüber gesprochen habe, kann es auch nicht nachvollziehen. Man sollte schon zu seinem Alter stehen. Das Lebenswerk der Truppe ist ja auch nicht zu verachten. Geld wird mit Sicherheit nicht der Antrieb sein.
 
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Das ist eben das Problem. Für mich geht die ABBA-Erfolgsgeschichte irgendwie beschämend zu Ende. Oder ist es das Einläuten der Zukunft? Werden sich die Stones auch noch avatarisieren? Ich bin ratlos, möchte mich aber selbst nie und nimmer als computergestütztes Jugendfake sehen. Würde mich schämen. Oder ist (auch) das altmodisch?
 
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Ich könnte es nicht.
Es hängt aber eben davon ab, welche Erwartungshaltungen man bedient. Bei Abba ist es eben auch die Optik der Truppe und die Bühnenshow, die mit dazu gehört.

Andere sind in Würde gealtert.
Muss ja nicht so sein, wie bei den Stones, die im Rentenalter immer noch die gleichen Songs abliefern.
Joe Cocker, Elton John ... sind gealtert und gereift und haben sich angepasst.
Les Paul hat im hohen Alter noch Musik gemacht.

Tragisch ist es, wenn man ein Klischee bedient, das nicht mitaltern kann. Z.B. Rex Gildo war ja tragisch. Peter Kraus versucht das. Verdient immerhin Respekt und er lieferte im Alter noch gut ab, aber so ganz jugendlich war/ist er doch nimmer.
 
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Keine Ahnung, warum sie es machen. Aber als technisches Projekt mag das schon spannend sein - auch als Zuschauer. Würde das aber eher als Technik-Show* mit schöner Musik sehen, als als ABBA-Show.

* So wie man mal im 3D-Kino gewesen sein musste.

Ich frage mich allerdings, wohin das mit den Avataren führen soll. Die Filme S1mone und The Congress thematisierten das ja auch schon (künstliche Stars, erster ohne menschliche Grundlage, zweiter mit).
Von dem Gedanken war/bin ich nicht sehr angetan.
 
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Möchtet Ihr Euch als 3D-Projektion verewigen?

Du begrenzt das jetzt aber nicht nur auf Musiker?
Das wäre ein wenig eindimensional.

Das könnte ja dann jeder machen lassen.
Einfach als Erinnerung für die Nachkommen nachdem man sein Hütchen genommen hat.
 
Ich gehe soweit zu sagen früher oder Später wirst du Alben mit deinen Ahnen nicht anschauen sondern du wirst irgendso ein Ding starten und der steht vor dir.
So ein Quatsch! Mein Avatar wird das Ding starten und es wird vor ihm stehen... :D
 
Vielleicht haben die ja auch einfach Spass am Musik machen, aber keinen Spass auf der Bühne zu stehen.
Bands wie die Rolling Stones werden ja entsprechend verarscht.
 
Die Instrumente werden von angestellten Profis gespielt, die Vocals kommen von digitalen Aufzeichnungen, und die Performance wurde mit Bewegungskünstlern erstellt. Bei der Produktion standen die "richtigen" Bandmitglieder helfend und Aufsicht-führend zur Seite. Es ist wie früher eine LP produzieren; eine kurze Mühe sorgt für ständig sprudelnde Einnahmen. Und das Ganze ist nicht kopierbar!

Abba geht auf Tournee, und die Mitglieder brauchen nicht zu verreisen! Die Musiker können an jedem Ort andere sein.

Das typische Abba-Publikum legt mindestens so viel Wert auf die optische Präsentation wie auf den Klang, eher mehr, und wird zufriedengestellt. Es wäre noch interessant zu wissen, ob das Bühnenoutfit tatsächlich original ist, oder doch dem heutigen Zeitgeist angepasst.
 
gestern war wohl ein echtes Foto zu sehen. Die sehen mit über 70 auch immer noch passabel aus.

Kraftwerk hatte auch Puppen hingestellt bei Roboter
 
Ich habe mir das ganze hier einmal angeschaut und muss sagen, dass es mich persönlich nicht anspricht.

In meinem Leben durfte ich einige echte Konzerte bekannter Künstler erleben, darunter Santana, Frank Zappa, die Rolling Stones, Thin Lizzy, BAP und andere. Mein bislang letztes Konzert war vor etlichen Jahren eines von Michael Jackson, dem ich ohnehin nicht entgehen konnte, da der Lärm der PA bis in mein Wohnzimmer reichte - ich wohnte nahe am Veranstaltungsort.

Aus Neugier hingefahren, wurden bei dem miserabel besuchten Event gerade die Tore für die Zaungäste geöffnet, und so sah ich den 'Moonwalker' live für lau - auf einer riesigen Videoleinwand. Eine winzige Figur in der Ferne war mutmaßlich der echte M.J. - hätte er anderswo gerade eine Straftat begangen, hätte ich ihm kein Alibi geben können. Ich fragte mich, wie die zahlenden Gäste ihr Investment beurteilten, aber rings um mich herum waren nur andere Gratisbesucher.

Die regulären Besucher der Konzerts zahlten also für ein Bildschirmerlebnis im Freien viel Geld. Der King of Pop war vor Ort, aber er war nicht präsent.

Der konsequente und letzte Schritt ist dann in meinen Augen der "musikalische Enkeltrick", den ABBA da heute durchzieht: Wenn ein Großteil der heutigen Konzertbesucher die Stars sowieso nur auf dem Großbildschirm sehen kann, müssen diese eigentlich gar nicht mehr vor Ort sein. Dass in der Generation derer, die noch mit der Musik von ABBA groß geworden ist, anscheinend ordentlich Kohle zu holen ist, die man gerne für ein einziges Konzert mit den Idolen der Jugend auszugeben bereit wäre, ist für mich die einzige Triebfeder hinter so einem Projekt.

Ein (gutes, echtes) Konzert ist nicht nur, aber auch, ein Dialog mit dem Publikum. Als Konzertbesucher möchte ich die Anstrengung, die Aufregung, die Ansprache, die Atmosphäre erleben. Frisch gemachte live-Musik. Aber ganz bestimmt keine gerenderten 3D-Avatare von Stars, wie sie vor 40 Jahren ausgesehen haben.

Wir werden alle älter, und statt Heizdecken und Wunderarznei verkauft man den Alten nun gefälschte Konzerte von Künstlern, die zu Hause die Füße hochlegen, während ihre digitalen jugendlichen Wiedergänger ihren Job erledigen. Immerhin scheinen die Instrumentalmusiker live und echt vor Ort zu sein, sonst empfände ich das ganze als riesigen Nepp.
 
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Der Tod der Kunst.

Über diesen Holo-Avatar-Blödsinn haben Matt Stone und Trey Parker schon 2014 eine Parodie geschrieben. Da ging es mehr um den Aspekt, dass damit von größeren Produktionsfirmen den Künstlern auch posthum noch jede Autonomie über Werk und Performance genommen werden kann. Das gleiche Problem habe ich mit Queen-Auftritten mit einem Holo-Freddie.

Ein verbindendes Merkmal fast aller Kunstströmungen aller Epochen war immer das Streben nach Authentizität, nach Ursprünglichkeit. Die kann im Abbildenden stecken, die konnte im Vermittelnden stecken, die konnte im Vermittelten, die konnte in Sinn und Wahrheit stecken. Aber gesucht wurde sie immer. Und mit diesem offensichtlichen Cash-Grab macht die Musik einen gewaltigen Schritt zurück.

Ich, als Verfechter der Rezeptionsästhetik, sehe den Künstler jetzt nicht unbedingt als diejenige Größe an, die den Schlüssel zum Werkverständnis oder -genuss liefert, aber im Performativen wenigstens bietet der Künstler doch so etwas wie eine Garantenfunktion für die Authentizität der Darstellung. Ohne den Künstler ist jede Performance nur Reproduktion. Und Reproduktion kann ich auch komfortabler, mit besserer Tonqualität und vor allem günstigeren Bierpreisen haben.
 
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Wenn man es nicht mehr bringen will, dann soll man es doch gleich lassen.

Ich denke auch an Madonna, die beim Grand Brie zeigte, dass sie in der Lage war, keinen einzigen Ton richtig zu treffen.
 
aber welcher Reiz, … mag darin liegen, sich als jugendliches Phantombild auf eine Bühne zu projizieren?

Eine wirklich gute Frage. Vermutlich kann diese niemand hier im Forum abschließend beantworten, aber ein wenig wilde Vermutungen kann ich zumindest beitragen :)

- wenn in der Gruppe jemand ist, der nicht auf Tour will, wie das bei Agnetha der Fall war und vermutlich immer noch ist, muss man in einer Zeit, in der das Geld bei Konzerten verdient wird, einfach umdenken
- es ist etwas ganz Neues, m. W. hat so etwas noch niemand vorher gemacht. Die Musik lebt von neuen Ideen und ohne Innovationen wäre nicht nur die Musik sondern das ganze Leben langweiliger. Ich stelle mir gerade vor, was damals wohl in Internetforen los gewesen wäre, als die Beatles verkündet haben, das sie keine Konzerte mehr machen wollen sondern nur noch im Studio arbeiten. Oder bei Beethoven, der trotz Taubheit weiter komponiert. Und nach der Zeit aus der Versenkung mit einer solchen Innovation wieder aufzutauchen, ist schon keine so schlechte Idee ;)
- die Erinnerung an ABBA als echte Personen in einem Konzert ist für fast jede/n so etwa 40 Jahre alt. Während wir andere Künstler/innen in dieser Zeit sozusagen live auf der Bühne haben altern sehen, trifft das für die 4 von ABBA eben nicht zu. Die Erwartungshaltung der meisten Menschen dürfte also sein, mehr oder weniger die Gesichter von vor 40 Jahren zu sehen. Das soll ja nicht heißen, das die Konsumenten hier sinnvoll agieren, aber die Haltung ist durchaus da.
 
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Ein Konzert ist für den Moment. Eine solche digitale Produktion für länger. Für mich ist diese Avatar-Geschichte die Weiterentwicklung der Live-DVD oder der Konzertvideos auf Youtube. Und wenn man sie damit statt mit einem Livekonzert vergleicht, kann man sich auch eher über die Vorteile freuen als sich über die Einschränkungen zu ärgern. Es geht ja nicht darum, dass ein Avatar-Konzert einen gleichwertigen Ersatz darstellen muss. Vielmehr ist es einfach eine weitere Form der Unterhaltung. Ist doch schön.
Ich gehe davon aus, dass es dann in naher Zukunft wechselnde Avatar-Shows in Las Vegas geben wird. Da kann man dann jeden Abend bei einem anderen Meilenstein der Musikgeschichte dabei sein. Man stelle sich mal vor, man schaut sich mit den Kindern ein Elvis, Michael Jackson oder Nirvana Konzert an. Wäre es nicht großartig, die Atmosphäre der jeweiligen Musik und Zeit erleben zu können? Oder vielleicht ein Konzert sehen, dass einen in der Jugend so geprägt hat. Ist doch toll, wenn man etwas konservieren kann.
Wie bei jeder Konserve lässt sich natürlich nicht alles bewahren. Bei diesem Format fehlt natürlich im Wesentlichen die reale Interaktion und die Spontanität. Sehr schade. Allerdings gibt es beides bei Musicals in der Regel auch nicht, oder im Wachsfigurenkabinett. Trotzdem sind beide gerne besucht und in der Lage, Emotionen zu wecken. Das gleiche bemängele ich persönlich mittlerweile übrigens auch bei großen Konzertproduktionen. Da ist aufgrund der Größe und Komplexität alles so durchchoreografiert, inklusive der Moderationen und Interaktionen, dass kaum Platz für Spontanität und Kreativität ist. Deshalb ist das für mich ein interessanter Punkt:
Der Tod der Kunst.
Meinem Gefühl nach passiert die Kunst beim Songwriting, bei der Aufnahme. Auf der Bühne ist dafür bei großen Produktionen, auch bei den großen Rockbands, kaum mehr Platz. Da nimmt die Reproduktion einen sehr großen Platz ein, die Konzertabende sind oft austauschbar. Zumindest auf der Bühne. Im Publikum spielen dann doch wieder viele Faktoren und Eigendynamiken eine Rolle, die so einen Abend dann vollkommen einmalig machen.
So drastisch wie beschrieben ist es natürlich nicht. Es ist nur meine ganz persönliche Wahrnehmung, dass mir bei großen Produktionen die Spontanität fehlt.

Zur eigentlichen Frage: Warum gehen ABBA also nicht selbst auf Tour? Vielleicht weil das gar nicht die Alternative zur Avatar-Geschichte ist. Ein Queen Konzert ist auch nicht die Alternative zum Queen-Musical. Und abgesehen davon, dass man mit so einer modernen Produktion auch nach dem eigenen Tod noch erhalten bleibt, macht man sich, wenn sich das Verfahren durchsetzt, als erste Band sowieso unsterblich. Meine Gegenfrage wäre also: Warum denn nicht?
 
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Der Tod der Kunst..
Das könnte man von Musikaufnahmen generell sagen, wo ein künstlerisches Produkt unabhängig von Zeit und Ort seines Erschaffens kommerziell verfügbar gemacht wird. Ob das jetzt mit Schellckplatte oder Abbatar passiert, ist da ein fast unwesentlicher Unterschied.

Trotzdem gibt es aber nach wie vor Livemusik und andere Bühnenkünste, bis hin zu Sport-Events. Da hat sich die Brot- und Spiele-Branche als erstaunlich resistent erwiesen, und auch die Abbatare werden da nichts grundlegend dran ändern.
 
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Das könnte man von Musikaufnahmen generell sagen, wo ein künstlerisches Produkt unabhängig von Zeit und Ort seines Erschaffens kommerziell verfügbar gemacht wird. Ob das jetzt mit Schellckplatte oder Abbatar passiert, ist da ein fast unwesentlicher Unterschied.
Dass zwischen einer Performance mit zeitlicher und räumlicher Einheit und einer Reproduktion mit zeitlicher und räumlicher Trennung schon ein ziemlich wesentlicher Unterschied besteht, das ist klar. Das ist der Unterschied, auf den es ankommt, nicht auf den zwischen unterschiedlichen Reproduktionsformen.
Der Akt der Darbietung ist ein wesentlicher Bestandteil des künstlerischen Prozesses, da dabei der Künstler als Authentizitätsgarant, das Werk als Sinnangebot und der Zuhörer als Rezipient miteinander unmittelbar in Interaktion treten, gemeinsam Teil des Interpretationsprozess werden. Wenn Darbietung nur noch Reproduktion ist, dann fällt das alles weg bzw. besteht nur noch aus der Rezipienten-Werk-Interaktion. Und eigentlich ist es doch ganz schön, dass Konzerte etwas anderes sind als eine CD oder eine Fernsehübertragung. Wenn das alles das gleiche wäre, könnte man sich die meisten Formen davon sparen.
 
Ein Wunderwerk der Technik. Vermutlich kommt nichts davon aus Deutschland, weder Chips, noch Laser, noch Beamer oder Kabel oder Software. Produzieren wir die Kritik an der Zukunft! Ein Meilenstein der Musikgeschichte! Bald spiele ich mit Keith Richards live auf der Bühne und zwar meine Songs. Begleitet von KI-Kreaturen. Mich erinnert es an die Erfindung des Telefons. Und all die Kritiker, die keinen Sinn im Automobil, im Internet und im Impfstoff sahen oder sehen. Mozart hat sich niemals selbst gehört, schon gar nicht gesehen. Es lebe der nächste Schritt in die Kultur der Zukunft.
 
Bei Ronnie James Dio wurde nach seinem Tod schon eine Tour mit einem Hologramm gemacht.

Technisch spannend, finanziell hoffentlich ertragreich, künstlerisch katastrophal. Ich habe eine Idee für die Zukunft: Wir stellen einen Schallplattenspieler auf die Bühne und ergötzen uns an der Lichtshow.

 
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