Ich habe mir das ganze
hier einmal angeschaut und muss sagen, dass es mich persönlich nicht anspricht.
In meinem Leben durfte ich einige echte Konzerte bekannter Künstler erleben, darunter Santana, Frank Zappa, die Rolling Stones, Thin Lizzy, BAP und andere. Mein bislang letztes Konzert war vor etlichen Jahren eines von Michael Jackson, dem ich ohnehin nicht entgehen konnte, da der Lärm der PA bis in mein Wohnzimmer reichte - ich wohnte nahe am Veranstaltungsort.
Aus Neugier hingefahren, wurden bei dem miserabel besuchten Event gerade die Tore für die Zaungäste geöffnet, und so sah ich den 'Moonwalker' live für lau - auf einer riesigen Videoleinwand. Eine winzige Figur in der Ferne war mutmaßlich der echte M.J. - hätte er anderswo gerade eine Straftat begangen, hätte ich ihm kein Alibi geben können. Ich fragte mich, wie die zahlenden Gäste ihr Investment beurteilten, aber rings um mich herum waren nur andere Gratisbesucher.
Die regulären Besucher der Konzerts zahlten also für ein Bildschirmerlebnis im Freien viel Geld. Der King of Pop war vor Ort, aber er war nicht präsent.
Der konsequente und letzte Schritt ist dann in meinen Augen der "musikalische Enkeltrick", den ABBA da heute durchzieht: Wenn ein Großteil der heutigen Konzertbesucher die Stars sowieso nur auf dem Großbildschirm sehen kann, müssen diese eigentlich gar nicht mehr vor Ort sein. Dass in der Generation derer, die noch mit der Musik von ABBA groß geworden ist, anscheinend ordentlich Kohle zu holen ist, die man gerne für ein einziges Konzert mit den Idolen der Jugend auszugeben bereit wäre, ist für mich die einzige Triebfeder hinter so einem Projekt.
Ein (gutes, echtes) Konzert ist nicht nur, aber auch, ein Dialog mit dem Publikum. Als Konzertbesucher möchte ich die Anstrengung, die Aufregung, die Ansprache, die Atmosphäre erleben. Frisch gemachte live-Musik. Aber ganz bestimmt keine gerenderten 3D-Avatare von Stars, wie sie vor 40 Jahren ausgesehen haben.
Wir werden alle älter, und statt Heizdecken und Wunderarznei verkauft man den Alten nun gefälschte Konzerte von Künstlern, die zu Hause die Füße hochlegen, während ihre digitalen jugendlichen Wiedergänger ihren Job erledigen. Immerhin scheinen die Instrumentalmusiker live und echt vor Ort zu sein, sonst empfände ich das ganze als riesigen Nepp.