Nachgedanken zu einem Auftritt mit dem Akkordeon -- ODER Auftrittsknigge für Akkordeonisten

Bei einem großen Orchester stören mich auch richtig hochgestellte Notenständer nicht so sehr wie bei kleinen Ensembles. Weiß aber noch nicht warum. Vielleicht weil da soviel passiert und man nicht alles im Blick haben kann und will. Aber das führt zu weit weg. Es geht mir ja als Threadersteller nicht um riesige Ensembles, sondern um Konstellationen, in denen wir Akkordeonisten meistens unterwegs sind, also wohl so 1-6 Musiker.

Gelernt habe ich bisher:
1. Man sollte meine Mitspieler auf die Tonhöhen-Problematik des Akkordeons ansprechen. Dafür sollte es vorher Zeit und Raum geben.
2. Man vermeidet Ungemach im Publikum, wenn es etwas von mir sehen kann, indem ich auf den Notenständer wenn möglich verzichte, ihn niedriger stelle oder mich ins Profil setze. Schön ist es, eine elektrische Lösung zu verwenden, wenn man unbedingt die schwarzen Punkte sehen will.
3. Über Noten bei Konzerten kann man ewig diskutieren. Dafür oder dagegen gibt es vielerlei persönliche, musikalische, äthetische... Gründe.
4. Ein freundlicher Blick kann das Publikum erfreuen. Übertriebene Anstrengung sollte vermieden werden. Dazu gehört für mich, das Programm so zu wählen, dass ich die Stücke im Griff habe und nicht die Stücke mich. Eingeübtes Showposen kann unglaubwürdig werden.
5. Es gibt Leute, die sich als Zuschauer verstehen. Sie nehmen das Konzert mit allen Sinnen wahr. Für sie sollte die Musik durch den Musiker ein Gesicht bekommen. Aber es kommen auch Leute, die sich als Zuhörer sehen. Es geht nicht an, Musik durch Showeinlagen zu ersetzen.
6. Eine Zugabe wird gerne angenommen. Man braucht ja nicht unbedingt etwas Neues, auch die Wiederholung eines gelungenen kurzen Teils kann ankommen.

Hoffe, ich habe nichts überlesen. Da es in dem Thread ja um einen Auftrittsknigge für Akkordeonisten geht, noch eine Frage: Ich weiß von Akkordeonisten, die gehen mit umgeschnalltem Instrument auf die Bühne. Und es gibt Leute, die kommen ohne Instrument, stellen sich oder setzen sich erst mal hin, sagen etwas und schnallen sich dann erst ihr Instrument um. Wie geht es euch damit? Ist euch das gleichgültig? Gibt es hier ein Besser oder Schlechter? Was denkt ihr?
 
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Falls Sprechen angemessen:
Mit Spielen anfangen und nach dem ersten kurzen Lied Begrüßung etc., find ich gut. Wo die Instrumente aufgenommen werden, ist mir egal.
 
Ich weiß von Akkordeonisten, die gehen mit umgeschnalltem Instrument auf die Bühne. Und es gibt Leute, die kommen ohne Instrument, stellen sich oder setzen sich erst mal hin, sagen etwas und schnallen sich dann erst ihr Instrument um. Wie geht es euch damit? Ist euch das gleichgültig? Gibt es hier ein Besser oder Schlechter? Was denkt ihr?

Das darf für mich der Akkordeonist entscheiden:

Er weiß welches Gurtsystem er verwendet und wie er es vor dem Konzert sinnvoll anlegen muss, damit es passt.

Braucht er etwas Ruhe um sich richtig anzugurten dann soll und darf er das vorher machen und zusammen mit seinem Instrument auf die Bühne schreiten. Lass bloß beim aufnehmen des Instruments irgendwas am Gurt nicht stimmen, dann ist die Kacke am Dampfen... und hinter der Bühne kann man das trotz allem noch mit weniger Stress abwickeln.:fear:

Kann er es sicher, zuverlässig, ohne Komplikationen und schnell auf der Bühne anlegen, dann darf er es gerne auf der Bühne anlegen und locker ohne Instrument auf die Bühne gehen. Es gibt auch Adrenalinjunkies, die erst den richtigen Kick abbekommen, wenn live auf der Bühne vor dem ersten Ton was am Instrument nicht funktioniert...:evil:

... oder um es aus meiner Perspektive zu sagen:

Es steht mir als Zuschauer/Zuhörer nicht zu, dem Künstler vorzuschreiben wie er sein Procedere zu wählen hat damit er sich gut und sicher für seinen Vortrag fühlt, bloß weil mir das optisch besser gefällt. Er ist der Künstler, der Vortragende. Also steht es auch ihm zu , zu entscheiden, welchen Weg er für den besten hält, das Lampenfieber und den Stress geringst möglich zu halten, um seine Musik am besten wieder zugeben.
 
Ideal wäre wenn der Künstler im Gegenwind mit flatternden Gewändern eine Showtreppe hinauf läuft, auf deren Höhepunkt ihm das Akkordeon zugeworfen wird.
Anders kann ich mir eine Konzerteröffnung gar nicht mehr vorstellen.

Die Steigerung wäre nur noch der immer häufiger benutzte Raketenrucksack.
 
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Ich weiß von Akkordeonisten, die gehen mit umgeschnalltem Instrument auf die Bühne. Und es gibt Leute, die kommen ohne Instrument, stellen sich oder setzen sich erst mal hin, sagen etwas und schnallen sich dann erst ihr Instrument um. Wie geht es euch damit? Ist euch das gleichgültig? Gibt es hier ein Besser oder Schlechter? Was denkt ihr?
Es hängt davon ab:)
Zum einen sollten es die Vertreter desselben Instruments mglichst gleich machen . Wenn von 3 Akkordeonisten einer mit dem umgeschnallten Instrument und einer mit dem Instrument in der Hand auf die Bühne kommt und der dritte das Instrument schon lange auf der Bühne stehen hat, dann sollte man gute Gründe dafür haben. (Möglicherweise lässt man dem Solisten einen anderen Auftritt.)
Ob die Leute erstmal etwas sagen oder nicht, hängt auch von der Musik und dem Umfeld ab. Je größer das Ensemble und je mehr Distanz zwischen Publikum und Musikern, desto formalisierter wird die Kommunikation ablaufen (Ensembleleiter oder Sänger sind dann die "Sprachrohre"). Beim "Heimspiel" - also regelmäßige Hausband irgendwo - geht alles, da kann man sich auch gerne über sich selbst (oder die anderen Ensemblemitglieder) lustig machen (respektvoll natürlich).
Das Ensmble von Piazzolla in der Philharmonie hat da sicher anders getickt, als Liederjan im Stadtteilkulturzentrum.
 
Uff,
bin durchaus erstaunt über die Problematik.
Es gibt ja ganz arg unterschiedliche Arten von Musikern. Ob es gute Musiker sind, darf nach meiner Ansicht ausschließlich von dem Klang abhängen, den sie erzeugen.
Im Gegenteil finde ich es fast unfair, jenen Musiker höher einzustufen, der sich vom Rahmenprogramm, der Optik etc. pp gut bei einem (sehenden) Publikum verkaufen kann als den introvertierten, in sich versunkenen und ganz dem Stück an sich zugewandten.
Was wenn der Musiker optisch entstellt wäre, wenn der Zuhörer blind ist, wenn die ganze Show (vielleicht als besonderer Effekt) als Schattenspiel hinter einem von hinten beleuchteten Vorhang dargeboten würde?
Wäre dann die Musik einen Deut misslungener als diejenige mit eloquent grinsendem und mit dem Publikum flirtenden Entertainers?
Letztlich MUSS die Musik, die gespielt wird, von dem Spielenden selbst genau so dargeboten werden, wie es dem SPIELENDEN am besten liegt und in Art und Weise das beste aus dem Musiker hervorbringt. Ansonsten landen wir irgendwann - zu Ende gedacht bei Helene F..... oder Andre R. :D
Ob das nun Scheinwerferlicht und Dentagard-Lächeln ist, ein alter knarziger Stuhl wie bei Glenn Gould oder halt ein riesen Notenständer, bei dem man nicht umblättern muss und der Sicherheit vermittelt. Manchmal ists sogar besser, man sieht den Interpreten nicht all zu genau ... :D

Mir gehts genau umgekehrt: Wem meine Art und Weise des Vorspielens aufgrund des Bühnenbildes nicht passt und das so über die eigentliche Musik gestellt wird, dass man das Konzert nicht gut findet ... dann wollte ich so ein Publikum nicht.

Trotzdem... Mir ging es mal so, dass ich das Konzert eines brillianten russischen Akkordeonvirtuosen trotz seiner Skills ein wenig enttäuschend fand. Nicht weil er irgendwas falsch machte- es war einfach schade, dass der Vorführraum ringsum mit Vorhängen verhangen war und dicken Teppichboden hatte... Resultat: Null Raumklang. :( Trotzdem sehr sehr genial an sich ... Aber wenn man weiß wie sich ein Akkordeon mit mehr Resonanzraum anhören kann ... das wäre besser gegangen.
 
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Ich weiß von Akkordeonisten, die gehen mit umgeschnalltem Instrument auf die Bühne. Und es gibt Leute, die kommen ohne Instrument, stellen sich oder setzen sich erst mal hin, sagen etwas und schnallen sich dann erst ihr Instrument um.
Und es gibt Leute, die machen es mal so, mal so ...
Anekdote:
Esslinger Akkordeontage, Galliano Solo. Auf der winzigen Bühne stehen ein Klavierhocker, ein Mikro (für Ansagen) und ein Akkordeon. Galliano tritt auf, sagt ein paar Worte, setzt sich, schnallt das Akkordeon um, öffnet den oberen Balgverschluss und beginnt zu spielen. Nach 2 Takten bricht er ab, öffnet auch den unteren Balgverschluss und fängt neu an ...
Paar Jahre später, Esslinger Akkordeontage, Galliano Solo. Er betritt die Bühne mit umgeschnalltem Instrument :D
Ob er das seit obigem Vorfall immer tut oder weil er beim ersteren Konzert im Sitzen spielte und beim zweiten im Stehen oder ob es noch andere Gründe hatte, weiß ich natürlich nicht ...

Die Steigerung wäre nur noch der immer häufiger benutzte Raketenrucksack ...
... aber nicht als Rucksack, sondern als Frontsack. Und im Landeanflug, einen halben Meter über der Bühne, sprengt sich das Äußere des Raketensacks weg, hervor kommt das Akkordeon und der Künstler beginnt zu spielen ...
 
Soll wohl heißen: "Das Publikum möchte wohl eine Zugabe haben. Wollen wir?" Die Abstimmung der beiden geht zuungunsten des Publikums aus. In dem Ticket, das pro Teilnehmer 20 EUR Minimum kostet, ist das nicht mit drin. So verlassen die beiden nochmals die Bühne, so dass der Applaus schnell verebbt. Zurück bleibt der Pressspanplatten-Notenständer.

Mir gehts genau umgekehrt: Wem meine Art und Weise des Vorspielens aufgrund des Bühnenbildes nicht passt und das so über die eigentliche Musik gestellt wird, dass man das Konzert nicht gut findet ... dann wollte ich so ein Publikum nicht.


Wenn ich die diversen Meldunge und Kommentare so durchlese gibt sich für mich ein Bild mit zwei "Gegenpolen":

-> Die "ich egoistische" Zuhörerposition:

"ich habe Geld dafür bezahlt,also darf ich auch erwarten dass mich der Künstler dafür entsprechend unterhält."

-> die "Artistenposition" des Vortragenden:

"Ich bin der Künstler der etwas vortragen kann, was die andern nicht können und gegen eine Gebühr dürfen die meinem Vortrag zuhören - wie ich das darbiete ist alleine meine Sache."


... und meine Ansicht:

Immer wenn mehrere Personenkreise zusammenkommen, braucht es gewisse Kompromisse - sonst gehts nicht!

Der Zuhörer hat Eintritt gezahlt und darf auch dafür etwas erwarten. Die Eintrittsgebühr öffnet aber nicht Tür und Tor für jegliche Wünsche und Erwartungshaltungen die der Künstler gefälligst zu erfüllen hat.

Der Künstler lebt davon dass die Konzertbesucher Geld dafür bezahlen und dementsprechend auch etwas erwarten. Und dazu gehör dann auch , dass man sich nicht sämtliche Freiheiten rausnimmt, die man grad mal so möchte ( z.B. weils grad Sommer ist und sauheiß in Badehose das Klassikkonzert durchziehen).

Wir deutsche neigen dazu immer gleich alles reglementieren und in Vorschriften gießen zu wollen... andere Länder haben da mehr "laissez faire" drin und lösen das mitunter eleganter. Aber im Endeffekt läufts drauf hinaus, dass man sich beiderseits annähert, ohne dass eine Seite völlig in den Forderungen der anderen Siete aufgehen muss und beide damit - vielleicht mit leichten Abstrichen - leben können.
 
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bin durchaus erstaunt über die Problematik.
geht mir auch so. Wenn ich die Diskussion verfolge, habe ich den Eindruck, das (einmalige?) Pressspan-Erlebnis sei symptomatisch/exemplarisch für die Szene.
Gelernt habe ich bisher: 1. - 6. ...
Was davon ist neu? nicht selbstverständlich?
die Grundhaltung die sich im Notenspiel nur widerspiegelt. Nämlich ...eine gewisse Ignoranz dem Publikum gegenüber.
ich habe Lang Lang im Konzert erlebt, und er hat mich mitgenommen - um "berührt" zu vermeiden - nur bei einem Stück, und da hatte er Noten, und da hat er gekämpft. Bartoks Klaviersonate. Der Rest des Programms war Routine ...
die eine Agogik an den Tag gelegt hatten ... auf s Spielen konzentrieren und nicht so rumhampeln..."
die Agogik muss man ja nicht zwingend durch Mimik und Pantomimik verstärken :D
Der Künstler ... nicht sämtliche Freiheiten rausnimmt, die man grad mal so möchte ( z.B. weils grad Sommer ist und sauheiß in Badehose das Klassikkonzert durchziehen).
gilt auch für den Besucher 🤭
Wir deutsche neigen dazu immer gleich alles reglementieren und in Vorschriften gießen zu wollen
siehe diesen thread :D
Ansonsten landen wir irgendwann ... bei ...Andre R.
aber schöne Notenständer haben sie da 🤗

leider kommen die hier erarbeiteten Erkenntnisse für mich ca. 60 Jahre zu spät :nix::opa:
 
ich habe Lang Lang im Konzert erlebt, und er hat mich mitgenommen - um "berührt" zu vermeiden - nur bei einem Stück, und da hatte er Noten, und da hat er gekämpft. Bartoks Klaviersonate. Der Rest des Programms war Routine ...

Heißt das, Du wurdest bei der Routine mitgenommen?
So hab ich das verstanden, nur nicht berührt.

Und der Kampf mit Bartok hat dich berührt? Oder auch nur mitgenommen? Oder war Dir unangenehm, weil anstrengend für Lang?

Du siehst so mitgenommen aus... 🥴

Ich lese nichts aus deinen Worten heraus.


Ach so .... jetzt verstehe ich, es ist Dir alles gleichgültig. Hätte Dich vor 60 Jahren noch interessiert.
?

Ist nicht böse gemeint, interessiert mich wirklich.
Auch wenn Du nichts von solchen Diskussionen hätlst, muss es doch auch für Dich einen Unterschied machen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich lese nichts aus deinen Worten heraus.
wenn man's nachträglich noch mal erklären muss, war's eh nix. Sollte aufzeigen, dass es zu jedem Statement auch begründete gegenteilige Sichtweisen gibt. Das ist aber eher banal.
muss es doch auch für Dich einen Unterschied machen.
zwischen ? und ?
es ist Dir alles gleichgültig
immer noch nicht ...
wenn Du nichts von solchen Diskussionen hälst
dann würde ich sie nicht lesen. Ich bin nur überrascht, wie sich aus Anlass eines singulären ( :) !) Ereignisses eine so übergreifende und wohl auch beabsichtigte Themenvielfalt entwickelt. Die im Anfangsthread auch schon angelegt ist. Sichtbarkeit und Körpersprache/Mimik des/der Interpreten, Stimmungsprobleme im Zusammenspiel, die Zugabenproblematik.
Ich weiß auch, dass das (Akkordeon-)Forum von diesen Beiträgen lebt und ohne diese ziemlich mager wäre. Wenn ich dann nicht jeweils etwas für mich Relevantes mitnehmen kann, soll es wohl nicht sein ...

nix für ungut ...
 
Naja, ob Ksenja Sidorova spielt oder jemand den Du hinterm Pult nicht siehst...
Oder ob Lang Lang eben kämpft oder afft...
Ich finde das durchaus relevant und suche für mich als Performer immernoch nach Antworten.
Ich schwanke immer zwischen Wahrhaftigkeit und Show, wobei sich beides auch annähern kann.

Für mich kommt auch Ignoranz des Publikums teilweise in Frage, wenn es mir richtig erscheint.
Das ist immer von Fall zu Fall unterschiedlich und das Problem liegt auch wie schon gesagt wurde in der unterschiedlichen Bewertung beim Publikum.

Selbst Ksenia spaltet uns.
Du hast recht - es lässt sich kein Konsenz finden, aber die Gedanken interessieren mich doch.
 
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Naja, ob Ksenja Sidorova spielt oder jemand den Du hinterm Pult nicht siehst...
unfaires Beispiel :)
als Performer ... zwischen Wahrhaftigkeit und Show ... von Fall zu Fall unterschiedlich
das liegt bei der Bandbreite dessen, was du anbieten kannst, doch auf der Hand
Für mich kommt auch Ignoranz des Publikums teilweise in Frage
diese Ignoranz wird ja erst bei einem gewissen Level der Darbietung überhaupt sichtbar. Es kommt auch auf deine Absichten an. Um beim Publikum diese Rieu/Waldbühnen-Seligkeit hervorzurufen, reicht es nicht, die Instrumente zu beherrschen. Wobei - anderes Thema - meine Beobachtung ist, dass ich mit zunehmendem Wissen um das Handwerkliche in der Musik auf diese Art der (Publikums-)Emotionalität verzichten musste.
in der unterschiedlichen Bewertung beim Publikum
was meinst du damit? Es jedem recht machen zu wollen?
 
wenn ich wegen der Komposition da bin (und nicht wegen der Interpretation)
Kannst du einem Dummen erklären warum du wegen der Komposition ins Konzert gehst?
Ich würde mir in dem Fall die Noten besorgen und ein gute Aufnahme zuhause anhören.
 
Kannst du einem Dummen erklären warum du wegen der Komposition ins Konzert gehst?
Ich würde mir in dem Fall die Noten besorgen und ein gute Aufnahme zuhause anhören.
ich kanns nur einem "Schlauen" erklären, aber es ist auch ganz einfach: wenn die Partitur schwierig ist und spannend, dann möchte ich beim Konzert sehen, wie diese Teile auf dem/n Instrument/en umgesetzt werden. Das kann ich ja zu Hause mit Partitur und Stereoanlage eben nicht sehen...
Und es ist doch auch schön zu sehen, wenn auch ein LangLang mit dem Stück kämpfen muß und es dann gut hinkriegt, als wenn er alles mit "Links" quasi problemlos runterhämmert. :m_piano1:
:m_akk:
 
wenn auch ein LangLang mit dem Stück kämpfen muß
Das ist dann aber Teil der Interpretation, nicht aber der Komposition. Oder?
Wenn ich dich richtig verstehe spielt eben auch für dich das visuelle eien Rolle.
 
zwischen Wahrhaftigkeit und Show
Im Gegenteil finde ich es fast unfair, jenen Musiker höher einzustufen, der sich vom Rahmenprogramm, der Optik etc. pp gut bei einem (sehenden) Publikum verkaufen kann als den introvertierten, in sich versunkenen und ganz dem Stück an sich zugewandten.

Ich glaube, wir stimmen überein, dass man aus einem Konzert eine Show machen kann. Die verschiedenen kreativen Beiträge (Mit oder ohne Akko, Showtreppe, Raketenrucksack, Dentagard-Ansage...) für den Beginn des Events weisen darauf hin, dass es diesen Part zwar gibt, aber das wir dort keinen Konsens erzielen werden. Das ist auch nicht so wichtig, weil es dort noch keine Musik gibt.

Wenn die Musik aber spielt, wird's anders. Aus @Malinecks Aussage entnehme ich ein gewisses Fremdeln, wenn man die extrovertierte Publikums-Rampensau höher schätzt als den introvertierten Akkordionisten. Das kann ich nachvollziehen. Aber es gibt nun mal Extrovertierte und Introvertierte. Für mich ist Extroversion nicht das Nonplusultra. Mir ist es gleich, welcher Musikertyp ein Konzert gibt, wenn ich sehe, dass Musik ein Gesicht bekommt, das mich anrührt und meine Beziehung zu dem dargebrachten Stück vertieft. Ich habe als Mensch nun mal evolutionär bedingt ein Hirn mit Spiegelneuronen und empfinde Musik dann wesentlich tiefer als wenn ich nichts sehen darf, weil jemand mit einem Brett vor dem Kopf spielt. Gleichfalls problematisch ist aber auch bloße Show, also das vorher eintrainierte Vorspielen von Gestik oder Mimik, das eben nicht von der Musik hervorgerufen wird, die im Augenblick entsteht. Das ist meiner Meinung nach unecht. Ich möchte die momentane Reaktion des Akkordeonisten auf die Musik hin sehen, die er macht. Dann bringt mich seine Mimik und Gestik mit seiner Empfindung der Musik zusammen. Und ich bekomme selbst einen emotionalen Zugang zu dem Musikstück wie fremdartig oder uneingängig es auch sein mag. Dieser emotionale Zugang bahnt auch rationales Verständnis. Durch ihre Hingabe an die Musik wird die Akkordeonistin zu einer Priesterin, die mit ihrer Person eine Brücke zwischen der Musik und den Hörern, die in die heiligen Hallen des Konzerthauses gepilgert sind, aufspannt. Jemand hat mal gesagt, das Wesentliche am Notentext sind nicht die Noten, sondern die Räume dazwischen. Man sollte der Musik Räume geben - warum nicht den zwischen den Ohren des Musikanten?
 
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Meiner Meinung nach suggeriert die Ausgangsfrage, die ich als rhetorisch interpretiere, schon die Antwort:
Nein, es gibt keine Regeln, an die sich ein Akkordeonist halten sollte, um dann einen für ALLE Zuschauer garantiert schönen Auftritt hinzulegen.
Für mich fällt das geschilderte in die Kategorie „Pech gehabt, Schwamm drüber“. Das hatte ich auch schon, sowohl auf der Bühne als auch im Publikum (absolutes Negativbeispiel: Tango del Sur in Trossingen 2018), und oft spielen viele Faktoren dabei eine Rolle, die man nicht aktiv beeinflussen kann.
Es wäre doch auch viel zu einfach, wenn man ein Schema F hätte, nach dem alles gelänge (perfekter Auftritt, perfekte Wiedergabe einer Musikrichtung etc.) ;)
 
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Kannst du einem Dummen erklären warum du wegen der Komposition ins Konzert gehst?
Ich würde mir in dem Fall die Noten besorgen und ein gute Aufnahme zuhause anhören.
Ich gehe relativ viel in Konzerte mit zeitgenössischer Musik, oft in Uraufführungskonzerte; in diesen Fällen ist die Notenbeschaffung in der Regel schwierig. Bis zum Anfang des 20. Jhs ist es recht einfach, klar. (Und auch im Kontext von "Volksmusik" gibt es viele nicht-notierte Musik, im Bereich Jazz / Free Music ebenfalls, auch wenn man da vielleicht nicht so richtig "Komposition" und "Interpretation" trennen kann.)
 
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