Ich habe gesehen, dass dieser Thread es jetzt auf die Startseite geschafft hat mit folgender Beschreibung:
"Halskrümmung einstellen
Viele modernen Hersteller sehen den "fast graden Hals" als Optimum an. Zudem sind niedrige Saitenlagen bei vielen Spielern beliebt, funktionieren aber nur mit einem perfekt eingestellten Hals und noch viel wichtiger, mit planen Bundstäben. Bevor man also am Halsstab schraubt, sollte man erst mal prüfen, ob alle Bundstäbe richtig und auf gleicher Höhe sitzen. Erst dann machen Arbeiten am Halsstab und den Reitern wirklich Sinn. Happy Rockin'!"
Da würde ich widersprechen.
Der erste Satz ist so in Ordnung, wobei mir nicht ganz klar ist, was mit "planen Bundstäben" gemeint ist - die sollen eigentlich auch nach dem Abrichten schön verrundet sein und nicht flach. Aber vermutlich ist hier gemeint, dass die Höhe der Bundstäbchen alle auf einem Level liegen sollen.
Danach heißt es aber "
Bevor man also am Halsstab schraubt, sollte man erst mal prüfen, ob alle Bundstäbe richtig und auf gleicher Höhe sitzen. Erst dann machen Arbeiten am Halsstab und den Reitern wirklich Sinn."
Das sehe ich anders, bzw. ist es genau andersrum: Wenn der Hals echt durchhängt, dann macht es überhaupt keinen Sinn, zu überprüfen, ob die Bundstäbe alle "auf gleicher Höhe sitzen" - wie soll das denn funktionieren?
Dazu muss der Hals erstmal gerade eingestellt werden!
Oder von mir aus mit einem sehr kleinen Relief, also mit der Halskrümmung, die in etwa anvisiert wird (am 12. Bund - oder irgendwo zwischen Hals-Korpus-Übergang und Sattel in der Mitte bei niedergedrückter Saite ca. mit 0,3 mm (oder weniger) zwischen Saite und Bundstäbchen) - da funktioniert das Abklappern mit dem Fretrocker noch ganz gut - alle Bundstäbe gleichzeitig mit einem Lineal checken eher nicht, das wäre quasi wie das Runterdrücken der gespannten Saite am 1. und am letzten Bund.
Wenn der Hals zu sehr durchhängt, kann das Überprüfen mit dem Fretrocker Probleme machen und zu falschen Schlussfolgerungen führen, zumindest in dem Bereich, in dem der Halsstab eine Auswirkung auf die Halskrümmung hat (am Halsfuß ist das ja nicht mehr der Fall).
Die Hälse bewegen sich, wenn man den Trussrod anzieht (oder lockert), auch nicht immer optimal wie in der Theorie vorgesehen, sondern machen manchmal lustige Dinge, krümmen sich an einer Stelle mehr als an der anderen, verdrehen sich leicht, manche bilden übertrieben gesagt eine "S"-Form aus usw..
Es ist doch auch logisch, wenn man mal drüber nachdenkt.
Würde man die Bünde neu abrichten wollen, dann stellt man doch auch den Hals erstmal gerade ein, sofern er sich gerade einstellen lässt inkl. Griffbrett.
Generell gesagt braucht man auch keine Berührungsängste mit dem Truss Rod haben.
Wichtig ist halt immer, dass man es nicht übertreibt und gleich wild dran herumdreht.
Erstmal schauen, was sich bei einer halben Vierteldrehung (45°) tut - wenn es eh fasst passt, kann auch schon weniger zum Ziel führen.
"Lefty loosey - righty tighty" <-- kann man sich merken: Nach links wirds lockerer, dh. die Halskrümmung durch den Saitenzug nimmt zu - nach rechts wird der Hals mehr gerade.
Dem Holz vom Hals nach dem Drehen am Trussrod etwas Zeit geben, sich der veränderten Spannung anzupassen, va. wenn sich vermeintlich erstmal gar nichts sichtbar tut - das kann auch gerne mal einen Tag dauern.
Nie mit roher Gewalt den Trussrod anziehen! Wenn der sich überhaupt nicht drehen lässt, z.B. bei alten Instrumenten, dann im Zweifel lieber zum Gitarrenbauer bringen.
Allgemein nochmal zum Setup:
- erst Halskrümmung überprüfen und bei Bedarf anpassen
- Sattelkerben überprüfen und bei Bedarf tiefer feilen - falls die zu tief sind, neuen Sattel einbauen (lassen)
- dann Bridge Höhe einstellen (je nach Bauart einzelne Reiter rauf/runter oder wie bei einer TOM Bridge oder einem Floyd an den beiden äußeren Studs die Höhe verstellen)
Und wenn noch was unklar ist, dann einfach im MB fragen!