Mit dem Akkordeon in die Weiten des moderneren Jazz

Hallo Bernnt,

aha, da kommen wir der Sache näher :
Notenfutter ist Deine Sache nicht !

bis ich ungefähr weiß, was die schwarzen Punkte eigentlich sollen
Im Grunde ein guter Ansatz , intuitiv zu spielen !
Das wird auf jeden Fall eher in eine Richtung Jazz gehen, als den Musikern , die nur ihre Skalen kennen , ohne jedes Gefühl dafür , sie einzusetzen.
Vorbild ist vielleicht ein Saxophonist, der sich die Seele aus dem Hals bläst
Da hilft nur eins : in eine Jazzband einsteigen, den Saxophonisten rauskicken und selbst den Part übernehmen ?
Sozusagen der Versuch einer "Spätsozialisierung" ?
Nein , Spass beiseite ... in Grunde wäre das aber ein Einstieg . Erst mal den Bass weglassen , oder dort die Begleitung sehr rudimentär mitspielen .
Im Grunde spielt (der schon recht greise ) Mat Mathews genau so :

Erst spielt er das Thema vor, aber wenn die Band einsteigt, so ab 2:20 geht er dann richtig ab...
Finde leider keine live Videos aus den 50/60er Jahren von ihm.

Nun bist Du aber kein Bläser , sondern hast natürlich noch mehr zu bieten ,
da wird es sich nicht vermeiden lassen, das ganze Akkordeon zu bedienen.
Also erst mal mehrstimmig und dann auch die linke Hand dazu ?
Da wird man denn aber um Noten vielleicht nicht herum kommen ,
oder was denkst Du, wie musescore Dir hier weiterhelfen könnte :



Scan.jpg


aus Art Van Damme arrangiert "Laura"

Manche Sachen sind einfach zu komplex , um sie abzuhören ,
da muß man doch ins Detail gehen und genau schauen, wie er das macht ?
Dann wären wir schnell wieder da ? :
Also führt der Weg dahin leider über die nüchtern graue Theorie ,
da hilft nur hören , anschauen , analysieren und üben, üben, üben....
 
Pete Jolly wäre da für Dich auch interessant ,
er fing ja als Akkordeonist an und hat nachher mehr als Pianist Karriere gemacht .
Interessanterweise spielt er oft beide Instrumente sehr ähnlich ,
indem die rechte Hand einstimmig improvisiert.
Hier auf seiner ersten Platte spielt er beides ,
der schnelle Akkordeonpart beginnt bei 0:50 :
 
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da bist du doch wieder beim (je nach Lust, Laune und Können erweiterten) Bluesschema. Davon wolltest du doch weg.
den Standardschemata gefangen

Vielleicht habe ich eine Anleitung für die ersten Schritte gefunden, bei der Improvisation aus dem Gefängnis raus zu kommen. Auf jeden Fall geht der Klang in Richtung des Beispiels vom Eingangspost:



Noah Kellman beschreibt vier Wege, den Standardblues zu verlassen. Es entstehen ungefähr die gesuchten Klänge, wenn ich richtig höre. Es sieht auch so aus, als könnte man das auf dem Standardbass-Akkordeon mit Tricks auch möglich machen, was schön ist. Mir gefällt die Mischung zwischen dem vorgegebenen Geländer Blues und der Freiheit der Improvisation in den vorgeschlagenen Skalen, die sich wunderbar reiben. Ich schau jetzt einfach mal, was am Instrument passiert.
 
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Ich habe auch noch einen Tipp. Lass bei einer relativ "normalen Improvisation mit einigen harmonischen Ausreißern einfach mal die Harmonie weg.
Nur denken. Ohne dieses Gerüst klingt alles deutlich verlorener.

 
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Vielleicht auch für den einen oder anderen interessant:

Im Frühjahr startet der Zertifikatslehrgang „Jazz & Pop“ mit Eric Dann und Matthias Matzke.
😎

Besonderere Schwerpunkte sind Improvisation, freies Spiel sowie das Zusammenspiel in Combo, Ensemble oder Orchester. Der Lehrgang wendet sich an Akkordeonist*innen, die in die Welt der populären Stile eintauchen, diese sicher anwenden und auch weitergeben wollen.
🎹
Das Orientierungswochenende findet am 12./12.03.2022 statt. Hier könnt Ihr die Dozenten, das Haus und die weiteren Interessent*innen kennen lernen und alle Fragen zur Teilnahme klären. Anmeldung und weitere Informationen unter: www.hohner-konservatorium.de
😊
https://www.hohner-konservatorium.de/zertifikatslehrgang/
 
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Ich grüß euch
Ich habe mir ein paar Mal dieses Video angeguckt:



Cezary Paciorek zählt drei Jazz-Beispiele auf. Stücke wie das erste haben einige von uns im Repertoire. In die Richtung gehen ja auch viele Marocco-Stücke. Bei dem zweiten etwas moderneren Beispiel sieht das schon anders aus. Ich suche nach einem kürzeren übersichtlichem Stück, von dem es Noten und Aufnahmen gibt, mit dem man in die Jazz-Welt um das zweite Beispiel rein finden kann. Irgendetwas also, das einem Inspiration, harmonische Anregungen und Ideen zum Improvisation gibt und die älteren ausgetretenen Pfade hilft zu verlassen, eher was für die Praxis weniger Theorie.

Hat jemand eine Idee?

Links im MIII 2 Quarten aufeinander, diese Quartvoicings kann man überall irgendwie einbauen.
Rechts spielt er wie die meisten "zeitgenössischen" (schwieriger Begriff) meist Motive aus der Pentatonik, verschiebt sie chromatisch oder entwickelt sie weiter je nach Lust und Laune. Dieses Inside- Outside-Spiel halt...
Auf der Suche nach "neuen" Sachen werden alte Dinge lediglich neu verpackt. Durchbrüche sind kaum noch zu erreichen.
Es handelt sich aber um interessante Sounds, die Voicing/Skalen Kombinationen eröffnet neue Klangwelten indem man die "Regeln" (Auch so ein schwieriger Begriff) "bricht". Das begann aber schon mit McCoy Tyner in den 60ern... So neu ist das also gar nicht mehr.
Vielleicht auch für den einen oder anderen interessant:


https://www.hohner-konservatorium.de/zertifikatslehrgang/
Den Lehrgang kann ich natürlich nur empfehlen ;)
 
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Grüße zurück, Eric. Schön, dass sich jemand vom Hohner Konservatorium zu Wort meldet. Ich fühle mich geehrt.

alte Dinge lediglich neu verpackt. Durchbrüche sind kaum noch zu erreichen.
interessante Sounds
Das begann aber schon mit McCoy Tyner in den 60ern.
Das würde ich zu 100% unterschreiben. Die Improvisation, die der polnischer Jazzer im Startpost entfacht, beruht auf altem Material. Freilich kennt man dieses Material vom Klavier. So frisch verpackt ist es mir auf dem Akkordeon noch nicht daher gekommen. Nun spielen die meisten Jazzer, die ich kenne, MII. Dass jemand auf dem MIII Jazzlaune entfacht, ist viel seltener. Insofern wirkt die Sache für mich nicht altbacken, sondern ziemlich frisch und unverbraucht. Und ich habe die Ahnung, dass man da auf dem Akkordeon noch viel mehr machen könnte, weil die instrumenttypischen Eigenheiten in dieser Art Jazz mir noch nicht ausgereizt scheinen.

@Eric Dann, vielen vielen Dank für deinen Verweis auf McCoy Tyner.(y) Ich kannte ihn nicht, obwohl ich Jazz höre. Sucht man auf Youtube nach ihm, hört man Improvisationen, die den Polen inspiriert haben könnten. Schön, dass es dort auch Notenbeispiele gibt, die einem zusätzlich weiterhelfen können. @Klangbutter hatte die Nummer oben ja schon in Noten gestochen.
 
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Ich habe mir ein paar Mal dieses Video angeguckt:
Sorry, das ist technisch gut umgesetzt, aber auf einem Akkordeon klingt das alles irgendwie nicht "richtig". Ich glaube, Jazz kann man da nicht 1:1 übertragen.

Aber ich habe vor mindestens 20 Jahren in Aachen zufällig mal eine polnische Akkordeon-Truppe spielen gehört, die einen ganz eigenen und modernen Jazz-Stil hatte. Das hat mich total geflasht, und ich habe mir gleich eine CD gekauft, obwohl Akkordeon eigentlich so garnicht mein Instrument ist. Die CD war dann leider nicht so gut, wie die Live-Performance, könnte ich mal wieder raus kramen...

Gruß,
glombi
 
Ich glaube, ich weiß, was du meinst.
Es ist manchmal gut, von einem "Outsider" einen Eindruck zu bekommen, da man als "Insider" zu oft etwas verblendet und einfach nur an den Klang seines Instruments gewöhnt ist, um noch wahrzunehmen, wo was an und für sich überzeugend klingt.
Ich selbst beschäftige mich u.a. mit Akkordeon-Jazz, will aber nicht so recht was finden, das mir gefällt. Das müssen schon sehr spezielle Stückchen sein, dass ich das Gefühl habe, dass Akkordeon hier echt Laune macht. ODER man arrangiert sie sich eben so, dass es schön ist, aber sich ggf von dem Stückchen natürlich entfernt. Könnte gut sein, dass damals die polnischen Akkospieler für sich was eigenes entwickelt haben, also nicht versucht haben, was nachzuspielen. Wenn das gelingt, kann man das Instrument sicherlich von seiner besten Seite zeigen und entsprechend einsetzen.
 
Dieser thread begeistert mich derartig, dass ich ihn morgen noichm als ganz langsam nachlesen muss! - DAnke Allen für diese phantastische Inspiration!!!!

Hans aus Achberg
 
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Zuerst: DAnke, Bernnt!!

Und dann an Alle: Im Anflug von völligem Größenwahn habe ich mir zwei Hefte aus dem HAL Verlag, Jazz Standards for Accordion, und The Frank Marocco Accordion Songbook, gekauft.

Da werde ich mal mit den "Autumn Leaves" beginnen; das sieht fast am "einfachsten" aus. - Und dann habe ich mal die "Satin Doll" von Duke Ellington und "Alice in Wonderland" von Bob Hilliard, angespielt. - Da habe ich wieder mal richtig zählen gelernt: Eins-und-Zwei-und-Drei-und Vier-und - und wieder Eins-und . . .

Ich habe überhaupt erst mehrmals den richtigen Rhythmus und Takt eingeübt, das das nochmals auf unserem Klavier; - und nur die obersten Melodie-Noten gespielt - also, d.h. sehr rhapsodisch Töne einigermaßen im TAkt gesucht.

Für "Normal-Anwender" scheinen solche Stücke irgendwie beinahe unspielbar zu sein.

Und: BEi Frank MArocco finden sich auch "kleine NEttigkeiten" in Es - und AS-Dur, mit drei und vier "b"; wie spielt Ihr denn Solches?? - Oder transponiert man die einfach in eine leichtere Tonart - hat aber dann doch immer noch einige "Wechsel-Vorzeichen"??

Vielleicht würde Maxito auch hier wiederum empfehlen: Spielen, spielen, spielen - und üben, üben, üben?? - Vermutlich drückt er damit etwas Wahres aus??


Für heute ein Menge Fragen zum "Jazz". - Euch ganz vielen Dank!!

Hans aus Achberg
 
Vielleicht würde Maxito auch hier wiederum empfehlen: Spielen, spielen, spielen - und üben, üben, üben??

... Kannst du Gedanken lesen? :D


ganz im Ernst: so Stücke mit mehreren Vorzeichen sehen meist schlimmer aus, als sie sind. Die größte Schwierigkeit besteht meist darin, dass der Kopf umschaltet und beim Anblick von 4 b´s am Zeilenanfang fest umschaltet und H=b, E=Es , A=As, D=Des abspeichert. Mit etwas Übung geht das dann relativ gut die Noten zulesen und die Vorzeichen mit einzurechnen und die Finger dann auch auf die entsprechenden Tasten legen. Das geht noch besser, wenn man dann versucht in weitere Stücke in den Tonarten zu spielen.
Mich schmeißts z.B. gerne raus, wenn ich zuerst ein Stück mit 3 Kreuz und gleich anschließend eins mit 3 "B" spielen will...so schnell schaltet mein Kopf nicht um...

Und noch leichter wird s mit 5 bis 6 Vorzeichen... da muss man sich dann ja nur noch merken, welche der Töne NICHT auf schwarzen Tasten liegen:cool:

Aber wenn du nun gerne mal in die Jazzstandards reinschupperst - gewöhn dich am besten schnell an mehrere Vorzeichen - vor allem b´s. Denn viele berühmte Jazzer waren Spieler von Blasinstrumenten... und die spielen gerne in den "B" Tonarten.

Umtransponieren - da würd ich davon abraten! Auch wenn das Akkordeon ein gleichgestuft gestimmtes Instrument ist und sich von daher alles in allen Tonarten gleich anhören sollte... das tut es aber nicht! Aus irgendwelchen mir nicht bekannten Gründen empfindet das Gehirn das trotzdem anders - sprich, wenn man ein Stück von Fis Dur in F Dur transponiert ändert sich auch n kleines bissl am Charakter wie das Stück klingt!


... und noch ein Hinweis aus eigener Erfahrung:redface::

Was Marocco so spielt hört sich immer so locker fluffig und simpel an... ist aber wenn man das selber versucht, dann meist überhaupt nicht locker und einfach und braucht meist gehörig viel Übung bis man das selber dann auch nur ungefähr so locker klingen lassen kann! Der Typ war einfach so gut, dass er selbst schwierige Passagen federleicht klingen lassen konnte!
 
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Vielen Dank, Dir Max;

eigentlich wollte ich Die wieder Kekse geben; aber das funktioniert irgendwie nicht, weil ich fünf andere "bewerten" muss; heißt das, fünf anderen Kekse erteilen?? - Diese ganzen Regeln und so Weiter erschweren regelrecht die Nutzung dieses Forums - eigentlich etwas schade!

Ja, nun ist es schon spät, morgen werde ich mal ein oder zwei diser Stück weiter üben, üben, üben, üben - und irgendwan spielen, spielen, spielen.

Hans aus Achberg
 
Hallöle Hans!

Schön, dass du Spaß am Jazz gefunden hast!
Als Einstieg hätte ich jetzt nicht gleich Marocco empfohlen (da gibts aber dennoch Sachen der "Mittelklasse", die es etwas leichter machen) Eher ist Marocco ein wenig dafür bekannt, dass er seine eigenen Impros 1:1 gerne aufgeschrieben hat. Das gab immer wieder leichten Unmut bei Verlegern von wegen: Das verkauft sich schlecht, weils nicht so viele spielen können, wie es da steht.
Es gibt Autoren, die da etwas einfachere Arragements auf Grundlage von Maroccos Style geschrieben haben, die bei nur wenig bis keinem Klangverlust (z.b. statt vierchörige Akkorde nur dreichörige) schöne Sachen gemacht haben.
Ansonsten hau rein!!
Bei diesen Tonarten empfinde ich es so, dass es erstmal schwieriger abzulesen ist - einerseits - andereseits klingt es, wie Maxito schon beschrieben hat, sehr nice UND wenn man die Töne erstmal kennt, sind die Sachen gerade wegen der Vorzeichen, also der Anordnung der Tasten, sogar gängiger zu spielen als ganz ohne. Gerade im Jazz gibts ja laufend Abweichungen im Tonvorrat, wegen der alterierten Akkorde (also Akkorde, bei denen Töne bewusst einen Halbton rauf oder runter gesetzt werden, bezogen zur Tonart) Das liest sich dann sicher doof, wenn dann z.b. Fb oder H# da steht, oder viele der Bs einfach aufgelöst werden. Aber siehe da, es greift sich am Ende meistens ganz nice.

Viel Erfolg!
 
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Es gibt Autoren, die da etwas einfachere Arragements auf Grundlage von Maroccos Style geschrieben haben, die bei nur wenig bis keinem Klangverlust (z.b. statt vierchörige Akkorde nur dreichörige) schöne Sachen gemacht haben.
. . . die da wären ?:unsure:
 
Der Typ war einfach so gut, dass er selbst schwierige Passagen federleicht klingen lassen konnte!

Er erzählte mir mal, dass er sich mir Art van Damme gestritten hat. Van Damme vertrat so die Ansicht, er übt vielleicht höchstens eine Stunde, das reicht.
Und Frank meinte so zu ihm, "ja, das hört man auch" 🤣
Er übte sehr diszipliniert jeden Tag 4 Stunden, sein Leben lang.
 
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