Zugangsvoraussetzungen zum Chor für potentielle Chorsänger

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Zuckerfee
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Ich hatte an den Feiertagen ein bißchen Zeit, und motiviert durch die Diskussionen hier

https://www.musiker-board.de/threads/stimmbildung-im-chor.731257/

und hier

https://www.musiker-board.de/threads/was-kostet-der-gesangsunterricht.725918/

in denen immer wieder geraten wurde, dass man sich als erwachsener Gesangsanfänger doch einen guten Chor mit Stimmbildung suchen soll, habe ich mal gestöbert um zu schaun, wie die Kirchen- Chöre in meiner Nähe so aufgestellt wären.
Beim Ergebnis meiner Suche ist mir dann doch ein bißchen der Mund offen geblieben.

Das Gute zuerst: alle Chöre bieten Stimmbildung in irgendeiner Form an. Die Frage ist eher, ob man überhaupt in den Chor aufgenommen wird.
Ein Teil der Chöre nimmt entweder aktuell gar keine Sänger auf, andere nur Sänger einer bestimmten Stimmgruppe (Tenor und Bass natürlich), wieder andere nur erfahrene Sänger und nur solche mit "jungen wandlungs- und tragfähigen" Stimmen.
Ein Vorsingen vor dem gesamten Chor, nur bei wenigen Ausnahmen vor dem Chorleiter allein, scheint mittlerweile der Standard zu sein.

Versteht mich nicht falsch, mir ist schon klar, dass die meisten großen Chöre mit ähnlichem Repertoire unter großem Konkurrenzdruck stehen.
Es muß ja jeder wirtschaftlich denken wenn es zB um die Veranstaltung von Konzerten geht, da muß schon eine gute Gesamtleistung abgeliefert werden um ein ausreichend großes Publikum anzuziehen. Da sollte der Chor natürlich klanglich gut sein. Und die Stimmverteilung müssen natürlich auch ausgewogen sein.

Ich frage mich nur, was für Leute die denn als Mitsänger anwerben wollen, wenn die Zugangsvoraussetzungen schon so hoch sind? Es sind ja immerhin alles noch Laienchöre. Als Choranfänger braucht man da nicht aufzuschlagen, und als ältere Sopranistin auch nicht. Zumindest chorerfahrene Tenöre in ihren Zwanzigern bringt man gut unter.

Erwähnen wollte ich noch, dass ich mir hauptsächlich die Chöre im kirchlichen Bereich angeschaut habe, weil das der Bereich wäre in dem ich mich am besten auskenne.

Wie sieht es denn bei Euch aus in der Chorlandschaft?
 
Eigenschaft
 
Mhh das hört sich nicht schön an. Eigentlich sollte ein Kirchenchor doch zugänglich sein. Ab wen hast du dich denn gewendet, an den Chorleiter oder nur einem anderen Mitarbeiter? Hast du vielleicht Kontakt zu einem Kantor, mit dem du mal ein vorsingen unter vier Augen ansprechen kannst?

Das mit der Konkurrenz sollte bei einem Laien Chor eigentlich nicht sein. Ich kenne es von hier so dass die einzelnen Gemeinden zwar eigene Chöre haben, aber sehr oft und viel zusammen gearbeitet wird. Vielleicht auch weil es hier mit 18.000 Einwohner noch eher dörflich ist.
 
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Auch im kirchlichen Bereich gibt es "Konzertchöre" und eher auf Breitenarbeit angelegte Gruppierungen, da muss man schauen. Bei den formulierten Anforderungen ist es wie mit Stellenausschreibungen: Gefordert wird viel, ob die Bewerber alles mitbringen ist fraglich. Generell ist es aber schon seit ich denken kann so, dass bei den Frauenstimmen mehr gefordert werden kann und wird während bei den Männern (hier besonders im Tenor, ist aber regional unterschiedlich) jeder genommen wird, der nicht bei drei auf den Bäumen ist. Dennoch habe ich es auch schon erlebt, dass Tenöre abgewiesen wurden. Einmal jemand, der überhaupt keinen Ton halten konnte und nicht merkte, dass er wenn er denn sang, völlig daneben lag und ein anderes Mal jemand sehr gutes, der aber durch extreme Besserwisserei seine Kollegen aufmischte, so das etliche äußerten "entweder der oder ich". Da hat die Chorleitung dann die Reißleine gezogen.

Generell muss man auch sagen, dass die bestehenden Chöre der Überalterung entgegensteuern müssen. Eine jüngere Person mit Potenzial wird man eher aufbauen als die 60-jährige ohne Erfahrung.
Zumindest chorerfahrene Tenöre in ihren Zwanzigern bringt man gut unter.
Die wurden schon immer mit Kusshand genommen. Zumindest im "Was kostet GU"-Thread ging es um eine jüngere Person, die afaik noch Schüler war.
 
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dass ich mir hauptsächlich die Chöre im kirchlichen Bereich angeschaut habe,

Ich habe das in meiner Region mal mit Popchor/Jazzchor recherchiert und da sieht das schon ganz anders aus. Notenkenntnisse und Chorerfahrung sind allenfalls "hilfreich", aber fast nie Voraussetzung. Gesungen wird zunächst im Schutz der Gruppe, ein einzelnes Vorsingen dann erst später. Das trifft ungefähr auf 8 von 10 Stichproben zu.

Kirchenchöre habe ich bei uns auch nochmal recherchiert. Auch da sind die Anforderungen deutlich niedrigschwelliger als bei deinen Recherchen. Häufig werden überhaupt keine Bedingungen erwähnt ("Jeder, der Lust hat, ist eingeladen.."). Allerdings auch nichts über Stimmbildung. Aber natürlich gibt es auch preisdekorierte Chöre, die nicht jede/n aufnehmen.

Nun gilt mein Wohnort mit knapp 400 Angeboten als "Hauptstadt der Chöre". Solch ein Polypolismus führt natürlich auch zu niedrigeren Schwellen.

Scheint also stark drauf anzukommen, wo man wohnt.

...
 
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Da unsere Kantorin sogar MICH schon mal für den Jazzchor shanghaien wollte, gilt die harte Auswahl wohl nicht für alle Kirchen. Ich habe aber abgelehnt. Meine wohl beste Qualifikation beim Singen: Ich weiß, wann es nicht geht. Der Nachteil: Deshalb muss ich mich oft zurückhalten. (Stimme ist grundsätzlich ok, hat aber keinen Umfang. Oktavsprünge gehen nicht im richtigen Chorsatz. Punkt. Die zu knappe Übungszeit stecke ich lieber in Instrumente.)
 
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Das Gute zuerst: alle Chöre bieten Stimmbildung in irgendeiner Form an. Die Frage ist eher, ob man überhaupt in den Chor aufgenommen wird.
Also bei uns schaut das anders aus.

Ich unterteile mal in zwei Kategorien:

1. örtliche Kirchenchöre, Gesangsvereine etc.:
Diese werden entweder von der örtlichen Kirche, oder durch Mitgliedsbeiträge finanziert.
Hier gibt es in der Regel keine Zugangsbeschränkungen. Jede und Jeder darf mitsingen. Aber normalerweise gibt es hier auch keine Stimmbildung. Je nach Können und Engagement der Chorleiterin, des Chorleiters gibt es an die aktuelle Literatur angepasste Einsingübungen - das war´s aber in der Regel auch schon.

2. Konzertchöre (mangels besserer Bezeichnung)
Das sind die qualitativ guten Chöre. Sehr gute Laienchöre, semiprofessionelle Chöre und eben Profichöre.
Finanzieren sich normalerweise über Konzerteinnahmen und Sponsering.
Hier kommt man aber nur rein nach Empfehlung oder Bewerbung, fast immer mit Vorsingen usw..
Je nach Chor gibt es dafür aber auch tolle Unterstützung mit Stimmbildung, Workshops ...

Also Anfänger hat man in der zweiten Kategorie sowieso nichts verloren. In der ersten gibt es aber normalerweise keine oder nur sehr rudimentäre Stimmbildung.

lg Thomas
 
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So streng ist es bei uns nicht! "Normale" Kirchenchöre /Kantoreien sind meist offen für alle, einzige Bedingung: Bereitschaft zum regelmässigen Probenbesuch. Wo ein etwas höheres Niveau vorausgesetzt wird steht dann ev: Chorerfahrung erwünscht oder man sollte Noten auch selbstständig zu Hause erlernen können (anders wäre es auch nicht möglich 2-3 grössere Werke pro Jahr aufzuführen). Manchmal werden auch noch Vorgaben bzgl. Stimmbildung gemacht, meist wird der Ball da aber sehr flach gehalten: zB. das habe ich gerade gefunden: "Wir erwarten mindestens 5 Lektionen (Einzel-)Stimmbildung alle 2 Jahre." Eigentlich ein Witz! :D Aber gut, wenn sie denken das bringt was...

andere nur Sänger einer bestimmten Stimmgruppe (Tenor und Bass natürlich)
Das hingegen macht schon Sinn und hat weniger mit stimmlichen Ansprüchen zu tun, sondern mit der Ausgewogenheit im Chor.

"jungen wandlungs- und tragfähigen" Stimmen.
Die Überalterung ist halt schon oft ein Probem. Ältere aber dafür erfahrene oder sogar ausgebildete Stimmen finden aber, sofern sie noch immer gut tönen, auch in solchen Chören meist noch eine offene Tür.

Ein Vorsingen vor dem gesamten Chor
So was ist mir noch nie untergekommen. Fände ich a) psychologisch voll daneben und b) auch nur dumm! Für Chorsänger die sich nicht gewohnt sind, alleine vor Publikum zu singen, ist schon das Vorsingen vor dem Chorleiter oft ein rechter Stress und wenn dann noch der ganze Chor mithört :eek: da werden sie oft gar nicht in der Lage sein, zu zeigen, was sie eigentlich könnten!

Oft sind diese Vorsingen beim Chorleiter eines Laienchores auch mehr eine Formsache und man muss schon ziemlich blöd tun, um da durchzufallen. Manchmal geht es auch nur darum, bei Leuten, die sich nicht ganz sicher sind wohin sie gehören, sie in ein Register einteilen zu können.

Das strengste was ich persönlich bei einem Laienchor erlebt habe, wobei das war eigentlich schon kein wirklicher Laienchor mehr, sondern ein Chor gemischt aus weit ausgebildeten Laien und Profis, also eigentlich das, was man jetzt mal mit gutem Gewissen semiprofessionell nennen könnte (dieser Begriff wird ja oft schamlos überstrapaziert). Also, dort lief es so: es mussten 2 Arien, nach Möglichkeit auswendig, vorgetragen werden (wurde aber toleriert, dass ich ein Sück mit Noten sang). Der Chorleiter (seines Zeichens Berufssänger und Pianist) hat ab Blatt am Flügel begleitet. Neben ihm waren anwesend der Präsident des Chores und eine (Profi-)Sopranistin aus dem Chor. Danach wurde mein Vortrag "im Plenum" besprochen :) aber alles in sehr lockerer Atmosphäre. Und als ich in der daran anschliessenden Probe vom Präsidenten im Chor als neues Mitglied eingeführt wurde: ein so nettes und herzliches Vorstellen hatte ich noch in keinem anderen Chor erlebt.

Gefordert wird viel, ob die Bewerber alles mitbringen ist fraglich.
Das denke ich auch. Schreiben kann man viel, aber meist wird es nicht so heiss gegessen wie gekocht.
 
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Wir haben auch eine besondere Struktur. Zum einen ist da der normale Gemeindechor. Da fängt man nach Einzelerprobung an. Das sind eben Personen die Spaß am singen haben und der Kantor macht das beste aus den Laien. Die Voraussetzungen sind also eine Stimme und die Fähigkeit Text und Noten umzusetzen.

Dann ist der Kammerchor, dort sind schon mehr Fähigkeiten notwendig, da die Stücke anspruchsvoller sind. Da muss wirklich richtig nach Noten gesungen werden können und auch Takt und Timing sind sehr wichtig. In den Kammerchor kommt man nach Erfahrung im Chor der Gemeinde.

Dann haben wir den großen Kammerchor, dieser besteht aus den besten der ganzen Gemeiden (evangelisch/katholische/freikirchlich/Musiker). Dieser besteht zum großen Teil aus ausgebildeten und erfahrenen Musiker und dieser singt im ganzen Bundesland auch auf großen Veranstaltungen die teilweise bis ins Fernsehen und Radio kommen. Da kommt man natürlich nur rein wenn man das leisten kann.

Naja und dann gibt es noch lose Gruppen wie Gospel, Senioren und Kinder Gruppen.
 
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Ein Teil der Chöre nimmt entweder aktuell gar keine Sänger auf, andere nur Sänger einer bestimmten Stimmgruppe (Tenor und Bass natürlich),
Die "Unwucht" in den Stimmstärken (viel mehr Frauen als Männer) ist ein Problem, das wohl die meisten gemischten Chöre haben. Wenn der Chor darauf reagieren will, ist die einzige Möglichkeit leider, keine weiteren Frauen aufzunehmen, um das Problem nicht noch zu verschärfen. Man kann aber als Chor auch sagen "ist uns egal, wir singen mit allem, was kommt" - notfalls um den Preis, dass manche Stücke vielleicht nicht mehr so gut funktionieren.
wieder andere nur erfahrene Sänger ...
Ich finds auch nicht so sympathisch, wenn Chöre, die ein gewisses Niveau erreicht haben, sich aus der Nachwuchsarbeit ausklinken und andere für sich rackern lassen. Es soll bitte niemand sagen "sowas kann doch ein Chor nicht leisten". In anderen Sparten geht das nämlich ganz selbstverständlich. Alle Bigbands und Orchester, von denen ich weiß, haben Schülerensembles, in die man einsteigen kann, sobald man die ersten geraden Töne aus dem Instrument herausbekommt. Und im Sport kriegt ein Verein überhaupt nur dann eine hochklassige Lizenz, wenn er auch Jugendmannschaften nachweist.

Da hilft es am besten, sich ein dickes Fell zuzulegen, die selbsternannten "Elitechöre" sich selbst zu überlassen und sich einen Amateurchor zu suchen, in den man auch als Anfänger einsteigen kann.
Versteht mich nicht falsch, mir ist schon klar, dass die meisten großen Chöre mit ähnlichem Repertoire unter großem Konkurrenzdruck stehen.
Och, ich denke, so an und für sich ist eine friedliche Koexistenz ganz gut möglich. Eventuell vorhandener Leistungsdruck ist häufig selbstgemacht und dem Ehrgeiz der Mitglieder und/oder der Leitung geschuldet. Ein Kirchenchor, der einfach nur seine Gemeinde (oder Gemeinden) mit Gesang versorgt, hat diesen Druck nicht.

Vielleicht kannst du nochmal auf die Suche gehen und dabei auf Chöre achten, die nicht mit einer eigenen Hochglanz-Homepage auftauchen, sondern auf den normalen Webseiten ihrer Gemeinde, irgendwo einsortiert unter "Gruppen" oder "Musik".
 
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Versteht mich nicht falsch, mir ist schon klar, dass die meisten großen Chöre mit ähnlichem Repertoire unter großem Konkurrenzdruck stehen.

Bei Kirchenchören? Eigentlich nicht, und die sollten auch keine wirtschaftlichen Probleme haben.

Stimmbildung gibt es allerdings auch meiner Erfahrung nach eher bei anderen Chören. Bei Kirchenchören hängt es nach meinen Erfahrungen ziemlich vom Chorleiter ab - kommt der selber aus der Gesangsecke, hat man Glück (falls man das macht, um Stimmbildung zu bekommen), kommt er aus der Instrumentalecke, kann es "schiefgehen". Mitsingen darf aber in unserer Gegend in jedem mir bekannten Kirchenchor jede/r ohne vorsingen. Und es ist auch kein Konkurrenzkampf (wozu auch? Die "Konzerte" finden ja Sonntags in der jeweiligen Kirche statt) sondern oft eher ein Miteinander und Kooperationen. Beim Gedenkgottesdienst zu diesem unseligen Zugunglück z.B. waren Mitglieder von mindestens drei Chören versammelt; auch zu schöneren Gelegenheiten werden Konzerte zusammen gegeben, oft auch mit sonst weltlichen Chören. Kirchenchöre sind übrigens manchmal recht froh, wenn ein anderer Chor mal eine Messe gestaltet.

Was vorsingen angeht kenne ich den Ansatz "vorher aussieben und sich die Perlen holen", aber auch, und das ist mir weit sympathischer "Ich schaue mal, was kommt und fördere das". Klar, mit vorsingen lassen hat man es einfacher, weil man die guten rauspicken kann und hinterher weniger Arbeit mit Aufbau hat. Dann braucht man sich aber auch nicht wundern, wenn man irgendwann keinen Nachwuchs mehr hat. Wer natürlich in einer Gegend lebt, wo man aus dem vollen schöpfen kann, kann sich das leisten. Ob man sollte? Ich weiß nicht recht.
 
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Hallo miteinander, vielen Dank erstmal für Eure Kommentare.

@Christian_Hofmann , ich suche selbst nicht nach einem Chor, ich bin gesangstechnisch bestens versorgt.
Ich hatte nur in einem anderen Thread einer Gesangsanfängerin vollmundig empfohlen, sich doch nach einem guten (Kirchen-)Chor umzusehen, und musste nun feststellen, dass das gar nicht so einfach ist, wie ich das in Erinnerung hatte.

Ich komme aus München, das nur als Hintergrundinfo, und habe mal so getan als wäre ich neu hier und habe die websites der umliegenden Kirchengemeinden nach Infos abgegrast, außerdem noch die Sängergesuche auf einer einschlägigen website für Münchner Chöre.

@Amateurdiva, die reinen Konzertchöre habe ich mir gar nicht angeschaut, da kenne ich die Anforderungen, auch die Nischenchöre habe ich vernachlässigt Seemannslieder oder singen auf portugiesisch macht zwar sicher Spass, ist aber auch nicht unbedingt für jeden was.
Bei den formulierten Anforderungen ist es wie mit Stellenausschreibungen: Gefordert wird viel, ob die Bewerber alles mitbringen ist fraglich.
Das kann ich natürlich nachvollziehen, ich denke aber, dass ein Anfänger oder nicht so versierter Sänger sich nicht trauen wird überhaupt anzufragen.

@ antipasti, mit Jazz- und Popchören kenne ich mich nicht so aus, zwei Gospelchöre habe ich auf der Liste gehabt, einer richtet sich an versierte Sänger, der andere sagt gar nicht, unter welchen Bedingungen man mitmachen könnte. Die hätten aber nicht nur eine Stimmbildnerin, sondern auch eine Choreographin für die Chor- Choreos.
Was ist denn Deutschlands "Hauptstadt der Chöre" wenn man fragen darf?

@Koksi01, du bingst mich auf was. Schon während meiner Chorzeit waren die Kürzungen bei den Kirchenmusikerstellen ein Problem. Die Gemeinden und Chöre, die einen guten Musiker hatten und behalten wollte, waren genötigt, dem auch etwas anzubieten. Da wurden dann die Stelle und die Konzertaktivitäten über Fördervereine finanziert, es mussten natürlich auch Einkünfte aus den Konzerten fließen. Mitsingen durften zu meiner Zeit aber noch, wer wollte. Da hat sich dann die Spirale wohl während meiner Chorabstinenz tüchtig weiter gedreht.
So was ist mir noch nie untergekommen. Fände ich a) psychologisch voll daneben und b) auch nur dumm! Für Chorsänger die sich nicht gewohnt sind, alleine vor Publikum zu singen, ist schon das Vorsingen vor dem Chorleiter oft ein rechter Stress und wenn dann noch der ganze Chor mithört :eek: da werden sie oft gar nicht in der Lage sein, zu zeigen, was sie eigentlich könnten!
Zum Vorsingen vor dem ganzen Chor: es war ausgerechnet im Chor meiner Gemeinde obligatorisch für neue Sänger, ein Vortragsstück solo vor dem Chor zu singen. Warum auch immer, der Nachwuchslage hat es nicht gut getan. Der neue Chorleiter macht das jetzt pädagogisch sinnvoller.
Ich finds auch nicht so sympathisch, wenn Chöre, die ein gewisses Niveau erreicht haben, sich aus der Nachwuchsarbeit ausklinken und andere für sich rackern lassen. Es soll bitte niemand sagen "sowas kann doch ein Chor nicht leisten". In anderen Sparten geht das nämlich ganz selbstverständlich. Alle Bigbands und Orchester, von denen ich weiß, haben Schülerensembles, in die man einsteigen kann, sobald man die ersten geraden Töne aus dem Instrument herausbekommt.
Da stimme ich Dir völlig zu. Ich komme auch aus der Nachwuchsarbeit, und wehre mich immer mit Händen und Füssen, wenn es bei uns im Instrumentalbereich wieder Bestrebungen gibt, sich von "den Anfängern" abzuspalten, meist initiiert von denen, die gerade mal ihr Instrument richtig rum halten können.
Da kriegt man auch ein dickes Fell.

Och, ich denke, so an und für sich ist eine friedliche Koexistenz ganz gut möglich. Eventuell vorhandener Leistungsdruck ist häufig selbstgemacht und dem Ehrgeiz der Mitglieder und/oder der Leitung geschuldet.
Das mit dem Konkurrenzdruck untereinander meinte ich jetzt eher in Bezug auf die Konzerte, die jeder voll haben möchte. Kein Zuhörer tut sich 5 x die Johannes- Passion an, im Zweifel entscheidet er sich für ein Konzert beim "besten" Chor. Und meist geht es da nicht drum, Gewinn zu machen, sondern darum, ein möglichst geringes Defizit zu erreichen, um das Kirchenmusikbudget der Gemeinde oder die Chorkasse nicht gleicht komplett aufzubrauchen.
Und leider ist es auch so, dass man gute Musiker nur halten kann, wenn man ihnen ein entsprechendes Betätigungsfeld bietet, nur die Gestaltung des Gottesdienstes reicht da nicht.

Bei Kirchenchören? Eigentlich nicht, und die sollten auch keine wirtschaftlichen Probleme haben.
Die Kostenschraube wird schon überall angezogen. Viele musikalische Aktivitäten bei uns werden von der Gemeinde direkt fast gar nicht mehr finanziert, das läuft über einen privaten Förderverein.
Was vorsingen angeht kenne ich den Ansatz "vorher aussieben und sich die Perlen holen", aber auch, und das ist mir weit sympathischer "Ich schaue mal, was kommt und fördere das".
Mir ist der zweite Ansatz auch lieber und entspricht eher meinem musikalischen Verständnis vom musikalischen Laientum in der Kirche.
Das mit der Nachwuchsproblematik im Chor habe ich schon beobachten dürfen, s.o.

Viele Grüße und nochmal Danke für den Input.
 
Grund: da fehlt was
Ich komme aus München, das nur als Hintergrundinfo,
Das finde ich jetzt voll spannend. So weit ist das doch eigentlich gar nicht weg. Ok, ich hab natürlich nicht in München recherchiert, aber dass es dort so drastisch ist? Das überrascht mich jetzt. Ich weiß dort übrigens von mindestens einem Chor, wo man nicht vorsingen muss :) Und meine Suchmaschine scheint anders zu funktionieren, ich habe jetzt auf Anhieb drei Chöre (allerdings mehr im Speckgürtel) gefunden, die zu unverbindlichen Schnupperproben einladen.
 
Also ich habe verschiedene Suchen nach Chören in meiner näheren Umgebung gemacht, und auch die Informationen von einer Chorwebsite genutzt.
Sicher habe ich dabei einiges übersehen, ich war nur bass erstaunt, dass ich überhaupt soviele Chöre mit für Einsteiger nicht erreichbaren Ansprüchen gefunden habe.

Chöre bei denen man nicht vorsingen muss habe ich auch gefunden, aber die waren eindeutig in der Minderheit, und dann auch nicht so "ambitioniert", hatte ja nach einem Chor gesucht, der auch Stimmbildung anbietet.

Und Schnupperstunden werden den Sängern in der Regel auch zugestanden, meist heißt es, dass das Vorsingen über die Aufnahme in den Chor entscheidet.
Finde ich auch nicht gerade sehr zugänglich.
 
Grund: noch was ergänzt
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Ich komme aus München
Also ich habe gehört in Bayern sind einige Dinge anders als in Deutschland :evil:

Spaß beiseite. Ich vermute einmal direkt in München als Großstadt läuft es tatsächlich anders als im kleinen Vorort. Vielleicht kannst du zum testen dich ja mal bei kleinen Gemeinden melden ob es dort ähnlich ist.
 
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Also ich habe gehört in Bayern sind einige Dinge anders als in Deutschland :evil:
Echt jetzt, wer sagt denn so böse Sachen? :biggrinB:

Private Erhebungen, die über eine Internetsuche hinausgehen werde ich mir wohl sparen, im Zweifel wird wohl jeder Topf musikalisch irgendwo seinen Deckel finden, insbesondere in der Großstadt, wo die Auswahl doch etwas größer ist.
 
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@Zuckerfee Ich vermute ehrlich gesagt dass es in der Großstadt eben doch schwerer ist. In einer Großstadt mit Millionen Einwohner kann und muss man teilweise wählerisch sein. In München kann ich als Chorleiter wohl ohne weiteres sagen: "Du nicht weil zu schlecht, du auch nicht weil zu unpassend und du auch nicht, ganz einfach weil ich dich blöd finde".

Mit diesem Prinzip auf einem Dorf mit 1.000 Einwohner wirst du keinen Chor zustande bringen :)
 
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Vermutlich sind die Chöre die eine Präsenz im Internet haben auch "professioneller" und damit wählerischer.
Bei den Kirchenchören oder dem örtlichen Gesangsverein liegt die Latte zur Aufnahme meiner Erfahrung nach deutlich niedriger.
 
In einer Großstadt mit Millionen Einwohner kann und muss man teilweise wählerisch sein. In München kann ich als Chorleiter wohl ohne weiteres sagen: "Du nicht weil zu schlecht, du auch nicht weil zu unpassend und du auch nicht, ganz einfach weil ich dich blöd finde".
Das kann man aber auch ganz gut andersherum sehen.
Gerade dort, wo es ohnehin schon ein großes Angebot an Freizeitaktivitäten, sollte man sich potentielle Interessenten nicht gleich verprellen.
Warum kann man die Anforderungen nicht positiver formulieren, in dem man zum Ausdruck bringt, dass man zwar die Sänger fordert, aber auch fördert? Bei einem Chor habe ich gelesen "wir achten auf einen ausgewogenen Gesamtklang". Klingt viel netter als "Wir haben Aufnahmestopp im Sopran". ;)
Und statt einem "Vorsingen" kann man doch einfach generell eine Probezeit vereinbaren, nach der dann gemeinsam entschieden wird, ob man zusammenpasst? Gerade beim Chor gibt es ja auch eine zwischenmenschliche Komponente.

Vermutlich sind die Chöre die eine Präsenz im Internet haben auch "professioneller" und damit wählerischer.
Da hast Du sicher recht. Ich denke auch, dass die ganze Sache mit der Anspruchshaltung, die teilweise herrscht, auch eine gewisse Eigendynamik hat.
Sieht ein Chor, welche Anforderungen der Chor der Nachbargemeinde stellt, kommen die vielleicht auf die Idee ihre Ansprüche auch umzuformulieren, damit nicht der Eindruck entsteht, sie wären irgendwie "schlechter".

Ich muss zugeben, dass mir die Einstellung, von Haus aus nur die besten abzuschöpfen gegen den Strich geht, ich auch eher der Typ, der es spannender findet, mit dem zu arbeiten, was so kommt.
Mit diesem Prinzip auf einem Dorf mit 1.000 Einwohner wirst du keinen Chor zustande bringen :)
Genau. Und da kommen teils wirklich super Sachen raus.

Meine Schwägerin kommt aus einem kleinen Ort in der Oberpfalz mit etwa 2.500 Einwohnern, die haben mindestens 4 Chöre (teilweise mit Überschneidungen), und die finde ich alle als Chor super. Gleiches bei Freunden aus Niederbayern, die bei 3.500 Einwohnern etwa 8 Chöre und Vokalensembles haben, von Rock bis Volksmusik ist alles dabei, und das auch auf sehr hohem Niveau.
 
Hallo,

@Zuckerfee : Ich kann für die hiesige Region (zwischen Aachen und Köln) Deine Beobachtung auch nicht bestätigen, hier geht's im allgemeinen so, wie von @Koksi01 schon beschrieben.
Im weiten Umkreis lecken sich hier die Kirchenchöre nach jeder, aber wirklich jeder, Tenor- oder Baßstimme die Finger. Stimmbildung bei Kirchenchören, das kann ich ebenso bestätigen, hängt echt am Chorleiter.
Hier, will heißen, "auf'm Dorf" (ca. 3500 Einwohner) hatte der Kirchenchor zweimal das Glück, einen Chorleiter zu bekommen, der auch was mit Stimmbildung machte, eine dramatische Verbesserung des Klangs war die Folge. Die beiden Betreffenden waren aber nur hier vor Ort, bis sie eine Anstellung in einer großen städtischen Kirchengemeinde gefunden hatten... Langzeiterfolg somit gleich null.

Zahlreiche andere Chöre in weiterer Umgebung haben zum Eintritt ein kurzes Vorsingen, aber nur mit dem Chorleiter, zwecks sinnvoller Einstufung der Stimme - und natürlich wird die Bereitschaft zum regelmäßigen Probenbesuch vorausgesetzt.
Bei höher ambitionierten Chören geht es hier ebenso wie von Koksi01 beschrieben, da sind die Voraussetzungen schon deutlich höher.

Ich bin damals (au wei... wann war das... 1991) in "meinen" Kammerchor nur reingekommen, weil gerade eine Bassistenstelle frei war, ich wurde zu einer Schnupperprobe eingeladen, am Ende kam die Frage des Chorleiters nach meinem Interesse, und weil ich gerne mitsingen wollte, hieß es dann "Gut, dann singst Du nächste Woche vor, hier die beiden Stücke aus dem Programm bitte dafür vorbereiten!" Vorsingen war vor dem gesamten Ensemble, mit anschließender Diskussion und Abstimmung in meiner Anwesenheit. Das Prozedere ist jedoch laaaange schon entschärft - unser Chorleiter entscheidet, hat vorher mit Kandidaten gesprochen und sich die auch schon angehört. Insofern nicht mehr soo wild.

Ganz aktuell: Als Teil eines Quartetts habe ich vorletzten Samstag bei einem Konzert einer im letzten September gegründeten Kantorei mitgesungen. Die haben eine sehr gute und auch ambitionierte Chorleiterin, sind aber für alle offen und glücklich über jeden, der, wie gesagt, zu regelmäßigem Probenbesuch und Üben bereit ist. In diesem Chor gibt es auch gute Stimmbildung...

Viele Grüße
Klaus
 
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