Auch das möchte ich so nicht unterschreiben.
Ich kenne durchaus "klein aber fein" und hatte/habe mehr als einen Chor, in dem auf Stimmbildung Wert gelegt wurde bzw. wird. Wo es z.T. auch Einzelstunden gab für die, die wollten, der Chor bezuschusste das dann, einen Teil zahlte man selber. Und was unsere Chorleiterin in dem einen Chor aus den SängerInnen beim normalen Einsingen und auch beim Singen rauslockt, finde ich phänomenal. Beim Einsingen spüre ich selber, wie die Stimme innerhalb kürzester Zeit aufmacht. Und wenn der Alt mal Pause hat und ich bei den anderen Stimmen zuhöre, höre ich die Verbesserung des Klangs, die auf ihre Anweisung hin meist sehr schnell kommt.
Ich habe jetzt nicht alles gelesen, wollte aber darauf im Gegensatz zu der Argumentation noch mal eingehen, obwohl ich ja in keinem "klassischen", sondern in einem Jazzchor singe, unser Chorleiter legt aber auch großen Wert auf Stimmbildung und gesundes Singen, was vielleicht auch daran liegt, dass er selbst gerade noch in der Ausbildung ist (er macht gerade einen Master für "Innovative Chorleitung im Pop-Jazz-Gesang" in Dänemark).
Ich habe auch von ihm stimmlich schon viel gelernt, nicht zuletzt dadurch, dass Gehörbildung in einem guten Chor eine Riesenrolle spielt, ich Mit-Sängerinnen habe, die auf Semi-Profi-Niveau singen und mir da einiges abgucken kann und wir schon verschiedenste Einsing-Übungen, LaxVoxen, Aspekte der Klangformung genauso trainieren wie Rhythmus-Elemente wie Beatboxing, Scatten, Body-Percussion.
Dennoch lerne ich in den Gesangsstunden anders, das ist ein sehr langwieriger Prozess (und ich glaube nicht, dass es nur an mir und meinen stimmlichen Fähigkeiten und meinem Alter liegt). Nachdem ich die Gesangslehrerin gewechselt habe - bei meiner ersten war ich viel zu lange - merke ich jetzt doch, was da an Grundlagen gelegt wurde und wie im Einzelunterricht noch mal Dinge ausgearbeitet und gefestigt werden, die ich im Rahmen der Stimmbildung im Chor nicht automatisieren kann, weil der Fokus eben nicht auf einzelnen Personen liegt. Und ich bezweifle auch, dass der Stimmbildungsfokus bei Chorleitern der gleiche ist wie bei Gesangslehrern. Meine neue Jazzgesangslehrerin hört extrem gut hin, merkt sofort, wenn die Stimme nicht ganz offen ist oder der Klang zu weit nach hinten rutscht, der Atem nicht tief genug geht oder meine Haltung suboptimal oder verkrampft ist. Und das sind keine "groben" Dinge, ich baue ja auf einigem an Erfahrung auf.
Wie sich der Gesamtklang im Chor oder in den Stimmgruppen verändert, hat zwar AUCH mit den Einzelstimmen zu tun, aber beim solistischen Singen kommt da noch mal eine ordentliche Schippe Eigenverantwortung an Klangformung und Präsenz obendrauf. Im Chor steht letztendlich doch immer der harmonische Zusammenklang im Vordergrund.