Hallo zusammen,
das Wochenende hat - mal wieder - eine überraschende Wendung genommen.
Mein Bekannter, der mir den Diezel Paul vermacht hat, „mistet“ gerade aus.
Er wollte sich dementsprechend auch von einer Marshall 1936 Vintage 2x12er Box trennen.
Nachdem das gute Stück neuwertig und recht preiswert zu haben war, konnte ich nicht widerstehen. Auch wenn ich mich damit ein Stück weiter von meiner ursprünglichen Intentionen wegbewege.
Die Tatsache, daß das Cab die „besseren“ (für Marshall gemachten) Celestion-Speaker G12 Vintage (Made in UK) besitzt, fand ich auch sehr reizvoll.
Da ich nun drei verschiedene Lautsprecher zur Verfügung hatte, wolllte ich, der besseren Vergleichbarkeit wegen, diese jeweils hintereinander in der Orang PPC112 testen.
Mein Musik-Kabuff im Souterrain wurde damit zum Testlabor.
Hier das Resultat (bei jeweils identischer Einstellung des Verstärkers):
- Celestion G12 Vintage 30 (Made in China): Allseits bekannter Sound mit prominenten Hochmitten.
- Celestion for Marshall G12 Vintage (Made in UK): Klingt etwas klarer und höhenbetonter, dadurch auch mehr Fuzz. Die Hochmitten wurden im Gegensatz zum V30 merklich „gekappt“. Der Speaker mit dem ausgewogensten Sound. Sehr straff und definiert im niedrigen Frequenzbereich (z.B. bei p.m. Drop D).
- WGS ET65: Geringfügig mehr Tiefmitten, jedoch fast schon kratzige Höhen. Die Tiefen klingen etwas weniger definiert als beim G12 Vintage.
Der Einfluss auf den Klangcharakter des Diezel Paul sieht damit so aus:
- V30: Definitiv Richtung Classic Rock/Hard Rock gehend. Im Bandkontext aufgrund der Hochmitten durchsetzungsstark, daheim mit der Zeit nervig.
- G12 Vintage: Sehr vielseitig, für Blues ebenso wie Heavy Metal geeignet.
- ET65: Geht definitiv am meisten Richtung Heavy Metal. Und der Amp nähert sich damit deutlich dem VH2/-4 an. Die prominenten Höhen können mit der Zeit auch etwas nerven, Treble und Presence sollten zurückgedreht werden.
Als mögliche Limitation wäre an dieser Stelle die niedrige Lautstärke während des Tests zu nennen.
(Zwischen-)Fazit:
- Der Paul reagiert erheblich auf unterschiedliche Lautsprecher.
- Keiner der getesteten Lautsprecher ist wirklich „schlecht“, je nach Grundcharakteristik - welche bei jedem Exemplar deutlich unterschiedlich ist - sind die eigenen Bedürfnisse zu prüfen.
- Die 1x12er Box von Orange ist wirklich gut und für zu Hause ausreichend.
- Die (ebenfalls hinten geschlossene) 2x12er Box von Marshall liefert etwas mehr Druck im Bassbereich, was wenig überraschend ist.
Welche Konsequenz habe ich für mich daraus gezogen?
- Der Vintage 30 eignet sich für meine Bedürfnisse am wenigsten.
- Der G12 Vintage stellt aufgrund seiner Vielseitigkeit den besten Kompromiss dar.
- Auch wenn die 1x12er Box vollkommen ausreichend wäre, entscheide ich mich (zunächst) für die 2x12er Box, da diese nur unwesentlich größer ist, aber die Möglichkeit bietet, zwei unterschiedliche Speaker zu betreiben; in meinem Fall den G12 Vintage und den ET65.
- Der ET65 scheint in dieser Kombination leicht zu dominieren (auch wenn sich der Fuzz des G12 Vintage subtil ins Klangbild einschleicht), was durch den geringeren Kennschalldruck erklärt werden könnte.
- Die 2x12er Box ist (bei identischer Amp-Lautstärkeeinstellung) nur geringfügig lauter.
- Die größere Box bietet für zukünftige weitere Änderungen des Equipments mehr potentielle Ressourcen, was die Belastbarkeit angeht (aktuell 135 Watt).
- Eine Alternative zum G12 Vintage wäre der Veteran 30 von WGS, wobei sich beide Lautsprecher sehr ähnlich sind. Insofern werde ich von einem weiteren Speakerwechsel absehen.
Die drei Kontrahenten.
Impression während des Tests.
Größenvergleich 1x12“ vs. 2x12“.
Dito.
Sozusagen das Endergebnis.