D
Deleted member 291993
Guest
Ob ein deutscher ML von 15 € die Stunde leben könnte, weiß ich nicht, jedenfalls verlangt er für seinen Musikunterricht mehr.
Du hast die ziemlich steile These in den Raum gestellt, die russischen ML könnten etwas, was ihre deutschen Kollegen nicht hinbekommen, und tauchst sofort in unverbindliches Geschwafel ab, sobald es darum geht, diese These konkret zu untermauern. Das finde ich ziemlich schwach, allerdings entspricht das auch mal wieder deiner üblichen Argumentationsweise.
Deine Mär von den arbeitswilligeren und trotzdem preiswerteren osteuropäischen ML beruht vielleicht auf wenigen, nicht zu verallgemeinernden Einzelfällen, sie entspricht aber nicht der Realität. Wir haben hier vor Ort (eine Großstadt, die im Mietspiegel und den Lebenshaltungskosten in den deutschen Top-5 liegt, dazu eine bedeutende MHS mit internationaler Studentenschaft, d.h. ein hohes Angebot an potentiellen Lehrkräften) z.B. eine überregional aktive Russische Musikschule, die preislich im ortsüblichen Bereich liegt - etwas anderes wäre auch wirtschaftlich gar nicht machbar!
Auch wenn das vielleicht etwas klischeehaft klingt, aber du kannst getrost davon ausgehen, dass z.B. russische Frauen mit guter Qualifikation in der Partnerwahl durchaus selektiv sind. Wenn daher irgendeine russische Klaviermutti in ihrer reichlich bemessenen Freizeit aus Langeweile ein paar günstige Stunden gibt, während der treusorgende Ehemann für ein gut gefülltes Familienkonto sorgt, ist das nicht auf die Allgemeinheit übertragbar.
Natürlich gibt es auch dort die Leute am anderen Ende der Fahnenstange, aber denen kann man keinen Vorwurf machen, wenn sie versuchen, sich mit Billigpreisen irgendwie über Wasser zu halten - da stellt sich eher die Frage, ob sich deren Klientel nicht in Grund und Boden schämen sollte, von solchen Notlagen auch noch profitieren zu wollen.
Du kannst es drehen und wenden, wie du willst: Wenn du durch deine Einkünfte nicht deine Kosten decken kannst, kannst du von deinem Job nicht leben, egal was das für ein Job ist, und egal wo du herkommst. "Preise runter" bedeutet daher immer auch "Stundenzahl hoch". Für ML ist diese Rechnung allerdings illusorisch, weil der Markt in der Schülerzahl quantitativ zu begrenzt ist. In einem im Wachstum begrenzten Markt kannst du dann nur noch dadurch Kunden generieren, indem du sie andersweitig abwirbst. Wenn du das nicht durch qualitativen Mehrnutzen schaffen kannst, sondern nur durch Unterbieten der ortsüblichen Honorare, setzt sich ein unausweichlicher Teufelskreis in Bewegung, an dessen Ende dann alle mit leeren Händen dastehen.
Als junger Lehrer wirst du es vielleicht eher mit jüngeren Schülern zu tun bekommen ...
Nicht unbedingt, weil die - zumindest wenn sie noch schulpflichtig sind - von ihren Eltern eher zu den städtischen bzw. privaten Musikschulen (die im Angebot mittlerweile häufig explizit auf die Pop-Schiene setzen) geschickt werden. Dazu kommt, dass Eltern auch eher zu Unterrichtenden mit längerer Erfahrung tendieren.
Bereits während meiner Studienzeit hatte ich - im Gegensatz zu den Studierenden mit Musikschuljobs - überwiegend erwachsene Schüler. Das läßt sich natürlich nicht verallgemeinern, sondern ist sicherlich auch vom angebotenen Unterrichtsfach abhängig (Violinanfänger im Seniorenalter sind eben eher selten), aber die Gleichung "junger Lehrer = junge Schüler" geht in der Praxis nicht unbedingt auf.
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator: