Disgracer
A-Gitarren-Mod
Das ist aber dann nur deine unbegründete, isolierte, persönliche Empfindung.Zudem empfinde ich es als Etikettenschwindel, bei diesen Gitarren-Konfiguratoren der Hersteller, ob nun Fender oder Fakewood, von einem Custom-Shop im eigentlichen Sinne zu sprechen
Das Wort "Custom" bedeutet übersetzt "benutzerdefiniert". Insofern ist der Begriff des "Custom-Shop" bei Lakewood für Gitarren, die Abseits der im Handel üblichen Konfigurationen gebaut werden, absolut korrekt.
Du kannst im Rahmen des Angebotenen gewisse persönliche Veränderungen gegenüber den Serienmodellen bekommen, also eine "benutzerdefinierte" Gitarre. Lakewood entscheidet sich hier eine gewisse Bandbreite an Optionen anzubieten, die auf der Basis der bestehenden Modelle beruhen.
Wenn du mit dem Begriff "Custom-Shop" eine höhere Qualität verbindest, dan fällst du hier höchstens einem Irrtum zugrunde, der möglicherweise auf den höheren Preisen für Custom-Shop-Instrumente beruht. Aber in der Definition sagt der Begriff "Custom" nicht aus, dass es eine höherwertige Gitarre, als die Serienproduktion ist. Auch in der Realität ist das mitnichten immer der Fall.
Insofern empfinde ich den Begriff "Fakewood" hier relativ unangebracht, da Lakewood hier keinerlei Dinge vorheuchelt, sondern exakt im Sinne des Begriffs handelt.
Auch Stoll erwähnt in seinem Custom-Shop zunächst Veränderungen von Seriengitarren "durch die von Ihnen favorisierte Halsbreite, das Halsprofil und die Saitenlage." Sowie "Leichte Abweichungen von einem vorhandenen Modell durch die Auswahl der Hölzer, andere Mechaniken, Rosette, Saitenstärke, Griffbretteinlagen, Korpusgröße, Einbau eines Tonabnehmers, Teilbundierung etc."
Das unterscheidet sich nicht vom Lakewood Custom-Shop.
Natürlich kannst du darüber hinaus noch individuelle Instrumente bauen lassen. Ich weiß nicht ob das bei Lakewood auch möglich ist, würde das aber nicht ausschließen, dass sie dir auf Anfrage und für genug Geld auch eine komplett andere Gitarre bauen.
Und im Grunde sieht es so bei allen Gitarrenbauern aus: Nahezu alle Gitarrenbauer haben ihre Standardmodelle. Diese kann man Antesten und dann ggfs Abweichungen und Individualisierungen in Auftrag geben. Wirklich komplett neu-entwickelte Instrumente nehmen auch bei Gitarrenbauern nur eine geringe Zahl ein. Dazu muss ein spezielles Bedürfnis vorliegen und auch ein sehr großes Vertrauen, wenn man da 5-10.000 Euro für eine Gitarre weit abseits der Serie möchte. Tobias Braun verkauft seine Standard-Modelle ja schon kaum unter 5000€.. kann mir nicht vorstellen, dass er da eine spezialisierte Gitarren mit sehr individueller Konfiguration unter 10.000 € baut.
Man kann hier aber Ungvary und Braun nicht mit einer Werkstatt wie Lakewood vergleichen. Das eine sind quasi Solo-Gitarrenbauer, während bei Lakewood ein Team arbeitet. Und natürlich sind Abläufe anders, wenn man alleine alle Teile einer Gitarre bauen muss, oder wenn ein Team sich die Aufgaben aufteilen kann und vielleicht bestimmte Leute bestimmte Tätigkeiten besser, schneller können und sich Prozesse aufteilen lassen. Der Output ist auch entsprechend höher.
Ich denke aber, dass der Anteil an Handarbeit bei Lakewood relativ hoch ist. Sie setzen allerdings auch viel auf moderne Ideen. Ich weiß z.B., dass sie ein Gerät gebaut haben, dass die Elastizität von Decken prüft, damit sie die möglichst dünn ausschleifen können. Das lohnt sich natürlich erst dann, wenn man mehrere hundert Gitarren im Jahr baut. Ein Solo-Gitarrenbauer, der vielleicht 10 Gitarren baut, kann sich da die Zeit für jede der 10 Decken nehmen und das austesten und braucht kein Gerät, dass da schnell mal ein Dutzend Decken durchtesten kann.