Alternative Musik-Notation

Zum Einen ist damit keine universelle Verständigung unter Musikern verschiedener Instrumente möglich wie das bei Standardnotation der Fall ist - eine ganz wesentliche Funktion.
Und nicht nur das.
Für jedes Stimmsystem bräuchte man ein separates Notenheft von ein und derselben Musik. Ein irrer Aufwand ... Der berühmte Blick über den Tellerrand (was haben denn die Mandolinen, Ukulelen etc. für ein Repertoire?) funktioniert dann nur unter erschwerten Umständen oder gar nicht.
Beispiel Mundharmonika. Wer auf TABs angewiesen ist, muss immer genau gucken, für welches Stimmsystem sie geschrieben wurden und ob überhaupt welche geschrieben wurden. Wer nach Standardnoten spielen kann, dem steht die musikalische Welt offen. Wer sich nicht befreien kann von den Tabs, muss sich mit sehr viel weniger begnügen.

Gruß
Lisa
 
Ich sehe beim besten Willen nicht, warum Noten komplex und schwer erlernbar sein sollen.

Daß Noten schwer erlernbar sind, sehe ich in der Tatsache, daß nur etwa 20% der Deutschen Notenlesen beherrschen, aber etwa doppelt so viel sich wünschen, nach Noten spielen zu können, sind aber am Notenlesen gescheitert - sie haben es versucht, jedoch nicht erlernt.

Diese Tatsache kann ich nicht ignorieren, indem ich sage: Notenlesen ist nicht schwer zu erlernen.

Warum sich so viele Menschen den Wunsch nach Notenlesen bzw. ein Instrument nach Noten zu spielen nicht erfüllen können, aufgegeben haben oder einfach gescheitert sind, kann viele Ursachen haben. Diese Ursachen möchte ich herausfinden und schauen, wie man sie beseitigen könnte. Es ist mein Wunsch, daß alle, die es sich wünschen, das Notenlesen erlernen. Es sind immerhin etwa 40% unserer Bevölkerung.

Gruß, Bert
 
Nee, nee, das Problem ist schon recht ernsthaft, man muß es nicht ins Lächerliche ziehen.
Man kann (auch komplexe) Dinge so einfach darstellen, daß sie jedem verständlich sind;

Hallo Bert,

Ich finde @McCoy s Ausführungen sehr spaßig und seine Erfahrungen basieren auf jahrzehntelanger Lehrtätigkeit. Und glaube mir, er steht allein durch seinen persönlichen Bildungsweg alternativen und kindgerechten Methoden mehr als aufgeschlossen gegenüber.

Ich möchte aber tatsächlich mal ganz ernsthaft Deine "einfache" Zahlen/Buchstaben-Vorstellung der Notenschrift gegenüberstellen, die ja auch nur das Ende einer langen Entwicklung darstellt.
Es wurde schon viel geschrieben, aber ich möchte eine zentrale Aussage herausgreifen, um eine Gegenposition zu konstruieren.
Und das, obwohl ein ein lausiger vom-Blatt-Spieler bin.

Wenn man erst eine Fremdsprache (klassisches Notensystem) lernen muß, um ein notiertes Stück spielen zu können, stellt diese Fremdsprache für viele Lernende eine schwer überwindbare Hürde. Das ist auch der Grund, warum viele Menschen Text/Zahlen lesen und telefonieren können, aber beim Notenlesen scheitern.


Sprache und Schrift

Mir scheint, Du vermengst Sprache und Schrift.
Ein Kind lernt ganz natürlich seine Muttersprache, lange bevor es mit Schreiben und Lesen in Berührung kommt.
Sprache und Schrift entsprechen in der Musik eben Musik und Notenschrift.
Ein Kind wird schon viel früher singen und tanzen - lange bevor es mit Schreiben und Lesen (egal ob Text oder Notenschrift) in Berührung kommt (siehe oben).


Buchstaben/Zahlen als allgemein bekannte und vertraute Symbole?

Zahlen werden, da stimme ich Dir zu, mittlerweile in allen Kulturen auf ähnliche Weise verwendet. Abgesehen davon, dass die arabischen (eigentlich indischen) Ziffern anders aussehen als "unsere" gebräuchlichen Ziffern:
Also statt 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 eben je nach Kulturkreis auch ٠ ١ ٢ ٣ ٤ ٥ ٦ ٧ ٨ ٩ (Schreibrichtung beachten - hoppla! hcua sad hcon!) oder ० १ २ ... in Indien (Dewanagari) usw. usw.

Da man bei einer Notenschrift sowohl Tonhöhe als auch Tondauer darstellen muss, eignet sich eine Kombination aus Buchstaben und Ziffern.
Und spätestens hier müssen wir sowieso unseren europäisch-amerikanischen Kulturkreis verlassen, wenn wir Anspruch auf Allgemeingültig erheben wollen, wie Du es gewissermaßen tust.
Für Kinder vieler Kulturkreise in das uns vertraute lateinische Alphabet auch nur eine fremde Schrift, deren Kenntnis lange nach dem Sprach- und Musikerwerb im Rahmen des Fremdsprachenunterrichts gelernt wird.

Also wirklich vertraut statt A B C D E F G dann auch А Б В Г Д Е Ж oder Α Β Γ Δ Ε Ζ oder א ב ג ד ה ו (auch Schreibrichtung beachten!) usw.
Arabische alleinstehende Buchstaben sind auch nicht sehr handlich. Von asiatischen Schriften möchte ich jetzt erst gar nicht anfangen.
Es ist naheliegend, dass die Reihenfolge der Buchstaben aufsteigen der Reihenfolge der Töne entsprechen sollte.
Dann kommt noch erschwerend hinzu, dass, selbst bei gleichem Buchstabensystem verschiedene Sprachen verschiedene Reihenfolgen im Alphabet haben.

Erkenntnis:
Buchstaben/Zahlen
--> Babylonisches Sprachgewirr, lateinisches Alphabet oft nur im Rahmen von Fremdsprachen
Notenschrift --> Hauptsächlich graphische Darstellung - wirklich international gleich.

Und auch, wenn Du ein ungarisches Buch lesen kannst, weil Du die Buchstaben kennst, heißt das noch lange nicht, dass Du verstehst, was dort steht.

Der Punkt ginge also eindeutig an die Notenschrift - aus meiner Sicht.



Darstellung von komplexer Musik mit Zahlen/Buchstaben?

Da man gleichzeitig Tonhöhe und -dauer darstellen muss, bietet sich eine Kombination aus Buchstaben und Zahlen an.
Beispiele gibt es genug, dank der Computer-Technologie, die zunächst auf die Zeichen des 7-Bit-ASCII-Codes beschränkt war.
Textdateien sind außerdem extrem gut austauschbar, lesbar und platzsparend. Aber das ist ja ein anderes Thema.
Außerdem soll Eingabe von Musik per Computer-Tastatur möglich sein - da kann man sich z. B. an der "ABC-Notation" orientieren:

ABC-Tonhöhe
Die Töne der eingestrichenen Oktave werden mi C D E F G A B notiert, die zweigestrichene Oktave kann bequem mit c d e f g a b dargestellt werden. Darüber und darunter müssen Zusatzangaben wie ein ' pro Oktave nach oben oder ein , pro Oktave nach unten angefügt werden, z. B. c'' oder C,,,
Pausen werden durch ein z dargestellt.

ABC-Tondauer
Es gibt eine "Default-Tondauer", die nicht angegeben wird und in der Kopfdefinition festgelegt werden kann.
Soll das eine Viertel sein, wird das mit L = 1/4 definiert.
E wäre also das eingestrichene e auf der untersten Notenlinie mit der Dauer einer Viertelnote.

Abweichungen von der Standard-Dauer müssen als Faktoren hinter dem Notenbuchstaben angegeben werden.
Eine 2 bedeutet: doppelt so lang wie die definierte Standard-Notendauer.
Ein / reicht zur Halbierung, ansonsten /4, /8 usw.
Nach dieser mathematischen Logik werden können punktierte Noten dann mit Brüchen dargestellt werden, z. B. g3/2 wäre eine punktierte Viertelnote, wenn die Standard-Notendauer 1/4 ist.

Einfacher Fall: Alle meine Entchen
C D E F G2 G2 A A A A G4 A A A A G4 F F F F E2 E2 G G G G C2 z2


Die Bruchrechnerei scheint mir für Kinder gänzlich ungeeignet, vielleicht könnte man eine Schreibweise wie in LilyPond (Notensatzprogramm mit textbasierter Eingabe) den Vorzug geben: da bedeutet 1 eine ganze Note, 2 eine halbe Note, 4 eine Viertelnote, 8 eine Achtelnote und Punktierung geht einfach durch einen Punkt: eine punktiere Viertelnote würde man dann als 4. schreiben.

Polyphonie
Auch hier würde sich Bewährtes wie LilyPond als Vorlage anbieten, denn das Programm kann mit Akkorden, polyphoner Musik und sogar, wenn es sein muss, Polyrhythmik umgehen.
Parallele Kontexte schließt man in << >> ein und

Code:
  <<
    { c'4 d' e' f' g'2 g' a'4 a' a' a' g'1 }
    { c'2    c'    e'  e' f'4 f' f' f' e'1 }
>>

Hier stellen die ' nach den Tonbuchstaben die Oktavlage dar (eingestrichene Oktave), das ginge auch anders, aber sei's drum...

Spätestens hier hätte ich schon bei diesem extrem einfachen Beispiel (beidhändiges Spiel auf einfachstem Niveau) für mich ziemlich unleserlich.
Für Maschinen eindeutig und toll, aber die beiden Stimmen rhythmisch übereinander zu bekommen, überfordert mich. Ich habe zwar versucht, die Notenbuchstaben entsprechend über/untereinander anzuordnen - das sieht dann aber trotzdem besch...eiden aus.

Ist da nicht so etwas einfacher und klarer?

1620730189399.png


Der Punkt geht aus meiner Sicht auch eindeutig an die Notenschrift - auch schon bei einfachsten Fällen wie "Alle meine Entchen" mit zwei Händen.



"Vertrautheit" von Buchstabe vs. bildliche Darstellung

Die von Dir propagierte Vertrautheit und Geläufigkeit im Umgang mit Buchstaben und Zahlen mag tatsächlich gegeben sein, aber die Zuordnung von Buchstaben zu tatsächlichen Tonhöhen muss auch erst gelernt werden.
Ich gebe Dir recht, dass die Einstiegshürde sehr tief liegt, wenn man die nur die Symbole betrachtet (hier: vertraute Buchstaben ggü. neuartigen Notensymbolen), aber die eigentliche Leistung besteht dann darin, diesen Symbolen auch Töne zuzuordnen. Ohne das hat alles keinen Sinn und da gehen die Schwierigkeiten schon los.


Noten nicht als bedrohliche Geheimschrift", sondern als "bildliche Darstellung"

Du erwähnst "Einfache Sprache" usw. um Hürden abzubauen. Aber vor der Einfachen Sprache steht, wenn möglich, die noch viel einfachere bildliche Symboldarstellung.

Ich behaupte ganz frech
  • bevor Kinder Schreiben und Lesen lernen, malen sie schon.
  • Kinder sind sehr graphisch orientiert.
  • Notenschrift ist nicht böse, wenn man ihnen die Angst nimmt, sondern sind nur lustige Punkte. Die sind viel einfacher als Buchstaben.
  • Vor allem sieht man intuitiv auf einen Blick, welche Töne höher und tiefer sind: je höher der Punkt, desto höher der Ton.
    Einfach, oder?

Es gibt auch kindgerechte, vereinfachte Notensysteme wie z. B. von Valenthin Engel, das ich mal vor Jahren aus Spaß an der Freue mit LilyPond nachgestellt habe.
Dann sähe der erste Takt so aus:

Die Notensymbole versuchen, einen inhaltlichen Zusammenhang mit den erklingenden Tönen (Tonnamen) herzustellen, deshalb hier eine stark vergrößerte Darstellung.
  • Circuszelt für das C
  • Drachen für das D
  • Elefant für das E
  • Fisch für das F
  • Gitarre für das G
Somit wird man spielerisch in die Richtung "Erwachsenen-Noten" geführt.
Da die Notenkopfsymbole sich nicht für voll/hohl-Unterscheidung eignen, wird einfach langsamer notiert: die mit den Hälsen entsprechen Halben und die ohne Hälse gen ganzen Noten.
Na ja:

1620729010462.png


Das muss kein Kind verängstigen und in den Noten sieht auch jeder ohne Vorbildung, ob ein Ton gleich bleibt oder sich die Melodie nach oben oder unten bewegt.
Das können Buchstaben nicht leisten.

Bei Videospielen (oder wie das korrekt heißt) wie Sing Star o. ä. werden auch Balken angezeigt, die der Tonhöhe entsprechen und deren Länge die Tondauer angibt.
Davon kann man halten, was man will, aber es ist auch für musikalisch völlig Ungebildete gedacht und offenbar geeignet.
Die "bösen" Noten stehen einer solchen graphischen Darstellung näher als ein mystischer Zahlen-Buchstaben-Code.

Das ist zumindest meine Meinung zum Thema.

Viele Grüße
Torsten
 
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In gewisser Weise als Ergänzung zum Beitrag von @Be-3, zum Thema "Anschaulichkeit graphischer Darstellung".

Die Veeh-Harfe wurde als Abwandlung einer Akkordzither entwickelt und wird gerne auch im Behinderten-Umfeld verwendet.
Dort gibt es eine eigene Notation, die in direkter Beziehung zu den Saiten steht. Hier ein Bild des Instruments mit "Noten", die hinter die Saiten gelegt werden:

veehharfe_hoch.jpg
Dieses Verfahren ermöglicht, einfach der Reihe nach die gewünschten Saiten anzuschlagen.
Von oben nach unten gelesen.

Dreht man nun dieses Bild um 90 Grad nach links, wird klar, daß dies auch eine Art Notenschrift ist.

veehharfe_quer.jpeg

Selbes Prinzip: Es gibt Referenzlinien (hier durch die Saiten selbst realisiert) und kleine schwarze Kreise.
Die sind der Zeitachse nach angeordnet. Wie bei Notenschrift, nur sogar mehr Linien.
Und als Leseerleichterung (der vielen Saiten wegen) sind noch Verbindungslinien für den Spielfluss gemalt, damit man besser sehen kann, wo es weitergeht bzw. wo man schon war.

Diese rein graphische Schreibweise wird bei der Veeh-Harfe als sehr intuitiv wahrgenommen, da muß nichts gelesen oder uminterpretiert werden. Also auch für Menschen mit Einschränkungen geeignet.
 
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Du unterlässt mindestes zwei Begrenzungen der TABs.
Zum Einen ist damit keine universelle Verständigung unter Musikern verschiedener Instrumente möglich wie das bei Standardnotation der Fall ist - eine ganz wesentliche Funktion.

Ich sehe in den TABs einen wesentlichen positiven Aspekt: Ein Anfänger kann nahezu intuitiv loslegen und das Instrument nach TABs konzentriert spielen; wie bei jedem Lernen - erst einfache Stücke/Rhythmen, dann schwierigere. Der schnelle erfolgreiche Einstieg motiviert zum Üben und Schwierigkeitsgrad-Steigerung.
Die TABs sind mittlerweile gut verbreitet, es gibt in der TAB-Notation viele (beliebte) Stücke und es gibt auch Software, mit der man selbst Stücke als TABs notieren und ausdrucken kann. Ob mit oder ohne Lehrer, der Lernende spielt sich vom Erfolg zum Erfolg und kann sich voll und ganz dem Instrument, der Fingerfertigkeit und dem musikalischen Ausdruck widmen. So was macht Spaß und Freude.

Ja, Du hast recht, es ist nur etwas für Gitarristen.
Vor dem Hintergrund, daß in unseren Kulturkreisen die Gitarre zu den beliebtesten Musikinstrumenten gehört, sehe ich in den TABs eine verdienstvolle Leistung. Denn dadurch erfreuen sich Millionen Gitarre-Anfänger an einem abwechslungsreichen Spiel, das sie über viele Jahre weiterentwickeln können, ohne sich durch das komplexe Notensystem quälen u/o auf der Strecke bleiben zu müssen. Manche lernen später, wenn sie das Instrument sehr gut beherrschen, auch noch die klassischen Noten dazu, manche kommen ohne die Noten aus.

Aber sie spielen ein Musikinstrument, und manche erreichen dabei ein sehr hohes spielerisches Niveau. Ohne die TABs hätten sie eine Weile mit drei Akkorden geschrummt, und bald aufgehört, weil es musikalisch nicht sehr erfüllend ist.

Alles anders als üblich zu machen oder wollen ist das gute Recht eines Hobbymusikers, spricht aber für in dieser Ausprägung seltene und sehr individuelle Faktoren, die eine Lösung tatsächlich unwahrscheinlich werden lassen.

Eine alternative/vereinfachte Notation für viele andere oder gar alle Instrumente dürfte in der Tat kaum zu erwarten sein, weil das Publikum der einzelnen Gruppen gering ist (die Mundharmonika lasse ich außen vor), dennoch erwarte ich, daß sich bei den Tasteninstrumenten (Klavier, Key-Board) etwas tun wird.
Gute Anfänger-Key-Boards kann man schon zu erschwinglichen Preisen (etwa 200 €) bekommen, man muß nur den Noten-Nichtlesern einen schnellen erfolgreichen Einstieg ins Spiel nach (alternativen) Noten mit erkennbarem Steigerungspotential ermöglichen.

Gruß, Bert
 
Dreht man nun dieses Bild um 90 Grad nach links, wird klar, daß dies auch eine Art Notenschrift ist.

Genau, omnimusicus, und aus Deiner Erfahrung in der Arbeit mit Behinderten wirst Du sicher bestätigen können, dass eine solche graphische "Landkarte", die direkt den Weg durch Stück aufzeigt, viel besser geeignet ist, als ein abstrakter Buchstabencode, der zuerst dechiffriert werden muss.

Und Noten sind meiner Meinung nach nicht sehr weit davon entfernt, die Zithersaiten helfen bei der Orientierung, wie die Notenlinien ebenfalls bei der Orientierung helfen.
Wenn Kinder schreiben lernen, tun sie das meist auch in Heften mit vielen Hilfslinien zu Orientierung (Grundlinie, x-Höhe, Unterlängen, Gesamthöhe...).

Wenn bei Noten die zeitliche Dauer deutlich graphisch hervorgehoben werden soll, kann man sie auch mit proportionalen Abständen schreiben (d. h. Notenköpfe sind bei halben Noten doppelt so weit voneinander entfernt wie bei Viertelnoten, z. B.

1620735183956.png


Das sieht natürlich sehr unschön aus und verschwendet enorm Platz. Dennoch ist es möglich, um den rhythmischen Ablauf klarer zu machen.
Wenn man später davon abrückt, hat man trotzdem nichts falsch oder unnötig gelernt.

Der Schritt zum "normalen" Notenbild ist dann auch sehr klein.

1620735286170.png




- verschiedene Griffschriften für Harmonikas. Mit denen kenne ich mich nicht aus. Für mich sind sie furchtbar verwirrend.

Bei den Griffschriften handelt es sich genau um so eine "Landkarte": Es werden zwar "normale" Noten verwendet, ihre Dauer entspricht auch dem Standard, aber ihre Position auf den Notenlinien stellt nicht die Tonhöhe dar, sondern den Knopf, der gedrückt werden muss.
Die Mittellinie entspricht einem zentralen Knopf der zweiten Reihe und jede Linie weiter bedeutet: einen Knopf weiter. Die Knöpfe der zweiten Reihe stehen auf den Linien, die Knöpfe der ersten Reihe stehen zwischen den Linien - das entspricht auch der diagonal versetzten Anordnung der Knopfreihen.
Bei mehr als zwei Reihen werden Versetzungszeichen o. ä. missbraucht - die bedeuten aber dann nur "Knopf in der 3. oder 4. Reihe".

Also eigentlich ganz einfach - aber furchtbar verwirrend, wenn man die Noten sofort mit Tonhöhen in Verbindung bringt.
Die fünf Linien sind Zufall, am Anfang gab es auch Varianten der Griffschrift mit mehr Linien.
Damals wurde die Notenschrift einfach deshalb genutzt, weil es diese Symbole bereits im Fundus gab.

Das aber nur am Rande...

Viele Grüße
Torsten
 
Ja, so eine Notation ist sehr anschaulich und direkt spielbar.

Und was ist dann an Noten so furchtbar?

1620739565869.png


Mit ein bisschen Fantasie entspricht unser Notensystem eigentlich exakt dem Klavier, da jeder Stammton (ohne Versetzungszeichen) genau einer weißen Taste entspricht.
Notenlinien und Schlüssel habe ich grau in den Hintergrund gelegt und unter den roten Mini-Noten jeweils die Tastatur abgebildet.

Wie man sieht, entspricht jede Note in ihrer Position genau einer Taste - ist das nicht toll?
Und durch die proportionalen (den echten Zeitdauern entsprechenden) Abstände der Noten ist doch alles ziemlich intuitiv, oder?

Jedenfalls (für mich) intuitiver als das hier:

1620739994660.png


@MusikBert
Könntest Du diesen kleinen Ausschnitt mal in Noten darstellen, bitte?
Dir mag es intuitiv und vertraut erscheinen, für mich ist das immerhin offensichtlich ein dreistimmiger Gesang.
Die wechselnden Buchstaben am Zeilenanfang (bba und im weiteren Verlauf dcb, cca, dba, ccb) verstehe ich nicht und kenne davon nur dba: "dreibuchstabige Abkürzung".
Die teils durchgestrichenen Ziffern erinnern mich an den Generalbass, dessen Beschreibung aber über Anfängerniveau deutlich hinausgeht und Bände füllt, das kann's nicht sein.

Aber intuitiv ersichtlich ist mir da nichts, muss ich ehrlich zugeben. Aucune idée ! Da nutzt auch die flamme d'une nouvelle ardeur nichts, trotz aller Inbrunst oder Hitze.

Aber danke für den Tipp "Rousseau" - das ist wirklich lesenswert und immerhin gibt es Rousseaus Buch "Musique" bei IMSLP. Darin stehen zwar konventionelle Notenbeispiele, interessant aber ist seine Erläuterung zu anderen Systeme wie dem chinesischen oder altgriechischen ("Notes de l'Ancienne Musique Grecque") - da haben wir den Buchstaben/Zahlenbezug incl. dem von mir angeführten babylonischen Gewirr statt einheitlicher Klarheit.

Edit: die Académie française hatte Rousseaus Ziffernnotation seinerzeit ernsthaft diskutiert und war zu dem Schluss gekommen, dass es wohl für Vokal-, nicht aber für Instrumentalmusik geeignet sei.

Viele Grüße
Torsten
 
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Und was ist dann an Noten so furchtbar?

Furchtbar möchte ich Noten nicht bezeichnen; ich betrachte nur die Tatsache, daß wir ein Notensystem haben, das sehr viele Menschen erlernen wollen, um auch anspruchsvollere Stücke auf einem Musikinstrument spielen zu können, und daß ihnen der Notenlesen-Lernprozeß so schwer fällt, daß sie es unfertig abbrechen. Das finde ich persönlich sehr schade, weil ich weiß, daß es einem/vielen Menschen eine große Freude bereiten kann, ein Musikinstrument (nach Noten) spielen zu können.

Mit dem Startbeitrag in diesem Thread erinnerte ich mich an J.-J. Rousseau, der sich auch schon Gedanken über eine alternative Musiknotation gemacht hatte, und da kam mir die Idee, daß eine vereinfachte Notation vielen Menschen helfen könnte. Sicherlich wird es gute Gründe geben, warum das System von Rousseau nicht übernommen wurde, aber es sind für mich keine Gründe, die Vereinfachung der Musiknotation als solche abzulehnen, und diese Ablehnung damit zu begründen: Das bestehende Notensystem ist problemlos zu erlernen, wir brauchen keine Vereinfachung.
Es mag sein, daß einige Menschen das Notenlesen völlig problemlos erlernt haben, aber die meisten Menschen haben damit Probleme, und sie haben es deshalb nicht erlernt. An diese vielen Menschen denke ich und für sie wünsche ich mir eine vereinfachte Musiknotation. Was ist daran so weltfremd oder gar schlimm?

Am Beispiel der Gitarre-TAB-Notation habe ich selbst als absoluter TAB-Leser-Anfänger ausprobiert, daß man mit einer vereinfachten Notation das Instrument schnell, mit Freude und ohne Frust vom Blatt spielen kann. Ein paar Striche, ein paar Zahlen und es geht los. Hier betrachte ich die Vereinfachung als sehr erfolgreich.
Ebenso die Veeh-Harfe- oder Mundharmonika-Notation sind sehr schnell zu erlernen und der Lernende kann nach einer kurzen Einführung direkt vom Blatt spielen. Also - auch erfolgreich.

Diese Erfolge zeigen uns allen, daß es durchaus Wege gibt, das Nach-Noten-Spielen mit alternativen Notationen zu vereinfachen, und dadurch die Menschen zum Musikinstrument zu bringen bzw. sie am Instrument zu halten.

Mit ein bisschen Fantasie entspricht unser Notensystem eigentlich exakt dem Klavier, da jeder Stammton (ohne Versetzungszeichen) genau einer weißen Taste entspricht.

Diese Phantasie spielt sich in Deinem Kopf ab, in anderen Köpfen hausen andere Phantasien; ein anderer Kopf kann Dein Noten-Klaviatur-Bild betrachten und verstehen, doch die Bedeutung, die dieses Bild für Dich hat, kann der andere Kopf so nicht verknüpfen. Der andere Kopf kann sich Deine Assoziation nur irgendwie merken, doch nach einer Weile wird er die Bedeutung wieder vergessen bzw. verwechseln.

Könntest Du diesen kleinen Ausschnitt mal in Noten darstellen, bitte?

Nein, ich kann den Ausschnitt nicht in Noten darstellen; wie ich schon erwähnt hatte, es war nur ein Beispiel eines ernst gemeinten Vorschlags, die Musiknotation zu vereinfachen, aber es war von mir nicht beabsichtigt, das System von Rousseau zu übernehmen.
Zahlen als Zeichen habe ich benannt, weil sie uns allen in nahezu allen Bereichen wirklich sehr vertraut sind und auch Kinder, die noch nicht lesen können, können mit Zahlen gut arbeiten. Auch hatte ich vor Augen das Gitarren-TAB-System, das mit Zahlen arbeitet.

Ich habe keine musikalische Ausbildung, um eine vereinfachte Musiknotation, die alle notwendigen Information für das jeweilige Instrument enthält, zu entwerfen, ich kann dazu auch keine Fachfragen beantworten; aber ich sehe, daß in der Bevölkerung ein großer Bedarf nach einer vereinfachten Notation besteht, und daß sie in einigen Fällen (Gitarre, Vaan-Harfe, Mundharmonika ...) sehr hilfreich ist und vielen Menschen nützliche Dienste leistet und (durch das Musikinstrument) viel Freude bereitet.

Gruß, Bert
 
[...], daß ihnen der Notenlesen-Lernprozeß so schwer fällt, daß sie es unfertig abbrechen.

Hallo Bert,

danke für Deine Ausführungen!
Ja, sicher, es ist immer schade, wenn jemand die Musik aufgibt oder gar nicht erst in Angriff nimmt, weil er vom komplexen Notensystem abgeschreckt wird.


Vereinfachung der Musiknotation als solche abzulehnen, und diese Ablehnung damit zu begründen: Das bestehende Notensystem ist problemlos zu erlernen, wir brauchen keine Vereinfachung.

Ich bin keinesfalls der Meinung, das Standard-Notensystem sei problemlos zu erlernen, aber ich bin der Meinung, dass die Komplexität nicht von ungefähr kommt und leider jede Vereinfachung sehr bald an der Praxis scheitern muss.

Gitarrentabulatur
Ist ein sehr gutes Beispiel für eine gelungene Vereinfachung, mit der man praktisch alles abdecken kann. Allerdings ist es an die spezifischen Eigenschaften von bundierten Saiteninstrumenten gebunden und von daher nicht auf andere Instrumente übertragbar.
Weiteres "Problem", das ich mit Tabulatur habe: Sie hat keinen musikalischen Inhalt, sondern ist eine bloße Gebrauchsanweisung, welche Saite in welchem Bund gedrückt werden muss.
Das ist schnell vorbei, wenn man es mit anderen Stimmungen zu tun bekommt, wie z. B. DADGAD, die für irische und schottische Folk-Musik gerne genutzt wird.
Noten beschreiben Töne, die jeder verstehen kann, aber in Tabulatur hat man nur instrumentenspezifische Nummern.

Aber - darauf kommt's an - für den Einstieg hervorragend verständlich und hilfreich!


Mundharmonika, Blockflöte & Co.
Buchstaben- oder Ziffernschreibweisen à la Rousseau ist für einstimmige Instrumente relativ gut machbar, bei Mehrstimmigkeit wird es heikel.
Rousseau hat sich immerhin ernsthaft mit dem Thema beschäftigt und sogar die Académie hat sich damit befasst.
Leider konnte ich bisher keine wirklich umfassenden Erläuterungen finden (das kann doch nicht wahr sein!), vor allem, was den Rhythmus, d. h. die Tondauern betrifft.

Es ist mehr oder weniger graphisch, aber was genau das Komma, der Punkt in der Zeile usw. bedeuten, die durchgestrichen Ziffern, ist mir noch nicht ganz klar.
Der Punkt hat wohl mit punktierten Notenwerten zu tun, die Striche über den Ziffern sind wohl Achtelnoten (zwei Striche wären Sechzehntel).
Was dann die Kreuze sollen und welche Note das Komma jetzt verlängert usw. ist mir noch nicht ganz klar.

Bei Blockflöten sieht man manchmal ein Griffdiagramm über konventionellen Noten (schmal genug sind sie ja) oder einfach eine Ziffernkolonne mit allen zu schließenden Löchern.

Aber das sind nur instrumentenabhängige Bedienungsanleitungen ohne wirklichen musikalischen Inhalt.
Wenn's hilft, soll es aber für den Einstieg recht sein!


Klavier - das "Problemkind" und Instrument dieses Unterforums

Das Klavier ist hier im Subforum "Klavierspielen" aber nun mal das Instrument, um das es geht.
Und alleine deshalb wende ich mich so vehement gegen die "Vereinfachungsversuche", weil sie aufgrund der polyphonen Natur des Klaviers sehr schnell unbrauchbar werden.
Falls die unter Notenangst leidenden Erwachsenen (nicht böse gemeint!) sich darauf beschränkten wollen, einstimmige Melodien auf dem Klavier zu spielen, ist das mit Zahlen- und Buchstabennotation ziemlich gut möglich.
Aber wer will das schon?

Vergleich mit Gitarrentabulatur
Eine Gitarre hat 6 Saiten und eine überschaubare Anzahl von Bünden, die auch noch mit Markierungen versehen sind.
Jede der 6 Linien steht für eine Saite. Die Zahlen sagen, in welchem Bund diese Saite gedrückt werden muss (0 heißt Leersaite).
Der Rhythmus ergibt sich durch die räumlichen Abstände bzw. wird mit einem aus der Notenschrift übernommenen Hals- und Balkensystem dargestellt.
Alles klar!

Aber was macht man mit dem Klavier?
Da hat man nicht klare Saiten (mit maximal 6 gleichzeitig spielbaren Tönen), sondern man hat 88 Tasten.
Beim tiefsten A mit 1 zu beginnen und dann bis 88 hochzählen kann man zwar machen (das macht MIDI auch so, da entspricht das tiefste Klavier-A der Nummer 21, weil einem noch tieferen C mit Nummer 0 begonnen wird).

Ist das praktikabel, zu lesen: Drücken Sie Taste Nr.67?
Bei Polyphonie hat man durch die 6 Gitarrensaiten mit den entsprechenden 6 Tabulatur-Linien immer eine klare und eindeutige Zuordnung.
Auf dem Klavier ist eine solche Saitenbeziehung nicht gegeben, da fragt man sich, wie man mehrere gleichzeitig erklingende Töne so stapeln soll, dass es lesbar bleibt.

Da kommt man nicht weit, egal, was man versucht (und es gab im Laufe der Jahrhunderte viele Versuche, die alle gescheitert sind.


Es mag sein, daß einige Menschen das Notenlesen völlig problemlos erlernt haben,

Ja. Und ich gehöre definitiv nicht zu den Menschen, die Notenschrift problemlos erlernt haben.
Vor allem deshalb, weil ich als Kind nur nach Gehör gespielt habe und später selbst im Unterricht durch eine recht schnelle Auffassungsgabe ab dem zweiten Durchlauf keine Noten mehr gebraucht habe bzw. die Noten ignoriert habe. So etwas geht am Anfang (bei einfachen Stücken) ja leicht.

Fazit:
Klavier mit vereinfachten Zahlen- und Buchstabensystemen spielen zu wollen ist wie Autofahren nur im 1. Gang und ohne Kurven. Das kann man machen, wird aber wenig Freude daran haben.
Wenn man keine Noten lernen will, aber trotzdem nach Vorlage spielen, dann ist Klavier wahrscheinlich nicht das passende Instrument.
Dann soll man Mundharmonika oder Gitarre lernen - denn dort gibt es gangbare (!) alternative Schreibweisen.
Oder Trompete. Da reichen die drei Ziffern 1, 2 und 3 für die drei Ventile: 13 heißt beispielsweise: Ventil 1 und 3 gleichzeitig gedrückt. Welchen Naturton man dann erwischen muss, steht aber auf einem anderen Blatt - da helfen dann Noten wieder ungemein.

Oder man behilf sich im Internet mit Synthesia-Filmchen (vieldiskutiert), in denen pro Tasten bunte Balken von oben herabrieseln. Das ist im Prinzip wie animierte Tabulatur.

Wenn's nicht ums Klavier ginge, wäre ich nicht so nachdrücklich gegen "Vereinfachungen". Aber manche Dinge lassen sich einfach nicht vereinfachen. sonst gäbe es schon lange eine "Klaviertabulatur".

A propos "Tabulatur"...
Da fällt mir ein, dass es in den Urzeiten des Orgelspiels durchaus Orgel-Tabulaturen gab:

1620750223272.png


Vielleicht gefällt das den unter Notentrauma leidenden Menschen besser - kann ich mir aber nicht vorstellen. :evil:

Viele Grüße
Torsten
 
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aber ich sehe, daß in der Bevölkerung ein großer Bedarf nach einer vereinfachten Notation besteht, und daß sie in einigen Fällen (Gitarre, Vaan-Harfe, Mundharmonika ...) sehr hilfreich ist
Ich seh schon, wir verstehen uns nicht ;)

Ich sehe den Bedarf nach einer vereinfachten Notation nicht, weil Noten prinzipiell einfach sind.
Die Veeh-Noten, nur als Beispiel, sind nicht per se einfacher als andere Noten.
Sie sind ein variante Notation, die gut zu einem bestimmten Instrument paßt, aber sie ist als reine Notation nicht einfacher.
Einfach ist die Veeh-Harfe nur, wenn man einfache Sachen spielt.
Viele Details, die in anderen Noten untergebracht werden, wurden dort einfach nie umgesetzt.

Ich könnte auf einer groß gebauten Veeh-Harfe auch prinzipiell komplexe, komplizierte, vielstimmige Stücke spielen.
Dann wäre aber auch die Notation dazu kompliziert. Und man nähert sich der Problematik des Klaviers, siehe wieder Beitrag von @Be-3 eins drüber.

Aber wir kommen hier offensichtlich nicht weiter.

Mein Fazit: Komplexes Zeug ist komplex ;)
Ich meine, Einstein wird zitiert mit dem Satz: "Everything should be made as simple as possible, but no simpler".
Und da gibt's dann auch keine Abkürzung.
 
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Mein Fazit: Komplexes Zeug ist komplex ;)
Ich meine, Einstein wird zitiert mit dem Satz: "Everything should be made as simple as possible, but no simpler".
Und da gibt's dann auch keine Abkürzung.

An genau den Ausspruch habe ich auch gedacht. Aber ausgerechnet Einstein auf Englisch zu zieren... :opa::D
Obwohl: Keine Ahnung, wann, wo und in welcher Sprache das (angeblich) gesagt haben soll.

Nochmal zum Thema Noten und passend zu Deiner Aussage:
Einfache Dinge sehen auch in Noten einfach und übersichtlich aus.
Komplexe Dinge nicht, aber die lassen sich mit anderen Systemen erst überhaupt nicht darstellen.

Eigentlich war der Aufhänger des Threads ja auch eine Line-Rider-Animation und der Bezug zu alternativen Notationsformen war ja scherzhaft gemeint.
Passend zum Thema deshalb noch ein Hinweis auf die genialen "La linea"-Filmchen von Osvaldo Cavandoli:



Vielleicht kann @MusikBert derweil versuchen, den Klavierpart der Hintergrundmusik auf einfache Weise zu notieren. :whistle::D

Viele Grüße
Torsten
 
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Ich persönlich sehe einen großen Vorteil darin, dass die Notenschrift keine Zahlen und Buchstaben benutzt. So sind die Buchstaben und Ziffern immer noch frei dafür, andere Informationen wie z.B. Fingersatz der linken und rechten Hand (bei der Gitarre) zusätzlich anzugeben. Das Auge kann anhand der Position und Gestalt der Noten die zu spielenden Töne selbst und ihre Dauern identifizieren und der Verarbeitungsweg für Buchstaben und Ziffern ist immer noch für die übrigen Informationen frei.
Bei Tabulatur sehe ich nur einen Wust von Zahlen und halte sie für ungeeignet für schnelles Blattspiel.
 
Weiteres "Problem", das ich mit Tabulatur habe: Sie hat keinen musikalischen Inhalt, sondern ist eine bloße Gebrauchsanweisung, welche Saite in welchem Bund gedrückt werden muss.

In meinem Gitarren-Heft sind zwei Zeilen; die obere Zeile (5 Linien) enthält die Tonart, den Takt und normale Noten im Violinschlüssel, die untere Zeile (6 Linien) enthält die (Bund)Zahlen. Über der zweiten Zeile sind noch Striche, aus denen ich den Notenwert erkenne (eine Achtel oder Viertel oder 16tel ...). Diese Notation finde ich sehr informativ; ich sehe den ungefähren Melodieverlauf, kann den Takt/Rhythmus mit dem Fuß klopfen und nach der unteren Zeile auch die Noten spielen. Gitarre habe ich immer nur nach dem Gehör gespielt, aber mit den TABs könnte ich jetzt auch nach Noten spielen, ohne die Noten auf dem Griffbrett suchen zu müssen.
Wer dann doch etwas "höher" strebt, kann die Noten oben lesen und unten der Griffposition zuordnen, so wird auch das Lernen von echten Noten erleichtert.

Aber was macht man mit dem Klavier?

Ja, Klavier ist mein Hauptinstrument und das spiele ich zum Teil nach dem Gehör, meist aber nach normalen Klaviernoten, und mir ist die Problematik der vereinfachten Notation bekannt. Als alternative Notation kann ich mir folgendes Prinzip vorstellen (nur ein Gedanke, ich bin ein musikalischer Laie):
E-Piano mit Klappdisplay, USB-Stick mit Noten rein, die beiden klassischen Notenzeilen (LH als BaßS, RH als ViolinS) erscheinen im Display, darunter das waagerechte Abbild der ganzen Klaviatur. Langsames Tempo einstellen, ein senkrechter durchsichtiger Balken liegt auf den gerade zu spielenden Noten (oder Pause) im Blatt, die zugehörigen Tasten sind mit einer dunklen Farbe markiert. Eine "Vorschau" der nächsten zwei Notengruppen (mittlerer Farbton und heller Farbton) könnte optional angezeigt werden, wenn man etwas vorausschauend spielen will.
Hinzu kommt noch Stop-Taste und zurück-zu-Takt-Nr- Funktion, falls man die Finger zu langsam gefaltet hatte.

So kann der Lernende die Noten vom Blatt schnell den richtigen Tasten zuordnen und spielen, mit etwas Routine (nach Wochen/Monaten) wird man spielend auch die Noten "automatisch" langsam lernen (als Paar: Note-Taste).
Von Anfang an hat man das Notenblatt im Blick, sieht die echten Noten und kann sofort spielen. Die Konzentration liegt auf der Musik und auf den Fingern, kein Streß mit Noten.
Anfangs kann man die Stücke auswendig lernen und spielerisch/musikalisch/darstellerisch ausarbeiten, später kann das Notenlesen/Blattspielen Schritt für Schritt nachkommen, wenn freie Kapazitäten vorhanden sind.

Nach meiner Einschätzung könnte man solche E-Pianos u/o Key-Boards bauen und mit kompatibler Notenschreib-Software begleiten, so daß man sich die Stücke herunterladen oder selbst eintippen kann.

Gruß, Bert
 
E-Piano mit Klappdisplay, USB-Stick mit Noten rein, die beiden klassischen Notenzeilen (LH als BaßS, RH als ViolinS) erscheinen im Display, darunter das waagerechte Abbild der ganzen Klaviatur. Langsames Tempo einstellen, ein senkrechter durchsichtiger Balken liegt auf den gerade zu spielenden Noten (oder Pause) im Blatt, die zugehörigen Tasten sind mit einer dunklen Farbe markiert.
Skoove z.B.:



Synthesia hat auch die Vorschau und geht auch langsam:



Es gibt wahrscheinlich noch mehr Programme, die das können. Mir fehlt da die Marktübersicht.

Anstatt Klappdisplay am Piano nimmt man ein Tablet und schließt es per MIDI/USB ans Piano an. Dann hat man AFAIK auch Fehlerrückmeldung.

Viele Grüße,
McCoy
 
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Synthesia hat auch die Vorschau und geht auch langsam:

Bei Synthesia finde ich die fallenden bunten Balken sehr störend, aber wahrscheinlich ist es bei anderen Menschen ohne Bedeutung. Für mich wäre es jedoch das KO-Kriterium.
Ich kenne mich mit dieser Software gar nicht aus, aber auf YT begegnen mir immer wieder diverse Features, die die bildliche Verbindung zwischen Note und Taste herstellen, so daß ich denke, daß sich auf dem Markt eine Menge in diese Richtung tut.
Was ich bei solchen Hilfen für wichtig halte, ist die Darstellung des echten Notenblattes, und daß die Anzeige der gespielten Tasten möglichst dezent gelöst ist, damit der Lernende das Notenblatt im Auge behält, die Verbindung Note-Taste-Ton direkt (ohne Zwischenstörung) bildet; also: Auge/Notenbild-Finger/Taste-Ohr/Ton und im Laufe der Zeit auch dauerhaft verknüpft; die Anzeige der Tasten sollte ja später verlassen werden.

Anstatt Klappdisplay am Piano nimmt man ein Tablet (...)

Naja, ist wohl der Trend, hat aber nicht jeder; die Integration im Display ist immer dabei, keine Kabel, keine Akkuprobleme.

Dann hat man AFAIK auch Fehlerrückmeldung.

Wenn man schon die Noten nicht lesen kann, sollte man wenigstens die Ohren spitzen. Zum Glück können das die meisten Noten-Nichtleser.

Gruß, Bert
 
Bei Synthesia finde ich die fallenden bunten Balken sehr störend, aber wahrscheinlich ist es bei anderen Menschen ohne Bedeutung. Für mich wäre es jedoch das KO-Kriterium.
Das finde ich jetzt sehr spitzfindig, ich weiß aber nicht, was man bei Synthesia in den Settings noch alles anpassen kann. Abhilfe gibt es ansonsten z.B. hier:
https://curved.de/tipps/android-so-koennt-ihr-den-schwarz-weiss-modus-aktivieren-519701

Naja, ist wohl der Trend, hat aber nicht jeder; die Integration im Display ist immer dabei, keine Kabel, keine Akkuprobleme.
Und was ist mit den Leuten, die echte Klaviere haben? Sollen da jetzt auch überall Displays eingebaut werden, nur weil ein paar Leute keine Noten lesen können/wollen? In Gitarren sind ja auch keine Notendisplays eingebaut.

Ansonsten würde ich Dir raten, Dich an einen Softwareentwickler und Digitalpianohersteller zu wenden, der das alles für Dich so umsetzt. Technisch ist das ja alles so problemlos machbar.

Viele Grüße,
McCoy
 
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@MusikBert
Als die Displays bei Yamaha immer größer wurden, lieferten sie (bereits vor über 10 Jahren) eine Notenbibliothek mit. Die Noten wurden im Display angezeigt. Und in der Diodenleiste zeigte ein Lämpchen an, welche Taste angespielt werden sollte. In der Lernfunktion konnte man eine Option wählen, bei der das nächste Lämpchen erst dann leuchtete, wenn der gesuchte Ton angeschlagen worden war. Von Techniks gab es wohl etwas ähnliches. Ich habe dieses Feature nie genutzt, da ich der Meinung und Überzeugung bin, dass verstehendes Lernen und Spielen anders funktioniert. Mich erinnert das doch sehr an Dressur.


Von einzelnen Schülern mit E-Piano oder ähnlichem weiß ich, dass sie da mal mit herumexperimentiert haben, aber nicht besonders glücklich damit wurden. Soll sagen, irgendwie existiert das von Dir gesuchte ja schon lange und irgendwer nutzt es wohl auch mehr oder weniger. Es ist eine Marketingstrategie, um mehr Leute aus der Reserve zu locken und zum Kauf von Tasteninstrumenten zu bewegen. Aber anscheinend merken viele dann sehr schnell, dass sich ohne viel Üben auch mit dieser Technikunterstützung kein Erfolg einstellt. Und dann schmeißen dann doch wieder viele das Handtuch. Aber wenn Du partout mit so einer Technik lernen willst, schließe mich @McCoy an:
Ansonsten würde ich Dir raten, Dich an einen Softwareentwickler und Digitalpianohersteller zu wenden, der das alles für Dich so umsetzt. Technisch ist das ja alles so problemlos machbar.


Bislang konnte ich - nebenbei bemerkt - keinen Beleg für Deine These und den von Dir genannten Prozentzahlen finden.

Gruß
Lisa
 
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Und was ist mit den Leuten, die echte Klaviere haben?

Die bekommen ihre vertrauten echten Klaviere ohne Display.

(...) Dich an einen Softwareentwickler und Digitalpianohersteller zu wenden, der das alles für Dich so umsetzt (...)

Nicht für mich, ich brauche das nicht, ich spiele ohne Hilfe nach klassischen Klaviernoten; es sollte für all die Menschen kommen, die Klavier spielen wollen und mit Notenlesen nicht zurechtkommen. Und wie man auf dem Markt sehen kann, tut sich da auch etwas.
Zu dem Display noch; mein E-Piano hat nur ein LED-Display mit 7-Segment-Anzeige, aber meine Freundin hat ein größeres E-Piano mit einem großen Display und Flüssigkristall-Anzeige, so daß hier kein neues Rad erfunden werden muß.

Gruß, Bert
 
Der Thread ist schon etwas älter und das Thema ja auch mehr oder weniger durch. Dennoch möchte ich noch einen Beitrag dazu schreiben, denn ein wenig hat mich, @MusikBert, dein Nörgeln über das Notensystem denn doch genervt.
Es ist bedauerlich, dass für dich das Lesen dieser Noten so mühsam ist, und vor diesem Hintergrund ist es durchaus verständlich, dass du gerne ein anderes System oder eine andere Notenschrift hättest von dem du dir versprichst, dass es einen einfacheren Zugang zu aufgeschriebener Musik bieten möge.

Allerdings halte ich es für unangemessen, dein individuelles Problem derart zu verallgemeinern. Wie schon andere hier betonten, können wir Unterrichtende deine persönlichen Erfahrungen nicht in der von dir erwähnten statistischen Breite bestätigen. Vielmehr kann auch ich berichten, dass erhebliche Probleme des Erlernens des Notensystems mehr nur Einzelfälle sind.
Notenschrift ist wie jede Verschriftlichung eine Abstraktion. Ähnlich wie sich die Buchstaben zu Wörtern formen, die aber erst formuliert werden müssen, um gesprochene Sprache zu werden, müssen Noten vom Musizierenden zum Klingen gebracht werden. Die "schwarzen Punkte" usw. auf dem Papier sind erst mal nichts weiteres als abstrakte grafische Symbole.
Aber wie gesagt ist es bei Buchstaben auch nicht anders, ja, auch nicht bei Zahlen. Und es ist ja nicht so, dass keiner, kein Kind oder Erwachsener, ein Problem mit Schrift oder mit Zahlen hätte.
In extremen Fällen gibt es nun mal Legasthenie und Dyskalkulie, natürlich auch Noten-Legasthenie.

In den nunmehr 41 Jahren, die ich unterrichte, ist mir allerdings bisher nur 1 (in Worten "ein") Fall von Noten-Legasthenie begegnet. Der Junge konnte die Notenschrift grafisch-optisch nicht erkennen und nichts damit anfangen.
Im Unterricht habe ich mich daher zunächst auf das Vor- und Nachspielen, also dem Spielen nach Gehör verlegt. Das ist aber schon sehr lange her und weitere Erfahrung im Umgang mit diesem Phänomen hatte ich nicht. Bevor ich mich aber methodisch weiter darin vertiefen konnte, hat er mit dem Saxophon-Unterricht schon wieder aufgehört, er war insgesamt auch nicht sonderlich motiviert.

In allen anderen Fällen, wo Kinder, Jugendliche und Erwachsene Schwierigkeiten mit dem Erfassen und Lesen von Noten hatten, war es im Kern nur mangelnde Übung und Mangel an konzentrierter Vertiefung in die Materie.
Denn ich habe geradezu die gegenteilige Erfahrung gemacht als die, die du beschreibst: Meistens war es so, dass die Noten zu wenig abstrakt, zu sehr intuitiv erfassbar waren, weshalb die Betreffenden Schwierigkeiten bekamen, die Notenschrift profund zu lernen.
Die grafische Repräsentation - hohe Töne sind höher notiert im System als tiefe, lange Töne nehmen rein optisch mehr Raum ein als kürzere, reicht vielen Anfängern mitunter recht lange aus, um ihre Stücke, die am Anfang ja immer einfach sind und sein müssen, fehlerfrei und flüssig zu spielen (nach einigem Üben). Ein nur ungefähres Lesen, das aber kurioser- und interessanterweise sogar eine gewisse Zeit lang eine funktionierende Kommunikation im Unterricht möglich macht.
Daher ist mir das immer wieder nicht so bald aufgefallen, dass diese Schüler eigentlich gar nicht richtig Noten lesen können. In einem Fall eines sehr begabten Klarinettenschülers kam das tatsächlich erst nach zwei Jahren (!) zum Vorschein, als er schon sehr anspruchsvolle Stücke spielte und in die dreigestrichene Oktave vorstieß. Die Hilfslinien dort oben haben ihn dann aus dem Tritt gebracht. Als ich es so gewahr wurde, habe ich ihm dann eine Crash-Kurs in Notenlesen verpasst, und tatsächlich hatte er das dann innerhalb von nur wenigen Wochen drauf.

Mit dieser nur ungefähren Vorstellung von Noten, die weniger konkret gelesen werden als vielmehr nur als grafische Gedächtnisstütze fungieren, singen viele Laien-Chorsänger ihr halbes oder sogar fast ihr ganzes Leben lang mit Erfolg und Freude in einem Chor mit. Gar nicht wenige sind darunter, die damit sogar sehr sattelfest sind und als sichere Stütze in ihrer Stimmgruppe funktionieren. Hier hilft allerdings der stets vorhandene Text und das Probenprinzip besonders bei Laienchören, wo jede Stimme intensiv mit häufigem wiederholen geübt wird. Die betreffenden SängerInnen verfügen zudem meist über ein sehr gutes Melodie-Gedächtnis (bemerkenswerterweise auch für Mittelstimmen), was auch eine sehr gute Hilfe ist.
So muss noch nicht einmal ein großes Bedürfnis entstehen, richtig Notenlesen lernen zu wollen. Es funktioniert ja auch so, und der Freude tut das auch keinen Abbruch.

Das funktioniert jedoch auch nur deshalb, weil unser Notensystem tatsächlich eine bemerkenswert gute Komponente des intuitiven Erfassens bietet. So schlecht kann es also nicht sein.

Tabulaturen sind stets näher an dem jeweiligen Instrument dran und daher für das jeweilige Instrument üblicherweise weniger abstrakt als die Notenschrift - zumindest erscheinen sie erst mal so. Für einen Pianisten gibt es jedoch nichts, was noch abstrakter sein könnte als Gitarren-Tabulaturen ...
Man stelle sich mal für einen Moment eine Partitur vor, die für die jeweiligen Instrumente nur die individuellen Tabulaturen abbilden würde - der absolute Horror!

Dass die Notenschrift ein generelles Hindernis darstellen soll, wie es aus deiner Kritik daran, @MusikBert, hervor scheint, kann ich also in keiner Weise bestätigen.
Bei individuellen Problemen bestimmter Schüler ist das Engagement des Lehrers gefragt, entsprechende Unterstützung, Übungen und Hilfen anzubieten.
Eine optische Hilfe über Displays, Led-Leuchten oder wie bei "Synthesia" mag in Einzelfällen hilfreich sein, einen Zugang zu finden (was ich aber durchaus skeptisch sehe). Als allgemeines System halte ich diese optischen "Hilfen" für schlecht, da sie eigentlich einen Umweg darstellen und schlimmstenfalls nur das Fixieren der Augen auf den Tasten zementieren, was auf Dauer absolut kontraproduktiv ist [dazu hatte ich in einem anderen Thread von dir, @MusikBert, schon näheres erläutert].

Ich kann nur von allzu groben Vereinfachungen gerade am Anfang warnen, wenn sie nicht aus individuellen Gründen zwingend nötig sind. Für alle anderen sind das nur Umwege, die das spätere Vorankommen oft böse behindern, weil sich der Umweg als eine Sackgasse entpuppt, in der man erst mal stecken bleibt. Als schlimmes Beispiel möchte ich die unsägliche "Methode" des "Schreiben Lernens wie man spricht" anführen, die lange Zeit an vielen Grundschulen Mode war (und leider immer noch nicht ganz ad acta gelegt wurde).

Ich kann mir kein besseres Notensystem vorstellen als das derzeit real existierende, das sich zudem über lange Zeit historisch entwickelt hat. Von den einfachsten Stückchen bis hin zu den komplexesten Strukturen quer über praktisch alle Stilistiken und rund um den Globus lässt sich damit alles mindestens hinlänglich genau notieren. Jedenfalls so genau, dass sich mit der sowieso unumgänglichen Beschäftigung und Vertiefung in die jeweilige Musik und Stilistik diese hörenswert aus den Noten reproduzieren lässt.
 
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