Sehr geehrter Herr „akkoman“ ( wie Schade, dass man hier nicht weiss mit wem man spricht ) danke für Ihre ausführliche Stellungnahme, die ich erst heute gesehen habe, denn ich bin nicht sehr oft in Foren „unterwegs“ .
Wenn das Obengenannte wirklich stimmt, wäre es dann nicht besser gewesen zu sagen: "Wegen der Corona-Maßnahmen müssen wir unsere Produktion stoppen und die Lieferung verschiebt sich um x Wochen, Monate, Jahre!" ???
Nun ja, wenn Chinesen Zulieferer in Castelfidardo aufkaufen, und man dieses erst erfährt, wenn man eigentlich sein Material bekommen sollte, kann das zu nicht vorhersehbaren Schwierigkeiten führen.
Geht übrigens allen Firmen im Ort so - Zulieferer für 20 Unternehmen , glücklicherweise, konnten wir es recht schnell abfangen, denn wir haben diese Teile dank eigener vorhandenen Press-Maschinen und Werkzeuge wieder in den eigenen Betrieb genommen.
Ich glaube eher, dass die Pandemie nur eine Ausrede ist, um evtl Tatsache zu vertuschen oder sie nicht erkennen zu wollen.
Bin mir nicht sicher ob Sie jemals einen Produktionsbetrieb hatten, der mit Lockdowns und Quarantänen umgehen musste. Aus Ihrem Schreiben hier gehe ich davon aus, dass Sie Akkordeonslehrer sind oder waren und vielleicht heute als Akkordeon Händler agieren, sonst hätten Sie so etwas sicher nicht geschrieben.
Und nur weil man auf eine 102-jährige Firmengeschichte zurückblicken kann, heißt nicht, dass es vielleicht doch nicht mehr so gut läuft.
Sicher nicht - aber wir geben uns Mühe.
Borsini hätte nächstes Jahr seinen 100. Firmengeburtstag und trotzdem gibt es die Firma nicht mehr.
Da gab es Schwierigkeiten mit den Generationswechsel / nicht Corona - liegt ja auch schon ein paar Jahre zurück.
Viele bekannte große Firmen gibt es mittlerweile nicht mehr. Was meiner Meinung nach aber eine ganz normale Entwicklung ist. Alles hat eben ein Ende, nur die Wurst hat zwei.
Ist wohl so, die Zeiten fordern unterschiedliche Maßnahmen.
Das Akkordeon hatte in den 70er, 80er seine erfolgreiche Zeit gehabt, in denen die Hersteller sich eine goldene Nase verdient haben und Akkordeonlehrer nicht das Problem mit dem Nachwuchs hatten.
Aktuell sieht es aber ganz anders aus. Die Schülerzahl in Deutschland (ich spreche jetzt nur von den Akkordeonisten!!) hat seinen Tiefpunkt erreicht. Ich bin selber Akkordeonlehrer und habe den besten Vergleich zwischen heute und den 80ern, wo ich selbst noch auf Wettbewerbe gespielt habe und überwältig war von der Anzahl der Teilnehmer! Allein beim Deutschen-Akkordeon-Solistenpreis in Baden-Baden waren es unglaublich viele, obwohl es in jedem Bundesland eine Vorentscheidung dafür gab.
Jede Akkordeonschule, jeder Akk-verein hatte unglaublich viele Schüler und Orchester, wovon sehr viele an Landeswettbewerbe teilgenommen haben. Mittlerweile gibt es kaum noch Orchester-Landeswettbewerbe mehr. Es ist nur noch das "World Music Accordion Festival" in Innsbruck geblieben. Doch wie lange noch????? ...
Zurück zum Thema:
Wie kann es sein, dass ein weltweit agierendes Unternehmen wie Victoria nicht weiß wie weit die Produktion seiner eigenen Instrumente ist?
Wir wissen normalerweise sehr gut, auf welchem Stand sich die Produktion befindet - Ausnahmesituationen wie oben beschrieben ausgenommen. Momentan gibt es zusätzlich das Problem von Quarantänemaßnahmen, die man eben NICHT vorhersehen kann.
Ich kann mir das nur so erklären, dass man Arbeiten an Subunternehmen weitergibt und somit von diesen abhängig ist. Was für eine kleine Firma ja nichts Schlimmes ist. Aber von einem großen Unternehmen erwarte ich, dass sehr viel in der eigenen Produktionsstätte hergestellt wird. Aber lassen wird das. Das muss jedes Unternehmen selbst entscheiden.
Alle Akkordeonhersteller in Italien, ob gross oder klein, sind auf Zulieferer angewiesen. Bei über 8000 Teilen und einem über 150 Jahre gewachsenen Zulieferer System werden bei allen Firmen Bälge und Stimmzungen NICHT im eigenen Betreib hergestellt - ohne AUSNAHMEN.
VICTORIA zum Beispiel macht als eines der wenigen Unternehmen noch den gesamten Gehäuse / und Stimmstockbau selber - sowie der Bau der Tastaturen und Mechaniken
( seit kurzer Zeit auch wieder Converter )
Nun versetze ich mich in die Lage eines Subunternehmers:
Würde ich einen Auftrag eines weltweit bekannten Herstellers erhalten Arbeiten für ihn zu erledigen, dann würde ich mich sehr darüber freuen und diese Arbeiten schnell erledigen.
Denn mein schneller Service bedeutet Folgegeschäfte/Dauerauftrag und somit sichere Einnahmen für die Zukunft.
Warum sollte ich aber meine Arbeit nicht zuverlässig oder gar nicht machen und den Hersteller somit hängen lassen?
Für MICH ist z.B. die schlechte Zahlungsmoral des Auftraggebers ein Grund.
Ob das evlt auch bei Ihnen zutrifft weiß ich nicht. Fakt ist aber, würde man die Arbeiten selbst durchführen, dann weiß man ganz genau WANN ein Instrument fertig hergestellt ist.
Subunternehmen haben wir nicht !
Zulieferer Ja - die regulär seit 102 Jahren für uns Arbeiten ( es sei denn Sie werden von Chinesen aufgekauft - oder „bestochen“ )
Einen Kunden einfach über Monate hinzuhalten, spricht nicht von einer Seriosität!
Welches Unternehmen ist nicht daran interessiert Kunden schnell und zuverlässig zu beliefern und zufriedenen Kunden zu haben ??? Ist doch unser Interesse zu liefern. Ich habe in über 25 Jahren das erste Mal mit einer Pandemie umgehen müssen und ich kann Ihnen garantieren, es ist nicht „spaßig“. Gute Freunde von mir ( übrigens in Deutschland ) berichten mir von solchen Problemen auch bei guten alten weltbekannten deutschen Firmen ( Autoindustrie - Waffenhersteller - Schiffbau )
Hatte Victoria nicht schon mal Händler in Deutschland??
Vor vielen Jahren, allerdings mehr als 15 Jahre nicht mehr wirklich ( einige wenige Ausnahmen ). Ich hatte das Vergnügen, oft Kunden direkt am Telefon zu beraten, weil deutsche Händler nicht eingehend genug über den Akkordeonbau bescheid wussten. Sonderanfertigungen, hab ich sozusagen (mit Händlerrabatt für den Händler) direkt an deren Kunden verkauft. Die Zeichen der Zeit erkennend, haben wir uns vor langem entschlossen, unsere Profiakkordeons direkt an den Endkunden zu verkaufen.
Ich denke schon. Denn Deutschland hat die größte Akkordeonszene weltweit gehabt. Doch diese Händler sind nun auf die Firma Victoria nicht mehr gut zu sprechen.
Warum??
Sicher ist Ihnen bekannt, das Victoria für seine extrem hohe Qualität und „Maßgeschneiderte“ Akkordeons bekannt ist. Als Akkordeonistin und Akkordeonherstellerin denke ich, kann ich Kunden sehr kompetent beraten ( übrigens in 5 Sprachen, was es uns ermöglicht kein Händlernetz zu haben )
Finden Sie Ihre aktuelle Verkaufsstrategie denn fair gegenüber einem Händler, der jahrelang Victoria unterstützt hat, um die Marke in Deutschland zu vermarkten?
Wir haben einfach eine andere Verkaufsstrategie, welche der heutigen Zeit angepasst ist und eben auch dem Core Business unsere Firma -nämlich Maßgeschneiderte Akkordeons zu bauen ( nicht von der Stange ) .
Victoria ist einen Weltbekannte Firma, aber eben auch ein kleines Familienunternehmen, da muss man sich flexibel an die Zeiten anpassen.
Glauben Sie wirklich Victoria hätte nur als Online-Unternehmen diesen Erfolg erreicht wenn die Händler ihren Kunden nicht verschiedene Instrumente von Victoria hätten präsentieren können, die sie übrigens sicherlich nicht als Kommissionsware erhalten hatten, sondern dafür bezahlen mussten?
Wer kauft schon ein unbekanntes Produkt ohne es zu testen???
Gibt es noch italienische Hersteller die Kommissionsware rausgeben? Wenn ja, würde ich die gerne kennenlernen
*** PS - ich kenne einen Akkordeonhersteller, der sich das „Genick gebrochen hat“ weil er Zahlungsziele von 365 Tagen und Kommissionswaren rausgegeben hat - er wurde übrigens von deutschen Händlern NICHT bezahlt - auch nicht nach 365 Tagen. UPPS.
Unsere weltweit bekannten Musiker stehen für die Qualität unserer Instrumente, DIESE KAUFEN IHRE INSTRUMENTE ÜBRIGENS UND WERDEN NICHT VON UNS GESPONSERT ( wie viele Hersteller es machen müssen, damit ihre Instrumente gespielt werden ). Auch einen Mercedes/ MAIBACH braucht man nicht Probefahren um zu wissen das es ein tolles Auto ist.
Oder möchte man nur so lange eine Generalvertretung/einen Händler in einem Land haben bis man genügend Kontakte zu Lehrern und Akkordeonisten hat, um dann die Geschäfte selbst und direkt durchführen zu können - wie z.B es auch Beltuna mit seiner Generalvertretung gemacht hat?
Für Sie ist diese Strategie sicher lohnenswert, für mich aber ein unseriöses Verhalten.
Das haben wir sicher nicht gemacht, denn wir arbeiten seit über 15/20 Jahren am Direktvertrieb ( weltweit )
Apropos LEHRER:
WIE SCHLIMM IST ES, WENN LEHRER STATT ZU UNTERRICHTEN, AKKORDEONS AN IHRE SCHÜLER VERKAUFEN UND DAFÜR DICKE PROVISIONEN EINSTECKEN ??? UND DAS VOR ALLEM UNTER IRGENDWELCHEN KOMISCHEN VORWÄNDEN AN UNIVERSITÄTEN UND HOCHSCHULEN WELTWEIT. EINE SCHANDE !!!
IST ÜBRIGENS AUCH MIR 1988 ALS AKKORDEON SCHÜLERIN IN DEUTSCHLAND PASSIERT - UND DIESES FURCHTBARE, NCIHT ETHISCHE VERHALTEN ZIEHT SICH BIS HEUTE DURCH DIE AKKORDEON SZENE ( UNTER ANDEREM MIT DER HILFE VON HÄNDLERN UND HERSTELLERN )
*** VICTORIA MACHT DABEI NICHT MIT !!!
Genauso wie ich es nicht richtig finde, wenn ein Kunde (davon gibt es hier im Forum leider einige) erst einen Händler besucht, sich stundenlang von diesem Händler bis ins Detail beraten lässt und letztendlich dann das Instrument online direkt beim Hersteller bestellt.
Richtig - kann bei uns nicht passieren, wir sind ja nicht mehr bei den Händlern.
Geiz ist leider geiler, als Anstand und Respekt gegenüber einem Händler, der die Ware erst kaufen muss, um es den Kunden vorzuführen.
Dieses egoistische und ausnutzende Verhalten wird dazu führen, dass Händler irgendwann KEINE Instrumente mehr vorrätig haben. Wie wollen dann die Kunden ein Instrument testen oder der Hersteller seine Marke verbreiten???
Die Zeiten ändern sich - wir haben das schon vor 15/20 Jahren erkannt. ( bei Reisen und Flugtickets kaufen die Leute ja auch viel online )
Vielleicht sollte man sich darüber auch Gedanken machen, denn Service ist das A und O für jeden Hersteller und Kunden!!!
Service: Wir haben in der Akkordeon Craft Academy in den letzten 5 Jahren über 230 Akkordeon Reparateure aus 35 Ländern ausgebildet. Diese wurden in unserem Hauseigenen Betrieb ausgebildet.
Übrigens: komisch, das viele sogenannte Akkordeon Reparateure, nur Akkordeon reparieren die sie auch selber verkauft haben… selbst wir hier bei Victoria, reparieren als Serviceleistung, auch anderer Marken.
ABSCHLIESSEND:
HERR @„VERSTEHER“ ( DER DIESE GANZE DISKUSSION LOSGETRETEN HAT ) WURDE RÜCKERSTATTET, SEIN AKKORDEON ( SONDERANFERTIGUNG ) WURDE LEICHT VERÄNDERT EINEM ANDEREN KUNDEN ANGEBOTEN - DER SICH FREUTE, SO SCHNELL SEINE VICTORIA ZU BEKOMMEN.
ALLES ANDERE ( EVENTUELLE RÜCKERSTATTUNG SEINES LEIHAKKORDEONS ) WERDEN DANN WOHL DIE ANWÄLTE KLÄREN
( PS: KOMISCH DAS ICH IN 25 JAHREN ERST JETZT VON EINEM KUNDEN PER ANWALT KONTAKTIERT WURDE… KAM BISHER NIE VOR )
Ich hoffe, Herr „akkoman“ Ihnen ausführlich genug geantwortet zu haben, denn ich werde mich jetzt wieder dem Akkordeinbau widmen.
Hier meine Mail:
victoria@accordions.it, falls Sie noch fragen haben.
Mit freundlichen Grüßen, Elke Ahrenholz