Ja. Das liegt in erster Linie daran, dass sich viele von der dünnen Lackierung einen Gewinn an Vintage-Tone versprechen.
Ich halte den Faded-Hype für Käse, um ehrlich zu sein.
Bei Gibson LPs dieser Ära ergibt sich mMn die größte Differenz im Ton schlichtweg durch die Halsverbindung. Nicht wegen der Kürze des Halszapfens (short tenon), sondern wegen der Art der Passung. Die Unterseite wurde etwas abgerundet, sodass der Arbeiter den Halswinkel beim Einleimen quasi "einstellen" konnte. Das Resultat ist, dass der Hals unten meist nur sehr wenig Kontakt zur Halstasche hatte, und wenn jetzt bei einer Gitarre auch seitlich eher viel Toleranz da war...
Konstruktiv unterscheiden sich Standard und Standard Faded aus dieser Zeit praktisch nicht. Bis Oktober 2006 mit 9 Löchern (weight relieved), danach etwas gechambert, beide mit besagter Halsverbindung. Oft klingen die schlechteren LPs sogar etwas hohl, wenn man unterhalb des Halsansatzes das Holz abklopft. Und da hilft dann auch keine dünne Lackierung. Die Verkäufer haben die Lack-Story aber natürlich als Argument entdeckt und reizen aus, was geht. Eine sauber gebaute Standard mit Glanzlack klingt allemal besser als eine Faded, bei der ein bisschen geschludert wurde.
Ab 2008 wurde die Standard wieder deutlich verändert, aber da wurde die Standard Faded dann IIRC auch abgeschafft. Ehrlich gesagt finde ich, dass eine Standard oder Tradtional aus der Zeit ein wesentlich besseres Preis-/leistungsverhältnis hat. Die Faded war ja nichts anderes als eine Billigversion der Standard, inzwischen werden oft mehr als 2.000 € verlangt - wofür man eine aktuelle Standard bekommt, die nach meiner Beobachtung wesentlich besser verarbeitet ist. Nicht zuletzt übrigens in Sachen Hals - spätestens 2012 wurde der Rocker Joint wohl abgeschafft, denn man sieht in Factory Tour-Videos, dass die Unterseite des Halsfußes seither plan gefräst ist und saugend eingepasst wird, ohne dass der Winkel noch "hingewackelt" wird.
Gruß, bagotrix