Musikstudium - Ja oder nein?

jerry.ufer
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Moinsen,

Nach langer langer Zeit bin ich aus gegebenem Anlass auch mal wieder hier an Board.

Und zwar stecke ich zurzeit in folgender Situation:

Ich habe mein Leben lang Musik gemacht, Musik ist definitiv meine Leidenschaft. Ich spiele um die 10 Instrumente, habe gutes Theorieverständnis, ein sehr gutes relatives Gehör (kann primär nach Gehör spielen), habe eine Zeit lang produziert, komponiere und schreibe Songs und bin Singer/Songwriter/Bassist in einer Indie - Band. Musikalisch läuft es im Moment gut, die Band fasst langsam aber sicher in der lokalen Szene Fuß, meine Vocals haben sich in den letzten 1,5 Jahren drastisch verbessert und ich merke immer mehr dass ich für Musik lebe. Ich bin zwar Perfektionist und selten wirklich zufrieden mit meinen Leistungen, allerdings bringt mich das auch immer wieder dazu, mich musikalisch weiter zu entwickeln.

So, genug Selbstbeweihräucherung, ich hoffe das kommt nicht falsch rüber. Ich versuche nur zu schildern wo ich musikalisch zurzeit ungefähr stehe :rolleyes:Ich stecke nämlich momentan in einer Art Existenzkrise. Ich habe Abi gemacht, danach ein FSJ. Jetzt bin ich 20 und mache seit zwei Monaten eine Ausbildung zum KFZ - Mechatroniker. Hintergedanke dafür war, meine musikalische Kreativität nicht zu 'verbrauchen', und für Autos habe ich mich schon immer irgendwie interessiert. Jetzt merke ich aber vermehrt dass das eine absolute Schnapsidee war. Jetzt mache ich acht Stunden am Tag einen sau langweiligen Knochenjob (ich unsportlicher Lauch) mit miesen Verdienstaussichten und sitze zusammen mit drogenabhängigen Assis in der Berufsschule. Daran bin ich auch selber Schuld, ich wollte mir meine Ziele gering stecken um karrieremäßig nicht so tief Fallen zu können. Das war offenbar die falsche Einstellung. Ich will auch nicht mein Leben verschwenden. :redface:Jetzt stehe ich vor einer großen Frage. Dass ich die Ausbildung vor Ablauf der Probezeit abbrechen werde steht für mich schon fast fest. Allerdings muss ich danach schnellstmöglich einen Job finden um kurzfristig über die Runden zu kommen. Bei der nächsten Möglichkeit würde ich dann gern ein Studium beginnen. Die Frage ist nur ob Musikstudium oder doch lieber etwas Anderes?

Ich überlege etwas in Richtung Medieninformatik zu studieren, das könnte ich sogar in meiner Heimatstadt machen. Ein halbwegs kreativer Beruf mit guten Verdienstaussichten, in dem man sich nicht kaputt arbeitet. Würde mir vermutlich auch recht gut liegen. Über kurz oder lang würde ich mich so oder so gerne mit Musik selbstständig machen, aber ich weiß dass das einige Zeit dauern wird. Zumindest hätte ich dann ein zukunftsträchtiges 'Fangnetz'. Meine Angst wäre nur, zu viel Zeit zu vergeuden und mir die Chancen, meine Leidenschaft zum Beruf zu machen, zu verbauen.

Im Gegensatz dazu würde ein Musikstudium stehen, allerdings müsste dann damit Leben, mich immer mit irgendwelchen unbeliebten Musiker- Jobs über Wasser zu halten (sofern ich das richtig einschätze).

Ob mich eine der beiden Möglichkeiten in der Selbständigkeit über kurz oder lang weiter bringen würde weiß ich nicht, wäre mir auch fast egal, so lange ich nebenher noch genug Zeit habe, darauf zu hin zu arbeiten. Der Beruf im Bereich Medien erscheint nur wie das rationalere 'Sicherheitsnetz'.

Wie schätzt ihr das ein? Glaubt ihr ein Musikstudium wäre das richtige für mich?

Cheers und schönes Wochenende☺️

Jerry
 
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Als ich mit der Schule fertig war, statn ich vor der Entschiedung Musikstudium oder Ingenieuersstudium - beides waren große Hobbies von mir.
Da ich allerdings in meiner Kleinstadt keine guten Lehrer gefunden hatte, fiel das mit dme Musikstudium erst mal weg.
Ich habe dann Elektrotechnik studiert.
Im Nachhinein bin ich froh darüber, denn ich kenne inzwischen einige studierte Musiker, die das als Job haben.
Als Ingenieur habe ich ein geregeltes Einkommen und kann mir die Musik als Hobby leisten.
Wenn ich von der Musik leben müsste, wäre ich jetzt Musiklehrer und müsste überweigend unbegabte / unwillige Schüler unterrichetn, müsste nach gut bezahlten Gigs schielen, um haalbwegs davon leben zu können.
Wer von und für die Musik lebt, für den mag das auch ein passender Weg sein, und der wird glücklich damit werden.
Wer das nicht in dieser Intensität tut, der wird mit eienem sicheren Job und Musik al Hobby besser fahren.
 
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Danke für die Antwort!

Genau die selben Gedanken hatte ich auch. Ich würde versuchen mit nebenbei mit Musik etwas aufzubauen, dann habe ich zumindest keinen Zeitdruck und komme nicht in finanzielle Schwierigkeiten ☺️
 
Ja, mach lieber das Medieninformatik-Ding oder was ähnliches. Du machst dir (zu) viele Gedanken um Geld und Stabilität und das passt mMn nicht zu einer Tätigkeit im Bereich Musik. Da wärst Du am Ende nur enttäuscht.
 
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Etwas schmalzig: Folge Deinem Herzen!
Meint aber ganz emotionslos, dass Du offensichtlich in der Situation bist, Dich entscheiden zu können und eine Wahl hast. Wenn Du wirklich Musik als Berufung anstebst, mache es. Davor gilt aber idR die Aufnahmeprüfung zu bestehen und daher wäre ein Plan B und Plan C keine schlechte Idee. Plan D, den Du bisher verfolgt hast, ist offensichtlich nicht Dein Ding.
Jetzt mache ich acht Stunden am Tag einen sau langweiligen Knochenjob (ich unsportlicher Lauch) mit miesen Verdienstaussichten und sitze zusammen mit drogenabhängigen Assis in der Berufsschule.
Das haben Dir Deine Eltern vermutlich vorher ganz ähnlich gesagt, aber Du wolltest es ja nicht glauben :D
 
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Du hast Abi? Bist noch jung? Bist musikalisch? Suchst auf der einen Seite Sicherheit, aber willst musisch aktiv sein?

Denk mal über den Militärmusikdienst der Bundeswehr nach. Mit Abitur stehen Dir alle Laufbahnen offen, kannst ein Instrument studieren, kannst als Abiturient auf Führungspositionen hinarbeiten (Bigband, Musikkorps, usw.).
Altuell hat die Band U.D.O. eine Koproduktion mit einem Musikkorps veröffentlicht (We are one).
 
Danke erstmal für die zahlreichen Antworten!

Ja, mach lieber das Medieninformatik-Ding oder was ähnliches. Du machst dir (zu) viele Gedanken um Geld und Stabilität und das passt mMn nicht zu einer Tätigkeit im Bereich Musik. Da wärst Du am Ende nur enttäuscht.

An sich geht es mir da garnicht so um Geld und Stabilität, von beidem hatte ich noch nie besonders viel und brauche ich auch nicht unbedingt :rolleyes: Viel eher geht es mir darum, mein Ziel, mit meinen Songs ein Publikum zu erreichen und sie auf möglichst professionellem Level machen zu können, möglichst effektiv anzugehen. Für beides wird, zumindest Anfänglich, nur die Freizeit neben dem Studium übrig sein. Die Frage ist nur, profitiere ich da von einem Musikstudium oder hätte ich hinterher eher die Schnauze voll, weil ich jeden Tag irgendwelchen gelangweilten Kindern Mozart beibringen müsste? :redface:

Außerdem habe ich vielleicht etwas viel Angst vor der Sache mit dem Musikstudium weil es einfach der 'unbequeme' Weg ist. Ich müsste entweder nach Köln pendeln oder ziehen (bin Dorfkind), und ich blicke noch nichtmal durch wie das ganze bürokratische Zeug funktioniert oder ob man an der HfMT Köln Gebühren zahlen muss. Alles ziemlich viel Input. Aber ich wäre durchaus bereit alles hinzuschmeißen und alles auf Musik auszurichten, wenn es das Wert ist. Aber ich sehe halt auch, dass die meisten meiner musikalischen Vorbilder vorher irgendeinen Schrott- Job gemacht haben der nichts mit Musik zu tun hatte.

Ich unterrichte jetzt auch schon seit einiger Zeit verschiedene Instrumente und merke, dass mir das auch tierisch Freude macht (sofern die Schüler auch wirklich Interesse an Musik haben). Vielleicht könnte man sich also wirklich mit kleinen Musiker- Jobs nebenbei durchhangeln.

Das haben Dir Deine Eltern vermutlich vorher ganz ähnlich gesagt, aber Du wolltest es ja nicht glauben :D

Aua, wir kennen uns nicht zufällig oder? Das trifft es nämlich ziemlich gut:ugly: Allerdings hat mir ein Teil meiner Familie auch gesagt, man könnte von Musik sowieso nicht leben.
Du hast Abi? Bist noch jung? Bist musikalisch? Suchst auf der einen Seite Sicherheit, aber willst musisch aktiv sein?

Denk mal über den Militärmusikdienst der Bundeswehr nach. Mit Abitur stehen Dir alle Laufbahnen offen, kannst ein Instrument studieren, kannst als Abiturient auf Führungspositionen hinarbeiten (Bigband, Musikkorps, usw.).
Altuell hat die Band U.D.O. eine Koproduktion mit einem Musikkorps veröffentlicht (We are one).

Danke für den Vorschlag, aber ich denke das wäre eher nichts für mich freidenkenden Prog- Indy- Jazz- Einzelgänger :engel:
 
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Ich hab mal vor Jahrzehnten die Idee gehabt, mich von meinem Beruf als Erzieher abzuwenden und dachte daran, Fotograf zu werden, weil ich gerne fotografiert habe. Ich hab einen zweiwöchigen Praktikumsplatz in einem angesehen Fotostudio bekommen. Das war damals sehr selten, dass man dort ein Praktikum machen konnte. Es hat mir sehr viel Spass gemacht.

Aber im Abschlussgespräch hat mir der Fotograf "gestanden", dass er seitdem er das Studio betreibt, nie wieder privat eine Kamera angefasst hat. So hatte ich mir das nicht vorgestellt. Ich hab dann drei Jahre als Fotoverkäufer gearbeitet, um etwas mit Fotografie zu tun zu haben und später bin ich wieder zurück in meinen Beruf gegangen.
 
Nimm' es doch mal als "learning in progress" -also mach' Dich schlau, welche Voraussetzungen Du erfüllen musst, was Dich erwartet und betrachte diese Entscheidung nicht vom Ende her, sondern bleibe offen für das, was Dir unterwegs begegnet.
Und egal, wie Du Dich entscheidest, pfeiff nicht, wenn Du pisst! (mache es mit voller Aufmerksamkeit, meint das). Kompromisse sind halt eben meist nur semi-schlecht - aber eben auch nur semi-gut.
Vermutlich wird es Dir als Berufsmusiker nicht anders gehen, als vielen anderen: Unterricht, Blowjobs, schice Arbeitszeiten, finanziell eher unbeständig usw. usf. Aber: vielleicht genau das, was Dir entspricht.
Ein "Downgrade" in irgendeinen Job kannst Du immer noch machen.
 
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Du bist unzufrieden über die aktuelle Ausbildungssituation, willst abbrechen. Beiß Dich da durch, sonst war es vertan. Bei Widerstand gleich auftzgegeben, sollte nicht der Softskill Frustrationstoleranz sein, den man in der Schule als Outcome mitnahm.
Auf der anderen Seite scheinst Du nicht ausreichend vorher die Frage beantwortet haben, was Du überhaupt im Leben machen willst.

Zu Deiner Ablehnung meines Vorschlags:
Nicht in Klischees und Vorurtelen leben! Militär(musik) heißt nicht, das Denken aufzugeben, die Bw ist eine durch das GG begründete Institution (ich bin auch ein Freigeist, sogar friedliebend, obwohl ich mein Einkommen damit erziele, eine Uniform zu tragen).

Es ist eine Chance, finanziell abgesichert eine hochwertige musikalische Ausbildung zu durchlaufen. Nach Ablauf des Zeitvertrags kann man mit dieser Qualifikation ins zivile Leben wechseln (und bekommt sogar noch weitere finanzielle und sachliche Förderung, um den Neustart zu erleichtern) - oder man wird Berufssoldat.
So oder so erfreut man andere mit Musik.

Und privat kannst Du sowieso die Musik machen, die Dich begeistert, aber bereichert um fundiertes Studienwissen und über den Tellerrand blicken.
 
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Du bist unzufrieden über die aktuelle Ausbildungssituation, willst abbrechen. Beiß Dich da durch, sonst war es vertan.

Halte ich persönlich für die Falsche Sichtweise; lieber drei vertane Monate als dreieinhalb vertane Jahre in einem Beruf, der nicht zu mir passt. So sehe ich es zumindest, auch wenn ich natürlich die selben Gedanken auch schon hatte.

Über die Sache mit der Militärmusik werde ich zumindest mal nachdenken, danke für den Denkanstoß!
 
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@jerry.ufer, deine Aussagen zum "Musikstudium" sind mir irgendwie zu allgemein und undifferenziert.
Es gibt nicht das Musikstudium, es gibt sehr viele verschiedene Studiengänge und Fächer, hast du denn eine Idee, was du genau studieren möchtest, wenn du "Musik" studierst?
Hier ein Überblick über die Studiengänge an der HfMT Köln:
https://www.hfmt-koeln.de/studiengaenge.html
Und hier ein Überblick über die Studienfächer, in die sich die Studiengänge aufteilen können:
https://www.hfmt-koeln.de/studieninteressierte/studienfaecher.html

Ist da denn etwas dabei, was deine Erwartungen erfüllt und dich auf die Ziele vorbereitet, die du erreichen möchtest?
Willst du dich breiter auffächern oder mehr auf die Genres konzentrieren, die du derzeit als Schwerpunkt hast und dich darin mehr professionalisieren?
Je nach Genre kann man auch Karriere machen ohne Musikstudium (ja selbst, ohne Noten lesen zu können, auch wenn das immer eine Ausnahme war und blieb). Unter sehr günstigen Umständen kann man "Star" werden ohne Musikstudium und mehr Geld verdienen als es mit irgendeinem Musikstudium möglich wäre.
Mit Instrumental-Unterricht kann man sich durchaus ganz gut über Wasser halten, mit einer Stelle mit TVÖD-Vertrag an einer öffentlichen Musikschule sogar ganz gut über Wasser halten. Mehr ist aber damit nicht drin.
Als Musik-Lehrer an einer Schule sieht das natürlich alles deutlich besser aus, inklusive Beamtenstatus (Studiengang "Schulmusik").

Hier sind noch einige Hinweise zu den Anforderungen für die Aufnahmeprüfungen der verschiedenen Studiengänge zu finden:
https://www.hfmt-koeln.de/studiengaenge/downloadbereich/bewerben.html#c5271

Wenn du deine Wünsche und Erwartungen noch etwas präziser beschreibst und auch schon einen Studiengang oder eine Auswahl an für dich in Frage kommenden Studiengängen hier mitteilen würdest, könnten hier genauere Informationen und Ratschläge erfolgen.

Blättere einfach mal die Links durch.
 
@jerry.ufer Meiner Tochter geht es im Moment ähnlich. Deine Situation kommt mir sehr bekannt vor.
Sie hat sich nach einer studienvorbereiten Ausbildung an der Musikschule Friedrichshain-Kreuzberg für Musik auf Lehramt entschieden und ist jetzt immatrikuliert an der Universität der Künste (UdK) Berlin.
Unterschätze aber nicht die Anforderungen insbesondere in Musiktheorie für die Aufnahmeprüfung.
 
Was die Fächer angeht, vielleicht wäre Jazz/Pop der richtige Studiengang. Ich bin eben sehr breit aufgestellt und denke mit Jazz/Pop würde ich eine gute allgemeine Ausbildung erfahren. In Sachen Theorie müsste ich mich vermutlich noch etwas vorbereiten, zumindest was Notenlesen angeht. Komplexere Akkorde, Intervalle, Modi, Fortschreitungen etc nach Gehör erkennen und benennen bzw. nachspielen kann ich wirklich gut, nur auf Papier dauert das bei mir alles noch deutlich länger.

@LoboMix Danke für die Infos. Weiß du zufällig ob man an der HfMT Gebühren zahlt oder nur einen Semesterbeitrag? Ich müsste definitiv Bafög beantragen und vermutlich nebenher arbeiten, finanziell kann ich seitens meiner Eltern leider nichts erwarten, da wir doch sehr schlecht aufgestellt sind. Das war auch einer der Gründe weshalb ich mich von vorn herein gegen ein Studium entschieden hatte: Die Befürchtung, das finanziell sowieso nicht stemmen zu können und die Angst, für so etwas nicht gut genug zu sein. Aber vielleicht ist es ja doch auch für jemanden wie mich machbar.

Nochmal danke für all die Anregungen!
 
Interessante Bemerkung. Deine Überlegungen sind natürlich vernünftig, dass Du dich gegen die strukturelle Ungleichheit der Bildungschancen stemmen musst, muss Dir klar sein.
 
Weiß du zufällig ob man an der HfMT Gebühren zahlt oder nur einen Semesterbeitrag?
Das Studium an einer staatlichen Hochschule in Deutschland ist kostenfrei, es fällt nur der übliche Semesterbeitrag an, in dem aber das Semesterticket für den ÖPNV enthalten ist.
Vielleicht sind die Musikstudiengänge im Vergleich diejenigen, die am wenigsten sozial ausgrenzen.
Am Instrument (bzw. beim Gesang) lässt sich kaum bis gar nicht bluffen, und auch bei den Pflichtfächern ist ein Durchmogeln wegen der geringen Kursgrößen eher nicht möglich. Außerdem ist es hinlänglich bekannt, dass man mit einem Musikstudium keinen Türöffner für hoch dotierte Posten hat, da finden sich dann praktisch nur an der Sache interessierte.
Bei Medizin, Jura oder Wirtschaftswissenschaften sieht das schon ganz anders aus. Gerade aus dem letzteren Bereich kenne ich Typen, die das nur deshalb studieren, weil sie später als Insider an die ganz dicken Geldtöpfe ran wollen. Da spielen dann auch die soziale Herkunft, Connections usw. eine große Rolle.

Womit ich die Musikerwelt keineswegs als "heile Welt" idealisieren will. Menschliche Schwächen finden sich auch dort, "Ellenbogen" ebenso. Aber ohne bereits gute Vorkenntnisse und Können vorweisen zu können, kommt man erst gar nicht durch die Aufnahmeprüfung.
 
An sich geht es mir da garnicht so um Geld und Stabilität, von beidem hatte ich noch nie besonders viel und brauche ich auch nicht unbedingt :rolleyes: Viel eher geht es mir darum, mein Ziel, mit meinen Songs ein Publikum zu erreichen und sie auf möglichst professionellem Level machen zu können, möglichst effektiv anzugehen. Für beides wird, zumindest Anfänglich, nur die Freizeit neben dem Studium übrig sein. Die Frage ist nur, profitiere ich da von einem Musikstudium oder hätte ich hinterher eher die Schnauze voll, weil ich jeden Tag irgendwelchen gelangweilten Kindern Mozart beibringen müsste? :redface:

Erstmal: wenn du von gelangweilten Kindern oder Mozart oder sogar beidem schnell die Schnauze voll hast, studiere bitte auf keinen Fall Lehramt Musik oder Instrumentalpädagogik. Solche Leute schaden dem Fach und den Schülern, du wärst da fehl am Platz.

Okay, dein Ziel ist die Komposition, Darbietung, tontechnische Produktion und Vermarktung deiner eigenen Songs. Dann mach dir erstmal klar, wo deine stärksten Stärken in diesen Feldern liegen, denn für jedes Teilgebiet gibt es natürlich eigene Spezialisten, die das jeweilige Fach besser beherrschen. Die Frage ist also: wo traust du dir zu, auf Dauer ein Alleinstellungsmerkmal aufzubauen, das dich vom Rest unterscheidet? Bei vielen Sängern ist es z.B. das eigene Texten und die Stimmfärbung die sie unverwechselbar und konkurrenzfähig macht. Damit gleichen sie z.B. mangelhafte Präzision in der Performance aus. Für alle anderen Berufe in der Produktions- und Vermarktungskette gilt eine ähnliche Spezialisierung, die in der Wahl eines möglichen Ausbildungsgangs resultieren kann.

Außerdem habe ich vielleicht etwas viel Angst vor der Sache mit dem Musikstudium weil es einfach der 'unbequeme' Weg ist. Ich müsste entweder nach Köln pendeln oder ziehen (bin Dorfkind), und ich blicke noch nichtmal durch wie das ganze bürokratische Zeug funktioniert oder ob man an der HfMT Köln Gebühren zahlen muss. Alles ziemlich viel Input. Aber ich wäre durchaus bereit alles hinzuschmeißen und alles auf Musik auszurichten, wenn es das Wert ist.

Diese Haltung ist nicht sehr hilfreich für ein Musikstudium. Ein Musikstudium solltest du dann anstreben, wenn du dir seit Jahr(zehnt)en nichts anderes erstrebenswertes als einen musikbezogenen Beruf vorstellen kannst. Wenn dem so ist, dann ist der Umzug irgendwohin doch kein ernsthafter Hinderungsgrund - und wer sagt denn überhaupt, dass du dann in Köln studierst? Vielleicht bestehst du ja die Aufnahmeprüfung dort nicht, weswegen ich jedem rate, 3-4 Aufnahmeprüfungen zu machen, um Erfahrung zu sammeln und das Risiko zu streuen. Und statt "ich wäre durchaus bereit alles hinzuschmeißen und alles auf Musik auszurichten, wenn es das Wert ist" klingt nicht so, als ob du dich drauf freust, endlich die Ausbildung zu machen, die du dir wünschst. Ein Musikstudium bildet deine Anlagen vielsieitg aus und verschafft dir nebenher Kontakte, garantiert dir aber letztlich nicht das Erreichen irgendeines Wertes oder eines Ziels.

Ich unterrichte jetzt auch schon seit einiger Zeit verschiedene Instrumente und merke, dass mir das auch tierisch Freude macht

Na hoffentlich kommen da keine Kinder vor, wie du sie oben befürchtet hast.

Pflichttermin für Musikstudiums-Interessierte in und um Köln (von hier: https://www.hfmt-koeln.de/nc/veranstaltungen/demnaechst.html ):

21.11.20
Kurse für Studieninteressierte

Samstag, 09:00 Uhr, Unterrichtsräume (Wuppertal)
Musiker zu werden ist der Traum vieler junger Künstler. Wer aber Musik studieren möchte, muss den vielfältigen Anforderungen einer professionellen Ausbildung gewachsen sein. Bin ich begabt genug? Schätze ich mich selbst richtig ein? Was wird bei einer Aufnahmeprüfung gefordert? Welche Berufsperspektiven gibt es für mich nach einem Musikstudium? Unsere Hochschuldozentinnen und –dozenten stehen als Ansprechpartner zur individuellen Beratung zur Verfügung und geben einen ersten Einblick in die professionelle Ausbildung.
Studierende geben aus ihrer Sicht Einblick in den Hochschulalltag und auch das Gebäude wird in Hausführungen vorgestellt.
Darüber hinaus gibt es eine umfassende Studienberatung und die Möglichkeit, an einer simulierten Aufnahmeprüfung teilzunehmen.

Die Kurse richten sich an Schülerinnen und Schüler von allgemeinbildenden Schulen und Musikschulen ab 15 Jahren. Auch Eltern und Musiklehrer sind herzlich eingeladen. Die Teilnahme ist kostenlos.
Weitere Informationen, Veranstaltungsprogramm und Anmeldeformular liegen in den Musikschulen aus, können per eMail angefordert werden oder sind auf den Internetseiten der Hochschule abrufbar.
Eintritt:frei
Adresse: Wuppertal
Termine: Freitag, 20.11.2020, 15.00-19.00 Uhr
Kurs Bachelor of Music Instrumentalpädagogik/Gesangspädagogik/Elementare Musikpädagogik
Samstag, 21.11.2020, 09.00-17.30 Uhr
Kurse Instrumente, Gesang/Studienberatung/simulierte Eignungsprüfung/Hausführung

Voraussichtlich komme ich mit einigen Schülern zur simulierten Eignungsprüfung am Samstag. Wenn noch jemand aus dem Board kommt, lasst uns gerne treffen.
 
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Über die Sache mit der Militärmusik werde ich zumindest mal nachdenken, danke für den Denkanstoß!

Ich habe das Thema hier etwas mit verfolgt und kann dir nur ans Herz legen, dich hier im Vorfeld genau zu informieren. Bei der Bundeswehr bist du im nicht-zivilen Bereich in erster Linie Soldat. Mit der Verpflichtung nimmst du Einschränkungen deiner Grundrechte hin. Unter anderem sind Soldaten in ihrer Meinungsfreiheit eingeschränkt. Und auch Musiker werden in Krisengebiete wie Mali und Afghanistan geschickt. Wenn du nicht voll und ganz dahinter stehen kannst Soldat zu sein: Lass die Finger davon. Ansonsten wäre es auch ratsam da vorher mit der Familie drüber zu sprechen. Ich war viele Jahre mit einem Soldaten zusammen und musste z.B. die Einwilligung zu einer Sicherheitsüberprüfung abgeben. Die Entscheidung betrifft also auch unter Umständen deine nahen Angehörigen. Bei allen Vorteilen die die Bundeswehr bietet, gibt es eben auch gravierende Nachteile. Wenn dir das alles bewusst ist und du dir sicher bist, dass Soldat zu sein dein Ding ist und alle Vor- und Nachteile klar sind, dann mach es. Ansonsten wie gesagt, lieber Finger weg.
 
Erstmal: wenn du von gelangweilten Kindern oder Mozart oder sogar beidem schnell die Schnauze voll hast, studiere bitte auf keinen Fall Lehramt Musik oder Instrumentalpädagogik. Solche Leute schaden dem Fach und den Schülern, du wärst da fehl am Platz.

Genau deshalb würde ich das auch nicht machen wollen;) Womit ich weder gegen Mozart noch gegen Kinder irgendetwas habe. Mir geht es nur darum, dass ich daran, Kinder zu unterrichten, die sich null für Musik interessieren und nur Mist bauen (ich war selber mal in der Schule, ich weiß wie viele junge Leute zum Thema Musikunterricht stehen), wenig Freude hätte.

Na hoffentlich kommen da keine Kinder vor, wie du sie oben befürchtet hast.

OK, ich hoffe ich komme jetzt nicht zu sehr wie ein fieser Penner rüber. Siehe oben. Die Schüler, die nicht nur wegen der Eltern Unterricht bekommen haben oder sich nach einer Weile anderen Prioritäten zugewandt haben, haben auch langfristig Freude am Instrumentalunterricht behalten und zu diesen Schülern habe ich auch ein sehr gutes Verhältnis aufgebaut. Ich bin also nicht der gemeine, kinderhassende Musikmuffel, wie meine vorgegangenen Posts anscheinend vermuten lassen:engel:

Die Frage ist also: wo traust du dir zu, auf Dauer ein Alleinstellungsmerkmal aufzubauen, das dich vom Rest unterscheidet? Bei vielen Sängern ist es z.B. das eigene Texten und die Stimmfärbung die sie unverwechselbar und konkurrenzfähig macht.

Bei mir wären es vermutlich Lyrics und Komposition. Das ist es, was meine Individualität ausstrahlt; vermutlich auch weil es für mich das einzige Werkzeug ist, mit dem ich mich so zeigen kann, wie ich wirklich bin. Falls das Sinn macht.

Ich würde schon wirklich gerne mein Leben der Musik widmen, nur hatte ich bis jetzt oft nicht das Selbstwertgefühl oder die moralische Unterstützung und Bestätigung von außen, um dieses Ziel auch zu verfolgen. Das heißt aber nicht, dass mir Musik nicht genug 'bedeutet'. Das ist schwer zu beschreiben. Aber wenn mich diese Ängste bis jetzt primär daran gehindert haben, alles auf Musik zu setzten, sollte ich dann nicht eher die Ängste in den Hintergrund rücken als die Musik? Aber meine ganzen Ängste und Neurosen kann ich hier schlecht beschreiben, in der Hinsicht muss ich alleine meinen Weg finden.

Auf jeden Fall danke nochmal für eure zahlreichen interessanten Sichtweisen bis jetzt!

Ich habe das Thema hier etwas mit verfolgt und kann dir nur ans Herz legen, dich hier im Vorfeld genau zu informieren. Bei der Bundeswehr bist du im nicht-zivilen Bereich in erster Linie Soldat. Mit der Verpflichtung nimmst du Einschränkungen deiner Grundrechte hin. Unter anderem sind Soldaten in ihrer Meinungsfreiheit eingeschränkt. Und auch Musiker werden in Krisengebiete wie Mali und Afghanistan geschickt. Wenn du nicht voll und ganz dahinter stehen kannst Soldat zu sein: Lass die Finger davon. Ansonsten wäre es auch ratsam da vorher mit der Familie drüber zu sprechen. Ich war viele Jahre mit einem Soldaten zusammen und musste z.B. die Einwilligung zu einer Sicherheitsüberprüfung abgeben. Die Entscheidung betrifft also auch unter Umständen deine nahen Angehörigen. Bei allen Vorteilen die die Bundeswehr bietet, gibt es eben auch gravierende Nachteile. Wenn dir das alles bewusst ist und du dir sicher bist, dass Soldat zu sein dein Ding ist und alle Vor- und Nachteile klar sind, dann mach es. Ansonsten wie gesagt, lieber Finger weg.

Was das angeht, das würde ich auch nicht wirklich in Erwägung ziehen. :engel:In erster Linie mal wäre ich ein grottiger Soldat, und zudem liegt mir diese militärische 'Welt' einfach in jeder Hinsicht sehr fern. Aber ich bin dankbar über Anregungen jeder Art, man kann ja alle Möglichkeiten berücksichtigen. :tongue:
 

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