Seppo666
Registrierter Benutzer
- Zuletzt hier
- 14.11.24
- Registriert
- 29.01.06
- Beiträge
- 1.317
- Kekse
- 9.207
Hi Leute,
bin ja erstaunt, dass es hier keinen Hot Thread zu den neuen Soldanos gibt. Der Rest des Internets brennt ja förmlich nach den Dingern.
Auch ich bin der durchaus gelungenen Marketing-Breitseite des neuen Vertriebs für Soldano Amps ins Netz gegangen.
Wer es noch nicht mitbekommen hat: Mike Soldano hat sein Business an Boutique Amps Distribution veräußert und ist dort noch als Berater und Werbegesicht tätig. B.A.D. ist außerdem noch für Morgan Amps, Friedman, Wampler Pedals uvm verantwortlich. Die haben aber nicht nur die Markenrechte gekauft, sondern haben eine sehr potente Infrastruktur aufgebaut, um all diese Geräte auch auf sehr effizienten Fertigungsstraßen selbst zu bauen. Und das ganze Made in USA. Das ist doch erstmal sehr vorbildlich.
Aber nun zum Soldano.
Der SLO 100 ist seit über 30 Jahren eine absolute Ikone. Bis heute gehören die alten 2-Kanaler zu dem Teuersten, was der Gebrauchtmarkt so hergibt. In der Preisklasse gibt es eigentlich sonst nur noch Larry Amps und ein paar sehr erlesene Spezialitäten. Der SLO100 ist schon immer auf Platine gebaut und das war jenseits der 3000 Euro Marke eigentlich schon ein NoGo. Das darf nur Soldano.
In den letzten Jahren ist es aber ziemlich ruhig geworden. Neu gab es seit einiger Zeit nur noch alte Lagerbestände, aber einen Hot Rod 100+ kauft einfach niemand für 4000 Euro neu, wenn ein gebrauchter SLO100 um 3500 Euro zu bekommen ist. Sondermodell hin oder her. Der Ruf des SLO macht alles platt.
Innerhalb der Soldano Palette führt der SLO100 das Ranking mit großem Abstand an. Wenn man manche Forenbeiträge liest, müsste man glauben, dass ein Hot Rod oder Decatone kaum besser als ein Harley Benton Amp wäre. Wer sich auskennt, weiß, dass diese Leute sich den enormen Kaufpreis des SLO nur schönreden wollten. Aber zum Vergleich kommen wir gleich.
Mike Soldano sagt selbst, dass er keine Lust mehr auf die ganz große Verantwortung eines Firmenchefs hat. Buchhaltung, Personalgespräche, Steuerprüfung, Materialeinkauf...all das hat nichts direkt mit gutem Sound zu tun. Indirekt natürlich schon. Also war es nach einigen Jahren des "Runterfahrens" soweit, dass B.A.D. offenbar günstig genug einsteigen konnte. Von irgendwas muss Mike ja schließlich noch leben und wenn die Firma zu lange auf Notbetrieb gefahren wird, bekommt er am Ende gar nichts mehr dafür. Und Hand auf's Herz: Ohne den SLO100 hätte er auch schon vor 10 Jahren nichts mehr für die Marke bekommen. Aber so ist das eben mit den One-Hit-Wondern. Die laufen halt immer und fast von alleine. Der SLO100 ist Mikes Altersversorgung und nichts gönne ich ihm mehr.
BAD konnte aber nicht einfach nur den gleichen SLO unter neuem Vertrieb rausbringen. Ein "MK2" sollte es aber auch nicht werden. Also hat man einen echten Kunstgriff gemacht: die Mods, die Mike sowieso bei jedem zweiten SLO nachrüsten musste, sind nun Standard. Depth-Regler und FX-Loop-Fix waren eh Pflicht. Auch das ist eine Besonderheit bei Soldanos. Wo andere Amps unter Modifikationen eher Werteinbußen erleiden, heben diese Mods den Wert eines SLO100. Dann wurde noch ein manueller Channel-Switch hinzugefügt, der sowieso Pflicht ist und es wurden DC Heater eingebaut, die den Rauschpegel reduzieren sollen. Alles in allem ist es der identische Amp geblieben, aber mit kleinen marginalen Verbesserungen. Und dank der effizienten Vermarktungs- und Fertigungsmaschine MAD sogar noch etwas günstiger, als ein ebenso ausgestatteter SLO100 aus Mikes Manufaktur.
Das Konzept ging voll auf. Trotz Corona und Video-Musikmessen schlug das Ding ein wie eine Bombe. Klar, die Endorser waren hochkarätig. Es wurde voll auf YouTube-Vermarktung gesetzt und das funktioniert. Die wegen Corona verminderten Produktionszahlen führen dazu, dass Lagerbestände trotz des hohen Kaufpreises rasch ausverkauft sind. Die erste Badge ist bei Thomann, Session, MP und Co schon einmal komplett abgeräumt worden. Und auch das ist ein Phänomen: Eigentlich halten die Leute, insbesondere aus der Unterhaltungsbranche, ihre Kröten zusammen. Das neue Auto wird verschoben, die alte Glotze muss noch länger durchhalten und man wundert sich, dass die Dinger ja doch länger halten als 1 Jahr. Aber 2700 bzw. 4200 Euro für einen Luxus-Amp haben die Leute offenbar fest eingeplant. Das ist absolut irre.
Wer sich jetzt fragt, ob das alles verrückte Leute sind oder ob das noch ansatzweise vernünftig ist, den kann ich beruhigen: Die neuen Soldanos sind eine absolute Wucht!
Meine Erfahrungen mit Soldano können auf einen Astroverb, einen Decatone und einen HotRod50+ zurückblicken, wobei der HR50+ als einziger Amp von denen noch da ist. Der Deca war absolut großartig und deutlich flexibler als der HR50+, aber für einen 2x12 Combo muss auch den Platz haben. Da hat das HR50+-Head etwas bessere Überlebenschancen bei mir.
Der Astroverb Combo war ein kurzes Vergnügen. Das Ding hat mich konstruktionsbedingt absolut nicht gepackt. Als Head an einer großen Box wäre da vermutlich mehr draus geworden, aber so war's quick in- quick out.
Der HR50+ ist bei mir aber auch nicht heiß gelaufen, denn einerseits hab ich für mein Hobby inzwischen sehr wenig Zeit und andererseits besitze ich weitere Amps, die im gleichen Gewässer fischen, wie der Soldano. Meinem langjährigen und treuen Begleiter Cornford MK50H-II wird ja schon lange eine enorme Ähnlichkeit zum Soldano-Vibe nachgesagt. Der hat vor einiger Zeit seinen jüngeren Cousin, den Victory V100, an die Seite gestellt bekommen. Der V100 ist aber nicht mehr im Serienzustand. Meiner war der letzte V100, der das Victory Werk verlassen hat. Ich habe ihn persönlich über den Victory Shop in England bestellt. Als er hier ankam, war ich echt enttäuscht, aber die Leute von Victory, allen voran martin Kidd persönlich, waren sehr freundlich und haben mir den V100 nach meinem Geschmack customized. Auf dem eigens dafür ausgestellten Zertfikat hat mir Martin bestätigt, dass er den V100 deutlich in Richtung MK50HII modifiziert hat und nun hab ich einen V100, der ein MK50H mit Reverb und 100W ist. Ein paar kleinere Unterschiede gibt es schon noch, aber im Wesen ist es ein Cornford MK50H II. Und somit stehen gleich zwei harte Konkurrenten neben dem Soldano HR50+. An der gleichen Dose hängt auch noch ein Ampete One, der auch einen Link zum neuen SLO100 hat, denn Peter Arends, der Mann hinter Ampete, ist seit einiger Zeit bei BAD angestellt und zeichnet sich im Wesentlichen verantwortlich für die neuen Features am SLO100. Und so schließt sich der Kreis.
An meinem Ampete 444 Amp Switcher und an der Tube Thomsen 4x12 Box ist es verdammt schwer, die Amps auseinander zu halten. Klar, haben die ihre kleinen Unterschiede, aber die Charaktere sind so ähnlich, dass man sich am Ende nur zwischen etwas mehr oder weniger Hochmitten oder Bässen entscheiden muss. Je nach Tagesform hat jeder dieser Amps seinen Platz in meinem Herzen bzw am Ende meines Gitarrenkabels verdient. (Und ich hatte immer gehofft, ich könnte doch mal auf den einen oder anderen Amp verzichten...weit gefehlt)
Nun bin ich also nach zigfachem Videokonsum von Rabea Massaad, Fluff oder dem Typen von Wampler doch auf die Suche nach einem der neuen SLO gegangen. Die gebrauchten SLO100, die jüngst vermehrt auftauchen, scheinen ihrer Zeit etwas hinterher zu laufen, denn es gibt niemand 3500 oder gar 4500 Euro für einen alten SLO100 aus, wenn er für das gleiche Geld einen neuen, verbesserten bekommen kann. Diese Märchen mit den DeYoung-Trafos hat Mike Soldano ja persönlich für Spuk erklärt. Da schlägt der miese FX-Loop oder der fehlende Depth-Regler zumeist viel tiefer ins Kontor.
Und wenn ich mir so eine Anschaffung in den Kopf gesetzt habe, dann geb ich keine Ruhe, bis ich die für mich richtige Entscheidung treffen konnte. Eine ganze Woche habe ich mir das Hirn zermartert, um rauszufinden, ob für mich der SLO30 oder der SLO100 der Richtige wäre. Bei Session hab ich einen SLO30 mit Custom Snake Skin entdeckt und wenn mich etwas anpikst, dann ein Soldano in SnakeSkin. Also der musste es dann sein. (die haben wohl noch einen davon auf Lager)
Die 4170 Euro für den SLO100 lagen dann aber doch über meiner Schallmauer für vernunftorientiere Konsumentscheidungen, sofern das auf einen SLO100 überhaupt je zutreffen darf. Beim großen T gab es aber eine Retour als B-Ware für ein paar Euro unter der Schallmauer. Also hab ich den eben auch noch geordert.
Der SLO30 ist heute angekommen und der SLO100 wird laut Sendungsverfolgung morgen eintreffen.
Mein Feedback und meine Vergleichsmöglichkeiten beziehen sich also zunächst auf den SLO30.
Und was soll ich nach all dem Gelaber sagen? Der SLO30 ist eine absolute Wucht. Neben all den oben aufgezählten Boliden hat er seinen eigenen Platz gefunden.
Oft wird ja gesagt, dass die Hot Rods abgespeckte SLOs wären und das kann ich überhaupt nicht bestätigen. Der HR50+ ist im Grunde ein SLO30 mit fest verdrahtetem Bright Switch im Normal Channel und fest eingestelltem Crunch-Mode. Der Leadsound ist von der gleichen Güte, wie der SLO. Aber insgesamt klingt der HR50+ doch etwas vintagemäßiger als der SLO. Eher wie ein heißer Plexi. Etwas luftiger in den Bässen und vermutlich hört man ihn besser aus dem Mix raus, als den SLO. Dafür ist der SLO im ein vielfaches lauter. Bei etwa gleichen EQ-Settings muss ich den HR50+ bei beiden Outputs auf 5 drehen, wo der SLO30 knapp über 3 steht. Und die Reserven vom SLO30 sind enorm. Lebensgefährlich. Insofern ist der HR50+ für jene die bessere Wahl, die eher mal bei gemäßigteren Lautstärken spielen.
Mir graut es schon vor dem SLO100...
Wie oben schon beschrieben ist der SLO30 super dicht an dem Cornford, dem Victory und dem HR50+. Da sind nur Nuancen dazwischen, die vermutlich spätestens beim PA-Mann gleichgemacht werden. Das soll nicht heißen, dass der SLO30 sein Geld nicht wert ist. Ganz im Gegenteil. Das was die anderen Amps erst mit etwas Reglergeknödel und Feinjustierung (vor allem bei den Channel Gains und Master Volumes!) hinbekommen, spuckt der SLO sofort mit dem ersten Anschlag aus. Alles auf 12 Uhr und vorsichtig die Lautstärke hochfahren. Kleinste Anpassungen beim EQ nach Geschmack und Gitarre. Fertig. Der dichte Soundsaft, der auf dem SLO kommt, ist so bei keinem der anderen Amps zu bekommen. Ein zierliches Geknister mit einer geballten Faust hinterher. Direkte und schnelle Ansprache und trotzdem dick und fett ist eine Kombi, die meisterliche Abstimmung erfordert. Da geht man bei den anderen schon mal hier und da einen kleinen Kompromiss ein. Aber wirklich auf "Graswachsenhören"-Niveau! Der SLO geht sofort voll in die Magengrube. Aber das geht zu Lasten der Ohren. Der SLO will einen Ticken lauter gespielt werden als die anderen. Das wäre dann schon gehobene Zimmerlautstärke und sicher nicht jedermanns Sache. Selbst für einen 30 Watt Amp ist das schon verdammt laut.
Soll ich jetzt den Kauf des SLO30 empfehlen? Das kommt drauf an.
Wer die Knete aufbringen kann, dem gilt ein klares JAJAJAJAJA!!! Der Amp ist delikat und das feinste Besteck, was man sich aktuell für Geld kaufen kann.
Wer sich verbiegen müsste, um die Kohle aufzubringen, der darf sich gern auch einen HotRod50+, einen Cornford MK50HII oder einen V100 kaufen. Letzteren gibt es in der Werkkonfiguration gebraucht schon recht günstig (um 1000-1200 Euro). Einen Cornford bekommt man nur noch sehr selten und die Preise schwanken inzwischen. Einen Ampete One bekommt man sogar noch neu für 2500 Euro. Gebraucht eher selten und dann auch ca. 1900 Euro. Gute Amps haben einen verhältnismäßig geringen Wertverlust. Das ist der Vorteil bei guten teuren Amps. Eher durchschnittlich gute, teure Amps, fallen teilweise deutlich unter die üblichen 50% (Mastertone Orange, THC Speedster etc), aber das ist ein anderes Thema.
Ob die neuen SLO überhaupt signifikant unter den Neupreis fallen, wird sich zeigen. Ich glaube, dass die einen sehr guten Werterhalt haben werden. So wie die Ur-SLO auch schon.
Und nun bin ich gespannt, wie sich der SLO100 im Vergleich schlägt. Ich halte euch auf dem Laufenden.
bin ja erstaunt, dass es hier keinen Hot Thread zu den neuen Soldanos gibt. Der Rest des Internets brennt ja förmlich nach den Dingern.
Auch ich bin der durchaus gelungenen Marketing-Breitseite des neuen Vertriebs für Soldano Amps ins Netz gegangen.
Wer es noch nicht mitbekommen hat: Mike Soldano hat sein Business an Boutique Amps Distribution veräußert und ist dort noch als Berater und Werbegesicht tätig. B.A.D. ist außerdem noch für Morgan Amps, Friedman, Wampler Pedals uvm verantwortlich. Die haben aber nicht nur die Markenrechte gekauft, sondern haben eine sehr potente Infrastruktur aufgebaut, um all diese Geräte auch auf sehr effizienten Fertigungsstraßen selbst zu bauen. Und das ganze Made in USA. Das ist doch erstmal sehr vorbildlich.
Aber nun zum Soldano.
Der SLO 100 ist seit über 30 Jahren eine absolute Ikone. Bis heute gehören die alten 2-Kanaler zu dem Teuersten, was der Gebrauchtmarkt so hergibt. In der Preisklasse gibt es eigentlich sonst nur noch Larry Amps und ein paar sehr erlesene Spezialitäten. Der SLO100 ist schon immer auf Platine gebaut und das war jenseits der 3000 Euro Marke eigentlich schon ein NoGo. Das darf nur Soldano.
In den letzten Jahren ist es aber ziemlich ruhig geworden. Neu gab es seit einiger Zeit nur noch alte Lagerbestände, aber einen Hot Rod 100+ kauft einfach niemand für 4000 Euro neu, wenn ein gebrauchter SLO100 um 3500 Euro zu bekommen ist. Sondermodell hin oder her. Der Ruf des SLO macht alles platt.
Innerhalb der Soldano Palette führt der SLO100 das Ranking mit großem Abstand an. Wenn man manche Forenbeiträge liest, müsste man glauben, dass ein Hot Rod oder Decatone kaum besser als ein Harley Benton Amp wäre. Wer sich auskennt, weiß, dass diese Leute sich den enormen Kaufpreis des SLO nur schönreden wollten. Aber zum Vergleich kommen wir gleich.
Mike Soldano sagt selbst, dass er keine Lust mehr auf die ganz große Verantwortung eines Firmenchefs hat. Buchhaltung, Personalgespräche, Steuerprüfung, Materialeinkauf...all das hat nichts direkt mit gutem Sound zu tun. Indirekt natürlich schon. Also war es nach einigen Jahren des "Runterfahrens" soweit, dass B.A.D. offenbar günstig genug einsteigen konnte. Von irgendwas muss Mike ja schließlich noch leben und wenn die Firma zu lange auf Notbetrieb gefahren wird, bekommt er am Ende gar nichts mehr dafür. Und Hand auf's Herz: Ohne den SLO100 hätte er auch schon vor 10 Jahren nichts mehr für die Marke bekommen. Aber so ist das eben mit den One-Hit-Wondern. Die laufen halt immer und fast von alleine. Der SLO100 ist Mikes Altersversorgung und nichts gönne ich ihm mehr.
BAD konnte aber nicht einfach nur den gleichen SLO unter neuem Vertrieb rausbringen. Ein "MK2" sollte es aber auch nicht werden. Also hat man einen echten Kunstgriff gemacht: die Mods, die Mike sowieso bei jedem zweiten SLO nachrüsten musste, sind nun Standard. Depth-Regler und FX-Loop-Fix waren eh Pflicht. Auch das ist eine Besonderheit bei Soldanos. Wo andere Amps unter Modifikationen eher Werteinbußen erleiden, heben diese Mods den Wert eines SLO100. Dann wurde noch ein manueller Channel-Switch hinzugefügt, der sowieso Pflicht ist und es wurden DC Heater eingebaut, die den Rauschpegel reduzieren sollen. Alles in allem ist es der identische Amp geblieben, aber mit kleinen marginalen Verbesserungen. Und dank der effizienten Vermarktungs- und Fertigungsmaschine MAD sogar noch etwas günstiger, als ein ebenso ausgestatteter SLO100 aus Mikes Manufaktur.
Das Konzept ging voll auf. Trotz Corona und Video-Musikmessen schlug das Ding ein wie eine Bombe. Klar, die Endorser waren hochkarätig. Es wurde voll auf YouTube-Vermarktung gesetzt und das funktioniert. Die wegen Corona verminderten Produktionszahlen führen dazu, dass Lagerbestände trotz des hohen Kaufpreises rasch ausverkauft sind. Die erste Badge ist bei Thomann, Session, MP und Co schon einmal komplett abgeräumt worden. Und auch das ist ein Phänomen: Eigentlich halten die Leute, insbesondere aus der Unterhaltungsbranche, ihre Kröten zusammen. Das neue Auto wird verschoben, die alte Glotze muss noch länger durchhalten und man wundert sich, dass die Dinger ja doch länger halten als 1 Jahr. Aber 2700 bzw. 4200 Euro für einen Luxus-Amp haben die Leute offenbar fest eingeplant. Das ist absolut irre.
Wer sich jetzt fragt, ob das alles verrückte Leute sind oder ob das noch ansatzweise vernünftig ist, den kann ich beruhigen: Die neuen Soldanos sind eine absolute Wucht!
Meine Erfahrungen mit Soldano können auf einen Astroverb, einen Decatone und einen HotRod50+ zurückblicken, wobei der HR50+ als einziger Amp von denen noch da ist. Der Deca war absolut großartig und deutlich flexibler als der HR50+, aber für einen 2x12 Combo muss auch den Platz haben. Da hat das HR50+-Head etwas bessere Überlebenschancen bei mir.
Der Astroverb Combo war ein kurzes Vergnügen. Das Ding hat mich konstruktionsbedingt absolut nicht gepackt. Als Head an einer großen Box wäre da vermutlich mehr draus geworden, aber so war's quick in- quick out.
Der HR50+ ist bei mir aber auch nicht heiß gelaufen, denn einerseits hab ich für mein Hobby inzwischen sehr wenig Zeit und andererseits besitze ich weitere Amps, die im gleichen Gewässer fischen, wie der Soldano. Meinem langjährigen und treuen Begleiter Cornford MK50H-II wird ja schon lange eine enorme Ähnlichkeit zum Soldano-Vibe nachgesagt. Der hat vor einiger Zeit seinen jüngeren Cousin, den Victory V100, an die Seite gestellt bekommen. Der V100 ist aber nicht mehr im Serienzustand. Meiner war der letzte V100, der das Victory Werk verlassen hat. Ich habe ihn persönlich über den Victory Shop in England bestellt. Als er hier ankam, war ich echt enttäuscht, aber die Leute von Victory, allen voran martin Kidd persönlich, waren sehr freundlich und haben mir den V100 nach meinem Geschmack customized. Auf dem eigens dafür ausgestellten Zertfikat hat mir Martin bestätigt, dass er den V100 deutlich in Richtung MK50HII modifiziert hat und nun hab ich einen V100, der ein MK50H mit Reverb und 100W ist. Ein paar kleinere Unterschiede gibt es schon noch, aber im Wesen ist es ein Cornford MK50H II. Und somit stehen gleich zwei harte Konkurrenten neben dem Soldano HR50+. An der gleichen Dose hängt auch noch ein Ampete One, der auch einen Link zum neuen SLO100 hat, denn Peter Arends, der Mann hinter Ampete, ist seit einiger Zeit bei BAD angestellt und zeichnet sich im Wesentlichen verantwortlich für die neuen Features am SLO100. Und so schließt sich der Kreis.
An meinem Ampete 444 Amp Switcher und an der Tube Thomsen 4x12 Box ist es verdammt schwer, die Amps auseinander zu halten. Klar, haben die ihre kleinen Unterschiede, aber die Charaktere sind so ähnlich, dass man sich am Ende nur zwischen etwas mehr oder weniger Hochmitten oder Bässen entscheiden muss. Je nach Tagesform hat jeder dieser Amps seinen Platz in meinem Herzen bzw am Ende meines Gitarrenkabels verdient. (Und ich hatte immer gehofft, ich könnte doch mal auf den einen oder anderen Amp verzichten...weit gefehlt)
Nun bin ich also nach zigfachem Videokonsum von Rabea Massaad, Fluff oder dem Typen von Wampler doch auf die Suche nach einem der neuen SLO gegangen. Die gebrauchten SLO100, die jüngst vermehrt auftauchen, scheinen ihrer Zeit etwas hinterher zu laufen, denn es gibt niemand 3500 oder gar 4500 Euro für einen alten SLO100 aus, wenn er für das gleiche Geld einen neuen, verbesserten bekommen kann. Diese Märchen mit den DeYoung-Trafos hat Mike Soldano ja persönlich für Spuk erklärt. Da schlägt der miese FX-Loop oder der fehlende Depth-Regler zumeist viel tiefer ins Kontor.
Und wenn ich mir so eine Anschaffung in den Kopf gesetzt habe, dann geb ich keine Ruhe, bis ich die für mich richtige Entscheidung treffen konnte. Eine ganze Woche habe ich mir das Hirn zermartert, um rauszufinden, ob für mich der SLO30 oder der SLO100 der Richtige wäre. Bei Session hab ich einen SLO30 mit Custom Snake Skin entdeckt und wenn mich etwas anpikst, dann ein Soldano in SnakeSkin. Also der musste es dann sein. (die haben wohl noch einen davon auf Lager)
Die 4170 Euro für den SLO100 lagen dann aber doch über meiner Schallmauer für vernunftorientiere Konsumentscheidungen, sofern das auf einen SLO100 überhaupt je zutreffen darf. Beim großen T gab es aber eine Retour als B-Ware für ein paar Euro unter der Schallmauer. Also hab ich den eben auch noch geordert.
Der SLO30 ist heute angekommen und der SLO100 wird laut Sendungsverfolgung morgen eintreffen.
Mein Feedback und meine Vergleichsmöglichkeiten beziehen sich also zunächst auf den SLO30.
Und was soll ich nach all dem Gelaber sagen? Der SLO30 ist eine absolute Wucht. Neben all den oben aufgezählten Boliden hat er seinen eigenen Platz gefunden.
Oft wird ja gesagt, dass die Hot Rods abgespeckte SLOs wären und das kann ich überhaupt nicht bestätigen. Der HR50+ ist im Grunde ein SLO30 mit fest verdrahtetem Bright Switch im Normal Channel und fest eingestelltem Crunch-Mode. Der Leadsound ist von der gleichen Güte, wie der SLO. Aber insgesamt klingt der HR50+ doch etwas vintagemäßiger als der SLO. Eher wie ein heißer Plexi. Etwas luftiger in den Bässen und vermutlich hört man ihn besser aus dem Mix raus, als den SLO. Dafür ist der SLO im ein vielfaches lauter. Bei etwa gleichen EQ-Settings muss ich den HR50+ bei beiden Outputs auf 5 drehen, wo der SLO30 knapp über 3 steht. Und die Reserven vom SLO30 sind enorm. Lebensgefährlich. Insofern ist der HR50+ für jene die bessere Wahl, die eher mal bei gemäßigteren Lautstärken spielen.
Mir graut es schon vor dem SLO100...
Wie oben schon beschrieben ist der SLO30 super dicht an dem Cornford, dem Victory und dem HR50+. Da sind nur Nuancen dazwischen, die vermutlich spätestens beim PA-Mann gleichgemacht werden. Das soll nicht heißen, dass der SLO30 sein Geld nicht wert ist. Ganz im Gegenteil. Das was die anderen Amps erst mit etwas Reglergeknödel und Feinjustierung (vor allem bei den Channel Gains und Master Volumes!) hinbekommen, spuckt der SLO sofort mit dem ersten Anschlag aus. Alles auf 12 Uhr und vorsichtig die Lautstärke hochfahren. Kleinste Anpassungen beim EQ nach Geschmack und Gitarre. Fertig. Der dichte Soundsaft, der auf dem SLO kommt, ist so bei keinem der anderen Amps zu bekommen. Ein zierliches Geknister mit einer geballten Faust hinterher. Direkte und schnelle Ansprache und trotzdem dick und fett ist eine Kombi, die meisterliche Abstimmung erfordert. Da geht man bei den anderen schon mal hier und da einen kleinen Kompromiss ein. Aber wirklich auf "Graswachsenhören"-Niveau! Der SLO geht sofort voll in die Magengrube. Aber das geht zu Lasten der Ohren. Der SLO will einen Ticken lauter gespielt werden als die anderen. Das wäre dann schon gehobene Zimmerlautstärke und sicher nicht jedermanns Sache. Selbst für einen 30 Watt Amp ist das schon verdammt laut.
Soll ich jetzt den Kauf des SLO30 empfehlen? Das kommt drauf an.
Wer die Knete aufbringen kann, dem gilt ein klares JAJAJAJAJA!!! Der Amp ist delikat und das feinste Besteck, was man sich aktuell für Geld kaufen kann.
Wer sich verbiegen müsste, um die Kohle aufzubringen, der darf sich gern auch einen HotRod50+, einen Cornford MK50HII oder einen V100 kaufen. Letzteren gibt es in der Werkkonfiguration gebraucht schon recht günstig (um 1000-1200 Euro). Einen Cornford bekommt man nur noch sehr selten und die Preise schwanken inzwischen. Einen Ampete One bekommt man sogar noch neu für 2500 Euro. Gebraucht eher selten und dann auch ca. 1900 Euro. Gute Amps haben einen verhältnismäßig geringen Wertverlust. Das ist der Vorteil bei guten teuren Amps. Eher durchschnittlich gute, teure Amps, fallen teilweise deutlich unter die üblichen 50% (Mastertone Orange, THC Speedster etc), aber das ist ein anderes Thema.
Ob die neuen SLO überhaupt signifikant unter den Neupreis fallen, wird sich zeigen. Ich glaube, dass die einen sehr guten Werterhalt haben werden. So wie die Ur-SLO auch schon.
Und nun bin ich gespannt, wie sich der SLO100 im Vergleich schlägt. Ich halte euch auf dem Laufenden.
- Eigenschaft