In-Ear - Betrachtungen und Beobachtungen

  • Ersteller Grumpes
  • Erstellt am
Grumpes
Grumpes
Registrierter Benutzer
Zuletzt hier
15.05.24
Registriert
21.04.06
Beiträge
167
Kekse
674
In-ear... Für viele Alltag... Selbstverständlich, nützlich, man kann nicht mehr ohne. Desto teurer, desto besser...
Ich lebe von Musik, spiele viel, habe aber auch viel Freizeit :) und deswegen viel Zeit zum Nachdenken und Beobachten und so ist jetzt mal das Thema In-ear dran.
Für mich persönlich war In-ear nie ein ernstzunehmendes Thema, aber ich fürchte, die Einschläge kommen immer näher. Ich habe bisher mit Gitarre, Bass und Schlagzeug mein Geld verdient, 3 Jahre davon am E-Schlagzeug mit In-Ear (notgedrungen und kabelgebunden). Ich weiß also ein wenig, wovon ich rede.

Vorauf ich hinaus will: ich hab mir so Gedanken gemacht, wieso In-ear so beliebt ist und immer beliebter wird und ich bin, jenseits vom praktischen Nutzen als Monitor und Intonier-Hilfe, zum dem Schluß gekommen, daß In-ear soziologisch gesehen genau in unsere Zeit paßt!
Für mich hat In-ear auch etwas mit Abkaspeln, Ich-Bezogenheit, Vereinsamen, auf Distanz gehen, soziologisch verarmen zu tun. Ich habe mich noch nie auf einer Bühne so einsam gefühlt wie in den 3 Jahren am Schlagzeug mit In-ear!
Ich bin ein geselliger Typ, ich rede gerne mal beim Musizieren mit meinen Kollegen auch über was anderes als dem Stück, welches gespielt wird. Es gibt so viel Interessantes von einer Bühne runter zu sehen und zu kommentieren, es gibt manchmal auch etwas musikalisch Wichtiges, das man seinen Kollegen mitteilen will oder muß. Es gibt vielleicht auch mal ein Feueralarm (wegen Nebelmaschine, ist uns passiert...) und keiner auf der Bühne merkt es. Es gibt etwas, ein Lärm oder Geräusch, das gerade die Musik heftig stört (Schüße, Explosionen, alles schon da gewesen...) und man hört es nicht oder nicht genau. Der Snareteppich ist zu laut, ein Schraube an der Bass-Drum scheppert, mein Handy klingelt und die Lotto-Zentrale ist gerade dran usw. Mit In-ear hört man das gar nicht oder nur eingeschränkt.
Warum sind dann aber trotzdem so viele scharf wie Lumpi auf In-ear? Ich kenne Musiker, die haben sich direkt nach Beginn des Instrument-Unterrichts oder noch vor Gründung einer Band das möglichst hochpreisigste In-Ear besorgt. Ich habe das Gefühl, daß viele auf diesen coolen In-Ear Look scharf sind, wenn etwas im Ohr steckt (möglichst individuell angepaßt) oder wenn ein In-ear Hörer auf der Schulter baumelt, den man sich möglichst kamera-tauglich aus dem Ohr reißt, um dem Publikum näher zu sein! Man ist professionell, wie die Großen, auch wenn's nur die Dorfkneipe ist...

Für viele, vor allem jüngere Musiker, ist es zur Selbstverständlichkeit geworden, die musikalische Karriere direkt mit In-ear anzufangen. Man stopft sich die Ohren zu, legt sich das Monitoring so drauf, wie man es will, also sich selber möglichst laut und dann - je nach Sympathie und Notwendigkeit - die Kollegen und vertraut sich voll und ganz dem Techniker und der Technik an. Man schafft sich so sein Kokon, in dem man sicher und (gehör-)geschützt einen Gig übersteht. Auf den ersten Blick genial! Aber merkt ihr was? Mir kommt das aus anderen Zusammenhängen sehr bekannt vor. Komfort-Zone, Generation Snowflake, Konfliktscheu, Ich-Bezogenheit, das alles kennt man aus Berichten im SPIEGEL und anderswo über das Klima an Unis, Schulen, Arbeitsplätzen und manchmal auch Familien. Jetzt auch auf den Bühnen dieser Welt... So kommt es mir vor!
Noch eine Nebeneffekt des In-ear (und des Gehörschutzes, aber das ist ein Thema für sich...): man kann hemmungslos laut sein! Sein Schlagzeug wie den ärgsten Feind behandeln, seinen trotz In-ear vorhanden Verstärker möglichst laut aufdrehen usw. Wenn jetzt ein paar Kollegen ohne In-ear (und Gehörschutz...) auf der Bühne rumstehen und vielleicht ein paar Zuschauer vor der Bühne, ist nicht wichtig, Hauptsache man ist selber glücklich und man verwirklicht sich! Man muß auf niemanden Rücksicht nehmen, sich mit niemandem auseinandersetzen, man kann Ich sein!

Ich schreibe jetzt nur meine Beobachtungen auf! Es darf jeder machen, wie er will, da will ich keinem reinreden...

Ich persönlich werden In-ear vermeiden, so lange es geht. Es kann gut sein, daß ich aus Gesundheistgründen irgendwann auf In-ear umsteigen muß, weil das Gehör nicht mehr mitmacht. Gut, man könnte jetzt anführen, daß ein Umstieg auf In-ear mein Gehör schon jetzt schützen würde, aber ich habe bisher fast 40 Jahre lang konventionell Musik gemacht und ich höre immer noch ziemlich gut, wie mir meine HNO-Ärztin unlängst bestätigt hat. Ich bau mich halt, wenn es geht, weit vom Schlagzeuger und anderen lauten Quellen auf und fahre ein sparsames und möglichst leises Monitoring. Ich hör lieber auf die anderen Instrumente und Monitore meiner vor mir stehenden Kollegen, das spart mir das laute Monitoring. Beim - meistens Background - Singen vertraue ich auf die durch langjähriges Musizieren gefestigte (und vielleicht auch angeborene) gute Intonation.

Wenn es mal sehr profesioneller werden sollte - mit Anfang 50 schwinden zugegebenermaßen die Chancen dazu - und die Bühnen größer, die Zuschauerzahl größer und die Anzahl der Helferlein drumherum auch, dann Ok, dann In-ear.
Viele meinen, das Leben wird durch In-ear erleichtert, man hat nur noch ein Rack, in dem die ganzen Empfänger stecken, dazu sein Tablet oder Handy und ein Digital-Pult usw. Klingt auch alles sehr schön und praktisch, aber meins ist es nicht... Das ist irgendwie Apple-Google-Spotify-Amazon-Youtube-Tesla-Musik, aber nicht das, was ich als Musik-Machen ansehe. Es liegt wahrscheinlich an meinem Alter... Ich bin es gewohnt, erstmal die Musik zu sehen und dann die Technik. Dafür hab ich zuerst mein unverstelltes Gehör, dann ein möglichst gutes Instrument (ich hab nichts von teuer geschrieben...), dann gute und vernünftige Mitmusiker, eine gute Setliste, eine gut überlegter Aufbau auf der Bühne, eine gute PA (Tontechniker muß nicht sein, ich kann auch von der Bühne runter mischen, wenn's nicht zu groß ist) und ein gutes Publikum. Mehr brauche ich nicht. Ich will dann während des Gigs Witze mit meinen Kollegen reißen (wenn sie dementsprechend drauf sind), dem Sänger mal schnell einen guten Tipp für die nächste Ansage geben, dem Keyboarder vielleicht sagen, daß sein Hosenstall offen ist, dem Drummer mal böse anfahren, weil er wieder zu laut ist, dem Gitarristen in einem unbeobachteten Moment den Bassregler am Amp von 4 auf10 umstecken, all die schönen Frauen im Saal zusammen mit dem Gitarristen würdigen oder auf die häßlichen aufmerksam machen und vieles andere mehr. Und das ohne an mir baumelnde Kabel und der Angst, daß der Akku nicht hält... Freiheit in jeder Hinischt...

Bin gespannt auf den Verriß meiner Betrachtungen und Beobachtungen...
 
Eigenschaft
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Für mich hat In-ear auch etwas mit Abkaspeln, Ich-Bezogenheit, Vereinsamen, auf Distanz gehen, soziologisch verarmen zu tun.
gut, daß du schreibst: 'für dich'. das ist dann aber dein problem. für mich nicht. eher im gegenteil. ich konnte mich unserem schlagzeuger ganz anders hinwenden anstatt mich vor der hihat verstecken zu müssen. das ganze spielen und sounderleben ist viel entspannter und läßt mir damit viel mehr raum mich auf meine umgebung einzulassen.
Es liegt wahrscheinlich an meinem Alter
quatsch, zeimlich wahrscheinlich bin ich mit 66 älter als du.
horst
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Dafür hab ich zuerst mein unverstelltes Gehör
nicht mehr lange
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 4 Benutzer
Grundsätzlich teile ich die Aversion gegen InEar Monitoring. Was mich am meisten dabei stört, ist die damit einhergehende Verkomplizierung der Band-internen Kommunikation. Bandmates können sich kaum noch auf 'Zuruf' verständigen, weil halt alles dicht ist - ähnlich wie mit Elacin - sofern sie kein Mikro haben, landen sie stimmlich auch nicht im Gesamtmix (was iaR auch ganz gut so ist, denn nicht jeder Spruch auf der Bühne sollte unbedingt auch über die PA gehen). Mögliche Abhilfe wären Bühnenmikros, die nur im Monitormix landen, nicht aber im Gesamtmix für 'unten'. Ist viel Aufwand und trotzdem deutlich steriler, als die Möglichket, mal eben einen Schritt näher zum Kollegen rüber gehen zu können, und ihm zB zu sagen, daß sein Hosenstall offen steht...

Andererseits... ich bin zum momentanen Zeitpunkt des Threads vermutlich der älteste hier - so ein Gig vor dem Drumset und/oder alternativ vor dem 4x12er (oder im worst case 8x12er) Stack des Gitarristen bringt dann schonmal gerne einen Tag bis eine Woche Nachklingeln in den Ohren... das kann nicht wirklich gesund sein. Insofern ist es sicher eine Abwägung zwischen Teufel und Beelzebub, was man sich lieber antut. Bei kleineren Kneipen-Gigs (so das jeweilige Genre so etwas überhaupt zuläßt) halte ich InEar allerdings für überzogen und auch irgendwie stimmungstötend... da spielt man ja meistens mit kleinem Besteck und das sollten die Trommelfelle schon noch aushalten. ;)
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Ich habe IE Lösungen auch immer in den Profibereich geschoben, allerdings nach einigen Konzerten mit Monitoring und Fast Hörstürzen mich mit dem Thema näher beschäftigt und nachdem ich nach und nach meine Bandkollegen überzeugt hatte möchte ich es heute nicht mehr missen, meine Ohren danken es mir bei jeder Probe und Auftritt, die Kommunikation innerhalb der Band funktioniert super, übrigens gibt es ja auch Stöpsel die nicht völlig isolieren, und unser Sound hat sich nebenbei drastisch verbessert, da keiner mehr den anderen übertönen will, kommt sicher auch auf die Musikrichtung an, wir benutzen übrigens von LD die MEI 1000, bezahlbar und zuverlässig , wir benutzen die Teile seit 3 Jahren und hatten noch nie technische Probleme...
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Das ist irgendwie Apple-Google-Spotify-Amazon-Youtube-Tesla-Musik
:D :D :D Ich würde zwar nicht sagen, dass ich die Ansicht teile, und vielleicht versteh ich deine Sichtweise auch einfach nicht ganz, aber den Witz fand ich wirklich gut. :great:

Bei mir ist es so, dass In-Ear-Monitoring praktisch unumgänglich geworden ist. Zur Zeit bin ich ausschließlich in einer Band aktiv und wir haben unser eigenes In-Ear-Rack. Wir sind beileibe keine Profis und es gibt sicher haufenweise Bands, die besser sind als wir und weniger technischen Aufwand betreiben. Ich sehe auf jeden Fall eine reale Gefahr, sich mehr auf technische und rein soundmäßige Facetten zu konzentrieren statt auf die musikalische Substanz. Wobei sich das idealerweise ganz einfach auf die Zeit beschränkt, die man braucht, um die Technik zum Laufen zu bringen. Ich finde die Technik toll, kann aber auch verstehen, wenn man sich bewusst entscheidet, weniger technisiert Musik zu machen. Mir fehlt manchmal das Jammen, wie ich es aus den 2000ern kenne: Man schleppt ein paar Instrumente an und spielt drauf los. Keiner hört ich gut und trotzdem haben alle Spaß :D

Ich sage schon seit einiger Zeit, dass für mich die Vorteile von In-Ear-Monitoring überwiegen, andererseits würde es mich reizen, auch mal wieder ohne zu spielen. Irgendwann letztes oder vorletztes Jahr habe ich einen ganz kleinen Gig gespielt. Drums, Bass, Keys, A-Git und zwei Stimmen. Es gab zwei Monitore und ich am Schlagzeug hatte gar keinen. Der Raum hatte eine lebendige, aber angenehme Akustik. Dementsprechend musste ich sehr leise spielen, aber es war ein total tolles Erlebnis. Auf größeren Bühnen in größeren Hallen geht das schneller verloren, finde ich. Da hats dein seine Vorteile, mit seinem Rack anzureisen und den Soundcheck damit zu vereinfachen.

Ich habe das Gefühl, daß viele auf diesen coolen In-Ear Look scharf sind, wenn etwas im Ohr steckt (möglichst individuell angepaßt) oder wenn ein In-ear Hörer auf der Schulter baumelt, den man sich möglichst kamera-tauglich aus dem Ohr reißt, um dem Publikum näher zu sein! Man ist professionell, wie die Großen, auch wenn's nur die Dorfkneipe ist...
Ich glaube, da könnte was dran sein. Hat man teure angepasste In-Ears, ist man direkt ein "vollwertiger Musiker". Spielt man mit günstigeren Universalhörern, ist man es nicht. Dass es Profis gibt, die genau das tun, ist dabei völlig zweitrangig. :D

Man stopft sich die Ohren zu, legt sich das Monitoring so drauf, wie man es will, also sich selber möglichst laut und dann - je nach Sympathie und Notwendigkeit - die Kollegen und vertraut sich voll und ganz dem Techniker und der Technik an. Man schafft sich so sein Kokon, in dem man sicher und (gehör-)geschützt einen Gig übersteht. Auf den ersten Blick genial! Aber merkt ihr was? Mir kommt das aus anderen Zusammenhängen sehr bekannt vor. Komfort-Zone, Generation Snowflake, Konfliktscheu, Ich-Bezogenheit
Ich glaube, hier überinterpretierst du das Ganze allerdings etwas. Ich kenne mehrere Schlagzeuger, die sich die Overheads sehr laut machen, damit sie angehalten sind, leise zu spielen. Ansonsten kann ich nicht beobachten, dass viele Musiker (auch aus der "Generation Snowflake", der ich zumindest nominell angehöre), sich selbst besonders laut auf dem Monitor haben und die anderen Instrumente nicht. Wenn die Schilderung
man kann hemmungslos laut sein! Sein Schlagzeug wie den ärgsten Feind behandeln, seinen trotz In-ear vorhanden Verstärker möglichst laut aufdrehen usw. Wenn jetzt ein paar Kollegen ohne In-ear (und Gehörschutz...) auf der Bühne rumstehen und vielleicht ein paar Zuschauer vor der Bühne, ist nicht wichtig, Hauptsache man ist selber glücklich und man verwirklicht sich!
auf Erfahrungswerten basiert, würde mich tatsächlich mal interessieren, in welchem Umfeld du das beobachtest. Zumindest in meiner Band ist das jedenfalls nicht so; bei uns ist nur das Schlagzeug akustisch und unser Schlagzeuger ist extrem diszipliniert. Mir fällt auch spontan kein Beispiel ein von Musikern, die IEMs als Schutz beim Extralaut-Spielen missbrauchen.

Ich will dann während des Gigs Witze mit meinen Kollegen reißen (wenn sie dementsprechend drauf sind), dem Sänger mal schnell einen guten Tipp für die nächste Ansage geben, dem Keyboarder vielleicht sagen, daß sein Hosenstall offen ist, dem Drummer mal böse anfahren, weil er wieder zu laut ist, dem Gitarristen in einem unbeobachteten Moment den Bassregler am Amp von 4 auf10 umstecken, all die schönen Frauen im Saal zusammen mit dem Gitarristen würdigen oder auf die häßlichen aufmerksam machen und vieles andere mehr.
Tja, das sind alles Dinge, die in meiner Band so (aktuell) nicht passieren. Während unserer Auftritte gilt unsere Aufmerksamkeit der Musik und dem Publikum. Ist jetzt keine komplizierte, durchgetaktete Show, aber tasächlich gibts bei uns eher wenig außermusikalische Interaktion auf der Bühne. Vielleicht liegt das daran, dass die meisten von uns sowieso schon mehr oder weniger mit In-Ear großgeworden sind und sich sowas deswegen nie entwickeln konnte. Aber ganz ehrlich: Mal schnell den Hörer rausziehen und wieder reinstecken ist zwischen den Liedern auch möglich und haben wir auch schon gemacht. Kein großes Ding. :) Natürlich funktioniert das mitten im Stück nicht.
 
Ich möchte auch noch anführen, daß ich grundsätzlich nicht in lauten Bands spiele! Ich mach meistens Cover-Musik, von Classic-Rock über Blues, Funk, Soul, Disco, Reggae, Country bis Polka und Egerländer! Kein Punk, Alternativ oder Metal.
Als Aushilfe passiert es mir manchmal, daß ich unvernünftig laute Mitmusiker habe, aber wo es geht vermeide ich ein lautes musikalisches Umfeld. Ich hab schon mal z.B. auf Sessions die Bühne verlassen und entweder gar nicht mehr oder aus dem Publikum gespielt (bei Sender oder langem Kabel). Da kenn ich nichts... Ich habe null Verständnis für abbartig lautes Musizieren, egal welche Richtung man spielt. Ich hatte mal ein Vorspielen bei einer relativ erfolgreichen Rock-Band. Beim Betreten des ziemlich kleinen Proberaums habe ich das vollständig abgenommene Schlagzeug, die Subwoofer bei der PA, die Fullstacks bei der Gitarre, den Ampeg-Turm beim Basser und die herumliegenden Gehörstöpsel gesehen und habe sofort beschloßen, ohne den Bass auszupacken zu gehen. Die Jungs waren ziemlich verwundert, aber mir war das egal, es gibt auch andere Bands... Mir ist es wichtig, mit unverbastelten Ohren Musik zu machen, weil für mich das die Essenz der Musik ist. Musik macht man mit den Ohren und im Zusammenspiel und in Wechselwirkung mit den Mitmusikern und ich vermeide alles, was das stört und dazu zähle ich Gehörschutz und In-ear. Für mich zählt In-ear irgendwie auch zu Gehörschutz, weil es automatisch selektiert, was man hört (nur das, was man will). Klingt auf den ersten Blick gut, ist mir aber zu sehr Industrie-Musik, künstliche Musik.
 
Zuletzt bearbeitet:
@Grumpes ohne dir zu nahe treten zu wollen, ich hoffe du verstehst das nicht falsch, finde ich ein solches Verhalten schon leicht arrogant und Divenhaft (wie gesagt, bitte nicht persönlich nehmen!!!). Ich habe 15 Jahre ohne inears gespielt, mir Wedges groß wie Kühlschränke hinter mir. Als ich einer Band beitrat die viel mit samples und (heldenchor-)Einspielern arbeitet war ich gezwungen auf Kopfhörer zu wechseln. Wegen Click etc.
Ich kam mir am Anfang vor als würde ich in einem und mein Schlagzeug im anderen Raum stehen. Auch spielte ich viel zu laut und mit viel zu viel Kraft weil ich mich ja extrem angenehm leise im Ohr hatte, aber kein Gefühl mehr für die Dynamik. Nach 2-3 Monaten täglichen übens hatte ich mich daran gewöhnt und heute kann und vorallem will ich gar nicht mehr ohne. Meine Ohren sind mittlerweile so sensibel dass mir sogar die Becken in den Ohren schmerzen ohne irgendwas darin. Ich trommle jetzt seit 30 Jahren und höre für einen Trommler wahnsinnig gut laut HNO.

in meiner Band, spielen Bass, keys, Gitarren und ich über IEM. Die Sänger jeweils mit einem Stöpsel und der eine komplett ohne. Er sagt will ich net, ich will das Publikum hören und es muss krachen. Okay, sein Ding, er will es so.
Aber dann zu sagen es hat was mit abkapseln oder möglichst leid sein zu wollen, halte ich für übertrieben. der für mich größte Vorteil ist ja dass man alles schön leise und homogen halten kann. Wenn ich zuhause oder im Auto Musik höre ist das deutlich lauter als auf der Bühne in meinem IEM. Ich höre alles differenziert, muss mit keinem FOH kommunizieren weil wieder irgendwas zu laut oder zu leise ist (man sieht mich eh kaum und Hände hab ich auch keine frei). Für mich hat’s nur Vorteile. Ich hab mein eigenes kleines rack mit P16 und noch einem kleinen analogpult falls mal kein X/M32 vor Ort ist und bin in 2 min verkabelt und spielfertig.
Und auf sein gehört zu achten und es zu schützen ,sich gut zu hören und damit ein gutes Ergebnis zu liefern sehe ich schon als professionelles Denken an. Ob das jetzt die kleinste Hosenlatz Kapelle oder eine Stadion Band ist.

Wir stecken uns aber unsere Stöpsel erst in die Ohren bevor wir auf die Bühne gehen im backstage. Wie andere stundenlang mit am Hals baumelnden Hörern durchs publikum rennen damit auch jeder sieht er gehört zur Band find ich aber auch lächerlich.

das war jetzt viel Text...
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 3 Benutzer
IEM braucht eindeutig eine Eingewöhnungszeit. Einmal die Dinger in die Ohren und alles ist toll, wird nicht funktionieren. dazu kommt, dass diese Ohrhörer wie Skischuhe sind: Du kannst das beste wetter, den tollsten Schnee haben, wenn die Skischuhe drücken, macht das alles keinen Spaß. Zudem sollte man sich ein wenig mit Tontechnik auskennen und wissen, wie man einen vernünftigen Klang einstellt.
Für mich kann ich nur sagen, benutze IEM seit den "Anfangszeiten" (damit meine ich die Zeit, in der das für Normalos bezahlbar wurde) in den 90er jahren und ganz schnell war mir klar, dass ich nicht mehr ohne will - und inzwischen auch kaum mehr kann.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Da muss ich Bulli absolut recht geben. Wenn ich in Bands spiele wo extreme Bassdrums gefordert sind, hab ich zb zwei verschiedene bassdrumsounds um genau zu hören wo die eins ist.
Das hört sich übertrieben gesagt so an: Tick tock Tick Tock. Das hör natürlich nur ich. Ich denke auch zu denken ein monitorsound muss klingen wie eine Cd ist nicht ganz richtig. Ich muss alles differenziert hören, und da bringt es mir nix wenn sich alles nach Studioproduktion anhört ich zb die Gitarren nicht mehr auseinander halten (hören) kann.
Kommt natürlich auf die Musik an. Bei geschmeidigem Hard Rock/‚Metal stell ich mir ich mir das schon so ein dass ich beim spielen quasi Musik hören kann.
Bei extremen Sachen die einfach „auf den Punkt genagelt“ sein müssen, ist für mich sekundär wie ich höre sondern ganz genau was. Da ist zb der Gesang extrem leise, Bass relativ höhenlastig damit ich ihn gut höre, die eine Klampfe ganz nach links die andere ganz nach rechts gepanned, eben so wie die Jungs vor mir stehen, damit ich weiß wer gerade was spielt.
Das ist mein Weg, der funktioniert für andere vielleicht überhaupt nicht. Dass ist ja das tolle an IEM dass man eben alles genauso einstellen und sich legen kann wie man es braucht und will.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Das war Zufall! Hoff ich bin dir nicht zu nahe getreten
 
Kommt vielleicht irgendwann noch, die Welt ist klein...falls wir Corona überleben und sie nicht untergeht. :prost:
 
Einfach den Roman "Earth Abides" lesen, wie ich es für meine Masterarbeit gerade getan hab. Da kommt man perfekt in Stimmung :claphands:

On topic:
Grumpes, da du ja sagst, dass du bewusst nicht in lauten Bands spielst, möchte ich nochmal nachhaken, ob du denn In-Ear-nutzende Musiker kennst, die deswegen noch lauter Schlagzeug spielen oder ihren Verstärker aufdrehen. Ich will nicht abstreiten, dass es das gibt, aber mir ist es noch nicht begegnet, dass jemand das bewusst ausnutzt.
 
Ich bin selber Drummer, habe viele Jahre auf eine vernünftige Monitorlautstärke geachtet.

Auf dem linken Ohr habe ich jedoch bei ca. 4 KHz eine Absenkung um ca.
35 dB.

Ist halt irgendwie der Snare-Transiente zuzuordnen. Zusätzlich einen berufsbedingt hervorgebrachten Tinnitus.

Seit ich vor einigen Jahren auf IEM gewechselt habe, hat sich mein Hörvermögen zumindest nicht weiter verschlechtert.

Du kannst ja gerne mal über solch einen Aspekt nachdenken. :engel:

Ist ähnlich, wie früher mit der Aids-Kampagne :

Es ist keine Schande, sich zu schützen!
 
Dass mit der totalen Abschottung durch In-Ear ist, sorry, absoluter Käse. Man spielt ja nicht im schalltoten Raum und Mikrofone nehmen - manchmal leider - nicht nur das Nutzsignal auf.
Von einer Isolierung kann daher nicht die Rede sein. Kann sein, dass man durch die Dämpfung im Ohr nicht ALLES mitbekommt. Das sehe ich aber nicht wirklich als Nachteil. Manchmal ist es ganz gut, wenn man (buchstäblich :D ) nicht jeden Pfurz mitbekommt.

Mit kommt es so vor, wie die Leute über die - nochmals sorry - wir uns früher lustig gemacht haben. Nach dem Motto: Des hodds früha ned gehm!!!
Ja, vor 200 Jahren fuhr man noch mit Kutsche. Wie viele Pferdekutschen gibt es heute?
Sicher muss man nicht JEDEN Hype oder Trend mitmachen, wenn Neuerungen allerdings eher Vorteile und Erleichterungen bringen, warum soll man sie nicht nutzen?

Ich sage nur Digitalmixer. Dachte vor Jahren auch: ist nur für Profis, will ich nicht, brauch ich nicht. Seit ich weiß, was man mit diesen Dingern alles anstellen kann und dass sie letztendlich einiges (und das buchstäblich) er-leichtern, möchte ich keine großen Analogpulte mehr.

Dass man durch In-Ears lauter spielt, halte ich ebenfalls für ein Märchen. Bei mir, jedenfalls war und ist das Gegenteil der Fall. Da ich mich und meine Mitmusiker jetzt besser und detailreicher höre, kann ich viel nuancierter und dynamischer spielen.

Es liegt wahrscheinlich an meinem Alter... I
Nein. Es liegt an an der Einstellung.

Gegen - ja das sind! - Vorurteile gibt es ein probates Mittel: AUSPROBIEREN!
 
Zuletzt bearbeitet:
Gegen - ja das sind! - Vorurteile gibt es ein probates Mittel: AUSPROBIEREN!
Ich fürchte nur, dass bei @Grumpes das (vor)Urteil so tief sitzt, dass ihn das in seiner meinung eher bestätigen würde. Zudem kommt - wie ich oben schon schrieb - dass ein einmaliges (kurzes) Ausprobieren sowieso nicht zu einem vernünftigen Urteil führen kann, denn es ist tatsächlich eine Umgewöhnung, die nicht in 5min vollzogen ist, sondern mit der man sich schon etwas intensiver auseinandersetzen muss.

Für mich persönlich ist das aber auch völlig ok, wenn jemand das einfach nicht will (egal ob es zig Argumente dafür gibt). Hatte in meiner "Musikerkarriere" 2 Bassisten, für die das gar nicht ging, weil sie einfach ihr wummern und dröhnen brauchten und mit dem einfachen "Ton" in den IEs nicht leben wollten oder konnten. Problematisch wird es erst dann, wenn durch sowas das komplette Bandkonzept in Frage gestellt wird, bzw wegen einem Musiker enorm viel mehr Aufwand betrieben werden muss.
 
Kommt noch was vom TE? Fänds schade wenn die Diskussion einschläft
 
Wenn mit "kurzes ausprobieren" die 70 Termine in 3 Jahren am Schlagzeug gemeint ist... Ich hab keine Vorurteile, ich bin Praktiker und ich mach gerne Musik. Wie, das habe ich oben ausführlich beschrieben. So lange es geht mit freien Ohren, so wie Gott das vorgesehen hat... Ich nehme technische Neuerungen gerne an, wenn sie mir was bringen und/oder absolut notwendig sind. Bisher gehört In-ear nicht dazu, ich komme ohne ganz gut klar. Weniger Aufwand und mehr Spaß...
Ich bin übrigens gar kein wummriger Bassist und ich könnte ganz gut mit einem normalen Bass-Sound auf dem (sogar billigen) In-ear leben (hab ich auch ausprobiert, auch mit hochwertigen Hörern...), ohne Bass-Board und zusätzlichen Subwoofern auf der Bühne, aber ich will nicht, weil es nicht meine Art ist, Musik zu machen. Ich bin generell ein großer Anänger von einfach gemachter und gespielter Musik, im Sinne von wenig technischem Aufwand. Also Bassgitarre >>> AMP >>> Musik, dafür aber punktgenau gespielt und möglichst groovig. Die "Vereinfachung" die viele im In-Ear sehen, ist für mich streßiger Mehraufwand. Hörer, BodyPacks, diverse Kabel, die an einem runterbaumeln, digitales Zeug, unzuverläßige Handys, Tablets usw. Nicht meins...
Ja, ich kenne laute In-ear-User. Ich könnte jetzt eine ganze Latte von erlebten Beispielen aufzählen, Bassisten, die einen halben Meter vor dem sehr laut aufgedrehten Ampeg 8x10 Turm stehen, mit In-ears, Schlagzeuger und Gitarristen, die mit In-ear doppelt so laut trommeln wie ohne (gilt auch für Gehörschutz allgemein...). und das nicht nur im meinem musikallischen Umfeld, sonder auch bei namhaften Bands, die ich in größeren Clubs odar gar Hallen erlebt habe. Bei manchen Gitarristen ist es sogar so, daß sie sich freuen, mit In-ear zu spielen, weil sie endlich ihren Röhrenamp laut spielen können, weil der ja nur so gut klingt usw.
Es ist so schön, wenn man auf Arte ein relativ junges David Gilmour Konzert sehen kann und keiner von denen etwas im Ohr hat, bis auf den Schlagzeuger. Wenn die das können, dann ich auch...
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Wir haben ausser dem Schlagzeug eine komplett "Silent Stage".
Ich bin als Keyboarder und Gitarrist > 45Jahre auf der Bühne, seit '94 mit InEar. Viele Jahre Top mit 60-80 gigs/Jahr - und ich höre tatsächlich noch bis 15kHz (Akustiker) - was ich auf die Nutzung von IEM zurückführe.
Unser Mann am Pult ist happy, noch mehr aber die Zuhörer, die beim Konzert vorne mittig sitzen - weil ihnen keine Gitarrenbox eine Schneise ins Publikum fräst.
O.K. - beim Bass ist das eher nicht der Fall. Wir hatten auch schon einen Sideman der mit dem Bass eingesprungen ist und kein IEM wollte - wenn nix IEM, dann soll er seine Monitorbox auch selber schleppen und transportieren; unser Setup steht und wenn einer ne Wedge will - gerne. Not my problem.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben