Schade. Grad auch Deine Meinung hätt mich interessiert.
Naaa gut! ;-)
Ich habe mit "schon ziemlich" abgestimmt, wobei ich das relativieren muss: Es ist mir bei der Aussprache für mich persönlich und meine Familie wichtig, weil ich da eine berufsbedingte Klatsche habe, aber bei anderen bin ich da längst nicht so streng. Außerdem hatte ich an anderer Stelle schon geschrieben, dass ich auch bei angestrengtem Nachdenken wirklich niemanden kenne (auch unter den dolmetschenden Kollegen nicht, und da kenne ich einige), bei dem man die deutsche Aussprache "gar nicht" hört. Beim Sprechen hört man sie außerdem viel mehr als beim Singen, weil die Sprachmelodie nicht in eine musikalische Melodie eingebunden ist und man da auch abweichende Nuancen hört. Aber das sind völlige Details. Mit der Verständigung in der Fremdsprache hat der Akzent wirklich nichts zu tun, gerade im beruflichen Kontext gibt es in verschiedenen Berufsgruppen, die international unterwegs sind, einen Haufen Leute, die hervorragendes Englisch mit einem cringeworthy Akzent sprechen. Dass wir Deutschen uns gerade mit dem deutschen Akzent so schwer tun, dafür aber den schwedischen, lateinamerikanischen oder französischen Akzent "charmant" oder "niedlich" finden, hat meines Erachtens vor allem historische Gründe, auf die ich hier aber nicht näher eingehen will, das führt einfach zu weit. Ich denke, es weiß auch so jeder, was gemeint ist.
Was das Singen angeht: Im Thread mit
@GloriaThomas hatten wir es davon, dass die Aussprache beim Covern meistens "richtiger" ist, weil man den bekannten Höreindruck nachahmt. Deshalb singt sie meines Erachtens ihr eigenes Stück auch mit dieser ausgeprägten Wiener Sprachmelodie. In dem anderen Thread mit Ecki fand ich bei seinen Covers aber zum Beispiel, dass die Aussprache an einigen Stellen nicht unbedingt "deutsch", sondern unnatürlich überzogen war, was dann leider eine affektierte und teilweise unfreiwillig komische Wirkung hat, weil es etwas von einer Persiflage à la Saturday Night Live bekommt. Ich weiß, dass das so nicht beabsichtigt war (ich denke, es war eher der Versuch, mit besonders viel Gefühl und Hingabe zu singen) und will auch nicht gemein sein, aber ich tue mich dann wirklich schwer damit, das ganz neutral als Cover anzuhören.
Grundsätzlich kann ich beim Singen fast jedem Akzent im Englischen etwas abgewinnen, wenn ich es stilistisch passend finde. Die Gründe dafür, weshalb ich es passend finde, können aber ganz verschieden sein, ich könnte da jetzt keine wissenschaftlich definierbaren Kriterien herausarbeiten. Aber es hat schon auch stark mit der musikalischen Gattung generell und mit den Interpreten selbst zu tun. Oder, um es mal an einem Beispiel zu belegen: Das Denglisch von Modern Talking finde ich furchtbar, aber eben auch deshalb, weil ich Modern Talking und Dieter Bohnen furchtbar fand und finde, das stark deutschlastig eingefärbte Englisch von Marlene Dietrich finde ich okay, weil diese Frau einfach eine Ikone war.
So, und jetzt nutze ich die Gelegenheit noch, um allen hier frohe Weihnachten zu wünschen - vor dem guten Rutsch schaue ich sicherlich noch mal rein! Habt es schön, packt viele schöne Geschenke aus, schlagt euch die Bäuche voll und grölt Weihnachtslieder unterm Tannenbaum, dass die Schwarte kracht!