Die Kammfilter-Effekte werden oft überbewertet und kommen in der Praxis gottseidank nicht allzu oft vor.
Dazu müssen zudem einige Bedingungen erfüllt sein:
Die sich überlagernden Signale sollten extrem gut korrelieren, idealerweise identisch sein. Dann sollte der Versatz nicht zu groß sein, und vor allem muss das überlagernde Signal im Pegel nicht zu weit unter dem Hauptsignal liegen. Bei den diffusen Raumreflexionen mitteln sich theoretisch mögliche Kammfilter-Überlagerungen aus, so dass sie nicht als solche hörbar werden. Außerdem ist der Pegel des Halls in der Regel viel niedriger als der Direktschall (jedenfalls, wenn das Mikrofon innerhalb der Hallradius bzw. ausreichend nah bei der Schallquelle steht).
Ein Micscreen bietet aber leider "ideale" Bedingungen, bei denen Kammfilter-Effekte entstehen
können. Die Entfernung zum Mikrofon ist sehr nah und liegt mindestens im Bereich der Wellenlängen mittlerer und höherer Frequenzen. Wenn die Reflexionen, die der Screen zum Mikro zurück wirft nicht sehr stark bedämpft werden, haben sie - auch aufgrund der geringen Entfernung - noch ausreichend Pegel um wirksam werden zu können. Ggf. bündeln gebogene Screen den reflektierten Schall sogar parabolartig, was ihn sogar verstärken würde, wenn das Mikrofon im Brennpunkt des "Spiegels" liegt. Wie auch
@Telefunky schreibt:
Bei einem Mic-Screen wird aber in Richtung des Mikrofons 'gebündelt' zurück geworfen.
Wenn es im Raum aus der Richtung hinter dem Mikrofon ungünstige Reflexionen geben sollte, dann würde ich lieber den Raum bzw. die Wand dahinter akustisch optimieren, so dass diese Reflexionen ausreichend bedämpft werden (ein volles Bücherregal ist z.B. ziemlich ideal). Hinzu kommt, dass bei einer Beschallung des Mikrofons aus geringer Entfernung, zumal laut (z.B. Sänger mit kräftiger Stimme aus 30 cm Entfernung), die Rückwärtsdämpfung einer Niere besonders gut zum Tragen kommt. Bei einer solchen Beschallung wird man den Gain nicht weit aufdrehen müssen bzw. dürfen, so dass die ohnehin geringe rückwärtige Empfindlichkeit (kein reales Mikro ist im Bereich der geringsten Empfindlichkeit wirklich "taub") keine praktische Rolle mehr spielt.
Ich würde jedenfalls erst mal praktische Tests machen und den Raum mit wenig Aufwand optimieren (schwere Decken usw.), bevor ich Geld für so einen Screen ausgeben würde (bzw. würde ich sowieso kein Geld dafür ausgeben, weil ich sie für unsinnig halte).