Stratspieler
Helpful & Friendly User
Ein Stratspieler, der jahrelang seine Classic-MIM-Strats spielt, kennt irgendwann seine Werkzeuge.
Und findet im Laufe der Zeit auch heraus, wo die Stärken, aber auch viele Schwächen dieser Instrumente im Anlieferungszustand liegen. Zumindest ist das bei vielen der Classics so. Ob der Hersteller nun diesen Zustand bei den Vinteras positiv verändert hat, wird sich zeigen.
Hier in #19 schrieb ich bereits, dass ich mich mal beimachen wollte...
"...Im nächsten Beitrag möchte ich aufzeigen, was man mit wenigen Schritten und mit einfachen Mitteln und Werkzeugen tun kann, um so eine Stratocaster zu überprüfen und zu optimieren."
Und in #21 schrieb ich: "...Inzwischen habe ich Material gesammelt, welches ich noch aufarbeiten und sortieren muss, dann werde ich mich hier weiter dazu äußern. Für Interessenten - bitte noch etwas Geduld."
Das war im Januar 2018.
Viel ist schon zum Thema "Stratocaster" geschrieben worden. Ich möchte nun in mehreren Folgen aufzeigen, wie man so einen ab Werk vormontierten und spielfertig eingestellten Bausatz hin zu einem ordentlichen Instrument optimieren kann.
Die Stratocaster, der ich mich in dieser und den kommenden Folgen widme, kam dazu auch noch in einem ziemlich schlampigen Zustand an. Damit meine ich jetzt nicht den Zustand ihrer Bünde, sondern ihre Montage. Das kannte ich von den Classic 70s, die mir so unter die Finger kamen und ihrem geradezu vorbildhaften Zustand bislang gar nicht. Hinzu kam, dass hier der oder die Vorbesitzer mit unpassenden Schrauben gearbeitet hatten und demzufolge auch noch Befestigungslöcher aufbohrten... Außerdem waren die Pickups mal gewechselt und wieder zurückgebaut, es war alles relativ schlecht verlötet... Die Strat schrie also förmlich nach einer Optimierung und somit nach dieser Serie.
Los geht's!
Als ich die Gitarre zum erstan Mal sah, fiel mir meines bruchstückhaften Wissens nach ihr untypisch eher rötlich-bernsteinfarbenen Body auf. Auch fiel mir ihre im Vergleich zu anderen Classic 70s, die ich schon mal hatte, eher feine Haptik auf, die sich in einem irgendwie feiner gearbeiteten Body (Shaping) + Halsprofil äußerte. Hm, Honeymoon, Täuschung oder was?
Im Gegensatz dazu wirkt diese, meine Classic 70s irgendwie bolleriger:
Ich werde später darauf zurückkommen.
Bekomme ich so eine gebrauchte MIM-Strat, dann kommen zunächst einmal alle Saiten runter und ich demontiere anschließend den Hals. Die Rückseite der MIM-Hälse ist mir zu glatt lackiert. Mit Stahlwolle mache ich mich bei und stumpfe die Halsrückseite ab:
Im eingekreisten Bereich sieht man gut den Übergang von glatt zu stumpf. Die stumpfe Halsrückseite gibt mir ein viel besseres Greifgefühl. Das Abstumpfen mit der Stalwolle geschieht zuerst recht drückend, um den Lack erst einmal gut anzuschleifen. Tritt "Stumpf" ein, dann gehe ich vorsichtiger zu Werke, jetzt schleife ich mit kreisenden Bewegungen, bis eine gleichmäßig stumpfe Oberfläche ohne Schleifspuren erreicht ist.
Anschließend mache ich mich über den Halskloben her. Zum Begriff "Halskloben": ich weiß nicht, wie man das richtig bezeichnet, schrieb aber diesen Begriff schön desöfteren. Die Fachleute unter Euch mögen mir verzeihen, falls dieser Begriff falsch ist. Und sie dürfen gerne korrigieren!
Ich schrieb schon, dass diese Strat ziemlich schlampig montiert war. Auf dem folgenden Foto sieht man gut die Quetschung:
Bei allen Classic 70s, die ich bislang hatte, saß der Hals saugend fest in seiner Halstasche. Hier bei dieser Strat nicht. Ich mußte ihn regelrecht rauspopeln. Man sah auch gut, zu was diese Fehlanpassung bereits geführt hatte - nämlich einen zum Glück nur winzigen Riß im Body:
Meistens sitzen zumindest bei diesen Werksbausätzen Hals und Body ohnehin nicht extrem passgenau aufeinander, hier kann man immer optimieren!
Das bedeutete, dass letztendlich Halskloben und Halstasche nachgeschliffen gehören und angepasst werden. Um den Body kümmere ich mich in der nächsten Folge, hier geht es weiter mit dem Hals.
Mit Malerkrepp klebe ich den Bereich ab, der unberührt bleiben soll. Gut sieht man die Nachdunkelungen und nochmal den rot eingekreisten Übergang von Stumpf zu Glatt:
Die Quetschungen von der Halstasche des Bodys ist auf dem Folgebild nicht gut zu erkennen, aber auch dort war sie im Lack spürbar (heller Bereich):
Und da wird jetzt abgeschliffen. Und zwar auch die Ecken:
Das ist Feinarbeit! Da kann man nicht wild drauflos schleifen, denn sonst sitzt u.U. der Hals nachher schief und es ist ein Shimm nötig - was ich auf alle Fälle vermeiden will. Man darf sich gern drüber streiten, aber ein Shimm gehört zumindest meiner Meinung nach nicht in eine Strat.
Dem Schleifen voraus geht bei mir immer eine Begutachtung des Halses! Wie ist er justiert, ist er kerzengerade oder zu gekrümmt? Wie hoch ist die Saitenlage? Scheppert es irgendwo, zum Beispiel in den unteren Lagen (kein Problem) oder gar zwischen zwölftem und 17ten Bund (ganz schlimm)? Wie ist das Tremolo eingestellt? Liegt es auf oder steht es extrem hoch? Wie stehen die Madenschrauben an den Stegreitern? Lassen sie noch ein Verstellen der Reiter zu oder steht hier alles auf Anschlag? Wie sehen die Bünde aus? Runtergenudelt, Dellen drin oder normal abgespielt? Dieses Begutachten in Verbindung mit einer groben Justage erlaubt mir, zu beurteilen, wie ich den Halskloben vorsichtig zu schleifen habe, um anschließend das Instrument hinsichtlich seiner Saitenlage und Bespielbarkeit zu optimieren.
Zum Thema "Überprüfung und Justage der Halskrümmung und Saitenlage bei einer Stratocaster" gibt es Dutzende Hinweise und Tipps.
Da mir beim Bespielen bereits aufgefallen war, dass der Hals vorn in den unteren Lagen schepperte, habe ich also erst einmal die Oberflächen des Halsklobens geglättet, d.h. den obligatorischen, überschüssigen Lack abgeschliffen, insbesondere auch an den Quatschungen und Ecken. Anschließend habe ich den Halskloben ganz leicht, also wirklich nur mit ganz leichtem Druck (fast schon nur noch ein Streicheln!) in Richtung Halsende verschliffen. Da genügt wirklich winzigster Kraftaufwand. Ein Schleifklotz und feines Schleifpapier ist Pflicht.
Obligatorisch: bei den 70s-Hälsen muss die Einstellmimik für die Halsneigung mindestens bündig sitzen oder tiefer: sie darf keinesfalls nach außen vorstehen. Bei dieser Gelegenheit kontrolliere ich den festen Sitz der beiden Schrauben.
(wird fortgesetzt)
Und findet im Laufe der Zeit auch heraus, wo die Stärken, aber auch viele Schwächen dieser Instrumente im Anlieferungszustand liegen. Zumindest ist das bei vielen der Classics so. Ob der Hersteller nun diesen Zustand bei den Vinteras positiv verändert hat, wird sich zeigen.
Hier in #19 schrieb ich bereits, dass ich mich mal beimachen wollte...
"...Im nächsten Beitrag möchte ich aufzeigen, was man mit wenigen Schritten und mit einfachen Mitteln und Werkzeugen tun kann, um so eine Stratocaster zu überprüfen und zu optimieren."
Und in #21 schrieb ich: "...Inzwischen habe ich Material gesammelt, welches ich noch aufarbeiten und sortieren muss, dann werde ich mich hier weiter dazu äußern. Für Interessenten - bitte noch etwas Geduld."
Das war im Januar 2018.
Viel ist schon zum Thema "Stratocaster" geschrieben worden. Ich möchte nun in mehreren Folgen aufzeigen, wie man so einen ab Werk vormontierten und spielfertig eingestellten Bausatz hin zu einem ordentlichen Instrument optimieren kann.
Die Stratocaster, der ich mich in dieser und den kommenden Folgen widme, kam dazu auch noch in einem ziemlich schlampigen Zustand an. Damit meine ich jetzt nicht den Zustand ihrer Bünde, sondern ihre Montage. Das kannte ich von den Classic 70s, die mir so unter die Finger kamen und ihrem geradezu vorbildhaften Zustand bislang gar nicht. Hinzu kam, dass hier der oder die Vorbesitzer mit unpassenden Schrauben gearbeitet hatten und demzufolge auch noch Befestigungslöcher aufbohrten... Außerdem waren die Pickups mal gewechselt und wieder zurückgebaut, es war alles relativ schlecht verlötet... Die Strat schrie also förmlich nach einer Optimierung und somit nach dieser Serie.
Los geht's!
Als ich die Gitarre zum erstan Mal sah, fiel mir meines bruchstückhaften Wissens nach ihr untypisch eher rötlich-bernsteinfarbenen Body auf. Auch fiel mir ihre im Vergleich zu anderen Classic 70s, die ich schon mal hatte, eher feine Haptik auf, die sich in einem irgendwie feiner gearbeiteten Body (Shaping) + Halsprofil äußerte. Hm, Honeymoon, Täuschung oder was?
Im Gegensatz dazu wirkt diese, meine Classic 70s irgendwie bolleriger:
Ich werde später darauf zurückkommen.
Bekomme ich so eine gebrauchte MIM-Strat, dann kommen zunächst einmal alle Saiten runter und ich demontiere anschließend den Hals. Die Rückseite der MIM-Hälse ist mir zu glatt lackiert. Mit Stahlwolle mache ich mich bei und stumpfe die Halsrückseite ab:
Im eingekreisten Bereich sieht man gut den Übergang von glatt zu stumpf. Die stumpfe Halsrückseite gibt mir ein viel besseres Greifgefühl. Das Abstumpfen mit der Stalwolle geschieht zuerst recht drückend, um den Lack erst einmal gut anzuschleifen. Tritt "Stumpf" ein, dann gehe ich vorsichtiger zu Werke, jetzt schleife ich mit kreisenden Bewegungen, bis eine gleichmäßig stumpfe Oberfläche ohne Schleifspuren erreicht ist.
Anschließend mache ich mich über den Halskloben her. Zum Begriff "Halskloben": ich weiß nicht, wie man das richtig bezeichnet, schrieb aber diesen Begriff schön desöfteren. Die Fachleute unter Euch mögen mir verzeihen, falls dieser Begriff falsch ist. Und sie dürfen gerne korrigieren!
Ich schrieb schon, dass diese Strat ziemlich schlampig montiert war. Auf dem folgenden Foto sieht man gut die Quetschung:
Bei allen Classic 70s, die ich bislang hatte, saß der Hals saugend fest in seiner Halstasche. Hier bei dieser Strat nicht. Ich mußte ihn regelrecht rauspopeln. Man sah auch gut, zu was diese Fehlanpassung bereits geführt hatte - nämlich einen zum Glück nur winzigen Riß im Body:
Meistens sitzen zumindest bei diesen Werksbausätzen Hals und Body ohnehin nicht extrem passgenau aufeinander, hier kann man immer optimieren!
Das bedeutete, dass letztendlich Halskloben und Halstasche nachgeschliffen gehören und angepasst werden. Um den Body kümmere ich mich in der nächsten Folge, hier geht es weiter mit dem Hals.
Mit Malerkrepp klebe ich den Bereich ab, der unberührt bleiben soll. Gut sieht man die Nachdunkelungen und nochmal den rot eingekreisten Übergang von Stumpf zu Glatt:
Die Quetschungen von der Halstasche des Bodys ist auf dem Folgebild nicht gut zu erkennen, aber auch dort war sie im Lack spürbar (heller Bereich):
Und da wird jetzt abgeschliffen. Und zwar auch die Ecken:
Das ist Feinarbeit! Da kann man nicht wild drauflos schleifen, denn sonst sitzt u.U. der Hals nachher schief und es ist ein Shimm nötig - was ich auf alle Fälle vermeiden will. Man darf sich gern drüber streiten, aber ein Shimm gehört zumindest meiner Meinung nach nicht in eine Strat.
Dem Schleifen voraus geht bei mir immer eine Begutachtung des Halses! Wie ist er justiert, ist er kerzengerade oder zu gekrümmt? Wie hoch ist die Saitenlage? Scheppert es irgendwo, zum Beispiel in den unteren Lagen (kein Problem) oder gar zwischen zwölftem und 17ten Bund (ganz schlimm)? Wie ist das Tremolo eingestellt? Liegt es auf oder steht es extrem hoch? Wie stehen die Madenschrauben an den Stegreitern? Lassen sie noch ein Verstellen der Reiter zu oder steht hier alles auf Anschlag? Wie sehen die Bünde aus? Runtergenudelt, Dellen drin oder normal abgespielt? Dieses Begutachten in Verbindung mit einer groben Justage erlaubt mir, zu beurteilen, wie ich den Halskloben vorsichtig zu schleifen habe, um anschließend das Instrument hinsichtlich seiner Saitenlage und Bespielbarkeit zu optimieren.
Zum Thema "Überprüfung und Justage der Halskrümmung und Saitenlage bei einer Stratocaster" gibt es Dutzende Hinweise und Tipps.
Da mir beim Bespielen bereits aufgefallen war, dass der Hals vorn in den unteren Lagen schepperte, habe ich also erst einmal die Oberflächen des Halsklobens geglättet, d.h. den obligatorischen, überschüssigen Lack abgeschliffen, insbesondere auch an den Quatschungen und Ecken. Anschließend habe ich den Halskloben ganz leicht, also wirklich nur mit ganz leichtem Druck (fast schon nur noch ein Streicheln!) in Richtung Halsende verschliffen. Da genügt wirklich winzigster Kraftaufwand. Ein Schleifklotz und feines Schleifpapier ist Pflicht.
Obligatorisch: bei den 70s-Hälsen muss die Einstellmimik für die Halsneigung mindestens bündig sitzen oder tiefer: sie darf keinesfalls nach außen vorstehen. Bei dieser Gelegenheit kontrolliere ich den festen Sitz der beiden Schrauben.
(wird fortgesetzt)
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