Improvisieren lernen

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Gelle 3465
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Hi,

über das Improvisieren gibt es hier einige Threads, das ist mir bewusst. Dennoch möchte ich kurz meine Geschichte erzählen. Vlt. ging es jemanden genauso.

Zu meinem aktuellen Level: Ich spiele seit über 20 Jahren klassisch Klavier (davon ca. 15 Jahre mit Unterricht) und habe über Debussy, Chopin, Beethoven sowie einiger modernerer Arangements vieles mitgemacht. Seit geraumer Zeit versuche ich mich mit Chopins Impromtu cis-Moll, Op 66, es fällt mir aber noch immer schwer.

Seit ca. 2 Jahren interessiere ich mich sehr für die Improvisation. Ich redete mir ein, mich besonders für Jazz zu interessieren, da ich hier die Grundharmonien mit ihren als stabil empfundenen Sept-Akkorden als sehr spannend empfinde. Eigentlich interessiert mich aber sehr Vieles. Von Saloon-Musik über Gospel bis hin zu moderneren Klängen finde ich Vieles spannend. Ich besitze ein gewisses musiktheoretisches Verständnis, ich beherrsche den Quintenzirkel, verschiedene Akkordstellungen, Septakkorde, kann über verminderte Akkorde auch mal die Tonart modulieren. Aber das Improvisieren will mir nicht gelingen. Letztes Jahr habe ich für ein halbes Jahr bei einem Klavierlehrer, der eigentlich klassisch unterrichtet, aber meinte, es könne auch Improvisieren unterrichten gelernt. Er wurde mir wärmstens empfohlen. Es war total enttäuschend. Er gab mir immer Übungen zum manövrieren durch die Tonarten auf. Zu Beginn einer jeden Stunde hat er 20 Minuten geredet, Jazz könne man nicht aus einem Buch lernen, man müsse es fühlen, man müsse einfach drauf losspielen. Irgendwann kommt es schon. Ich habe gespielt und gespielt, pattern gesucht und verworfen, fast nichts gefällt mir. Immer bleibe ich bei meinen 2 Varianten hängen. Ich habe versucht mich durch die Neue-Jazz Harmonielehre zu arbeiten und habe mehrere Stunden mit Tim Richards Jazz Piano zugebracht. Es ist immer das gleiche, ich kann es nicht vernünftig umsetzen. Es klappt für den Moment, aber ich kann das Angebotene nicht variieren. Auch Abseitz vom Klavier habe ich in meiner Jugend sehr viel gesungen, ich habe für 10 Jahre sicher täglich zwei bis drei Stunden klassische Musik gesungen oder gespielt. Ich habe sehr häufig Ideen, was man ausprobieren könnte. Manchmal höre ich einen Song im Radio und muss mich ans Klavier setzen und die Harmonien ausprobieren. Ich fahre im Auto und denke auf einmal: 'Das ist eine wirklich gelungene Wendung, wie geht das?' und setze mich später ans Klavier. Das klappt dann auch, ich erkenne die Akkordfolgen und die Melodie, aber es klingt trotzdem nicht nach einem Musikstück, es wirk wie eine Sillouette von dem, was ich mir in meinem Kopf vorstelle. Breche ich die Akkorde in meiner linken Hand auf, klingt es nicht mehr sinnvoll, versuche ich zur Melodie in der rechten Hand Begleittöne zu finden, klingt es fehl am Platze und gerade der Rhythmus in der linken Hand bereitet mir sehr große Probleme. Meißtens liegen die Akkorde.

Trotzdem möchte ich gern improvisieren können. In erster Linie für mich selbst, um die Ideen, die ich im Verlauf des Tages immer wieder habe einfach umsetzen zu können. Ich habe das Gefühl das die Improvisation zum Greifen nah ist, aber ich einfach keinen Zugang finde. Ein Schubs in die richtige Richtung müsste reichen und der Knoten müsste von allein platzen. Ich denke, entgegen dem was mein Lehrer mir letztes Jahr sagte ist ein gewisses Repertoire an rhythmischen, melodischen und harmonischen Pattern sehr wichtig. Hat man die einmal drauf kann man sei vlt. variieren und im Verlauf vlt. selbst neue entwickeln. Aber jedes Buch, dass ich aufschlage, überschüttet mich mit Lead Sheets, eine Melodie mit Akkordzeichen darüber, jedes Mal fühle ich mich allein gelassen und habe das Gefühl, nicht vom Fleck zu kommen.

Neulich habe ich auf youtube mehrere videos von improvpianotips gesehen. Keine Noten, ein video tutorial und diese angefärbten Tasten. Ich war mehr als nur skeptisch. Aber es hat tatsächlich einen kleinen Erfolg gebracht. In einem Video wurde einmal über 1, 2 und 5 der Tonica in verschiedenen Tonarten improvisiert, in einem anderen Video demonstrierte er den Wechsel von C-Dur zu a-Moll über E im Bass und As, C, E in der rechten Hand. Ein wirklich beeidruckender Klang.

Ich schreibe hier einen so langen Text, weil ich echt frustriert bin. Ein neues klassisches Stück kann ich mir ohne Probleme erarbeiten, ich erkenne auch meine Schwächen in der Technik und kann dort gezielt gegenarbeiten. Beim Improvisieren komme ich aber allein nicht weiter. Vielleicht bin ich inzwischen einfach zu verkopft, habe zu hohe Erwartungen und komme deshalb nicht weiter? Das ließt man immer weider, aber ich versuche hier wirklich gegenzusteuern.

improvpianotips bietet verschiedene Kurse im Komplettpaket für 199$ an. Hat hier jemand Erfahrungen oder Alternativen? Lohnen sich die Videotutorials? Es ist eine Menge Geld, wenn ich dann am Ende wieder da stehe, wo ich begonnen habe.

Vielen Dank für eure Hilfe

PS: Bitte entschuldigt den vielen Text
 
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Eine Lösung für Dein Problem kann ich zwar nicht anbieten, da es mir ein bisschen ähnlich geht wie Dir.

Aber vielleicht hilft eine neue Perspektive auf das Problem: Du hast jahrzehntelang klassischen Klavierunterricht genossen. Damit ist verbunden, dass man sich darauf fixiert, bestehende Noten immer besser umzusetzen, also das Gegenteil von Improvisation.
Also ist es doch überhaupt nicht erstaunlich, dass es ein paar Jahre dauert, sich da umzugewöhnen. Wenn Du jetzt schon das Gefühl hast, Du stehst kurz vor einem Durchbruch, ist das doch bereits ein toller Erfolg.

Vermutlich brauchst Du in erster Linie Geduld mit Dir selbst und Deinen Fortschritten. Ob der "Durchbruch" morgen erfolgt oder nächstes Jahr, ist doch eigentlich nicht entscheidend, oder?
 
Die Zeit, die es noch dauert ist nicht so entscheidend. Ich habe nur das Gefühl, dass ich die Methoden nicht kenne, um weiter zu kommen.
 
Die Zeit, die es noch dauert ist nicht so entscheidend. Ich habe nur das Gefühl, dass ich die Methoden nicht kenne, um weiter zu kommen.

Bei vielen Lernprozessen gibt es keine für alle gültigen Methoden, wie man zum Ziel kommt. Sondern man muss lange geduldig herumexperimentieren - und irgendwann klappt es, ohne dass man immer genau weiß, was zum Durchbruch führte.

Aber bestimmt gibt es hier auch Pianisten, die bereits improvisieren können und konkrete Tipps geben werden zu verschiedenen Vorgehensweisen. (Ich lese interessiert mit, vielleicht sind für mich auch nützliche Anregungen dabei.)
 
Er gab mir immer Übungen zum manövrieren durch die Tonarten auf.
:eek:
Einfacher anfangen: Hast Du schon mal probiert, mit der Bluestonleiter über eine einfache Akkordfolge zu improvisieren?

Z.B. C-Bluestonleiter (c es fis g bb c) über di Akkordfolge | Cm7 Bb7 | Ab7 G7 |.
Im Idealfall macht man das mit jemad anderem zusammen, z.B. mit einem Gitarristen. Dann kann man sich immer gegenseitig begleiten.

Oder: Kannst Du nach Akkordsymbolen einen Folksong abwechslungsreich begleiten?

Noch'n Tipp: Aebersold Vol. 2. Nothing but Blues besorgen und dazuspielen.

Improvisiertes Solo-Jazzpiano ist eigentlich die Königsdisziplin. Besser ist es, mit anderen Leuten zusammen oder/und mit Playalongs anzufangen.

Viele Grüße,
McCoy
 
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improvpianotips bietet verschiedene Kurse im Komplettpaket für 199$ an. Hat hier jemand Erfahrungen oder Alternativen?
Ja, tu dir einen Gefallen und spare dir das Geld.

Wenn das improvisieren schwer fällt, dann findet der Ton noch nicht den Weg aus der Vorstellung ins Instrument.
Das lässt sich durch Üben verbessern.

Ich würde diesen Weg nicht gleich über Tonleitern/Skalen gehen, sondern über Akkordtöne.
Warum? Weil ein Akkord weniger Töne hat als eine Tonleiter und dazu enthält ein Akkord die wirklich wichtigen Töne.
Skalen spielen ohne ein inneres Ohr bzw. Übung für die richtige Phrasierung führt zum "Gedudel", das viele Amateur-Improvisationen kennzeichnet.

Schön erklärt wird das drastische Begrenzen des Übens mit Akkordtönen m.E. hier ab ca 5:00, davor geht es um allgemeine Dinge.
Üben meint hier, sich auf das Improvisieren vorzubereiten, es ist mehr aktvie Gehörschulung und nicht in allen Aspekten das Gleiche wie Improvisieren.



Wenn dich diese "explorative" Seite von Improvisationsübungen allein etwas ungeduldig werden lässt und wenn Du gerne systematisch übst, dann könnte das Buch von Ro Gebhardt, Jazz Alphabet etwas für dich sein. Der (verwirrende) Druckfehler von Seite 41 wird durch ein PDF von der Verlagsseite korrigiert.
https://www.ama-verlag.com/de/noten-buecher/theorie-fachbuecher/jazz/jazz-alphabet
http://www.ama-verlag.de/Uploads/K_610497_Update_S.41.pdf

Gruß Claus
 
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Man unterscheidet gebundene und freie improvisation: im ersten fall folgt man einer vorgabe, sei es tonalität, metrum, genre, stil.
Die meisten wollen wohl spielen wie - - - - - - - - jemand anders.
Die wenigsten wollen neuland betreten.
Am anfang steht, hemmungen abzubauen! Dann sucht man sich das gewollte und benötigte material aus, das kann ein einziger ton sein, den man in allen möglichen lagen und rhythmischen varianten spielt. Es kann ein metrisches, rhythmisches , melodisches, harmonisches muster, ein intervall oder griff, ein "pattern" sein, kurz oder lang.
Man muss nur den mut haben anzufangen.
Gebrauchsmusik besteht meist aus melodie, bass und "begleitung", zu einem einzelnen basston passen alle melodischen eskapaden und koloraturen, das kann man transponieren, die funktionen vertauschen, nach allen richtungen manipulieren, eine dynamische perspektive herstellen, indem man einzelnes klanglich hervorhebt, anderes im hintergrund hält. Dissonanzen klingen auch piano gut, man spiele alle 12 töne verschiedenartigst auf die tastatur verteilt mit pedal! Oder mehr oder weniger enge cluster in allen lagen.
Will man vorbildern folgen, muss man deren strickmuster kennen, eine ballade ist anders als ein boogie-woogie, manche harmoniefolgen sind stereotyp, nur hüte man sich vor der umarmung der alten dame, vor der schon Débussy warnte.
 
Man unterscheidet gebundene und freie improvisation: im ersten fall folgt man einer vorgabe, sei es tonalität, metrum, genre, stil.
Die meisten wollen wohl spielen wie - - - - - - - - jemand anders.
Die wenigsten wollen neuland betreten.
Am anfang steht, hemmungen abzubauen! Dann sucht man sich das gewollte und benötigte material aus, das kann ein einziger ton sein, den man in allen möglichen lagen und rhythmischen varianten spielt. Es kann ein metrisches, rhythmisches , melodisches, harmonisches muster, ein intervall oder griff, ein "pattern" sein, kurz oder lang.
Man muss nur den mut haben anzufangen.
Gebrauchsmusik besteht meist aus melodie, bass und "begleitung", zu einem einzelnen basston passen alle melodischen eskapaden und koloraturen, das kann man transponieren, die funktionen vertauschen, nach allen richtungen manipulieren, eine dynamische perspektive herstellen, indem man einzelnes klanglich hervorhebt, anderes im hintergrund hält. Dissonanzen klingen auch piano gut, man spiele alle 12 töne verschiedenartigst auf die tastatur verteilt mit pedal! Oder mehr oder weniger enge cluster in allen lagen.
Will man vorbildern folgen, muss man deren strickmuster kennen, eine ballade ist anders als ein boogie-woogie, manche harmoniefolgen sind stereotyp, nur hüte man sich vor der umarmung der alten dame, vor der schon Débussy warnte.

Was haltet ihr von der Möglichkeit ohne große Theorie gleich mit rhythmischen, melodischen und harmonischen pattern anzufangen. Ich suche mir ein Muster aus und variiere es in verschiedenen Tonlagen, später kombiniere ich es mit anderen pattern.

Gibt es ein Werk, dass einfach nur eine Vielzahl verschiedener Pattern anbietet? Dabei würde mich neben Rhythmus vor allem auch interessieren, wie ich möglichst geschickt von einer Tonart zu einer anderen komme, sei es eine Modulation oder auch einfach nur der Wechsel in eine Paralleltonart.
 
Das kannst du alles ausprobieren, konsonanzen-dissonanzen-einklänge-vielklänge-akzente-übergänge, metren (auch unsymmetrische), taktarten, und dabei lernst du schritt um schritt dazu.
Vor deinem instrument bist du kapitän, und wenn du das allein betreibst, brauchst du auch keine rücksicht auf andere ohren zu nehmen.
Wenn du dann in altgewohnte bahnen willst, tonleitern, dreiklänge, funktionen, ihre verbindung zur kadenz, und die 8taktige periode mit geregelten harmoniewechseln, Auch gut, das haben schon tausende vor dir gemacht.
Eine gute hilfe: http://www.lehrklaenge.de/index.html
Lies, verstehe, höre, wiederhole, spiele, ohne fantasie weder improvisation noch komposition.

Wie man von einer tonart in eine andere kommt, hat Max Reger bis zum überdruss betrieben, in manchen stücken, auch für klavier moduliert er fast auf jedem taktteil Märsche gehen unweigerlich beim trio in die Subdominante, und tanzsätze wechseln brav nach 4 oder 8 takten die harmonie. Das ist die musikalische welt um 1900, und seitdem hat sich "musikalisch/strukturell" wenig getan, allenfalls im sound. Pariser besetzung und Jazz- oder Big Band gibts noch in nischen, "unplugged" geht kaum noch was, gesang (oder gesang-ersatz) nicht ohne mikro.
 
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Ein Lehrer ist mal nie verkehrt, auch wenn du ihn nur sporadisch besuchst. Evtl. musst du halt ein wenig suchen, bis du den passenden gefunden hast.

Ich bin auch aus der Klassik gekommen und tat mir anfangs sehr schwer. Vor allem die Schwerpunkte auf 2 und 4, ggb. der allmächtigen 1 in der Klassik, war schwer zu erreichen. Sehr geholfen hat mir Bill Dobbins Contemporary Jazz Pianist. Vor allem der vorletzte Band (glaube Band 2 von 3), wo aus allen Stilistiken punktgenaue Stücke notiert (!) sind. Sehr hilfreich für die Arbeit in der linken Hand. Gut ist auch Mosers Rock Piano, das fast bei null anfängt und eher in die moderne Richtung geht. Sehr wichtig war für mich auch die Theorie, vor allem für das Begleiten im Jazz, aber auch fürs Solieren und Improvisieren.

Grundsätzlich würde ich mal, wie schon von den Kollegen geschrieben, ganz einfach anfangen. Blues bietet sich an. Links schnöde Vierklänge auf die 1 legen, rechts über die Blues Tonleiter improvisieren. Oder auch modales wie So What. Hol dir zB iReal fürs Handy/Tablet und improvisiere mal über So What, die Begleitung von iReal ist gar nicht so übel!
 
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Was haltet ihr von der Möglichkeit ohne große Theorie gleich mit rhythmischen, melodischen und harmonischen pattern anzufangen.
"Patterns" ist eigentlich mehr die Sprache für das Spielen nach Zahlen (=Fingersatz) von notenunkundigen Rockgitarristen.

Ausgehend von deinen (tonalen) Jazz-Ambitionen aus Beitrag 1 hast Du sowohl Licks wie auch Improvisationsideen von Tim Richards aus dem Jazz Piano.
Der Ansatz des von dir ebenfalls erwähnten Frank Sikora ist natürlich amtilich, aber auch deutlich anspruchsvoller. Erste Schritte in diese Richtung hatte ich oben in Beitrag #6 skizziert.
Ebenfalls erwähnt habe ich in Beitrag #6 das Lehrwerk von Ro Gehardt, Jazz Alphabet.

Ein absolutes Standardlehrwerk in Sachen "Licks" ist außerdem Band 3 der Aebersold Reihe. Seit Anfang der 80er Jahre gibt es wohl niemand mit deinen Absichten, der das nicht kennt.
Im beiliegenden "Supplement" des Hefts steht genau das, was Du suchst.
https://www.alle-noten.de/Play-Along/Aebersold-Vol-3-Die-II-V-I-Verbindung.html

So richtig effektiv lernen kannst Du eigentlich nur, indem Du dir die Musik deines Stils heraushörst und (zunächst einfache) Licks nachspielst, die dir gefallen.

Gruß Claus
 
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@Claus Vielen Dank für deine Tips. Jazz-Alphabet von Ro Gebhardt ist gerade angekommen. Es gefällt mir, dass auch immer wieder Arpeggios vorgestellt werden. Ich fange jetzt an zu lesen und bin gespannt.

http://www.lehrklaenge.de war aber auch ein super Tip. Habe jetzt Harmonielehre I und II durchgearbeitet und die stellen Arkorde vor, die ich so noch nicht kannte und bringen immer Harmoniebeispiele. Echt top.
 
improvpianotips bietet verschiedene Kurse im Komplettpaket für 199$ an. Hat hier jemand Erfahrungen oder Alternativen? Lohnen sich die Videotutorials? Es ist eine Menge Geld, wenn ich dann am Ende wieder da stehe, wo ich begonnen habe.
Hi,

sagen wir einmal so: Wenn es Dich treibt, und Du das Geld über hast ... warum nicht?

Auf der anderen Seite schreibst Du, wie reich Deine Grundlage jetzt schon ist. Die Jazz-Geläufigkeit ist offenbar noch nicht so ganz da. Daher ein paar Gedankenanstöße für Dich.

1) Die Geheimwaffe unter Drummern (und sicher auch anderen) ist: Zuhören. Entsprechende Stücke hören. Erst hören, dann tun.

2) Am Schlagzeug habe ich gute Erfahrungen damit gemacht, zu meinem Lieblingsdrummer einfach zu begleiten. Manches deckte sich - mehr oder weniger -, anderes war anders. Das bringt punktgenau ins Nachdenken und leitet die richtigen Veränderungen ein.

3) Improvisieren bedeutet für mich: Mit dem, was ich im Moment am sichersten kann, musikdienlich zu spielen. Nächsten Monat klinge ich sicherlich anders. Überreize ich mein Spielkönnen, wandelt sich meine Musik in Krach oder so oder bringt meine Mitspieler aus dem Konzept.

4) Schau doch 'mal bei "Jazz at Lincoln Center's JAZZ ACADEMY" unter
https://www.youtube.com/user/jalcjazzacademy/videos herein. Die haben, wie ich finde, geniale Beiträge, auch für Jazz-Pianisten. Ich lernte dort viel über mein Instrument, über die meiner Mitspieler, wie es sich zusammenfügen muss usw. // Hier zwei Titel, die an vorige Beiträge anknüpfen: +

5) Improvisieren ist ein wenig so wie Sprechen: Weniger ist manchmal mehr und wirkungsvoller ;-)

6) Falls Du die Möglichkeit hast: Tue Dich doch mit anderen Jazz-Pianisten zusammen. Oder spiele in einer kleinen Jazz-Band. Das trainiert enorm und ergänzt alle Punkte 1-5 ganz von alleine.

Grüße + viel Erfolg, Michael

P.S.: Bei all dem ist es mitunter ganz gut, sich zu erinnern, dass Jazz zu Beginn Leute zum Tanzen brachte. Vertonte Lebensfreude, sozusagen :)
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Hier Teil 1 von 4 Zum Thema "Die Kunst der freien Improvisation".



FYI: Nicht-Anglisten kennen sicher "Untertitel" und "Optionen/automatischeÜbersetzung/Deutsch" ;-)
 
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Backe mal kleinere Brötchen.
Standard-Akkordkombinationen.
z.B.
Am7 ||: Dm7 G7 Cj7 Fj7 | Bm7b5 E7 Am7 A7 :||
Samba und Bossa-Nova Rhythmen.
Die fängst du dann auch über verschiedene Tonfolgen anzuwenden.

Einfache Songbücher, diverse Fake-Books arbeiten mit vielen Klischees, die du dann einfach in den Fingern hast.

Bei Gitarristen gibt es unzählige Riffs und Licks für alle Musikrichtungen. Das sind Wuasi Mini-Improvisationen, die sich später verselbständigen.

Es gibt einige Bücher zum Thema Bar-Piano, wo viele Konzepte vorgestellt werden. Midis zu Jazz-Standards.

zuerst dir 7er und j7er dann die 9er j9er 9b, dann die 6er bzw. 13er.

Alles mit dem Rhythm-Change (1-6-2-5 und die möglichen Variationen.

Der ganze Schischi um die modalen Skalen verliert später mal seinen Schrecken, wenn du erkennst, dass du sie alle (oder die meisten zumindest) schon in den Fingern hast, und bloß am Rhythmus gearbeitet werden muss.

Bei Jazz lohnt es sich mit den einfachen Versionen der bekanten Klassiker (Fly me to the Moon, New York New York, Girl from Ipanema) zu starten.

Wenn du dann wieder mit den Standard-Akkordfolgen weiter machst, wirst du merken, dass du viel mehr Variationen einbaust.

Viele, die dir erzählen, das alles aus dem Bauch kommen muss, haben die Jahre der Übung einfach verdrängt.

Ein nettes Stück als Projekt wäre das Stück Child in Time. (den Orgel-Part). Mit nur 2 Akkorden und 1000000 Variationen. Wenn du das mal nach Noten spielst, improvisierst du hinterher allein zum Stück.
 
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Der ganze Schischi um die modalen Skalen verliert später mal seinen Schrecken, wenn du erkennst, dass du sie alle (oder die meisten zumindest) schon in den Fingern hast, und bloß am Rhythmus gearbeitet werden muss.
Das meinte ich mit "bereits vorhandenem Reichtum" :)

Viele, die dir erzählen, das alles aus dem Bauch kommen muss, haben die Jahre der Übung einfach verdrängt.
Sehe ich auch so. "Bauch ohne Übung" klingt halt weniger ausdrucksstark und weniger gefühlvoll als "erst die Übung, dann der Bauch".
 
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Mein Tip: Ohne freien Kopf gibt es auch keine Impro. Zum Einstieg würde ich die 2-5-1 (und die Variationen wie z.B: Tritonussubstitute oder Progression) in allen Tonarten in die Finger (nicht in Gehirn) einpauken. Damit deckst Du schonmal ein recht weites Feld ab. Wenn die diese Akkordfolgen spielen kannst und währenddessen ein Buch lesen kannst, dann ist Dein Kopf frei genug.
 
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@Gelle3465: Dein Beitrag oben hätte auch von mir sein können ;)
Wie ist es weitergegangen, hast du Fortschritte gemacht? Wie findest du das Buch Jazzalphabet, hat es dir ein bisschen weitergeholfen?
 
@Gelle3465: Dein Beitrag oben hätte auch von mir sein können ;)
Wie ist es weitergegangen, hast du Fortschritte gemacht? Wie findest du das Buch Jazzalphabet, hat es dir ein bisschen weitergeholfen?

Hi @coucou Ich bin tatsächlich weitergekommen. Tim Richards Bücher haben mich nicht so richtig weitergebracht. Die Jazz Standarts waren mit den vorgestellten Technicken für mich nicht spannend genug. Da habe ich schnell die Lust verloren. Zumindest konnte ich aber die Blues-Skala danach ganz gut. Ich habe dann teils frei mit der Blues Skala improvisiert, teils Melodien, die ich kannte versucht harmonisch zu analysieren und darüber zu improvisieren. Parralel habe ich aus Interess immer wieder in der Neuen Jazz Harmonielehre gelesen. Das Werk ist wirklich ein harter Brocken, aber wenn man das was man gerade versucht nachließt, dann bringt es einen weiter. Ich wollte am Anfang zu viel. Ich habe später versucht in Stücken, deren Arkordfolgen ich schon kannte immer genau eine Improvisationstechnick exzessiv einzubauen, z.B. II - V - I Verbindungen, parallel-Tonart, Trugschluss, Terzschichtungen, andere Chord-Substitutions. Was mir außerdem noch weitergeholfen hat waren die Bücher "Die Barpiano-Schule - Band 1" und "Der Barpiano Profi:" (was dem Band zwei entspricht). Hier wird tatsächlich immer eine neues Improvisationselement eingeführt und man kann es dann an einem Leadsheet testen. Anschließend steht noch einmal ein ausgeschriebenes Beispiel da, wie man es machen kann, das ist super. Ferner habe ich versucht alles, was ich gehört habe am Klavier nachzuprobieren. Sei es Glitch Hop von TheFatRat, Simon & Garfunkel - Bridge over troubled water oder Bach. Besonders wenn ich interessante harmonische Wendungen gehört habe, habe ich versucht sie nachzuspielen. Ein Beispiel: Meine kleine Tochter schaut gerne Eiskönigin, wozu ich auch gelegentlich genötigt werde. Bei dem Song Eiskönigin werden I - V - VI - IV Verbindungen verwendet (wenn ich es richtig gehört habe). Aber im Abspann ist die Melodie die gleiche, es klingt aber anders. Nach nachspielen der Basslinie fiel mir auf, dass bei gleicher Melodie die Harmonie I - I7 - VImaj7 - IV verwendet wird. Solche Substitutions merke ich mir und verwende Sie dann an anderen Melodien, die ich schon in und auswendig kenne (sehr zum Leidwesen meiner Frau). Aktuell habe ich in mein Weihnachtsliederbuch für Klavier aus meiner Kindheit die Arkorde über die Noten geschrieben, wende Chord Substitutions an und improvisiere gelegentlich die Melodie. Letzte Woche ist mir aufgefallen, dass man in "Alle Jahre wieder" auf die Textstelle "auf die Erde nieder ..." auch die Akkorde (in C-Dur) C-Dur/C - C-Dur/B - F-Dur/A - F-moll/Ass - G-Dur legen kann (über F-moll muss mann dann die Melodie kurz verändern). Es sind diese Kleinigkeiten, die das Repertoire erweitern. Ich habe das Gefühl immernoch am Anfang zu sein, aber ich habe Spaß daran und immer wenn ich nicht weiterkomme, improvisiere ich Songs, die ich schon 100 mal improvisiert habe nur eben wieder ein klein wenig anders (was meine Frau aber nicht zu bemerken scheint :) ).

Lange Rede kurzer Zusammenfassung zur meiner Empfehlung:
1) wenn der Einstieg schwer fehlt mit der Bar Piano Schule anfangen, aber nicht vollständig durchracken sondern als Fantasieanregung nutzen
2) wenn einen die Hintergründe interessieren, gern ein bisschen in der Jazz Harmonielehre blättern (ich lese immer das Kapitel, was mir gerade spannend erscheint)
3) Alles was man hört (radio, Pop, Rap, Disney Schnulzen, Jazz, Filmmusik)
- bewusst hören
- nachspielen
- verändern
Ich wollte am Anfang viel zu viel. Ich wollte die Technicken lernen Bücher durcharbeiten und es dann können und ich wollte gleich frei improvisieren. So klappt es nicht. Besser ist es einzelne Technicken exzessiv anzuwenden, quer durch die Bücher zu blättern und spielen worauf auch immer man gerade Lust hat (schöne Melodien, aber nicht unbedingt frei, es sei denn man hat eine super Idee). Ganz wichtig ist die Fantasie und die Ideen und die kommt dann, wenn einem die Melodie gefällt und nicht bei irgendwelchen schimmligen Jazz-Standards, die man noch nie gehört hat (war überhaupt nicht abwertend gemeint, aber viele haben mich nicht vom Hocker gerissen). Es hilft ab einem gewissen Fortschritt übrigens ungemein, wenn man schon eine klassische Klavierausbildung hat. Ich habe das Gefühl, dass ich alle Ideen auch auf die Tasten bringen kann und brauch mich um Technickschwierigkeiten nicht groß zu scheeren.

Viel Erfolg bei deinen Versuchen und halt die Ohren steif, es wird besser
 
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Ich komme eigentlich von der Gitarre, und klimpere nur ein wenig Klavier.
Aber ich mache es auf bescheidenerem Niveau auch nicht anders, wie es @Gelle 3465 beschrieben hat. (Danke übrigens für den Tipp mit dem zweiten Band von Barpiano).

Ich improvisiere gerne über Standard-Akkordprogressionen. Da sind dann auch ein paar von den Jazzklassikern dabei, aber es gibt eben von denen auch einige, die viel gefälliger sind, und eine eingängigere Melodie haben (s.o.)

Aber gerade Pop und Rock hat viel zu bieten.
3-4 Akkorde oder seltener auch mal 6, aber immer in gleicher Reihenfolge machen das klimpern auf Tasten und Saiten doch einfacher.

Die ganzen Mashups (moderne Quodlibets) aus den letzten Jahren bieten eine nette Inspiration. (Z.B. 4-Chord-Song) Zumal man beim freien Begleiten eh nicht mehr weiß, wo man gerade ist, und sich nur auf die Chordprogression stützt.

Höre dich mal in ein paar Lieder EINER Progression ein, und spiele die Akkorde in einer gefälligen Tonart nach.
Die ersten Sachen laufen dann irgendwie von allein.

Das hat sogar schon mit C Am F G bei meinen allerersten Versuchen vor X Jahren geklappt, bevor ich überhaupt ernsthaft versuchte Klavier zu spielen. (Damals noch auf einem Bortempi-Keyboard)

https://de.m.wikibooks.org/wiki/Gitarre:_Akkordprogressionen
 
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Danke für eure ausführlichen Antworten. :) Und danke für die Buchempfehlung. Ich hätte mir jetzt schon fast das Jazz Piano von Tim Richards bestellt. Ich habe auch das Bluespiano von ihm und find es eigentlich nicht schlecht. Ich habe auch das Piano Improvisation Handbook von Carl Humphries, kann damit jetzt aber erstmal nicht so viel mit anfangen.

Ich bin in der Musikschule zb in einer Gruppe, wo man eben alleine seinen Teil in der Band beitragen soll, nach Akkorden spielen, Begleitung, vielleicht mal ein Solo einlegen etc.

Ich hätte mir jetzt zb folgende Bücher bestellt: Rockpiano 1 von Jürgen Moser, Modern Pop Piano von Mathias Maze Leber, Jazz Piano 1 von Tim Richards.
Wäre das was für den Anfang? (ist ja bald Weihnachten :) )

Ist es zb Sinnvoll, erstmal paar Akkordfolgen/progressionen in allen möglichen Umkehrungen und Tonarten auswendig zu lernen? Und kommt das durch das anwenden bestimmter übungen/songs alleine?
 

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