mr.coleslaw
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Bei mehreren Freunden von mir hatte ich in letzter Zeit Gelegenheit, verschiedene original PAF's zu hören und mit neueren Pickups zu vergleichen. Ich selbst habe seit Jahren alles mögliche schon an Pickups ein-und ausgebaut und bin insbesondere von den PAF Repliken von Kloppmann, Amber, Dommenget und den PRS 57/08 bisher recht angetan. Bei den original PAFs handelte es sich meistens um short magnet Exemplare wie sie ab 1961 verwendet wurden und sich teils in den original Gitarren (z,B. Gibson Les Paul SG Bj.61) bzw. in Les Pauls (z.B. 1968er Goldtop converted zu 59 specs ) befanden. Zudem hatte ich noch die Möglichkeit, mir eine original 1959er Paula anzuhören.
Nachdem ich, wie schon erwähnt seit Jahren mit allen möglichen PAF Repliken experimentiert habe reifte bei mir die Entscheidung, mir doch einmal einen echten long magnet PAF aus den 50er zu zulegen. Diese wurde dadurch unterstützt, das ich mir vor einiger Zeit schon zwei P-90 Pickups aus den 50ern zugelegt habe die von der Dynamik und dem Frequenzspektrum her alles in den Schatten stellen was ich bisher so an P-90 ausprobiert hatte (und das waren einige, z.B. von Häussel, Kloppmann, Fralin, Gibson usw.)
Als Trägerobjekt für den PAF sollte ein Les Paul Modell des oberpfälzischen Gitarrenbauers Gerhard Schwarz dienen. seine als St.Helens Summit bezeichneten Paulas bestechen durch vintage korrekte Specs wie Honduras Mahagony, Riopalisander Griffbrett, Hardrock Maple Decke, Long neck tenon, die Verwendung von Knochenleim, korrektes Deckenshaping etc. Die bisherige Elektrik besteht aus Amber St.Helens Classic Humbuckern mit 7.1 kOhm (neck) und 8.1 kOhm (Bridge) sowie CTS Potis.
Nach einigem Suchen wurde ich dann in den USA bei einem renommierten Händler von Vintage Parts fündig und zwar mit einem PAF der aus einer ES-175 Bj.1957 stammt. Vorteil diese PAFs ist das er das reguläre 2" polespacing besitzt und somit für den Einbau in die Bridgeposition einer Les Paul geeignet ist. Der PAF ist mit Kappe versehen und hat untouched solder Joints, d.h. die Kappe war noch ab gewesen. Das Patend Applied For Decal ist unbeschädigt und zweifelsfrei original, die chrakteristischen L-toolmarks an den Füßen sind einwandfrei zu erkennen. Natürlich könnte man noch nachschauen ob die charakteristischen Features an der Verdrahtung, der Bobbins und am Wickeldraht vorhanden sind, dies würde aber den Wert des Pickups gleich um 10-15% mindern worauf der Verkäufer natürlich keine Lust hatte.
Da bekanntlicherweise ein PAF seine ganze Stärke erst im Kontext der restlichen elektronischen Umgebung entwickelt habe ich, einem Artikel von Udo Pipper folgend, bei Vintage Inspired Parts in der Schweiz gleich noch einen Satz Potis mit den dazugehörigen Gudemann Pio Caps geordert. Die Stärke dieser Potis liegt im gleichförmigen Regelweg während bei den CTS Potis sehr oft ab Stellung 8 eine Art Schaltereffekt zu bemerken ist.
Eingebaut wurde der 57 PAF in die Bridgeposition, wo er mit seinen 7,5kOhm Gleichstromwiderstand sehr gut mit dem Amber, der einen GSW von 7,1kOhm aufweist, harmoniert.
Wie unterscheiden sich nun diese beiden Pickups und ist der PAF nun wirklich so etwas besonderes und damit sein Geld wert, für das man schon eine sehr gute Gitarre bekommen kann ?
Was am cleanen Amp sofort auffiel ist die Klarheit, mit der dieser Original PAF antritt. Im direkten Vergleich klingt der Amber fast mulmig, obwohl es sich schon um einen sehr transparent klingenden Humbucker bester Qualität handelt.
Der sehr oft bemühte Vergleich eines telecasterähnlichen Klangs trifft hier voll zu, wobei die Höhen sehr präsent sind aber sehr rund klingen. Verglichen mit meiner 67er Fender Esquire klingt die Paula sehr ähnlich, nur halt dicker im Klang durch den HB bedingt.
Am angezerrten Amp punktet der PAF deutlich. Die Summit hat nun fast das gleiche Frequenzspektrum wie meine Les Paul Junior Bj.1955, nur ohne Brumm. Die Saitentrennung ist traumhaft; regelt man das Volumenpoti auf 6 so klart der Sound deutlich bis fast in den Cleanbereich auf. Betätigt man das Tonpoti bekommt man von klare Kante bis womantone alles geboten was das Herz begehrt und auch JB hätte daran seine Freude wenn man den Tonregler auf 5-6 einstellt.
Boutique Pickup Hersteller aus dem In-und Ausland in allen Ehren, aber so habe ich das noch bei keinem Pickup erlebt der in eine Les Paul eingebaut ist. Faszinierend ist auch die Änderung des Tons allein durch die Anschlagsdynamik der rechten Hand, hier geht von zart bis hart alles bei der gleichen Stellung der Regler.
Natürlich ist es vermessen zu denken, das es nun zu 100% wie bei einer Les Paul aus dem Zeitraum 57-60 klingt. Die Summit ist relativ neu und befindet sich quasi noch im Prozess des Einspielens. Was man aber jetzt schon erkennen kann ist das Potenzial welches ihr zusammen mit dem 57er PAF auf den Weg gegeben wurde.
Was ist nun mein Fazit: ich werde bei Gelegenheit, d.h. wenn die Kriegskasse wieder gefüllt ist, nach einem weiteren PAF oder auch ganz frühen PAT Humbucker Ausschau halten um diesen dann in die Halsposition der Summit zu implantieren.
Denn wer vom PAF-Virus erfasst wurde ist nur schwer heilbar.
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