Wenn Fakten den Song kaputt machen

Habe mal in ein paar andere Wikipedien reingeguckt und festgestellt, dass im spanischen Text oben 1924 angegeben wird, in der Spalte mit den Eckdaten (rechts) aber 1923.

Ich sehe darin ähnlich wie @mjmueller einen weiteren Versuch, der ohnehin verbreiteten Ablehnung von Fakten einen weiteren Schub zu verleihen.
 
Ja, wenn Fakten den Song kaputt machen und man dann ständig drüber stolpert. Was meine ich damit? Zum Beispiel:

Zum Einen kann zum Zeitpunkt des Schreibens dieses Songs das Geburtsdatum "offiziell" noch ein anderes gewesen sein (kein www kein Wiki).

Zum anderen meint Locking up a house mehr, das Gebäude "verlassfertig" (z.B. auch das winterfeste Verschließen aller Fensteröffnungen) zu machen, als Locking up your doors (Tür absperren).

Unterm Strich sollte man sich hiervon aber nicht aus dem Tritt bringen lassen.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Wenn ich abgeschlossen habe und vor der Tür stehe, kann ich das Licht nicht mehr ausschalten!
Weil du nur streng sequentiell denkst. Erzählungen und Filme machen doch auch oft Zeitsprünge.... und überhaupt: Gibt es diese strenge sequentielle Zeit so eigentlich??? Es geht doch um Bilder und diese kann man doch frei nach Schnauze aneinanderreihen. Eine Erzähl-Rheinfolge streng nach der Zeit ist nicht immer die beste Methode, oft werden Erzählungen auch nach Bedeutung sortiert bzw. Spannungen werden erzeugt und manchmal läuft der Text - gerade bei einem Song - einfach besser wenn man einen Satz umstellt. Künstlerische Freiheit sollte man nicht mit "Amtsregeln" reglementieren und es ist sogar erlaubt aus eine "vier" eine "drei" zu machen... einfach nur weil vielleicht die Endung besser klingt.... ;)

Manchmal stolpert man einfach nur über die eigene Füsse.... :D
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Eine sehr erquickliche Variante der fake news bei songtexten finde ich die des Verhörens, bei dem der eventuell später korrekt erkannte songtext eine emotionale und poetische Ernüchterung höheren Grades zurückläßt, woraus dieses schöne Buch entstanden ist;
https://de.wikipedia.org/wiki/Der_weiße_Neger_Wumbaba

Hier eine kleine Hörprobe:


x-Riff
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
George Ezra besitzt keine Immobilie in Budapest.
...
Ezra has also insisted that, despite its title, the lyrics of "Budapest" do not have anything to do with the city in Hungary and that he had never even been there before. He said, "I was in Malmö in Sweden and the Eurovision Song Contest was being held in Malmö on that night, and I didn't have a clue about it but everyone there seemed to be really excited about it and having parties. But I didn't know you couldn't buy alcohol after 10 o'clock at night. So I ended up buying a bottle of like, rum, or something like that from a guy in a park so I could have something to drink at this party. Anyway, I was meant to be getting a train to Budapest the next day, and I never got it because I was too hungover and didn't fancy it. So I wrote the song about being miles from Budapest."
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
George Ezra besitzt keine Immobilie in Budapest.
...
Ezra has also insisted that, despite its title, the lyrics of "Budapest" do not have anything to do with the city in Hungary and that he had never even been there before. He said, "I was in Malmö in Sweden and the Eurovision Song Contest was being held in Malmö on that night, and I didn't have a clue about it but everyone there seemed to be really excited about it and having parties. But I didn't know you couldn't buy alcohol after 10 o'clock at night. So I ended up buying a bottle of like, rum, or something like that from a guy in a park so I could have something to drink at this party. Anyway, I was meant to be getting a train to Budapest the next day, and I never got it because I was too hungover and didn't fancy it. So I wrote the song about being miles from Budapest."
Sowas finde ich richtig gehend ätzend und selbstentlarvend zugleich ...

Wenn sozusagen Attitüde, gewolltes authentisches Image und songtexte auf die Wirklichkeit prallen und deutlich machen, dass songtexter*in und/oder Interpret*in damit erstens nix am Hut haben und zweitens nullkommanull wahrgenommen geschweige denn darüber nachgedacht haben, was sie da eigentlich machen ...

Ohne auf einzelne Personen einzugehen, fallen mir so Zeilen wie "I´m poor and lonely", "ain´t got no money", die gerne im Blues verwendet werden, bei Sänger*innen unangenehm auf, die niemals die Erfahrung gemacht haben, auf der Straße und von der Hand in den Mund zu leben, wirklich wegen der Hautfarbe oder einer ethnischen Zugehörgigkeit ausgegrenzt zu werden etc., aber munter bzw. angeblich selbstbetroffen solche Zeilen singen.
Wobei ich ihnen durchaus abnehmen würden, auch schlechte Stunden durchgemacht zu haben, an sich und der Welt zu zweifeln und so weiter - nur: dann sollen sie ihre Sicht und Erfahrung schildern und sich nicht in fremde Kleider schmücken und so tun, als hätten sie andererleuts Leben gelebt ... Wozu auch - wenn nicht, um auf irgendeine Art und Weise auf einem Zug mitzufahren, der gar nicht ihrer ist, aber halt so schön rollt ...
Inhaltlich sehr gelungen finde ich da den songtext "Streets of London", der das gut thematisiert.

x-Riff
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 3 Benutzer
Ja, wenn der Song "Mamor, Stein und Eisen bricht" erklingt -nebenbei: dann bin ich eh schon genervt....^^- frage ich mich, weshalb niemand dem Drafi erklärt hat, dass es "brechen" statt "bricht" heißen muss.... ;) :D

Laut dem Zwiebelfisch musste ihm das niemand erklären, denn wegen der vermeintlich(!) falschen Grammatik wurde das Lied in Bayern nicht im Radio gespielt. In der Kolumne lässt sich auch nachlesen, warum der Singular in diesem Fall eben doch nicht verkehrt ist.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 4 Benutzer
Wenn sozusagen Attitüde, gewolltes authentisches Image und songtexte auf die Wirklichkeit prallen und deutlich machen, dass songtexter*in und/oder Interpret*in damit erstens nix am Hut haben und zweitens nullkommanull wahrgenommen geschweige denn darüber nachgedacht haben, was sie da eigentlich machen ...

Ohne auf einzelne Personen einzugehen, fallen mir so Zeilen wie "I´m poor and lonely", "ain´t got no money", die gerne im Blues verwendet werden, bei Sänger*innen unangenehm auf, die niemals die Erfahrung gemacht haben, auf der Straße und von der Hand in den Mund zu leben, wirklich wegen der Hautfarbe oder einer ethnischen Zugehörgigkeit ausgegrenzt zu werden etc., aber munter bzw. angeblich selbstbetroffen solche Zeilen singen.
Wobei ich ihnen durchaus abnehmen würden, auch schlechte Stunden durchgemacht zu haben, an sich und der Welt zu zweifeln und so weiter - nur: dann sollen sie ihre Sicht und Erfahrung schildern und sich nicht in fremde Kleider schmücken und so tun, als hätten sie andererleuts Leben gelebt ... Wozu auch - wenn nicht, um auf irgendeine Art und Weise auf einem Zug mitzufahren, der gar nicht ihrer ist, aber halt so schön rollt ...
Inhaltlich sehr gelungen finde ich da den songtext "Streets of London", der das gut thematisiert.

Es ist natürlich schwierig da eine Grenze zu ziehen. Grundsätzlich spricht nichts dagegen als Songwriter in andere Rollen zu schlüpfen. Und oft ist das den Zuhörern auch klar, dass der Künstler jemand anderen "spielt". Oder zumindest eigene Erfahrungen,
die Ähnlichkeiten aufweisen, damit verarbeitet.
Z.B. die besagte "Billie Jean" aus dem Michael-Jackson-Song , die frei erfunden ist, aber
...
Laut Moonwalk, Jacksons Autobiografie, beruht der Songtext nicht auf einer wahren Begebenheit; vielmehr wurde Jackson von mehreren Frauen inspiriert, die ihn und seine Brüder auf diese Art belästigten.

Oder es gibt auch das Beispiel, wo Songwriter ihre eigene Gefühlswelt oder ein bestimmtes Lebensgefühl über Kunstfiguren widerspiegeln.
Z.B. David Bowie mit seinen zig Alter Egos.

Problematisch wird es, wie du schon sagst, wenn Musiker die fremden Federn, mit denen sie sich schmücken, unzweideutig als die eigenen ausgeben.
Ganz schlimm in der Hinsicht, finde ich zB sog. Gangta-Rapper, die - um mal "Hannes Loh" von Anarchist Academy zu zitieren: - "sich alleine in Brooklyn Pipi ins Hemd machen würden" - ihrer Zuhörerschaft aber - größtenteils Kids - ein Leben als erfolgreichen Mafiosi nicht nur vorgaukeln, sondern auch schmackhaft machen.
Und angeblich seriöse Plattenlabels wie Universal vermarkten diesen Dreck, als ob es das Normalste der Welt wäre.
ZB passend hier zum Thema Fakten Vs Text:
Vor einigen Jahren, als der Rapper "Massiv" den deutschen 50Cent "gespielt" hat, wobei er nicht, wie in den USA üblich dem Ghetto entkommen wollte, sondern extra aus dem beschaulichen Pirmasens in Rheinland-Pfalz nach Neu-Kölln/Berlin gezogen ist, um
ein einigermaßen glaubhaftes Gangster-Image aufbauen zu können.
Pan MC hat über diese Maschen - auch der Labels - einen entlarvenden Song gemacht, der bis heute immer noch nichts an seiner Gültigkeit verloren hat. Siehe letztes Jahr die Kontroverse um Kollegah und Farid Bang:



EDIT:
"Streets of London"
oder auch ähnliches Positiv-Beispiel, meiner Meinung nach:

Lou Reeds "Dirty Boulevard"
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Solche Sachen gehören zur Popkultur. Mehr oder weniger explizit. Ganze Staffeln Simpsons leben davon. Oder auch neuere Filme wie Ready Player One.
Und und und ...
 
richard-marx-justin-blmkd8.jpg



:D:evil:
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 11 Benutzer
Immerhin aber 5 "Writers"...

das habe ich gesehen ... ;) ... und drüber gelacht :D ... aber eigentlich ist er ja nicht durch Fakten kaputt gemacht worden, sondern war schon kaputt :eek:. Der Zustand des Songs hat sich durch die Aufdeckung der Fakten nicht verändert. :cool:

Gruß
Martin
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
In der Kolumne lässt sich auch nachlesen, warum der Singular in diesem Fall eben doch nicht verkehrt ist.
Mein Gott, damit haben sich Leute ernsthaft lange beschäftigt ?!?! Das erschüttert mich! :D :great:
Der Artikel besagt, dass es falsch, aber in der Poesie erlaubt ist. Man hat nette Parallelen gefunden. Und einen hübschen lateinischen Namen hat man diesem Phänomen auch spendiert? Manchmal wünschte ich, ich hätte auch so viel Zeit über, um so etwas zu erforschen.....:rolleyes:

(Andererseits: Ich könnte natürlich auch die Grashalme in meinem Garten zählen. Wahrscheinlich noch sinnvoller.....
Aber nichts gegen Dich, murmichel, der Artikel war schon aufschlussreich. Ich amüsiere mich also nicht über Dich, sondern über die Autoren!^^)
 
F76FABE0-269C-4C43-B8EC-D697A357D3A8.jpeg

--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Passt zu Myxin‘s Post
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 9 Benutzer
Keine Frage, ich sehe das eher humorvoll.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Ohne auf einzelne Personen einzugehen, fallen mir so Zeilen wie "I´m poor and lonely", "ain´t got no money", die gerne im Blues verwendet werden, bei Sänger*innen unangenehm auf, die niemals die Erfahrung gemacht haben, auf der Straße und von der Hand in den Mund zu leben, wirklich wegen der Hautfarbe oder einer ethnischen Zugehörgigkeit ausgegrenzt zu werden etc., aber munter bzw. angeblich selbstbetroffen solche Zeilen singen.[...]

Heißt das etwa, Mick Jagger war nie ein General im Blitzkrieg und Bruce Springsteen ist gar nicht in einem Tal geboren und hat seine Jugendliebe direkt geschwängert? Die Spice Girls wollen mit mir nicht alle zum metaphorischen Tier mit zwei Rücken werden? Bryan Adams will seine Partnerin nicht betrügen und zu mir rennen?! Meine Welt ist erschüttert, ich fühlte mich begehrt...naja, wenigstens hält Tom Jones mich noch für ne Granate.

Was ich damit sagen will: Das Lyrische Ich ist nicht gleichzusetzen mit dem Interpreten. Auch ist der Zuhörer nicht immer der Adressat des Textes.

Du würdest sicherlich nicht Mick Jagger den Vorwurf machen, dass er sich das Image des Teufels aneignen wolle, sondern siehst hier auch die Trennung zwischen Interpret und Lyrischem Ich. Nach deiner Logik (zumindest so, wie ich sie auffasse) müsste man sich ja dann die Frage stellen, ab welchem Abstraktionsgrad man Zeilen singen darf, die nicht auf die eigene Lebenswirklichkeit zutreffen. Müssen sie so fantastisch und fernab der Realität sein, dass dem Zuhörer direkt klar sein muss, dass der Interpret hier eine Fiktion vorträgt? Dürfen Lieder dann noch gecovert werden? Schließlich hat man ja nicht den identischen Erfahrungsschatz, der zu diesen Textzeilen geführt hat.

Ich kann deine Intention (glaube ich) schon verstehen: Kokettiere nicht mit einem Image, wenn du keine Ahnung von der Lebenswirklichkeit hast. Da würde ich dann aber schon unterscheiden, zwischen dem, was ein Interpret vorträgt und wie er davon ab sein Image durch Kleidung, Aussagen in Interviews etc. zu prägen versucht. Wobei man sich hier natürlich auch wieder fragen kann, wo die Grenze zwischen "akzeptable Kunstfigur" und "Möchtegern" ist. Ein Fall, wo ich zum Beispiel mit dem Image immer so meine Probleme habe, ist Jack White. Da hab ich nie das Gefühl, dass alles wahnsinnig authentisch ist. Es fühlt sich für mich so an, als wolle er krampfhaft eine Kunstfigur erschaffen, die cooler und lässiger ist, als er selbst es je sein könnte. Oder anders gesagt: Ich bin von so nem gewissen Unbehagen bei manchen Charakteren auch nicht frei. ;)
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 3 Benutzer
Ich hätte nicht gedacht, dass ich so viel hier hätte lernen können!
Ich bin nun alles andere als ein Gramatik- und Rechtschreib-"Nazi", da meine Fähigkeiten in der Richtung schon immer ausbaufähig waren. Genauso wenig bin ich aber dafür zu haben, wenn man aus Nachlässigkeit und Faulheit Sprache und Schrift verkümmern lässt oder mit Füssen tritt. Wie immer im Leben, muss es da einen goldenen Mittelweg geben.

Was mir beim Titel dieser Diskussion jedoch zuerst bei "Fakten die einen Song zerstören" in den Sinn kam, waren Musiker, die sich so daneben benommen haben, dass ich in der Konsequenz, deren Musik auch nicht mehr gut finden konnte.
Eines der bekanntesten Beispiele ist da wahrscheinlich Ted Nugend, wo ich mittlerweile den Sender wechseln würde, wenn mir dort Musik von ihm serviert werden würde.
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: 3 Benutzer

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben