Exakt mein Punkt. Ringo Starr ist nicht wegen seiner Fähigkeiten als Drummer heute noch bekannt, sondern weil er eben das Glück hatte in der erfolgreichsten Band seiner Zeit zu spielen.
Für mich - andere deuteten den Aspekt auch schon an - wird umgekehrt ein Schuh daraus: John, Paul und George hatten Glück, auf Ringo zu stoßen.
Mit ihm wurden sie eine der einflussreichsten und erfolgreichsten Bands überhaupt.
Und dazu hat Ringo als Musiker einen essentiellen Beitrag geleistet (und auf der menschlichen Ebene, als Ruhepol und Teamplaner wohl auch).
Die Beatles sind ohne Ringo genauso wenig denkbar wie The Who ohne Moon, Led Zeppelin ohne Bonham, AC/DC ohne Rudd, Police ohne Copeland oder Slayer ohne Lombardo.
Und nicht vergessen: Ringo hat Pete Best ersetzt, den ersten Drummer der Beatles.(...) Und als Pete Best ersetzt werden sollte, da haben sie Ringo genommen. Komisch, wo er doch gar kein guter Drummer war...
Dieser Schritt wurde übrigens von Produzent George Martin forciert, der Best nicht für studiotauglich hielt. Ringo dagegen galt in der Szene als "Metronom".
Dazu auch folgende Anekdote: Vor einigen Jahren im Zuge des Remasterings der Beatles-Alben noch mal alle überhaupt vorhandenen Aufnahmen der Beatles gesichtet wurden, fanden sich – ich meine, die Aussage stammt von George Martins Sohn Giles – unter hunderten Stunden Studio-Material nicht ein Take, der während eines Fehlers von Ringo wiederholt werden musste. In Zeiten, wo im Studio (wenn überhaupt) 4 Spuren zur Verfügung standen und entsprechend viel von der gesamten Band live eingespielt werden musste, war diese Fähigkeit sehr wichtig.
Während die McCartney und Lennon sich auch gerne wegen kleinster Details fetzten, wurden Ringos Beiträge nie in Frage gestellt. Er spielte halt immer das, was passte. Mehr kann man doch von einem Bandmusiker kaum erwarten. Erst recht nicht von einem Schlagzeuger. ;-)
Noch etwas "historisches": Ringo hatte '68 zu Zeiten des White Albums zeitweise die Band verlassen. Etliche Stücke wurden von McCartney eingetrommelt. Lennon meinte mit seinem sarkastischen Humor dazu übrigens mal:
"Ringo der beste Drummer der Welt? Er ist ja nicht mal der beste Drummer der Beatles ...". Tatsächlich beknieten ihn die anderen drei ziemlich schnell, zurück zu kommen.
Wie dem auch sei, jedem sei seine Meinung gestattet. Ich sehe es so: Wenn Ringo kein großartiger Drummer ist, weil man - nach heutigen Maßstäben - vermeintlich nur dann ein großartiger Drummer ist, wenn man alle seit Beginn der Rockmusik in jedem Jahrzehnt neu hinzugekommen Spieltechniken beherrscht und dieses auf Messen, in Musikläden und auf Youtube mit Clinics
beweist ... - meinetwegen.
Aber dann sind Gilmour, Santana, Page etc. auch keine großartigen Gitarristen. Die glänzen ja auch mehr durch Songdienlichkeit und eigenen Stil als durch "technisch perfektes" Geshredder, müssen - nach heutigen "Maßstäben" - ebenfalls als technisch arg limitiert gelten ... Gilmour hatte halt Glück, dass er Barett ersetzen konnte, Pages Schlampigkeit wurde von Bonham und Jones aufgefangen usw. ... So könnte halt je nach Sympathie jeden Musiker/dessen Beitrag zu einer Band klein reden.