Es ist ein existentielles Problem für Andere, eine Folge des Luxusses von Wenigen. Global betrachtet.
Aber das Überangebot ... das ist doch eine direkte Folge der Nachfrage. Man entwickelt doch nicht planlos drauf los, sondern sieht einen Bedarf für etwas, weil das Bestehende nicht alle Anforderungen so erfüllt, wie es die Käufer gern hätten.
Deren Anforderungen sind verschieden - also stellt man verschiedene Produkte der Gruppe XY her. Dazu kommt, daß in einer Marktwirtschaft, die uns offensichtlich so gut gefällt, daß wir nichts dagegen unternehmen, grundsätzlich eine beliebige Anzahl an Anbietern auftreten kann ... was zu mehrfachen Lösungen desselben Problems führt, worin auch die für uns positive Konkurrenzsituation begründet ist, die zumindest bei objektiv bestehenden Problemen (also bei funktionellen Defiziten, die nichts mit Geschmack zu tun haben) zur Bevorzugung der besten, effektivsten, günstigsten und wirksamsten Lösung führt.
Da, wo Geschmack zählt ... sagen wir mal, Pickups ... naja, welchen Grund hätte Seymour-Duncan, einen bestimmten Pickup-Typ in einer bestimmten Weise nicht herzustellen, wenn, sagen wir mal, EMG oder DiMarzio diese Nische bereits besetzt hat? Im Grunde hat da garkeiner einen Grund, irgendwas zu unterlassen, solange es Nachfrage gibt. Dann gibt es eben mehrere nahezu identische Produkte - dann wird es über Image, Preis, etc geregelt.
Am Ende verwundert es mich regelmäßig, daß das Handeln der Industrie gerade an dieser Stelle, manchmal auch sehr heftig, kritisiert wird. Es ist eine Antwort auf das, was die Kunden haben wollen. Nicht nur da, auch da, wo unverantwortlich oder sogar in jedem vernünftigen Sinn falsch agiert wird, tut die Industrie das nur, weil die Kunden mit ihrer Nachfrage, ihren Möglichkeiten und ihren Kriterien genau das von der Industrie haben wollen. Wiesenhof betreibt auch nicht aus Bösartigkeit diese Hühner-KZs, sondern aus Gewinninteresse. Bösartigkeit setz ich in der Branche sowieso voraus, oder mindestens Ignoranz (ist quasi gute Sitte da...) ... wie auch immer, wenn es den Kunden so wichtig wäre, daß das netter zugeht, wäre das Gewinnmaximum auf diese Weise nicht zu erreichen und dementsprechend würden die Unternehmen anders handeln.
Das Verhalten der Industrie ist einfach nur ein Spiegel, in den ihre Kunden schauen. Das mag manchmal erschrecken, aber manchmal tut das ein normaler Spiegel ja auch.
Würde niemand rumjammern, weil er Harnstofflösung in seinen Diesel tanken muß, gäbe es keinen Grund, mit der Software zu betrügen (auf sone Idee kommt ein Ingenieur auch erst, wenn ein Ökonom ihn dazu zwingt - i.A. mögen Ingenieure Funktionalität ... nicht das Vortäuschen derselben ... sind stolz auf eine gute Lösung, nicht darauf, daß etwas so tun kann, als sei es eine...).
Kurz: Wir wollen das. Wir kaufen so, daß die Industrie annimmt, daß wir das wollen, und das nimmt sie so weitgehend zurecht an, daß sie damit Erfolg hat, bzw die, die damit keinen haben, verschwinden wieder, bzw die Produkte verschwinden. Wir wollen 400 Optionen bei gleichartig aufgebauten TOM-Brücken, wir wollen dasselbe nochmal, aber mit Graphitreitern, dasselbe nochmal, aber mit Rollen, dasselbe in einteilig, dasselbe in Gold, Silber, Platin und Kupfer, wir wollen 100 Pickups, die sich geometrisch, elektrisch und magnetisch nicht relevant unterscheiden, wir wollen das alles von mehreren Firmen.
Was wir nicht wollen ... naja, größtenteils gibt es das nicht.