Welche Eigenschaften ermöglichen einem Spieler ein wirklich guter Musiker zu sein?

Akkordeonengel
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Guten Abend,

Als ich 18 Jahre alt war, war mir vieles klar und verständlich. Heute bin ich 46 Jahre alt und die Situation hat sich leicht verändert. Je älter ich bin, desto komplizierter suche ich nach bestimmten Grenzen. Und jetzt zur Sache: Laut Wikipedia bedeutet:
"Als Musiker werden Personen bezeichnet, die musizieren, also als produzierende (Komponisten) oder reproduzierende (Sänger, Instrumentalisten) Künstler Musik erzeugen: im engeren Sinne professionell oder im Nebenberuf, im weiteren Sinne auch als Amateure beziehungsweise Laien."...
"Der Musikant (oder der Spielmann/Spielleute) ist ein Musizierender, der zu bestimmten Gelegenheiten zur Unterhaltung aufspielt."...

Ich bin slowakisch. In slowakischer Sprache hat es in unserer Region eine andere Bedeutung:
MUSIKANT: Ein Spieler, der zu seinem eigenen Vergnügen spielt, kein Profi.
MUSIKER: ein professioneller Musikinstrumentenspieler vom Beruf.

Seit meinem sechsten Jahr bin ich auf eine Musikschule gegangen. Insgesamt 12 Jahre von Akkordeonunterricht (8 Jahre Musikgrundschule + 4 Jahre von sog. zweiten Zyklus zusätzlich zum Gymnasial Studien). Heute habe ich Musik als Hobby. Ich spiele die Orgel in der Kirche während des Gottesdiensts, als Amateur. Ich bin daher ein Musikant. Daher hätte ich im strengen Sinne kein Recht, diesem Forum ("MUSIKER"-Board) beizutreten. ;) Andererseits ist der Wunsch nach weiterem Wachstum und Fortschritt in der Musik auch nach vielen Jahren noch sehr stark in meinen Gedanken. Ich habe viele Fragen. Warum sind die Spieler mit geringerem Talent oft beliebt? Man muss ein musikalisches Talent haben, eine Persönlichkeit, um Menschen zu "erreichen", und eine positive "Chemie" mit seinem Musikinstrument. Und was sonst noch? Inwieweit ist ein brillantes Spiel wichtig für den Erfolg? Inwieweit ist ein Amateur für sein Spiel verantwortlich? Kann ein Spieler ohne ein Minimum an musikalischer Ausbildung ein echter Profi sein? Usw… Ich möchte besser werden. Ich bin für jede Ihre Meinung dankbar…

Liebe Grüße aus der Slowakei wünscht Vladimir
 
Eigenschaft
 
soll ich Dich mal erschrecken...??

Bei uns am Bahnhof sitzt ein Akkordeonist aus "Hinter-Sieben-Bergen", der spielt 2-3 verschiedene Töne in beliebigem Wechsel - ...den ganzen Tag lang.
Der kann davon seine Familie ernähren, isser wohl Berufsmusiker!

Ich selber hab Musik studiert, aber nie als Musiker gearbeitet - ich bin Hobbyist!
 
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Hallo Vladimir,

na, da hast Du aber ein Fass ohne Boden aufgemacht ... weil die Grenzen halt brutal flließend sind. In Deutschland sind die Ausbildungen und Berufe stark reglementiert; ein "Berufsmusiker" wäre demnach jemand, der eine entsprechende Ausbildung bzw. ein entsprechendes Studium absolviert hat. Ein "Profi" wiederum betreibt seine Musik zwar professionell, muss aber nicht zwingend das Ganze studiert haben ... wenn eine musikalische Ausbildung zwingend notwendig wäre, um als Musiker beruflich erfolgreich sein zu können, gäbe es einen Großteil der berühmten Bands im weiten Pop- und Rock-Bereich gar nicht. Meine Lieblingsband Queen zum Beispiel: Freddie Mercury hatte einen Hochschulabschluß als Grafikdesigner, Brian May ist mittlerweile promovierter Astrophysiker, Drummer Roger Taylor hat ein Biologie-Studium erfolgreich abgeschlossen, und Bassist John Deacon hat Elektrotechnik studiert und nach dem Studium Teilzeit an einer Grundschule unterrichtet. "Durften" sie nicht erfolgreich sein, weil sie musikalisch nicht genügend ausgebildet waren?!? Oder andersherum gefragt: wie haben diese musikalischen Dumpfbacken (auf die fehlende Ausbildung bezogen ;)) es bloß geschafft, rund 200 Millionen Tonträger zu verkaufen und heute noch als eine der GANZ großen Rockbands zu gelten??

Ein Musiklehrer hat mir mal gesagt, dass er vor allem einen Haupt-Unterschied zwischen Kindern und Erwachsenen beim Instrument-Lernen festgestellt hat. Kinder machen. Erwachsene fragen, ob man das so oder so machen sollte, ob beim eigenen mangelhaften Können überhaupt noch etwas zu retten sei, usw. usf.. Vielleicht machst Du Dir auch viel zu sehr 'nen Kopf, anstatt einfach zu machen ... aber ich kann's nachvollziehen, mir geht's genauso (bin jetzt 53 und spiele seit ca. fünf Jahren wieder Bass).

Das mit dem Talent ... es gibt genügend technisch brilliante Instrumentalisten, die auch erfolgreich geworden sind. Gerade bei den Guitar Heroes ... da kann es aber auch schnell vorkommen, dass es ein "too much" gibt. Yngwie Malmsteen fällt mir dazu ein. Brillianter Flitzefinger, aber niemals mega-erfolgreich. Vielleicht ZU anspruchsvoll für den breiten Musikgeschmack. Da finden einfache Riffs à la AC/DC weitaus mehr Konsumenten-Resonanz. Talent und Charisma helfen bei der "Vermarktung" der eigenen Musik sicherlich weiter. Kreativität ist etwas, was man einem nicht unbedingt in einem Studium vermittelt wird ... und zum Glück hat es noch immer etwas Geheimnisvolles, warum manche Musik Erfolg hat, warum manche Musiker erfolgreich sind und manche nicht. Da gibt's kein Rezept für. Ich habe vor einiger Zeit mal einen Bericht einer Autorin gelesen, die versucht hat, das Phänomen Helene Fischer zu ergründen. Nach mehreren Konzertbesuchen stellte sie fest, dass Frau Fischer es schafft, die Menschen zu berühren. Da wird innerlich etwas angestoßen, was auch immer (im genannten Fall kann ich persönlich es nicht nachvollziehen, aber das ist ein anderes Thema). Und das ist nicht unbedingt eine Frage von Ausbildung oder Studium oder Talent oder ausgewiesener Virtuosität oder spezieller Klangfolgen oder ... oder ... oder ... wahrscheinlich eine Mischung von allem. Und, verd...t noch mal, das ist auch gut so ...

Just my 2 cents.

Bässte Grüße

MrC
 
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Guten Abend,

WilliamBasie, MrC, vielen Dank für Ihre Antworten!

soll ich Dich mal erschrecken...

Dieses Beispiel der beiden entgegengesetzten Extreme ist wirklich interessant! :great: Im Fall meines Orgelspieles in unserer Kirche ähnelt es eher einem russischen Roulette mit einem Revolver mit sieben Ladungen: Die Website unserer Pfarrgemeinde enthält zwar die Namen der Organisten, aber es gibt keine Angaben über unsere spielerische Fähigkeiten. Soll ich eine Heilige Messe spielen? Kein Problem. Oder eine Hochzeitszeremonie mit der Wahl der Hochzeitsmärsche nach Ihrer Wahl? Okay! Aber eine BWV 538 vom Blatt spielen? Uuupssss! Sie haben Pech. Von den sieben Organisten, die in drei unserer Kirchen Orgel spielen, kann nur einer dies tun. Meine Kleinlichkeit schafft es leider nicht… ;)

...Kinder machen. Erwachsene fragen, ob man das so oder so machen sollte,...


Herzlichen Dank für diesen tollen Einblick! :great: Ja, es ist oft besser, ein Kind zu sein und Dinge mit der Hilfe des Herzens zu erkennen. Fragen geben manchmal keine Antworten, sondern offenbaren nur andere Fragen. Und ich habe eine solche Situation in meinem Beruf und deshalb muss es nicht in meiner geliebten Musik haben.

Herzliche Grüße, Vladimir
 
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Mir ist heute noch ein anderes Beispiel eingefallen: Sportler. Um Profi-Sportler zu sein, muss man kein Sportstudium absolviert haben. Um Sport als Lehrer zu unterrichten, schon. Nur: die wenigsten Sportlehrer waren mal Profi-Sportler. Würdest Du einem Profi-Sportler seine Daseinsberechtigung als "Berufs-Sportler" aberkennen, nur weil er kein Sportstudium vorweisen kann? Sicher nicht! Weil er's so gut kann, ist er halt Profi-Sportler ...

Allerdings gibt es beim Sport weitaus mehr objektive Kriterien, wie "gut" jemand diese Profession ausübt, als bei der Musik. Über NFL-Profis beispielsweise wird fast schon verbissen Buch geführt und wirklich ALLES in Statstiken erfasst. Hmmm ... würde man das auf die Musik übertragen, hieße das, nur der schnellste Gitarrist wäre der beste Gitarrist ... OMG, Eric Clapton ("Mr. Slowhand") wird arbeitslos :evil: Nein, bei der Musik zählen andere, eher subjektive Kriterien. Nicht der lauteste (objektives Kriterium) Opernsänger ist der beste (subjektives Kriterium) Opernsänger, und warum eine Stradivari nun nach einer Stradivari klingt und warum das als besonders "schön" und "angenehm" empfunden wird, ist AFAIK immer noch keine eindeutige Erklärung gefunden worden. Klar, eine entsprechende Ausbildung hilft in vielen Bereichen weiter, wo es um den Beruf "Musiker" geht; meine Nichte lernt gerade Kantor, das hilft natürlich ungemein, wenn es um eine feste Anstellung bei einem Chor etc. geht. Ob ihr das bei The Voice hilft ... na, das lass' ich mal dahingestellt ...

Tja, ein weites Feld ...

Viele Grüße

MrC
 
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Guten Abend!

Allerdings gibt es beim Sport weitaus mehr objektive Kriterien, wie "gut" jemand diese Profession ausübt, als bei der Musik...

:great:… und ich finde ein anderes Kriterium: die Länge der Praxis. Musiker haben seine vorgegebene Karriere wesentlich länger als Profi-Sportler. Zum Glück! Es ist am besten auf die Beispiele von berühmten Sängern zu sehen. Frank Sinatra, zum Beispiel: Er lebte 82 Jahre lang. Ein trauriges Beispiel ist das Schicksal von Whitney Houston (+ 49 jährige). Und das gilt auch für eine Vielzahl von Instrumentalisten. Manchmal ist der Sieg der Beginn eines Sturzes und eines Verlustes... Oder die Künstler in ihrem Leben treffen die "falschen" Leute (z.B. Whitney H.). Ich glaube, dass wie im Fall des Sports, auch im Fall von Musik, dies ein "beachtliches" Kriterium für den Erfolg in der Musik-Branche sein könnte. Mit dem Begriff "Erfolg" meine ich jedoch Folgendes: Erhöhte Widerstandsfähigkeit gegen nachteilige Auswirkungen, die Künstler in Bezug auf die Verkürzung ihrer Karriere beeinträchtigen. Und so…

Viele Grüße, Vladimir
 
in der Musik isses wie überall, es stört nicht, wenn man "was kann", entscheidender ist aber, zur richtigen Zeit am richtigen Ort das Richtige zu machen.
Zumindest jemanden zu kennen, der einen dahinschickt.

Ich hatte in meinem Leben viele gute Gigs, weil ein Profi nicht zum Termin erschienen ist und ich als Sub Hals über Kopf eingesprungen bin - für die Nachfolge-Gigs wurde ich oft dann direkt angefragt.
 
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...entscheidender ist aber, zur richtigen Zeit am richtigen Ort das Richtige zu machen. Zumindest jemanden zu kennen, der einen dahinschickt...

Ja, Du hast es absolut genau definiert. :great: Ähnliche Zeugnisse über der Nutzung einzigartiger Gelegenheiten würden in diesem Forum sicherlich gefunden. Ja, Fortune bevorzugt die Vorbereiteten. ABER! Im Jahre 1720 hatte J.S.Bach keine 4000 Courant-Mark. Deshalb wurde er nicht Organist in der St. Jakobi in Hamburg. Er hatte Talent - denn immerhin war ein Genie. Und er hatte auch bestimmt eine enorme Motivation. Alle Pläne scheiterten am Geld. Ich denke, dass sich diesbezüglich in den letzten drei Jahrhunderts nicht viel geändert hat. Ich kenne viele geschickte Musiker mit musikalischem Talent, die leere Taschen haben. Und in der Musik ist es doppelt so: Mit einem Sponsor ist das Atmen leichter. Brot kann nicht kopiert werden. Selbst Medikamente können nicht in einem 3D-Drucker gedruckt werden. Musik gehört nicht zu den grundlegenden Lebensbedürfnissen des Menschen. Daher erfordert es naturgemäß mehr Unterstützung. Das ist nur mein subjektives Gefühl. Vielleicht irre ich mich…

Viele Grüße, Vladimir
 
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Ich kenne viele geschickte Musiker mit musikalischem Talent, die leere Taschen haben. Und in der Musik ist es doppelt so: Mit einem Sponsor ist das Atmen leichter.
Und es gehört auch ein gewissen Maß an Skrupellosigkeit dazu, um in dem Business weiter zu kommen. Da ist aber das Show BIZ nicht alleine. "Leichen pflastern seinen Weg ..." davon kann man bei jedem Megastar ausgehen.
 
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...Musik gehört nicht zu den grundlegenden Lebensbedürfnissen des Menschen. Daher erfordert es naturgemäß mehr Unterstützung. Das ist nur mein subjektives Gefühl. Vielleicht irre ich mich…
Leider kein Irrtum Deinerseits, und noch viel schlimmer, es werden immer weniger Menschen, denen Musik ein grundlegendes Lebensbedürfnis ist.

Ich (sehr persönlich) halte ein Leben ohne Musik für möglich, aber sinnlos!
Es ist für mich schon schwierig genug, aus gesundheitlichen Gründen langsam Abschied von aktiven Musizieren zu nehmen, aber ohne passive Musik wäre ich komplett aufgeschmissen.
 
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...aber ohne ... Musik wäre ich komplett aufgeschmissen...

Das kann ich sehr gut verstehen! In Zeiten des Sozialismus in unserem Land (ehemalige Tschechoslowakei) war die Musik für mich die Lösung meiner sogenannten inneren Emigration: Innere, geistige Emigration aus der grauen Welt des Totalitarismus in die reine Welt der Musik. Seitdem brauche ich Musik für meine Seele genauso wie Brot für meinen Körper. Damals war ich jung und habe die Musik studiert und gemacht. Und heute? Hmm... Auch dieser Faden mit meinen Fragen wurde durch mein Interesse geweckt, um besser zu sein. Aber "besser" nicht in der Bedeutung "zu gewinnen", aber im sauber Sinne "Freude machen" mit meinem Musik...

Ein schönes Wochenende wünscht Ihnen Vladimir
 
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Die Frage nach "welche Eigenschaft macht einen Musiker" klingt nur im ersten Moment nach einer musikalischen Frage.

Im Kern ist die Frage doch eher eine philosophische. Und wie die meisten philosophischen Fragen lässt sich auch diese Frage niemals abschließend beantworten, sondern nur von möglichst vielen Standpunkten aus durchdenken.

Ich mag philosophische Fragen und Denken ist grundsätzlich gesund :). Aber musikalisch bringt einen die Suche nach der Antwort einfach nicht weiter, nur philosophisch.

Was dich wirklich weiter bringt (egal ob als Musiker/Musikant/Mensch), ist die Frage nach dem Ziel. Also wo willst du als nächstes hinkommen, welche theoretischen Kenntnisse und praktischen Fertigkeiten brauchst du? Was bist du bereit, dafür aus- bzw. aufzugeben (Zeit, Geld, etc.)?

Grüße
bassyst
 
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Und es gehört auch ein gewissen Maß an Skrupellosigkeit dazu, um in dem Business weiter zu kommen.
... das hat aber eher mit dem aktuellen ökonomischen System zu tun, Musik gibt es ja schon länger als dieses System, und sie wird es vermutlich auch überdauern.
Erfolg im Sinne wirtschaftlich positiver Bilanz ist aber auch anders vorstellbar. Ich denke da an so eine Art schamanisches Vorgehen, hilft es weiter, wird es sich lohnen ... das wirkt auf viele Menschen illusorisch und nicht praktikabel, ist aber auch bei Musikern ein archaisches Entlohnungsprinzip. Straßenmusik und "Hutrumgeh"-Gigs sind da im Grunde dichter am Wesen der Musik, als Verträge mit einem multinationalen Medien-Konzern und gefüllte Stadien gröhlender Fans ...

Aber musikalisch bringt einen die Suche nach der Antwort einfach nicht weiter, nur philosophisch.
... ich halte dagegen, dass alles, was mich menschlich weiterbringt, Auswirkungen auf meine künstlerische Tätigkeit hat. Der Umkehrschluss zu "wer nur etwas von Musik versteht, versteht davon auch nichts" (ich meine mich zu erinnern, dass Ravi Shankar das mal irgendwo geschrieben hat ...)

Was dich wirklich weiter bringt (egal ob als Musiker/Musikant/Mensch), ist die Frage nach dem Ziel.
... so sehr das als Konzept für Unternehmungen vielversprechend klingt, möglicherweise ist die Frage nach dem Weg entscheidender, gerade, wenn es um Bereiche geht, in denen eine geistige Entwicklung gefragt ist. Ich gehe davon aus, dass eine Entwicklung als Musiker im Kern auf den Fortschritten basiert, die ich als Wesen durchlaufe. Das betrifft nicht unbedingt fachliche Kenntnisse oder Fähigkeiten. Anders formuliert: ich kann auch ein besserer Musiker werden, während ich gar keine Musik mache.
 
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@frankpaush Jetzt könnte man aber auch wieder sagen, ohne Ziel kein Weg. Ziele können sich ja gerne mal auch ändern, aber um einen Weg zu gehen, braucht es immer eine Richtung ;-).

Was ich eigentlich mit meinem Beitrag sagen wollte, die Überlegungen des Threaderstellers gehen halt sehr in die Richtung "was es bedeutet, Musiker zu sein". Das Wort Musiker wird hierbei übermäßig betont und die eigentliche Sache tritt in den Hintergrund. Nämlich die Eigenschaften, die der Threadersteller entwickeln möchte, um einen bestimmten Idealzustand zu erreichen (bzw. sich auf den Weg dorthin zu begeben). Und dafür braucht man ja keine philosophisch korrekte Definition von "Musiker" ... die es ja gar nicht geben kann, Gewissheit gibt es nur im Tod und in der Mathematik :D.

Mein Fazit, lieber auf die eigenen Fähigkeiten und Kenntnisse achten. Was will ich und was kann ich schon? Bin ich zufrieden? Was fehlt mir? Wie bekomme ich das?
 
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Jetzt könnte man aber auch wieder sagen, ohne Ziel kein Weg.
.. das könnte man sicher sagen, es dürfte aber leicht das Gegenteil beweisbar sein :D
um einen Weg zu gehen, braucht es immer eine Richtung ;-).
... die muss aber nicht durch den Gehenden definiert werden.
Ich kenne durchaus etliche ernstzunehmende Künstler, deren Weg durch intuitive Impulse bestimmt wird. Sie folgen aktuellen "Eingaben" (lassen wir der Einfachheit halber jetzt mal weg, woher die tatsächlich kommen), die ihre Werke und Entwicklung bestimmen.
Ganz praktisch: wenn ich bestimmte Fähigkeiten benötige, um ein Gefühl nach meiner Vorstellung adäquat in Musik darzustellen, dürfte das Anreiz genug sein, diese Fähigkeiten zu entwickeln. Ist es das nicht, oder habe ich gar keine Bedürfnis nach einer solchen Umsetzung, sind gewisse Zweifel angebracht, ob ich ein (kreativer) Künstler bin ...
Will ich lediglich Werk X von Künstler Y reproduzieren, sieht das natürlich anders aus. Und eigentlich selbstverständlich einfacher, weil ich in diesem Fall dann tatsächlich ein klar fremddefiniertes Ziel vor Augen habe.
 
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Guten Abend,

Bassyst, frankpausch, vielen Dank für Ihre inspirierende Aussichte! Es ist meine Pflicht, einige meiner Aussagen zu "korrigieren":

...Und dafür braucht man ja keine philosophisch korrekte Definition von "Musiker"...

Das Definieren von Zielen führt immer zu Vereinfachungen. Also musste ich nur irgendwie mein Ideal zu nennen: "Musiker". Ich verstehe keine Philosophie, beruflich bin ich tätig in der Biomedizin und (Bio)Statistik. Musik ist ein wichtiges Gegenstück zu diesen Aktivitäten. Es tut mir leid, wenn meine "Definition" eine philosophische Reflexion hervorruft, bitte um Entschuldigung.

Das ist sehr interessant für mich!! :

ich kann auch ein besserer Musiker werden, während ich gar keine Musik mache.

Meine bekannten Musiker nämlich behaupten, dass sie heute (im Vergleich zur Jugendlichkeit) weniger Stunden pro Tag üben. Ich meine manuelle Übungen (an Tasten, Saiten usw.). Gleichzeitig trainieren sie viel mehr in ihren Gedanken. Mit anderen Worten - virtuell in ihrem Gehirn. Sie sagen, dass diese Methode viel effektiver ist als harte "brachiale Arbeit" ohne tieferes Nachdenken. Als Amateurmusiker habe ich es auch ausprobiert. Natürlich mit entsprechender Demut, die meinen spielerischen Fähigkeiten gehört. Und es scheint mir, dass dies eine wirklich effektive Strategie ist. Wenn man keine klare Vorstellung davon hat, wie sie das geübte Werk betrachten soll, wird dieses Musikwerk niemals voller Schönheit sein. Das ist meine bescheidene subjektive Sichtweise. Ich fühle subjektiv, dass es auch zu den Attributen und Eigenschaften gehört, die einen guten Musiker eindeutiger definieren. Vielleicht? Hmm...

Liebe Grüße, Vladimir
 
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na ja, manches regelt schon das Alter, bzw. die Dauer die man lebt...

Selbst ich bin in jugendlichen Jahren dem "Höher, Schneller, Weiter" verfallen, hab viel zu große Schlagzeuge viel zu laut und viel zu schnell gespielt mit unheimlichem Gefrickel - schon lange bin ich Minimalist und dadurch wieder recht gefragt für Kleinbesetzungen wie Klavier-Trios, etc.

Daß ich inzwischen einige hundert Jazzstandards im Schlaf kenne, ist auch eine Entwicklung, die sich nicht übers Knie brechen läßt, genauso wie meine Sammlung an Big Band Noten (die ich inzwischen weitergegeben habe), ich konnte min. 95% eines Repertoires für Aushilfsgigs aus meinem Archiv zusammensuchen.

Sowas hat man als Anfänger schlicht nicht zur Verfügung.
 
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Das Definieren von Zielen führt immer zu Vereinfachungen.
... Vereinfachungen führen aber nicht immer zu Verbesserungen :evil: ... mir ist inzwischen schon häufiger aufgefallen, dass Zielsetzungen durchaus auch behindern können. Das kollidiert scheinbar leicht mit der Effektivitätsvorstellungen unseres derzeitigen Systems.
Vermutlich sind aber nicht Ziele an sich das Problem, sondern eher deren Ausgestaltung (und die Vorstellung, ein Ziel für sich genommen sei schon ein Vorteil). "Falsche" Ziele führen ab vom eigenen Weg, und sie erzeugen Frustration. Gerade Ziele, die Werte wie "Perfektion" oder die Umsetzung bestimmter Attribute beinhalten, die vielleicht nicht einmal im Ansatz bereits vorhanden sind, können blockieren und ein angemessenes Wachstum gar stoppen.
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
manches regelt schon das Alter
.. so könnte man das auch sagen :D (obwohl ich auch etliche alte Musiker kenne, die immer noch in Ego-Frickeleien gefangen sind ...)
 
Ich hab diese Frage auch zuerst eher musikalisch verstanden, der erste Gedanke war: "zuhören können". Weil das die Fähigkeit ist, die ich bei allen Musikern bemerkt habe, die ich für gute Musiker halte. Und mit Zuhören meine ich auch, dass man dem zuhört, was man selbst spielt, wie es in Relation zu den Mitmusikern (also seinen Mitmusikern zuhört) steht und auch das Weiterdenken von dem, was man spielt. Und das ist sooooo schwierig, finde ich.

Die Trennung von verschiedenen "Musikerkategorien" ist hier im Forum, so wie ich's erlebt hab, eher unwichtig. Hier gibt es Anfänger und solche, die noch nicht einmal das sind, sondern auf der Suche nach einem Instrument sind, das sie lernen können, es gibt Berufsmusiker und Hobbyisten mit professionellen Ambitionen, Feierabend-Bands, Musik-Unterrichtende, Bastler und/oder Instrumentenbauer, Sofa-Musiker, Organisierer und, und, und... und alle verbindet die Nähe zur Musik und die können sich hier austauschen und voneinander Lernen.

Die Frage nach dem Ziel: Hm, ich kann mich erinnern, so um die 20 hatte ich musikalisch deutlich mehr Ziele, dies und das wollte ich noch können, in einer bestimmten Location will ich irgendwann auftreten und solche Sachen. Zur Zeit tummle ich mich in verschiedenen "Betätigungsfeldern". Gitarre spielen, Quetsche lernen, Geräuscherzeuger basteln, Sessions besuchen und mitorganisieren, mit einem Akustikduo spielen, Geräuscheexperimente... naja "produzieren", alles wenig ergebnisorientiert sondern eher "lustgesteuert". Das meiste eher unsystematisch. Heute dies, morgen das, ich liebe es, mich zu verzetteln. Ich weiß nicht, ob ich dadurch ein besserer Musiker werde, ich selbst würde mein musikalisches Leben als sehr erfüllt betrachten.

...hm, war das jetzt zum Thema?
 
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