Melodiebass - Standardbass

Ich wollte nochmal auf die Besonderheit beim Spielen eines Quintconverters hinweisen:

Der Knick in der Oktave ist ja immer am selben Punkt - häufig zwischen Eb und E.
Im Video habe ich C als tiefsten Ton.

Man spielt also die C Dur Leiter wie man sie kennt 7 Töne weit bis H und steigt dann nonchalant in die anderen beiden Reihen um dort mit dem nächst höheren C weiter zu spielen.

Sielt man nun in E Dur, bleibt der Knick zwischen selbstverständlich H und C. Ich beginne also mit E und komme genau bis H und muss dann galant in die nächsten beiden Reihen springen, also nicht nach dem 7. Ton sondern schon nach dem 5. Ton.

So ergeben sich also für die 12 Tonarten 7 verschiene Fingersätze, weil der Knick immer bei H-C bleibt, dieser aber immer irgendwo an einem der 7 Tonleitertöne entlang wandert.



und nochmal ein Praxisbeispiel:

 
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Hallo,

Ja, ich weiß. Seit vier Jahren hat hier niemand mehr etwas geschrieben. Aber meine folgende Meinung gehört gerade hierher. Es gibt noch immer neue Posts und Fäden in unserem Akko-Forum über MIII und Konverter:

https://www.musiker-board.de/threads/melodiebass-wer-hats-erfunden.682776/
https://www.musiker-board.de/threads/konvertor-und-freebass-akkordeons.664255/
https://www.musiker-board.de/threads/miii-lernen-nach-gusto-und-gehoer.659781/
https://www.musiker-board.de/threads/geschichte-des-konverter-akkordeons.660375/

Ich möchte nur einige Bemerkungen schreiben:
Ich habe die Musikschule am MIII-Akkordeon absolviert. Es war vor 28 Jahren. Für den wahren Charakter der Einzigartigkeit unseres geliebten Instrumentes halte ich zwei Features: Standard (Stradella) Bass und Tremolo. In der ehemaligen Tschechoslowakei begann das Akkordeon an Konservatorien bereits Anfang der 50er Jahre des letzten Jahrhunderts zu unterrichten. Es war damals nur Standard-Bass-Instrumenten verfügbar. Die MIII-Akkos wurden vor dem Krieg entwickelt, blieben jedoch ungenutzt. Der Wendepunkt kam in der Mitte der 60er Jahre. Die deutsche Supitas-B und die tschechische Dinas haben die Möglichkeiten erweitert und neue Möglichkeiten eröffnet. Das aber wurde oftmals auch auf die Verachtung des Standard-Bass und seine Bedeutung geführt. Ein wichtiger tschechischer Komponist sagte, er brauche den Standardbass nicht. Nach und nach wurde die MIII- spielende „Elite“ von der Realität und ihrer eigenen Grundlage getrennt. Sie spielen oft technisch perfekte Werke. Aber lassen Sie mich ehrlich sagen: Können und könnten wir mit solchen Spiel das Herz des gewöhnlichen Zuhörers erreichen? Hören und überprüfen Sie dieses Beispiel selbst. Akkordeonkonzerte haben oft Zuhörer, die ausschließlich dem Akkordeon Gemeinschaft angehören. Wir hören zu und schätzen uns selbst. Und das ist krank und falsch, glaube ich. Spielen auf MIII und verachten den Standardbass ist leicht und oberflächlich. Dies wird von jedem bestätigt, der zum Beispiel Jazz-Kombinationen auf dem Standardbass spielt. Deshalb halte ich mich selbst für das wichtigste den Stradellabass, obwohl ich gerne auch MIII spiele.

Gruß, Vladimir
 
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Du spielst auf die elitäre Gruppe an, die den Standardbass verachtet und die solche extremen Musiken spielen. Aber das ist auch nur eine kleine Gruppe.
Die weitaus größere Menge sind wie Du und ich auf beiden Systemen zu hause und ziehen kein System vor.
MIII ist nicht zwangsweise an solche von Dir verlinkte Musik gekoppelt, das weißt Du ja auch.

Mie Miki hat gerade den Klassikpreis für ihr wohltemperiertes Akkordeon bekommen, Hussong, Anzellotti und wahrscheinlich noch kommende haben es jeweils mit den Goldbergvariationen geschafft. Das von Dir angesprochene Problem liegt also nicht im Basssystem begründet, vielmehr ist es nur der Aufhänger, das gut erkennbare Abgrenzungsmerkmal.

Die Erweiterung aus einem eingeschränkten Basssystem sollte eigentlich nichts mit der Toleranz gegenüber bestimmten Musiken zu tun haben. Da hast Du völlig recht.

Andererseits braucht diese elitäre Musik dringend diesen Elfenbeinturm, sie kann am "Markt" wirklich nicht bestehen, das wissen die Protagonisten auch ganz genau. Nicht selten sind Kommentare unter Veröffentlichungen abgeschaltet. Sie spielen wohlwissend nur für ein bestimmtes Publikum.
Die Frage ist, ob man diese extremen Experimente pflegt und subventioniert, oder ob man es einfach streicht. Ich denke es ist gut, so etwas trotzdem zu haben. Wenn ich Zeit dafür habe finde ich manche Sachen extrem anregend! Diese Künstler und das dazugehörige Publikum müssen auch als Persönlichkeiten anders sein, sich gewissermaßen schützen und Rahmenbedingungen schaffen, unter denen sie spielen können.

Es ist an den Hochschulen allgemein auch nicht anders. Die Inhalte die dort gelehrt werden haben oft nicht viel mit der Praxis zu tun. Das Phänomen ist sogar schon aus den Schulgymnasien bekannt. Als Jugendlicher weiß man das noch nicht und die Pädagogen bauen oft eine gewisse Scheinwelt auf, eine Hochschul-Gewächshaus-Atmosphäre, in der der Student gepäppelt werden kann. Eigentlich muss man dort schon die Weichen für die kommende Neue Musik-Karriere stellen. Doch viele verpassen diese Chance, retten ihr Repertoire eine Weile bis es sich dann doch wieder am Markt orientiert. Andere bleiben tatsächlich dabei und verfechten ihre Kunst eben bis aufs Messer. Manche scheitern total, wenige schaffen es. Durchhalten kann man das nur mit Subventionen wie z.B. einer Professur oder regelmäßigen Stipendien, o.ä.

Lange Rede kurzer Sinn. Wenn man jetzt hier sagt, diese Selbstherrlichkeit sei krank und falsch und Verachtung des Standardbass sei oberflächlich, versteht die Situation und Beweggründe der Elite nicht. Bitte nicht falsch verstehen, ich fühle mich unter solch intoleranten Menschen auch nicht wohl, aber zumindest glaube ich zu verstehen, dass man diese Mauer braucht.
 
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Hallo Klangbutter!

Deine Worte erklärte mir Vieles. Danke! Die Meinung des Menschen wird von ihm selbst beeinflusst. Ich habe nur eine grundlegende Musikausbildung, obwohl ich eine Universitätsausbildung für meinen Beruf (außer Musik) habe. Diese Umstände haben meine Sichtweise stark beeinflusst. So meine Meinung wird durch hohe Subjektivität belastet. Ich schätze Deine Meinung als Meinung eines professionellen Musikers sehr!

Die Frage ist, ob man diese extremen Experimente pflegt und subventioniert, oder ob man es einfach streicht. Ich denke es ist gut, so etwas trotzdem zu haben.

Es stimmt, dass die aktuelle Ausbildung (in jedem Fachbereich, nicht nur Musik) sich hauptsächlich auf Anwendungen in der Praxis und Verwendung konzentriert. Persönlich stört es mich. Ich denke, es verhindert freie Entwicklung. Leider ist heute so eine Zeit. Entweder verkaufen eure Werke oder einen Sponsor finden! Zurzeit würde ich wahrscheinlich ein original modernes Werk für das Akkordeon komponiert nicht verkaufen. Der Markt wählt weniger anspruchsvolle Werke.

MIII ist nicht zwangsweise an solche von Dir verlinkte Musik gekoppelt, das weißt Du ja auch

Ich habe dieses Beispiel auch als ein Beispiel der Bewertung der aktuellen modernen Werke von zufälligen Zuhörern gegeben (siehe den Kommentar unter dem Video). Persönlich finde ich das eine interessante Interpretation. Leider gibt es niemanden in meiner Nachbarschaft, der meine Meinung teilen würde.

...mit den Goldbergvariationen geschafft.

Goldbergvariationen sind keine für das Akkordeon komponierten Originale (doch ich liebe sie, besonders Hussongs Spielen). ;)

Gruss, Vladimir

P.S. Hmm, aber die Frage der Akkordeon-Originalwerke passt hier wahrscheinlich nicht, nicht wahr? Es ist wahrscheinlich out of Topic. Bitte um Entschuldigung...
 
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könnten wir mit solchen Spiel das Herz des gewöhnlichen Zuhörers erreichen?
schwer, der Antwort klangbutters noch etwas hinzu zu fügen, darum nur dieser eine Aspekt. Pauschalisierungen sind immer schwierig. Wer ist der "gewöhnliche" Zuhörer? Bist du einer? Ich möchte, dass nicht nur mein Herz, sondern auch mein Verstand von Musik angesprochen werden. Alleine dies ist von Musikstück zu Musikstück schon unterschiedlich gewichtet.

Mein Leben lang habe ich öffentlich Musik gemacht, immer als Dienstleistung. Privat jedoch in ganz anderer Richtung. Hören ist ein Lernprozess, und das von dir verlinkte Musikstück spricht mich durchaus in mehrfacher Hinsicht an. Aber ich weiß auch, wie lange es bei mir gedauert hat, alleine bei z.B. Ravel anzukommen. Die zeitgenössische Kunst hat oft Bedarf an begleitender Erklärung, das ist nicht nur in der Musik, sondern auch in anderen Bereichen so und auch hilfreich.

Ich könnte das endlos weiterführen, so ist das mit so weit gefassten Themen und führt jetzt auch vom MII/III-Thema weg. Jeder hat seine eigenen Erfahrungen, und das meiste entzieht sich der Pauschalisierung. Die Vielfalt in diesem Forum zeigt es immer wieder.
 
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Du spielst auf die elitäre Gruppe an, die den Standardbass verachtet und die solche extremen Musiken spielen.
Die haben vor lauter "Einbildung statt Ausbildung" übersehen, dass man mit dem Standardbass mittels 2 oder mehr gleichzeitig gedrückter Knöpfe "Akkordklänge" spielen kann, welche sie auf dem MIII niemals greifen können. Sie schränken sich also unnötig ein und rennen gegen ihre eigene Vorurteilswand.
:bang:
Ein schönes kommendes WE wünscht Euch Paul
 
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Die Erweiterung aus einem eingeschränkten Basssystem sollte eigentlich nichts mit der Toleranz gegenüber bestimmten Musiken zu tun haben.

Dass der Melodiebass hier stellvertretend für die Neue Musik dargestellt wird, hat wie Klangbutter ja gut dargestellt hat, nichts mit dem Melodiebass an sich zu tun, sondern nur damit dass der eben auch Möglichkeiten eröffnet, die ganz neue Klanggestaltungen erst möglich machen. Und den kann man so oder anders einsetzen. Der Melodiebass und auch der Standardbass an sich ist nicht besser oder schlechter als das andere System, sondern eben anders mit anderen Möglichkeiten und anderen Begrenzungen.

Die Frage ist, ob man diese extremen Experimente pflegt und subventioniert, oder ob man es einfach streicht. Ich denke es ist gut, so etwas trotzdem zu haben.

Die Frage hab ich mir auch immer wieder gestellt und je älter ich werde, desto klarer ist meien Antwort: ja, ich halte es für richtig eine Bereich zu subventionieren, der erstmal völlig losgelöst von Ertragsfragen und Kommerz sich entfalten und entwickeln kann. Das sehe ich hier genauso wie mit der Grundlagenforschung - nur weil man sich jetzt nichts darunter vorstellen kann, wofür das gut sein sollte und wie man das im täglichen Leben verwenden kann, deshalb ist das noch lange nicht schlecht. Nur weil ich und viele andere mittelmäßige Menschen das nicht verstehen ist das nicht schlecht. Manchmal kommt mit Verzögerung ein Effekt daraus, der ins normale Leben reinkommt, auch wenn man sich das im Moment gar nicht vorstellen kann.
So wie man erst jetzt so langsam hinter die Bedeutung kommt, dass und warum es wichtig ist, dass auf der Wiese Schmetterlinge fliegen. Auch wenn vor noch gar nicht so langer Zeit eher die Meinung herrschte, dass die Biologen, anstatt auf der Wiese den Schmetterlingen hinterher zu träumen lieber sich drum kümmern sollten,d ass der Rettich anständig wächst. So gehört das m.E auch dazu, die Möglichkeiten des Intruments auszuloten, auch wenn ich das im Moment nicht verstehe und vielliecht nicht nachvollziehen kann... Und da bietet der Melodiebass derzeit eben noch mehr Möglichkeiten als der Standardbass.



Die zeitgenössische Kunst hat oft Bedarf an begleitender Erklärung, das ist nicht nur in der Musik, sondern auch in anderen Bereichen so und auch hilfreich.

Wobei ich hier die Erklärungen in den begleitheftchen zum Konzert doch mit starker Verwunderung lese. Manchmal habe ich hier einfach den Verdacht, dass eine extrem geschwollen Formulierung und Erklärung niedergeschreiben wird, damit was komplexes (und nebenbei schwer verständliches) dasteht, um die Gewichtigkeit des Erschaffenen besonders zu betonen. Durch meinen Lehrer hab ich auch etwas Kontakt zu neuer Musik bekommen und mich des öfteren gefragt, ob die Schreiber das da wirklich ernst meinen, was sie das so hingeschrieben haben... und ob die Komponisten das wirklich so ernst gemeint haben, oder ob die mitunter einfach einen musikalischen Gag gemacht haben.

So hab ich mal ein Stück erlebt von Stefan Hussong und John Cage (wie es richtig heißt weiß ich nimmer) mit dem Untertitel: "für Akkordeon, Zugposaune und Couscous." Es war das letzte Stück vor der Pause und in bestimmten Zeitabschnitten ließ man neben den tonalen Möglichkeiten der "eigentlichen" Instrumente Cousocus in eine Blechschüssel rieseln und die beiden vortragenden haben das mit großem Ernst durchgezogen. Wobei ich das ganze Stück lang spannend fand zu verfolgen, wann es denn soweit sei für die Pointe... denn obgleich die Stückbeschreibung was völlig anderes formulierte, war für mich klar, dass am Ende des Stücks eine Riesensauerei das Ergebnis sein musste . Und irgendwann kams dann auch soweit, dass mit dem letzten Ton die Schüssel umgeworfen wurde und der Couscous über die komplette Bühne und von der Bühne ins Foyer runterlief.

Da passt wieder der Spruch von Loriot: " Moderne Kompositionen erfordern geistige Mitarbeit"... und die kann der eine so oder so für sich erledigen - von Fall zu Fall und Mensch zu Mensch anders!:)
 
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Spielen auf MIII und verachten den Standardbass ist leicht und oberflächlich.
@Akkordeonengel, ich spiele auch beides. Dein Beitrag pflegt zwei Extreme : Entweder liebt man den MIII - und verachtet dann den Standardbass (und vielleicht das Tremolo). Oder aber man liebt den Standardbass - dann verachtet man die strengen anspruchsvollen MIII-Werke. Ich glaube nicht, dass das die Realität von uns im Forum widerspiegelt. Du spielst beides, @Klangbutter, @klangtaucher, @Frager, @maxito und ich auch.

Sollte es diesen Elfenbeinturm geben, von dem @Klangbutter schreibt, könnte es sein, dass die sich die Zukunft unseres Instruments dort nicht öffnet, weil dort die Synthese zwischen MII und MIII per definitionem ausgeschlossen ist. Man kann ja auf einem Konverter MII und MIII spielen und man kann auch während eines Stückes umschalten. Viele Werke, die ursprünglich für MII geschrieben waren, können durch einen Registerwechsel weitere Dimensionen gewinnen, weil man mit dem MIII in der Lage ist, ungewöhnliche Begleitfiguren auf dem Akkordeon zu spielen. Es gibt auch eine Thread hier, der gerade die Möglichkeiten von MIII für Jazz auslotet, also einen Bereich, wo viele mit dem MII vollkommen glücklich sind.

"für Akkordeon, Zugposaune und Couscous."
Bei der modernen Akkordeonmusik ist die Toleranz meiner Gefühle doch sehr beschränkt, obwohl ich mit dem Verstand so manches nachvollziehen kann. Das Stück, das Du @Akkordeonengel gepostet hast, stresst mich. Bei dem Stück mit dem Couscous hätte ich wahrscheinlich gelacht. Es hört sich ein wie eine Synthese aus Musik und taoistische Zeremonie. Freilich muss ich zugeben, dass ich schon ähnliche Experimente gestartet habe. Als ich mit einem Bassisten und einer Steptänzerin in einer Kirche gespielt habe, fand ich das richtig klasse. Und es kam teilweise auch an - aber eben nicht bei allen... Das Pech der Künstler: Nicht alle werfen mit Teddybären nach dir.
 
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Mie Miki hat gerade den Klassikpreis für ihr wohltemperiertes Akkordeon bekommen
Erstaunlich. Gibt es gerade in der Klassik und in den Klassiksendern eine Akkordeonrenaissance? Gestern kam in SWR2 ein Beitrag über Vincent Peirani. Ich glaube auch in der letzten Woche in dem Sender Akkordeonmusik gehört zu haben - und dabei höre ich da oft nur beim Spülen für ein paar Minuten rein...
 

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