So, zurück aus London, hat richtig gut getan. Vor 50 Jahren, 1968, war ich übrigens auch dort, und es war genauso ein Traumsommer wie dieses Jahr.
Endlich hab ich Muße, zu Euren Anregungen Stellung zu nehmen.
Wäre ich deine Frau, würde ich mich vielleicht beklagen, dass ich ein wenig zu kurz komme dafür, dass das Lied mir gewidmet sein soll.
Ich hab das in der Einleitung wohl etwas übertrieben mit dem "Text für meine Frau". Es gibt schon ein paar Songs von mir, die diesem Anspruch eher genügen als bei diesem Text. Es ist ganz offensichtlich ein Text über uns, wobei ich zunächst meine Situation schildere und dann meine Frau als "Lichtblick" und Retterin in höchster Not ins Spiel bringe. Das ist so gewollt, der Titel weist ja auch schon eindeutig darauf hin. Meine Frau fand den Text übrigens sehr ehrlich und für sie eindrucksvoll.
Zuviele verschiedene Situationen und Personen. Ich hätte keinen Platz, Personen die ich nicht mag, in ein Liebeserklärungslied zu packen.
Hatte das grad schon betont, es ist ein Lebenslied, in dem auch, Gott sei dank, die Liebe vorkommt. Aber eben nicht nur, auch weniger Angenehmes.
Nimm Bilder, erfinde Methaphern die das darstellen was du fühlst. Das "sachliche" Jammern zusammen mit dem Schuldzuweisungs-Zeigfinger ist selten bis nie ein überzeugendes Duett.
Es ist kein sachliches Jammern. Es geht auch nicht um Schuldzuweisungen. Es war eine Zeit, wo die Jugend (und ich als ein Teil davon) gegen hierarchische Strukturen opponiert hat, gegen diejenigen, die am längeren Hebel sitzen, egal ob in der Schule, am Arbeitsplatz oder in der Familie. Vielleicht ist das für Jüngere nur schwer nachzuvollziehen.
Die Quittung war für mich als ewiger Rebell, dass ich gemobbt wurde. Damals gabs das Wort noch nicht. Der Schulleiter kam in die Klasse und forderte mich vor versammelter Klasse auf, zum Friseur zu gehen. Ich habs nicht getan und mußte auch die Konsequenzen tragen. Dies nur als ein Beispiel.
Doch zusammen bauten wir uns auf // hmm, klingt irgendwie sehr pragmatisch. Ist das so deine Art?
Pragmatisch würde ich das nicht nennen. Es ist eine, zugegeben sehr knappe Zusammenfassung dessen, was mit uns geschehen ist. Vielleicht läßt sich das irgendwie poetischer ausdrücken, für Vorschläge bin ich offen.
So nahm unser Glück seinen Lauf. // klischeehaft.
dito. Sicher kann man das als klischeehaft sehen, hast Du Vorschläge, die beiden Zeilen "geschmeidiger" zu machen? Deshalb hab ich das hier ja gepostet.
Sprich sie an. Mach's zu ihrem Lied. Es ist nicht deins. Du hast es nur, wegen ihr geschrieben. Ohne sie gäbs das Lied erst garnicht.
dazu oben mehr....
Vielleicht werden auch ein paar Tränen fliessen. // Hmmm ... Ok. Weil, vor Freude oder, und wenn ja, dann nur "vielleicht" oder bestimmt? Oder kannst du das anders ausdrücken. Was willst du damit sagen?
ich sage bzw. singe da was, was sich in Worten nur schwer ausdrücken läßt, so viele verschiedene Gefühle, wenn ich die alle beschreiben müßte, würde es zum Roman ausarten. Aber sicher gibt es auch hier bessere Ideen, das was ich meine, auszudrücken. Es geht um Schmerz(früher) und Glück(später und jetzt) und auch Angst(jetzt), dass durch die Begrenzung unserer Lebenszeit wieder das Alleinsein droht, alles zusammen....
Generell würd ich noch sagen, das ich das Gefühl habe das sich deine Aussagen in Zeilen doppeln...d.h.,... natürlich weiss ich nciht ob ich richtige liege, aber d.h. das du eventuell die Zeilen nur auffüllst.
sorry, das müßtest Du mir erklären, was Du da genau meinst. Ich versteh nicht, worauf Du da hinaus willst?
Dann eine Beobachtung, die für mein Schreiben oft zutrifft, vor allem, wenn es im Fluß ist: Ich fange an, habe vielleicht einen Gedanken oder einen Ansatzpunkt, merke aber eigentlich erst nach dem Schreiben, worauf ich eigentlich hingeschrieben habe. Und merke, dass dieses Schreiben wichtig für mich war, um dorthin zu gelangen, aber nicht für das Publikum. Für das Publikum fängt es dann an spannend zu werden, wenn ich mein Thema habe.
Ich schreibe für kein Publikum, es sprudelt aus meinem Herzen (okay, wieder Klischee), aber es stimmt, zunächst schreibe ich für mich, wenn ich dann einen Song gemacht habe, sehe ich, ob es beim Publikum ankommt oder nicht. Bisher hab ich die Erfahrung bei Auftritten gemacht, dass das sehr unterschiedlich ist, weil Publikum nicht gleich Publikum ist. Klar bin enttäuscht, wenn ein Song überhaupt kein Interesse findet. Aber dann spiele ich ihn nicht mehr vor Publikum, nur noch für mich oder die Einzelnen, die es mögen.
Eine Sache die Du erwähnst, ist mir bei diesem Text auch passiert. Ausgangspunkt war, dass ich einen Song schreiben wollte über einen Freundeskreis, mit dem ich mich regelmäßig treffe. Der ist auch sehr wichtig für mich, aber dann merkte ich, dass eben doch eine gewisse Person, und nicht die Freunde, der Lichtblick war und ist.
Für mich wäre das die letzte Strophe Deines songs.
Thema: Was ich vermisse, wenn Du nicht da bist, worüber ich mich freue, wenn Du kommst, woran ich merke, dass ich Dich liebe und vermisse. Beschreib Deine Ungeduld, wie Du die Tage und Stunden zählst, was Dein Sehnen ausmacht, worin Deine Phantasien bestehen, wenn sie wieder da ist ...
dazu hatte ich eben schon etwas geschrieben, es geht weniger um Ungeduld, sondern um ganz verschiedene Emotionen, die da hochkommen und, vielleicht, zu Tränen führen.
Meine Texte entstehen oft wenn mich ein Problem zu sehr beschäftigt, die kreative Verarbeitung hilft mir mich aktiv aus den Grübeleien zu befreien. Es hat also durchaus einen therapeutischen Effekt, den ich bei dir auch erkennen kann. Deshalb tue ich mich aber auch etwas schwer mit neutraler Kritik an deinen Texten und halte mich eher zurück (nicht aus Desinteresse!).
Mach einfach weiter: schreib, sammel Ideen, skizziere, verwerfe...
Ich weiß, was Du meinst. Es zeigt mir Deine Feinfühligkeit. Bei einigen Bemerkungen oben fühlte ich mich völlig unverstanden, was sogar ein wenig geschmerzt hat. Aber ich hab den Text ja hier gepostet, damit er besser wird. Bei dem Titel "My Summer of 68" hat das ja auch wunderbar geklappt. Also tue Dir keinen Zwang an, ich schreibe über den Schmerz, aber ich lebe ihn nicht, nicht mehr. Eine Therapie ist das Schreiben und Musikmachen für mich allemal, aber mit 69 Jahren ist man nicht mehr so verwundbar wie Du vielleicht als junge Frau. Es ist eine Therapie zum Weiterleben bis zum sicheren Ende, was bei mir halt näher ist als (wahrscheinlich) bei Dir.
n****t: Letztendlich entziehen sich die letzten Texte, die ich von dir hier gelesen habe, für mich einer Stilkritik oder Verbesserungsvorschlägen durch Außenstehende, weil man deutlich spürt, dass für dich etwas anderes im Fokus steht als die künstlerische Gestaltung eines Textes, nämlich die Bewältigung des eigenen Schmerzes. Ich lese da eine "Wundheit", die mich davor zurückscheuen lässt, stilistische Vorschläge anzubringen, weil ich das als unpassend empfinden würde.
das geht in die gleiche Richtung wie bei katz, sollte aber nicht dazu führen, zurück zu scheuen. Wenn doch, fände ich es sehr schade.
Mich lässt es eher ratlos zurück, weil ich das Gefühl habe, einerseits in etwas sehr Persönliches hineingezogen zu werden, aber doch nichts Sinnvolles beitragen zu können, weil der Andere selbst mit geschlossenem Visier kämpft.
"Sehr Persönliches", sollten das nicht alle Lieder sein? Angefangen von Davids Psalmen über die Bänkelsänger im Mittelalter bis hin zu Bob Dylan und seinem Mr. Jones. Eine Unsitte für mich ist es, dass es immer mehr um sich greift, Songs zu schreiben, die keine echte Aussage haben, sondern einfach nur cool und witzig sein wollen, na ja, was solls. Ich geh dann mal, muß mal eben die Welt retten. ;-)
Welches geschlossene Visier meinst Du?