Gruetzi mitenand!
Die EMGs begleiten mich jetzt seit 1996, mit wechselnder Begeisterung...
Erstkontakt war eine 81/81-Kombi in meiner KH-2, die ich jahrelang nahezu ausschließlich gespielt habe und mit deren Sound ich immer mehr als glücklich war. Dazugesellt haben sich dann mehrere Ibanez & Jacksons, die nach und nach mit 81/85-Bestückung nachgerüstet wurden - auch diese Kombination gab eigentlich keinerlei Anlass zur Kritik, könnte jetzt auch nicht zwingend eine eindeutige Präferenz bezüglich 81er oder 85er in der Halsposition angeben.
In Frage gestellt habe ich die Pickups erst nach über 10 Jahren - etwa 2007/2008 - im Zuge einer Phase genereller Unzufriedenheit bzgl. Sound, Gitarren, Amps und Sinn des Metals im Allgemeinen...
Habe dann mit verschiedenen passiven PUs experimentiert (diverse Seymour Duncans( SH4/59er, SH-6, Invader), DiMarzios (X2N, Evolution, D-Activator), Häussel, Rockinger...) und bin teils auf "zahmere" Gitarren (Strat / Les Paul) und andere Amps umgestiegen - mit dem Ergebnis, dass ich letzten Endes im Laufe der letzten Jahre doch sukzessive wieder bei den EMGs gelandet bin.
Einzige Ausnahmen im aktuellen Fuhrpark sind eine JL-7 (mit Loomis-Signature-Duncans) und eine RG mit S.Duncan Nazgûl.
Die Frage, ob EMG oder nicht ist reine Geschmackssache - meinen treffen Sie offensichtlich.
Was nach meiner Erfahrung definitiv nicht stimmt, ist der Vorwurf des sterilen Sounds - zumindest keineswegs in dem Maße, wie oft behauptet wird. Scheint mir eher aus der gleichen Ecke zu kommen wie das altbekannte "Floyd Rose = Sustainkiller". Straff, sehr differenziert und ohne Mulm und Matsch - ja; steril und charakterlos? Keineswegs.
Im Gegenteil: Dass die EMG-PUs singen können, dürften z.B. Gilmour & Lukather hinlänglich unter Beweis gestellt haben
rolleyes
; das einer guten Paula (PAFs) oder einer PRS (58/15) oder ganz allgemein passiven Pickups gern unterstellte "offenere" oder "musikalischere" Klangbild mag wohl eher den i.d.R. grundlegend anderen musikalischen Rahmenbedingungen geschuldet sein.
Hinsichtlich der oft kritisierten mangelnden Dynamik wage ich mal zu behaupten, dass hier auch das Vorurteil dominiert. Insbesondere Ende 1990er/Anfang 2000er wurden EMGs - v.a. die 81er - in Verbindung mit Massen an Zerre als Goldstandard für Death/Thrash/Extreme-Metal, Drop-Tunings und Metalcore gehandelt und sind auf diesem Wege zum Synonym für ultra-verzerrten, komprimierten Heavy-Sound geworden. Ich persönlich mag z.B. Cannibal Corpse sehr, würde dem Sound von Mr O´Brien und Mr Barrett aber auch nicht gerade sonderlich viel Luftigkeit und Dynamik attestieren.
Was mit Sicherheit auch nicht geholfen hat, den Ruf der EMGs als eigentlich durchaus musikalisch und weitaus flexibler als unterstellt agierende Tonabnehmer zu festigen war der Trend, sie als eine Art Allheilmittel gegen undifferenzierten Mulmsound in so ziemlich alles einzubauen, was bei drei nicht auf´m Baum war. Da wurden bis runter zur 200,00 DM-Gitte gern mal zwei 81er implantiert, die Zerre bis Anschlag aufgedreht und dann war die Enttäuschung groß, dass das alles nicht klingen wollte wie die Custom-ESP über nen Rectifier. Schuld waren dann allerdings gern die extra teuer gekauften EMGs und nicht etwa unrealistische Erwartungen an das aktive Wundertier.
Langer Rede kurzer Sinn:
Meines Erachtens nach sind die EMGs deutlich besser weil flexibler und musikalischer als ihr Ruf. Eine gute Basis an Instrument, vernünftige/sinnvolle Einstellungen am Amp und nicht zuletzt ein gewisses Maß an im wahrsten Sinne des Wortes musikalischem Fingerspitzengefühl machen die angeblichen one-trick-Ponys zu sehr guten Allroundern.
Muss aber letztlich jeder selbst ausprobieren...!