Ich bewundere zwar jeden der gleichzeitig singen und spielen kann, aber es ist halt trotzdem eine doppelte Belastung der Konzentration.
Aus meiner Praxis als Folkie, der fast immer, wenn er singt, irgendein Instrument in den Händen hat, ein wichtiger Tipp: Ein selbstbegleitetes Lied ist erst dann aufführungsreif, wenn sowohl die Vokalpart - Melodie und Text - als auch die instrumentale Begleitung jede für sich automatisch abläuft. Da braucht man sich nicht mehr zu konzentrieren, um den nächsten Akkord oder die nächste Textzeile in die Erinnerung zu rufen - sie sind einfach da.
Konzentrieren muss man sich trotzdem, aber die Konzentration gilt dem Ausdruck. Dieser hängt von Tempo und Dynamik ab, und da gehen die Anforderungen gleichermaßen an Stimme und Instrument.
Wie man dahinkommt? Als Sänger hat man den Vorteil, dass man fast überall üben kann - im Auto, unter der Dusche, beim Waldspaziergang, allein in der Wohnung ... Es ist nur eine Frage der Zeit, bis Text und Melodie "sitzen."
Die Begleitung kann man ebenso für sich üben - vielleicht ist es noch leichter, wenn man die (mittlerweile auswendig gelernte) Melodie, ohne sich extra darauf konzentrieren zu müssen, dazu summen kann.
Dann bringt man beide zusammen und findet heraus, wo Konzentration noch notwendig ist, um fehlerfrei zu spielen - beim Text oder bei der Begleitung. Dann übt man entsprechend. (Text ist schwieriger als Melodie - die Melodie lernt man einmal; beim Text muss man meistens mehrere Strophen lernen, und sie in der richtigen Reihenfolge abrufen können. Wo ich mich immer noch am meisten konzentrieren muss, ist beim Übergang zur nächsten Strophe, um die richtige Strophe zu erwischen.)
Wenn das alles sitzt, kann man sich beim Singen auf die Feinheiten konzentrieren; den Sinn der Wörter und Phrasen erfassen und musikalisch umsetzen.
Und noch ein Tipp: Überfordere nicht deine Instrumentaltechnik. Eine Begleitung sollte einfacher sein, als ein Solo-Instrumental, das du dir gerade noch zutrauen würdest.
Cheers,
Jed