Welche Faktoren haben denn nun den größten Einfluss auf den Klangcharakter/Klangfarbe (nicht Klangstärke!) eines Akkordeons?
Das sind Fragen, die kann im Moment glaube ich niemand wirklich genau und exakt beantworten - denn dann wäre derjenige in der lage jede beliebige Klangvariante am Akkordeon zu erzeugen...zumindest ich habe denjenigen noch nocht getroffen.
Aber vieles kann man zumindest grundsätzlich mal erklären. Dazu macht es Sinn, wenn man sich die Ganze Sache in verschiedenen Stufen vorstellt: Erst mal ganz Grob und dann immer feiner.
Zunächst erzeugt jedes Akkordeon , so wie es aufgebaut ist einen typischen Akkordeonklang. Einfach weil Stimmztungen auf Platten montierrt sind, die wiederum auf Stimmstöcken sitzen und nach außen hin über Klappen angesteuert werden und mit einem Balg reguliert werden. Ein Akkordeon klingt also erstmal immer nach Akkordeon und kann so schon mal per se von einer Pauke unterschieden werden.
Im Großen und Ganzen ist das materialunabhängig. Ein Akkordeon kann immer als Akkordeon erkannt werden, auch wenn die Stimmzungen aus Messing, die Stimmstöcke aus Kunststoff und viele oder wenig Chöre eingebaut sind. Auch mit oder ohne Cassotto wird man das als Akkordeon erkennen. Auch das Gehäusematerial macht da keinen Unterschied (im Groben)
Sieht man sich die Stimmplatten an, so gibt es unterschiedliche Bauformen, Plattendicken, Zungebreiten und Zungenformen. Generell machen die alle das gleiche. Im Feinen betrachtet gibt es aber schon einen Unterschied.
Eine dicke Stimmplatte "zieht" die Zunge weiter durch bevor di eunten durchschlägt und der Saugeffekt abbricht - ergibt eine Stimmplatte die auch viel Kangkraft mitbringt.
Die Zungen können vorne fast parallel ausgeführt sein und fast die glecihe Breite aufweisen, wie im Zungenfuß. Dadurch erzeugen die schon mit kleinen Schwingungen im Bereich der Spitze eine größere Luftbeeinflussung - was sich auf die Klangkraft auswirkt und mit wie viel Druck man wie fein spielen kann. Da kann man schon wählen - schmale Zungenspitze zarter Anfang, aber halt weniger Beeinflussung im lauteren Bereich, oder alternativ breite Zunge mit mehr Luftbeeinflussung auch wenns lauter wird, aber halt im Feinbereich schwieriger zu handhaben.
Hier kann man aber nicht pauschal sagen, was besser oder schlechter ist, denn das kommt immer auf das Gesamtkonzept an.
Die Stimmplatten haben Ventile.
Aus Leder oder aus Kunststoff. Leder ist schwerer und dicker als Kunststoff und reagiert von daher schon mal etwas träger, da eben mehr Masse in Bewegung gesetzt werden muss. Bei Kunststoffventilen hat der Ton also die Chance schneller voll in Ganz zu kommen... sofern die Stimmzunge überhaupt schneller anspricht als das Ventil... in aller Regel ist jedoch die Stimmzunge langsamer als das Ventil und er Effekt ist nur ein theoritischer.
Man kann das Ventil kann knapp aufkleben oder weiter auf den Plattenspalt. Je freier der Plattenspalt ist desto freier kann die Luft der Stimmplatte durch und desto weniger beeinflusst das Ventil die Sache. Je weiter vor man das Ventil klebt desto stärker wird der Luftstrom gedrosselt und desto nasaler klingt das Ganze. Es gibt einen Bereich, bis zu dem man die Ventile auf den Plattenspalt klebt, wo man den Klang noch nicht als nasal oder dumpf, sondern als angenehm warm und weich empindet. Moit Kunststoffventielen kann man bauartbedingt hier über einen größerern Bereich den Effekt variieren. Lederventile müssen zwangsweise etwas weiter auf den Plattenspalt geklebt werden, als Kunststoffventile .
Jedoch ist die Klangwirkung bei Lederventilen damit schon in dem Bereich, den man als warm und weich empfindet - weshalb dieser Klangeffekt gerne den Lederventilen zugeschrieben wird...ist aber nur eine Frage, wie man die aufklebt.
Ein Akkordeon funktioniert auch ohne Ventile und es wird als Akkordeon erkannt egal ob mit oder ohne Ventile - aber im Feinen kann man da minimal was variieren, je nach dem wie die Ventile aufgebracht werden.
Die Stimmplatten sind auf Stimmstöcke montiert deren einzelne Töne durch Kammern die Kanzellen getrennt sind. Somit hat jede Stimmplatte ihren eigenen Luftkanal nach draußen. Und der ist idealerweise so groß, dass er keinerlei Drosseleffekte auf den Luftstrom hat... so ein großes Akkordeon will aber niemand haben...
Also sind die Kanzellen in ihrer Größe begrenzt und so klein gemacht, dass sie noch möglichst wenig drosseln. Wichtig ist, dass möglichst viel Luft ungehindert strömen kann. Den Effekt erreicht jede Kanzelle aus jedem Material .
Ein Teil des Luftschalls wird gelangt jedoch an die Kanzellenwand. Und je nach dem wie die OPberfläche ist, wird das entweder absorbiert und ist weg oder wird reflektiert und mischt sich wieder mit dem restlichen Luftstrom.
Und was dabei rauskommt hängt dann schon von der Oberfläche ab - ist die rauh und unstrukturiert, wird wenig und ungerichtet reflektiert. Die Gesamtmischung wird dadurch etwas undefiniert und "weich".
Das Gegenteil hat man mit komplett (spiegel)glatten Oberflächen da wird sehr viel gerichtet reflektiert und ergibt damit auch einen präziseren "härteren" Efffekt. Von daher macht es also schon was aus, ob die Oberfläche poliert und ohne Poren oder lackiert ist, oder sägerauh und roh.
Das Material mit welchem diese Oberfläche erzeugt wird ist jedoch wiederum egal - nur die Oberflächenstruktur an sich ist relevant.
Jetzt haben wir erst drei Komponenten angeschaut und schon hier ergibt sich eine große Bandbreite wie man im Detail was ändern kann.
Und so kann man jede Komponente anschauen, mit der der Schall in Berührung kommt und schauen, was sich da im Gesamten im Allgemeinen und im Detail tut... und kann sich vorstellen, wieviele Faktoren das ergibt, an denen man ein kleines bisschen am Klang variieren kann.
Das kann man nun komplett durch das komplette Akkprdeon durchexerzieren, wenn man will. Aber aus all diesen Details ergibt sich dann der Unterschied zwischen den verschiedenen Marken und Akkordeontypen.
Auf jeden Fall ergibt das eine so große Vielzahl an Variationsmöglichkeiten, dass man das nicht mehr wirklich vorherberechnen kann - da ist viel ausprobieren dabei, was in welcher Kombination dem gewünschten Ergebniss nahe kommt. Und weil jeder Hersteller ein paar ihm typische Fertigungseigenheiten hat, kann sich so etwas wie ein "herstellertypischer" Klang ergeben, der im einen Instrument deutlicher im anderen schwächer hervortritt ... oder auch gar nicht, weil man eine ganz andere Bauform gewählt hat...
Es bleibt einem also nicht erspart sich selber durch die Vielzahl durch zu testen und seinen Klang zu suchen,