Im folgenden Beitrag nehme ich den Begriff Clarineau auch für die Tupian Chalumeaux, bzw. Juptier Saxonett als Synonym.
Also meine
TUPIAN Chalumeaux sind mehr als ein Ersatz für wenige Liedchen.
2 volle Oktaven C - c' - nahezu chromatisch - finde ich schon ausreichend um eine ganze Menge Spaß damit zu bekommen!
Zunächst einmal: Der Tonumfang ist falsch angegeben. Die "normal-langen" Clarineau/Chalimeaus, also in der Länge vergleichbar mit einer Sopranflöte (wie Saxonette, Kunath Clarineau und Tupian C-Modelle) klingen eine Oktave tiefer als die Sopranflöte beginnend mit c', die verhalten sich wie eine "gedackte Flöte" siehe Thread
https://www.musiker-board.de/threads/blockfloete-tonumfang-f1-g3.633679/#post-7808008.
Das große C erreichen nur Bassinstrumente (tiefster Ton des Cello, Bass-Klarinette, Fagott etc.). Der tiefste klingende Ton einer Standard B-Klarinette ist das kleine d; Martin Fröst spielt auch mal eine Klarinette auf youtube, die bis zum c herunterreicht, aber der 1 Ton bedeutet nochmal eine deutliche Verlängerung des Instruments.
Allen ist gemeinsam, dass sie eine Mischform aus Klarinette und Blockflöte sind, aber bei allen Holzblasinstrumenten findet man auch noch diese Verwandschaft.
Also im einfachsten Fall eines Clarineaus hat man ein zylindrisches Holzunterteil mit einem Klarinettenmundstück mit einem Einfachrohrblatt. Das Mundstück ist wie bei Klarinetten oder Saxophonen austauschbar und ist sehr wichtig für den Klang. Das eingespannte Rohrblatt (Reed) wird ins Schwingen versetzt und verhält sich physikalisch wie eine einseitig verschlossenen Röhre; also wie eine gedackte Pfeife an der Orgel, siehe o.g. Thread zur Physik. Damit ist der klingende Ton eine Oktave tiefer als bei einer offenen Röhre, das physikalische Modell der Blockflöte ist, mit Öffnung am Labium und am Ende der Flöt).
Das Hauptproblem aller Instrumente mit Rohrblättern ist der Ansatz, der einen Aufbau der Lippenmuskulatur benötigt!
Tupian hat 2 Bauprinzipien, die "Traditionelle Griffweise" und "Tupian Griffweise".
In dieser gleichen "traditionellen" Bauweise sind auch das preiswerteste Kunath Einfach-Clarineau und auch das Jupiter Saxonette gebaut. Die Griffe sind
vollchromatisch wie bei einer Blockflöte und der Tonumfang ist eine None (c'-d'') und sie können nicht überblasen werden. Die tiefen Töne sind aber dabei kräftiger als bei einer Blockflöte, da die Tonerzeugung eine andere ist.
Tupian bietet dazu noch Instrumente mit tieferem Grundton an (b, a, g, f, e, d), mit unterschiedlicher Anzahl von Doppellöchern (mehr oder weniger chromatisch spielbar) und auch überblasbar oder nicht. Die tiefen Instrumente mit Grundton e, d sind nur in traditioneller Bausweise, also nicht überblasbar, dafür mit einem weiteren Tonloch für den linken kleinen Finger für eine Erweiterung des Tonraumes auf eine Dezime.
Vorteile sind, dass exakt die Blockflötengriffe genutzt werden können und dass das Instrument nicht-transponierend ist in der C-Variante (jetzt mal von den tieferen Tupian abgesehen). Mit einer None kann man durchaus viel anfangen, man muss aber bei einer Instrumentierung die Limitierung des Instruments beachten und ggf. transponieren; also z.B. bei Stücken in F oder G-Dur, deren tiefster Ton auch der Grundton ist. (Meine erste Sonate für Sopranflöte von Pepusch nutzt im wesentlichen auch nur in G-Dur den Tonraum g''-a''', was dann mit diesen Standard Clarineaus so nicht klingend spielbar ist.
Diese Clarineaus nach "traditioneller" Griffweise sind im Preisniveau 80-100 €. Jupiter bietet auch nur diese Bauform an, Kunath Clarineaus bieten klarinettenähnliche Klappenerweiterung und Überblasen in die Duodezuime per Überblasklappe wie bei einer Klarinette, Tupian hat ein eigenes Griffsystem, mit Überblasen durch halbes Daumenloch und Chromatik wird mittels Doppellöcher erreicht, die ein spezielles Training benötigen.
Tupian bietet dann die erweiterten Clarineaus nach
"Tupian Griffweise" an. Es ist ein Überblasen durch Halbes Daumenloch möglich. Für Erreichen der Chromatik werden Doppellöcher benutzt, Vollchromatik hat also 5 Doppellöcher, deren Griffweise man auch Beherrschen muss. Das Überblasen muss dann auch technisch beherrscht werden, zu dessen Schwierigkeit ich nichts sagen kann.
Kunath geht einen anderen Weg, ähnlich wie der Grundaufbau einer Klarinette (Grifftabelle hier:
http://www.kunath.com/Downloads/Clarineau_827-072K_Grifftabelle.pdf) gibt es oben 2 weitere Klappen: über dem obersten Tonloch und die zusätzliche Überblasklappe, die in die Duodezime überbläst (also 1 Oktave + Quint); wenn der Grundgriff der tiefen Oktave gegriffen wird und zusätzlich die Überblasklappe wird aus dem c' ein g'' aus eine f' wird ein c''' (also der Unterschied der Griffe wie zwischen F und C Flöte, die auch im Quintabstand stehen).
Ausserdem gibt es deutsche und barocke Griffweise wie bei der Blockflöte. Eine moderne Klarinette mit ihren vielen Klappen hat je nach Bauform (franz. nach Böhm oder deutsch nach Oehler) abweichende Griffe, aber eine prinzipielle Orientierung ist mit Blockflötenkenntnissen recht leicht erlernbar.
Die traditionelle Griffweise reicht nur bis zum d''; dis/es'', e'' und f'' werden durch diese 2 oberen Klappen erreicht. Die höheren Töne über f'' durch Betätigen der Überblasklappe. Das 2-klappige Clarineau hat als tiefsten Ton c' und überblasen wird das g'' - es ist also eine Lücke für fis'', das nur durch "Benden" also über Ansatz zu spielen ist, was nicht so einfach ist.
Diese Schwäche gleicht das 3-klappige dann aus, indem noch eine Erweiterung per Zusatzklappe zum h möglich ist; h mit Überblasklappe in der Duodezime ist dann fis''. Aus diesem Grund ist das 3-klappige dem 2-klappigen vorzuziehen.
Die Griffweise ist vollchromatisch, wie mit einer Blockflöte - an das Überblasen in die Duodezime, bzw. Griff der vorderen "e-Klappe" muss man sich gewöhnen, das ist aber dann wie bei einer Klarinette.
Nun mag man sich wundern, dass Kunath nur die Unterstücke anbietet; aber wie ich oben schon schrieb, sind die Mundstücke austauschbar und fast jeder Klarinettist sucht, bzw. hat, "sein" Mundstück. Der Preis für das preiswerteste Unterstück in Birne mit 3 Klappen ist 191 € Listenpreis (also ohne Mundstück und Blatt).
Selber besitze ich nur das einfache Pocket Kunath Clarineau ohne Klappen. Im Vergleich zu meiner Jupiter Klarinette ist das Clarineau deutlich anstrengender zu spielen als die Klarinette.
Eine B-Klarinette hat folgenden Tonraum (notiert, klingend 1 Ton tiefer) e - c'''':
I.) Chalumeaux (Clarineau) Register, nicht überblasen: e - b'
II.) Clarin (Klarinetten) Register, überblasen h' - c'''
III.) hohe Töne bis zum c'''' (im Orchester bis zum a''')