Welches Holz für Blockflöten?

Zur Holzauswahl für fortgeschrittene Blockflötenspieler.
@danielaKay
Die pauschale Ablehnung "heimischer weicher Hölzer" von Deiner Blockflötenlehrerin verstehe ich nicht. Welche Hölzer sollen das sein?
In dieser Definition https://de.wikipedia.org/wiki/Weichholz finde ich keine Holzart, die mir bislang bei den Blockflötenbauern als Holz für Anfängerflöten begegnete.
Verstehen würde ich eine Aussage wie "Die Schulblockflöten brauchst Du gar nicht anzusehen. Spare lieber auf eine höherwertige Blockflöte."
Dazu einige Gedanken.

Blockflöte = "Verbrauchsinstument" ?
Ich habe erlebt, dass Kolleginnen Blockflöten "Verbrauchsinstrumente" nannten, weil Blockflöten in der Regel bereits nach ganz wenigen Jahren neu angeschafft werden mussten, wenn das Musizieren anspruchsvoller wurde. Das konnte verschiedene Gründe haben. Entweder an der Blockflöte war im Laufe des Spielalltags etwas kaputt gegangen und funktionierte deshalb nicht mehr gut oder Klang und Ansprache genügten dem fortgeschrittenen Spieler nicht.
Dass Blockflöten durch Pflegefehler früher oder später kaputt gehen/gingen, war in Blockflöten Anfängergruppen "normaler Betrieb" solange Schulblockflöten benutzt wurden, die komplett aus Holz gemacht und nicht gegen Nässe geschützt waren wie heute. Der meiner Erfahrung nach am häufigsten sich entwickelnde Mangel war eine scheinbar nicht zu beseitigende Heiserkeit. Vermutlich hätte ein "Blockflötendoktor" die Heiserkeit durch Nachbearbeitung des Blocks beseitigen können. Doch das rechnet sich bei Schulblockflöten oft nicht. Ein vor rund 30 Jahren verbreitetes Modell schien mir dafür besonders anfällig zu sein, so dass ich irgendwann meinen Schülern davon abgeraten habe, es zu kaufen. Als ich dann gut klingende Blockflöten aus Kunststoff fand, habe ich nur noch diese für Anfänger empfohlen. Da hatte ich dann Ruhe im Unterricht.


Den Begriff "verblasene Flöten" finde ich etwas missverständlich, weil ich der Meinung bin, dass die Schäden, die zur Heiserkeit der Flöte führen, nicht so sehr vom Blasen an sich her rühren, sondern von massiv eingetragener Feuchtigkeit, was dann wieder ganz verschiedene Ursachen haben kann (erhöhte Kondensation im kalten Flötenkopf; Speichelfluss ...). Daher spreche ich eher von "zerspielten " oder "kaputt gespielten Flöten". Da schließe ich dann auch andere Schäden mit ein wie abgenagte Schnäbel, tief eingekerbte Daumenlöcher und ein beschädigtes Labium. Wobei letzteres meiner Beobachtung nach dadurch entsteht, dass z.B. beim Ausblasen des Flötenkopfes der Finger ins "Fenster" gesteckt wird und nicht durch vermeindlich zu hohen Blasdruck beim Spielen.

Wie hoher Blasdruck das Labium zerstören (im Sinne von Zerdrücken) soll, ist mir auch ehrlich gesagt ein Rätsel. Diesen Gedanken habe ich noch nie gelesen.
Wird eine Blockflöte extrem nass gespielt, ist es möglich, dass auch die Labiumkante feucht wird. Sei es durch Kondenswasser, das aus dem vorbeistreichenden Luftstrom kommt oder durch Spritzer aus dem Windkanal. Nasses Holz quillt (die eine Holzart mehr, die andere weniger) und reagiert dann empfindlich auf mechanische Belastung. Wie hoch muss der Windruck/die Windgeschwindigkeit sein, damit eine Druckbelastung entsteht, die mit einer von einem aufgelegten Finger ausgehenden mechanischen Belastung vergleichbar ist? :gruebel:
Dass eine möglicherweise aufgequollene Labiumkante allein durch Blasdruck kaputt geht, kann ich mir also nicht vorstellen. Vorstellen kann ich mir allerdings, dass die für die Tonentstehung verantwortlichen Luftwirbel, die an der Schneidekante des Labiums entstehen, sich irgendwie verändern, wenn die Schnittkante feiner oder dicker gearbeitet wird. Dass eine sehr dünn auslaufende Metallkante stabiler ist, als eine genauso dünne Holzkante und der Belastung durch Feuchtigkeit oder irgendeinem "Ausrutscher" etwas besser stand hält liegt meines Erachtens auf der Hand. Der entscheidende Punkt scheint mir aber zu sein, dass eine Holzkante quellen kann und eine Metallkante nicht, was zur Folge hat, dass die Metallkante scharf bleibt, die Holzkante aber unter ungünstigen Umständen nicht. Diese Überlegungen sind allerdings hypothetisch, da ich es noch nie geschafft habe, eine aufgequollene Labiumkante zu produzieren. Ich lege die Flöten zum Trocknen weg, bevor so etwas passiert. :engel:
Die nächste Frage, die sich mir stellt, ist, ob die Herstellung einer extrem feinen Labiumkante eventuell einfacher ist, als diese im Blockflötenkopf hinein zu schnitzen? Wenn ja, wäre das ein guter Grund, das Metalllabium zu bevorzugen. Nur ist dann noch zu klären, wie groß der Aufwand ist, das Metallabium im Flötenkopf zu montieren und ob da nicht das geschnitzte Labium für den Könner einen wesentlich geringeren Aufwand darstellt.
Ein anderer interessanter Vorteil des Metalllabiums könnte sein, dass es sich ganz anders nachjustieren lässt, als ein geschnitztes Labium. Das würde bedeuten, dass die Intonation mit Metalllabium ganz anders korrigierbar wäre. Das Fenster könnte sowohl größer als auch kleiner eingestellt werden. Wenn das Revoicing für eine kostbare Blockflöte von großer Bedeutung ist, ist es dann möglicherweise egal, ob die Montage des Metalllabiums aufwändiger ist, als das Schnitzen.

Ihr merkt, dass beim Grübeln so einige mögliche Erklärungen zusammen kommen, die man mal bei einem Blockflötenbauer hinterfragen könnte. Vielleicht findet ja mal jemand Gelegenheit dazu.


Die typischen Pflegefehler zerstören auf Dauer auch Edelholzflöten. Deshalb kann ich den Eltern der Blockflötenanfänger erst dann zur Anschaffung einer teuren Blockflöte raten, wenn ich beobachte, dass die Schüler die Pflege ihrer Blockflöte im Griff haben und mit so viel Begeisterung bei der Sache sind, dass sie den Unterricht voraussichtlich noch eine Weile fortsetzen werden.

Bei Erwachsenen kommt dieser Punkt bei entsprechendem Enthusiasmus unter Umständen sehr schnell. Deshalb verstehe ich Dein Zitat ...
Und da meinte sie sinngemäß, so enthusiastisch wie ich spiele (O-Ton: Du bist da ja nicht grade zimperlich), bräuchte ich mir die weichen heimischen Hölzer gar nicht ansehen, sondern sollte mir eher die harten Hölzer vornehmen.

... eher in dem Sinne, dass es sich nach Ansicht Deiner Lehrerin für Dich jetzt schon lohnt, dich nach hochwertigen Blockflöten umzusehen. Hochwertig ist für mich aber keinesfalls eine vorrangig durch das Holz bestimmtes Qualität, sondern in erster Linie eine Frage der feinen Abstimmung zur Erzeugung einer guten Intonation und einer perfekten Ansprache. Ein gutes Instrument erleichtert es dem angehen Flötisten, seine Spieltechniken/Artikulation zu verfeinern. Sobald diesbezüglich die Ansprüche steigen, ist es ratsam, sich nach entsprechend gutem Handwerkszeug umzusehen.
Wenn Du zu hohem Blasdruck neigst, dann könnte es Sinn machen, nach einer Flöte zu suchen, die speziell bei hohem Blasdruck gut klingt. Auch das liegt dann nicht am Holz, sondern an der Konstruktion der Blockflöte. Je nach dem, wie das Flötenrohr und andere Bauteile geformt sind, springt der Ton bei Erhöhung des Blasdrucks sehr leicht die Obertonreihe hinauf. Das ist gemeint, wenn davon die Rede ist, dass eine Blockflöte in der Tiefe "empfindlich" reagiert und keinen vollen Klang entwickeln kann.


Habt ihr Eure eigene Spielweise unter diesem Gesichtspunkt auch auf dem Schirm, oder ist das kein Faktor?
Dass man ein Holz nicht nur nach dem Klang aussucht, den man erzielen will, sondern auch danach, welche Flöte auf die Spielweise klarkommt?

Die eigene Spielweise ist bei der Auswahl der Blockflöte meines Erachtens immer irgendwie ein Einfluss nehmender Faktor. Bei den einen bewusst, bei anderen unbewusst.
Eine Blockflöte, die auf meine gewohnte Spieltechnik unerwartet reagiert, fordert mich zum Experimentieren heraus. Da muss ich mich dann entscheiden, ob ich mich auf dieses Experiment einlasse, um neue Erfahrungen und Möglichkeiten zu erarbeiten/entdecken, oder ob ich lieber zu einer Flöte greife, die wie erwartet reagiert.
Da ich erlebt habe, dass ein und dasselbe Blockflötenmodell aus derselben Holzart unterschiedlich auf meine Spieltechnik reagierte, bin ich sicher, dass das an "Feineinstellungen" und nicht an der Holzart liegt.

Als ich kürzlich die Möglichkeit hatte, die Instrumente eines Flötensammlers auszutesten, war das richtig spannend, weil vor allem die extremen Tonlagen zum Teil sehr unterschiedlich ansprachen. Während z.B. die obersten Töne bei der ein oder anderen Sopran-Blockflöte erst dann ansprachen, wenn der auf die Blockflöte abgestimmte Ansatz mit erhöhtem Blasdruck kombiniert wurde, bewirkte der erhöhte Blasdruck bei einer der Sopran-Blockflöten, dass sie blockierte und keinen Ton von sich gab. Bei ihr funktionierten die hohen Töne am besten, wenn man sie ganz zart anspielte und mit Hilfe entsprechender Mund- und Zungenhaltung für die passende Windgeschwindigkeit sorgte. Auch hier spielte ganz offensichtlich das Holz keine Rolle, sondern die unterschiedliche Bauweise der Blockflöte.

Die Holzarten spielen für mich aus anderen Gründen eine Rolle. Optik, Geruch, Haptik tragen dazu bei, ob ich eine Flöte mehr mag als andere. Die Hölzer haben der unterschiedlichen Dichte wegen ein unterschiedliches Gewicht. Bei kleinen Blockflöten ist es mir angenehmer, wenn sie ein wenig schwerer sind. Da bevorzuge ich dann dichte, schwere Hölzer. Je größer die Blockflöte wird, um so mehr achte ich darauf, leichte Hölzer zu wählen. Sehr gute Erfahrungen habe ich mit Blockflöten aus Pflaume gemacht. Meine Huber Alt aus Pflaume gehört zu meinen Lieblingsflöten. Ich habe auch eine Fehr Alt und Sopran aus Birne, die ich gerne spiele. Heimische Hölzer prinzipiell aus der engeren Wahl auszuschließen, halte ich für einen Fehler. Aber über Geschmack kann man nicht streiten. :)


kräftige Griffweise (also oft schon ein hörbares "Plopp" beim Greifen), ... . Aber diese Unart habe ich auch schnell abgelegt.
Das ist keine Unart, sondern eine percussive Spieltechnik (habe dafür mal irgendwo die Bezeichnung "Finger Slap" gelesen), die in manchen modernen Kompositionen verlangt wird. :)


Gruß
Lisa
 
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Das ist keine Unart, sondern eine percussive Spieltechnik (habe dafür mal irgendwo die Bezeichnung "Finger Slap" gelesen), die in manchen modernen Kompositionen verlangt wird. :)
Ja sofern es verlangt wird:rolleyes:. Das kann ich dann schonmal gut. :D:D:D

Ansonsten bin ich - auch durch mein Geläufigkeittraining - inzwischen auf leichten Pfoten unterwegs; es sei denn ich will mir eine besonders schwierige Griffverbindung deutlich in "meine Finger hämmern". Das bewusstere Spiel hilft in solchen Situationen.
 
toller beitrag Lisa2!!

nur so am rande, es gibt ALTE flöten die entweder aus holz oder aus elfenbein eine SEPARATE labiumzunge haben (eingearbeitet = schwalbenschwanz, geklebt, wie auch immer) was mir dazu auffällt dass die jeweilige wuchsrichtung (maserung) quer (90 grad) zur flöte verläuft.

ob das ersatzlabien sind oder so gewünscht von anfang an entzieht sich meiner kenntnis.

deine aussage, daß das metall-labium korrigierbar ist teile ich nicht, wie soll das gehen?


nochmals, alles in allem ein feiner bericht - danke
 
Zuletzt bearbeitet:
deine aussage daß das metall-labium korrigierbar ist teile ich nicht, wie soll das gehen?
Bei der Eagle von Adriana Breuking ist das Labium verschraubt. Aber Änderungen sind nicht für Jedermann - das sollte man den Profis überlassen.

http://www.eagle-recorder.com/page.php?pag=faq&lang=de#f1
Labium

Kann ich das Metalllabium verändern?

Es wird dringend empfohlen, die Schrauben, die das Metall in Position halten, nicht zu berühren. Das Metalllabium ist sehr genau vom Hersteller eingestellt.
labium-kruis.png
 
deine aussage daß das metall-labium korrigierbar ist teile ich nicht, wie soll das gehen?
Da habe ich mich zu ungenau und deshalb missverständlich ausgedrückt.

Diese Flöte hatte ich mir angesehen:
eagle.png

Das ist die Eagle von Adriana Breuking
http://adrianabreukink.com/img/eagle.png

Die Befestigung des Metalllabiums machte auf mich den Eindruck, dass es weg genommen und somit ausgetauscht werden kann. Dieser Eindruck wird von dem von @Ralinem heraus gesuchten Zitat bestätigt.
Dadurch ist es den Fachleuten möglich, das Voicing, das ja von der Größe des Fensters beeinflusst wird, zu ändern. Dies ist auch der Grund, warum vor "Spielereien" an den Schrauben gewarnt wird. Lockert man diese und verschiebt das Metalllabium, stimmt das Voicing nicht mehr.

Gruß
Lisa
 
genau das meinte ich!
derzeit kenne ich nur eine metallzunge, - eben an der eagle = flieg mein vogel - flieg

und wer möchte: vlieg mein fogel vlieg :) du pflockflöte
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Bei der Eagle von Adriana Breuking ist das Labium verschraubt. Aber Änderungen sind nicht für Jedermann - das sollte man den Profis überlassen.


labium-kruis.png
das muss man sich mal geben!! - in diesem dünnen teil werden zwei schrauben eingebracht die NICHT durchgehen dürfen, trotzdem halten sollen. gleichzeitig soll das labium INNEN BÜNDIG schließen - eine tolle meisterleistung!
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Da habe ich mich zu ungenau und deshalb missverständlich ausgedrückt.

Diese Flöte hatte ich mir angesehen:
eagle.png

Das ist die Eagle von Adriana Breuking
http://adrianabreukink.com/img/eagle.png

Die Befestigung des Metalllabiums machte auf mich den Eindruck, dass es weg genommen und somit ausgetauscht werden kann. Dieser Eindruck wird von dem von @Ralinem heraus gesuchten Zitat bestätigt.
Dadurch ist es den Fachleuten möglich, das Voicing, das ja von der Größe des Fensters beeinflusst wird, zu ändern. Dies ist auch der Grund, warum vor "Spielereien" an den Schrauben gewarnt wird. Lockert man diese und verschiebt das Metalllabium, stimmt das Voicing nicht mehr.

Gruß
Lisa


...
Dadurch ist es den Fachleuten möglich, das Voicing, das ja von der Größe des Fensters beeinflusst wird, zu ändern....

auch das bezweifele ich - wenn die bohrungen gesetzt sind ist das fixiert für ALLE MAL!
änderungen sind natürlich möglich aber nur am material und NICHT am verrutschen der zunge(labium) denn dann stimmen die bohrungen nicht mehr!!
es sei denn man produziert sogenannte langlöcher = das ist ein schimpfbegriff unter metallern.
cheese :)
 
Es ist müßig zu diskutieren, in welcher Form Änderungen am Metalllabium oder des Labiums oder der Labiumposition vorgenommen werden können, solange wir keine Eagle vor uns liegen haben und die Möglichkeiten austesten oder einem Blockflötenbauer zusehen können, der uns erklärt, was machbar ist.

In diesem Video ist das Metalllabium und die Verschraubung in einer Nahaufnahme zu sehen. Man beachte die längliche Vertiefung im Holz! Unter "Holzern" scheinen Langlöcher nicht als Schimpfwort zu gelten. ;)



Adriana Breuking begründet in diesem Video (ca 1:04) den Einsatz des Metalllabiums damit, dass die hohen Töne leichter angesprochen werden können und dass die Ansprache stabiler ist, weil sich ein Holzlabium immer bewegt (wir würden sagen "arbeitet") wenn es nass ist.

Gruß
Lisa
 
Was geschraubt ist kann man auch "korrigieren" ... und wenn es durch Austausch des kompletten Labiums mit anderer Geometrie ist!

Allerdings sollte man das nur dann machen, wenn man genau weiss, was man tut !
Und DAS sollte dann zwangsläufig der Instrumentenbauer machen, denn wer wüßte besser, welchen Einfluss leichteste Veränderungen hervorbringen werden.

Ich bin davon überzeugt, dass eine extrem dünn angeschliffene Labiumkante aus Holz "flattert"... da ist Metall sicherlich merklich steifer und der Einfluss deshalb geringer.
 
überleg doch mal Lisa

wo soll sich das labium bewegen? ich kenne jetzt nicht deinen mechanischen horizont.
ALLES muss glatt flutschen "in sich" so nenne ich das jetzt einfach einmal, eine korrektur in der horizontalen würde bedeuten dass das labium luft hat nach rechts und links (verströmende luft) ist doch logisch, also ist nur die höhe zum fenster möglich.
da diese zunge in einem BETT lebt muss beim verrutschen ein spalt entstehen! innen oder aussen (das wäre nicht so schlimm)
aber innen.
schau auch auf die schraubenköpfe, die schlitze sind zumindest links schon etwas beansprucht.

vielleicht kann Adriana etwas dazu sagen, es geht um technik


danke noch für den link, hatte ihn schon vergessen = once upon a time
 
Zuletzt bearbeitet:
Man beachte die längliche Vertiefung im Holz!

Ich habe mir mal erlaubt einen screen von dem Labium aus dem Werbefilm zu schiessen:

eagle labium.jpg


Das längs gefräste dürfte wahrscheinlich die minimalste Fläche sein, damit man hier gut schrauben kann, aber im Holz dürfte da kein Längsloch sein. Das wäre auch kontraproduktiv, denn genau hier sehe ich eine Schwachstelle bei der Eagle...

Im Gegensatz zu einem "normalen Labium" muss man hier das Holz an zwei Stellen empfindlich dünn ausführen. Langlöcher würden die Stellen noch mehr schwächen. Da hat man auch, wenn man die Schrauben zu fest andreht ganz schnell das Holz zerquetscht und dann ist Ende Gelände...

Langlöcher im Messing wären auch kontraproduktiv, denn dann müssten Muttern gegen gesetzt werden, die dann in den Innenraum stehen. Ich gehe davon aus, dass man nur minimal korrigieren kann, aber eigentlich alles passen muss beim Einbau.
 
Hmmm :gruebel:
Das Metall liegt offensichtlich unter dem Holz.
Die Unterlegscheiben leiten den Druck des Schraubenkopfes von der Kante des im Holz gebohrten Lochs auf die Umgebung ab.
Die "Mulde" sorgt dafür, dass Unterlegscheiben und Schraubenkopf (wie drücke ich das jetzt aus? ...) ... unter der Windströmung liegen.

Und alles ganz fein gearbeitet ... schon toll ... :great:

Langlöcher im Messing wären auch kontraproduktiv, denn dann müssten Muttern gegen gesetzt werden, die dann in den Innenraum stehen.

Hmmm :gruebel:
Möglich. Aber vielleicht stören winzige Mutterköpfe weniger, als wir jetzt denken.

Vielleicht ...
Rätselraten ist spannend! :)

Gruß
Lisa
 
Möglich. Aber vielleicht stören winzige Mutterköpfe weniger, als wir jetzt denken.
Ich denke nicht, dass es stört wenn sie da rein schauen, dass gibt es bei Bässen auch, dass mal ein Haltestift in den Wind ragt, da hatten wir es gerade drüber vor kurzem...

Der würde dann aber im Luftstrom stehen. :gruebel:

...aber die technische Seite ist nicht lustig. Versuche mal eine winzige Mutter beim drehen mit dem Schrauber in dem Winkanal fest zu halten. Wer so etwas schon oft gemacht hat weis was ich meine. Die Mutter steht nie so wie man es braucht, fummeln geht nicht, da minimaler Platz und dumme Bewegungen gehen auch nicht, da schnell etwas zerstört ist. Zudem muss immer der Block dazu entfernt werden, was nicht schlimm ist, aber irgendwie... würde es mich wundern wenn da so etwas wie ein Langloch wäre, dass wäre für mich keine vernünftige Lösung.
 
Hallo zusammen,

falls Ihr es in meinem Vorstellungsthread nicht gesehen habt: Ich bin die Neue und habe gerade eine Auswahl an Knicktenören hier. Anfang nächste Woche muss ich sie zurückschicken - abgesehen von der Flöte, die ich schließlich auswähle.

Am besten zu greifen sind für mich die Huber. Da habe ich einen aus Weißbuche und einen aus Kirsche. Die Weißbuche ist in der Ansprache besser, muckt weniger, gefällt mir aber nicht so gut. Kirsche ist deutlich leichter (317 g statt 413 g), hat einen wärmeren Klang und sieht besser aus.

Nun würde mich interessieren, was ihr für Erfahrungen mit Kirsche habt. Ich habe eine Sopranflöte von Küng in Kirsche, die spielte auf Anhieb die tiefen Töne, mag aber auch jetzt nach zwei Monaten noch leichte Probleme bei hohen Tönen und schnellen Übergängen.

Ist das allgemein ein Kirschproblem? Müssen die etwas länger eingespielt werden als z.B. Birne? Sind sie vielleicht auch ein bisschen zimperlicher, wenn sie nicht vorgewärmt sind?

Ich hätte ja schon gerne den Kirschtenor, aber wenn er "zickig" bleiben würde, hätte ich langfristig nicht viel Freude damit. Und er ist am teuersten.
 
Nun würde mich interessieren, was ihr für Erfahrungen mit Kirsche habt. Ich habe eine Sopranflöte von Küng in Kirsche, die spielte auf Anhieb die tiefen Töne, mag aber auch jetzt nach zwei Monaten noch leichte Probleme bei hohen Tönen und schnellen Übergängen.
Ich habe auch die Küng Studio Kirsche. Die Probleme in der Höhe liegen nicht am Holz, das Einspielen ist auch nicht anders als Birne. Ich hatte das gleiche Modell gekauft, als ich mit Sopranflöte beginnen wollte, und sie mir aus einer Auswahlsendung gerade wegen der relativ kräftigen Tiefe und des charaktervollen Klanges gekauft.

Ich muss auch heute noch deutlich kräftiger als in meine Rottenburghs mit engerem Windkanal hineinblasen und die Höhe ist etwas kratzig im Ton und die Ansprache würde ich mir auch leichter wünschen, so dass sie zur Überarbeitung eingeschickt wird. Momentan wird sie von mir kaum gespielt.

Die Ansprache ist keine Frage des Holzes, sondern der Konstruktion an sich.

Wenn man gerade mit einem Instrument anfängt und nicht den gesamten Tonumfang spielen kann, wird eine Auswahl schwierig. Die eigene Spieltechniken verändert sich noch sehr, damit auch der Klang oder Klangvorstellung.

Ich bevorzuge im Zusammenspiel mit dem Cembalo als Sopranflöte ganz eindeutig die Rottenburgh Grenadill. Solo van Eyck z.b. klingt auf der Küng Studio wieder charaktervoller.

Das Instrument kann sich auch bei möglichen Problemen verbessern oder benötigt eine Einspielphase. Holz ist zudem ein Naturprodukt, arbeitet, ist von Umgebungseinflüssen abhängig und jedes Instrument auch aus einer Serienfertigung ist doch individuell; 2 Flöten des gleichen Modells können sich unterschiedlich verhalten. Und der Klang von Blasinstrumenten ist auch von körperlichen Merkmalen des Spielers abhängig.
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Insgesamt wird der Klang viel weniger vom Holz allein bestimmt, wie man bei verschiedenen Herstellern auf deren Homepages lesen kann.

Ein Instrumentenbauer wird aber immer ein Holz wählen, das zu der Klangvorstellung des fertigen Instruments passt.
 
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Danke für deine Antwort, Ralinem. Ich kriege schon alle Töne auf beiden hin, aber die tiefen nicht immer.

Ich habe mir auch die Küng Kirsche gekauft, um unterschiedliche Stücke mit passender Flöte spielen zu können. Viele langsame und tiefe Stücke klingen auf der Küng deutlich besser als auf der Moeck in Rosenholz, die ist dagegen prima bei schnellen, hohen Passagen. Dafür wäre natürlich Grenadill auch prima. Die Vogelstimmen von John Walshs "Bird Fancyer's Delight" klingen auf meiner Sopranino in Grenadill super!

Als ich eben beide Knicktenöre noch einmal kurz ausprobiert habe, hat diesmal die Kirsche besser angesprochen. Vermutlich will mein Lieblingstenor bei mir bleiben und hat Angst, dass ich mich doch für den Weißbuche-Konkurrenten entscheide. Deshalb musste er sich anstrengen ... ;)
 
Natürlich kann sich während des Einspielens noch etwas ändern. Oder bei einem krassen Wetterwechsel.

Es kann auch positive Entwicklungen geben. Meine erste Holzflöte, Moeck Rottenburgh Birne, muckte anfangs ordentlich herum. Ich hatte sie im Laden um die Ecke gekauft, bevor ich etwas von der Möglichkeit von Auswahlsendungen hörte. Ich hatte sie schon als totale Fehlkauf abgeschrieben. Sie wurde 2mal eingeschickt und gefiel mir gar nicht vom Klang, obwohl das Holz wirklich schön ist.

Aber nach der doppelten Überarbeitung und einer Ruhepause, da ich erst einmal komplett auf Sopran geschwenkt war, ließ ich sie von meiner inzwischen bekommenen Lehrerin spielen, und dann klang sie für mich (!) schon besser und ein Teil der inneren Widerstände wurde aufgeweicht.

Irgendwann machte es später dann einmal "Klack" und ab diesem Zeitpunkt klang sie für mich wie in meiner Klangvorstellung. Die Verbesserung meiner Technik war sicherlich ein Aspekt, aber vielleicht brauchte sie etwas Ruhezeit oder das wärmere Wetter. Oder die Konkurrenz zur inzwischen gebraucht gekauften Palisander.
Egal was es letztendlich war - Hauptsache sie funktioniert jetzt.
 
Hallo DieDa! und ein herzliches Willkommen auch von meiner Wenigkeit.

Bei Betrachtung allfälliger Klangunterschiede von Flötenhölzern muss man sehr genau aufpassen, damit man nicht Äpfel mit Birnen vergleicht. Die wichtigsten Überlegungen dazu hat ralinem schon weiter oben erörtert.

Es war sehr spannend für mich, erst vor zwei Wochen eine längere Diskussion zu diesem Thema mit einem Akustik-Professor hier am Konservatorium zu führen. Der Mann lehrt und forscht als Physiker auch an der Innsbrucker Universität und war vor seiner technischen Laufbahn Querflötist bei den Wiener Symphonikern. Er kennt also beide Seiten der Medaille. Er hat mir jedenfalls anhand von mathematisch-physikalischen Ableitungen unwiderlegbar vor Augen geführt, dass es bei Flöten einen holzartspezifischen Klang, den auch das Publikum bemerken könne(!!!), gar nicht gibt. Wohl aber könne der Solist Unterschiede wahrnehmen, die aber teils tief in den Bereich der Psychoakustik reichen sollen. Details würden hier wohl zu weit führen... aber spielt man ein kostbares Instrument nicht schon intuitiv ein wenig anders als eine Plastiktröte? Nur so als Gedankenanstoß...
Meine Ohren täuschen mich aber nicht - Physik hin oder her - ich höre sehr wohl Unterschiede. Trotzdem bleibt ein bitterer Nachgeschmack von dieser Diskussion, wenn ich mir vor Augen führe, dass womöglich nur ich als Ausführender allein hören kann, wie einzigartig manches Instrument klingt.

Ebenso wichtig ist aber ein anderer Aspekt: die Nutzungszeit, innerhalb derer ein Instrument optimal klingen kann.
Da gibt es sehr wohl fassbare Unterschiede. Es ist mittlerweile allgemein bekannt, dass Flöten aus härteren und dichteren Holzarten standfester sind als andere. Das hängt von mehreren Faktoren ab. Einer der wesentlichen ist die Fähigkeit, wie gut das Holz mit dem Kondenswasser umgehen kann, ob es das gut aufnehmen und vor allem auch wieder abgeben kann. Diesbezüglich spielen Birne und Ahorn klar in der Unterliga, während europäischer(!!) Buchsbaum, Pflaume, Palisander, Grenadill und Ebenholz allgemein dem Spitzenfeld zugerechnet werden. Kirsche, Olive, Rosenholz und andere mehr sind Exoten, die aber auch immer wieder gute Kritiken erhalten.

Insofern sollte man die Holzart wohl nur bedingt als Kaufkriterium heranziehen, und wenn, dann unter der Überlegung, wie intensiv das betreffende Instrument genutzt werden soll.
 
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Danke auch dir, Robert!

Die Unterschiede sind teilweise vermutlich schon gering. Mein Mann hört auch, wenn er im Zimmer nebenan ist, kaum heraus, ob ich den Kirschtenor oder den in Weißbuche spiele.
Anders war es bei den Sopranblockflöten, die ich mal zur Auswahl hatte. Es waren sechs günstige Flöten um die hundert Euro, die meisten davon in Birnbaum. Total herausgestochen ist die Küng in Kirsche, die ist meinem Mann auch gleich aufgefallen. Ich habe meinem Mann dann 6 x dasselbe Stück vorgespielt, immer mit einer anderen Flöte, und er hörte mit geschlossenen Augen zu. Bei der Küng Kirsche riss er die Augen auf und bemerkte: "Das ist sie!" Vermutlich hatte ich mit genau der Flöte besonderes Glück, denn der Klang ist so voll, warm und charakterstark, dass sie kaum wie eine Sopranflöte klingt, sondern man mehr "Körper" vermuten würde.

Ich habe heute mal mit den beiden Tenören ein kleines Stück aufgenommen. Auch auf der Aufnahme kann man sie unterscheiden, die Kirsche klingt wärmer als die Weißbuche, aber der Unterschied ist nicht so deutlich. Bei mir persönlich kommt aber beim Spielen des Kirschtenors mehr an, mehr Gefühl. Und da ich jetzt von niemandem gehört habe, ich solle die Finger von Kirsche lassen, bleibt der Kirschtenor bei mir. :D
 
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Es ist toll, wenn Du eine für Dich optimale Entscheidung treffen kannst bzw. schon getroffen hast. Ganz wichtig ist jedenfalls die Freude, die Du an Deinem neuen Instrument haben wirst. Daran sind aber eben auch Aspekte beteiligt, die nie streng naturwissenschaftlich erfassbar sind.

Bei der Küng Kirsche riss er die Augen auf und bemerkte: "Das ist sie!"

So eine Aussage kann sehr eindrucksvoll sein. Trotzdem muss ich hier nachhaken: Waren alle Flöten im Rennen vom gleichen Hersteller UND von der gleichen Bauart? Selbst dann wären immer noch Fertigungstoleranzen, unterschiedlicher Faserverlauf im Holz usw. usw. zu erwägen, um einen halbwegs objektiven Vergleich die klanglichen Auswirkungen der Holzarten betreffend ziehen zu können...

Aber: Auch ich habe damals meine blonde Prinzessin aus Olive gekauft, weil es Liebe auf den ersten BLICK (nicht Ton!) war - und es bis heute keine Sekunde bereut! :D
 
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Nein, Bernhard, es waren Flöten unterschiedlicher Hersteller. Aber von Küng war alternativ auch eine Birnbaum dabei, die zwar auch nicht schlecht war, aber bei weitem nicht an die Kirsche rankam.

Von Fehr habe ich mal zwei gleiche Altflöten in Birne getestet - es lagen Welten dazwischen. Wobei ich vermute, dass eine davon einen Fehler hatte. Die andere wurde es dann - knapp vor Küng Kirsche, die mir auch als Altblockflöte gut gefallen hatte.

Eben habe ich entdeckt, dass es hier doch schon (mindestens) einen Thread mit im Prinzip gleicher Fragestellung gab, nur ein dreiviertel Jahr alt. Hatte ich bei meiner Suche - warum auch immer - nicht gefunden. Da gibt es noch einige interessante Infos.
 

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