Lisa2
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Zur Holzauswahl für fortgeschrittene Blockflötenspieler.
@danielaKay
Die pauschale Ablehnung "heimischer weicher Hölzer" von Deiner Blockflötenlehrerin verstehe ich nicht. Welche Hölzer sollen das sein?
In dieser Definition https://de.wikipedia.org/wiki/Weichholz finde ich keine Holzart, die mir bislang bei den Blockflötenbauern als Holz für Anfängerflöten begegnete.
Verstehen würde ich eine Aussage wie "Die Schulblockflöten brauchst Du gar nicht anzusehen. Spare lieber auf eine höherwertige Blockflöte."
Dazu einige Gedanken.
Blockflöte = "Verbrauchsinstument" ?
Ich habe erlebt, dass Kolleginnen Blockflöten "Verbrauchsinstrumente" nannten, weil Blockflöten in der Regel bereits nach ganz wenigen Jahren neu angeschafft werden mussten, wenn das Musizieren anspruchsvoller wurde. Das konnte verschiedene Gründe haben. Entweder an der Blockflöte war im Laufe des Spielalltags etwas kaputt gegangen und funktionierte deshalb nicht mehr gut oder Klang und Ansprache genügten dem fortgeschrittenen Spieler nicht.
Dass Blockflöten durch Pflegefehler früher oder später kaputt gehen/gingen, war in Blockflöten Anfängergruppen "normaler Betrieb" solange Schulblockflöten benutzt wurden, die komplett aus Holz gemacht und nicht gegen Nässe geschützt waren wie heute. Der meiner Erfahrung nach am häufigsten sich entwickelnde Mangel war eine scheinbar nicht zu beseitigende Heiserkeit. Vermutlich hätte ein "Blockflötendoktor" die Heiserkeit durch Nachbearbeitung des Blocks beseitigen können. Doch das rechnet sich bei Schulblockflöten oft nicht. Ein vor rund 30 Jahren verbreitetes Modell schien mir dafür besonders anfällig zu sein, so dass ich irgendwann meinen Schülern davon abgeraten habe, es zu kaufen. Als ich dann gut klingende Blockflöten aus Kunststoff fand, habe ich nur noch diese für Anfänger empfohlen. Da hatte ich dann Ruhe im Unterricht.
Den Begriff "verblasene Flöten" finde ich etwas missverständlich, weil ich der Meinung bin, dass die Schäden, die zur Heiserkeit der Flöte führen, nicht so sehr vom Blasen an sich her rühren, sondern von massiv eingetragener Feuchtigkeit, was dann wieder ganz verschiedene Ursachen haben kann (erhöhte Kondensation im kalten Flötenkopf; Speichelfluss ...). Daher spreche ich eher von "zerspielten " oder "kaputt gespielten Flöten". Da schließe ich dann auch andere Schäden mit ein wie abgenagte Schnäbel, tief eingekerbte Daumenlöcher und ein beschädigtes Labium. Wobei letzteres meiner Beobachtung nach dadurch entsteht, dass z.B. beim Ausblasen des Flötenkopfes der Finger ins "Fenster" gesteckt wird und nicht durch vermeindlich zu hohen Blasdruck beim Spielen.
Wie hoher Blasdruck das Labium zerstören (im Sinne von Zerdrücken) soll, ist mir auch ehrlich gesagt ein Rätsel. Diesen Gedanken habe ich noch nie gelesen.
Wird eine Blockflöte extrem nass gespielt, ist es möglich, dass auch die Labiumkante feucht wird. Sei es durch Kondenswasser, das aus dem vorbeistreichenden Luftstrom kommt oder durch Spritzer aus dem Windkanal. Nasses Holz quillt (die eine Holzart mehr, die andere weniger) und reagiert dann empfindlich auf mechanische Belastung. Wie hoch muss der Windruck/die Windgeschwindigkeit sein, damit eine Druckbelastung entsteht, die mit einer von einem aufgelegten Finger ausgehenden mechanischen Belastung vergleichbar ist?
Dass eine möglicherweise aufgequollene Labiumkante allein durch Blasdruck kaputt geht, kann ich mir also nicht vorstellen. Vorstellen kann ich mir allerdings, dass die für die Tonentstehung verantwortlichen Luftwirbel, die an der Schneidekante des Labiums entstehen, sich irgendwie verändern, wenn die Schnittkante feiner oder dicker gearbeitet wird. Dass eine sehr dünn auslaufende Metallkante stabiler ist, als eine genauso dünne Holzkante und der Belastung durch Feuchtigkeit oder irgendeinem "Ausrutscher" etwas besser stand hält liegt meines Erachtens auf der Hand. Der entscheidende Punkt scheint mir aber zu sein, dass eine Holzkante quellen kann und eine Metallkante nicht, was zur Folge hat, dass die Metallkante scharf bleibt, die Holzkante aber unter ungünstigen Umständen nicht. Diese Überlegungen sind allerdings hypothetisch, da ich es noch nie geschafft habe, eine aufgequollene Labiumkante zu produzieren. Ich lege die Flöten zum Trocknen weg, bevor so etwas passiert.
Die nächste Frage, die sich mir stellt, ist, ob die Herstellung einer extrem feinen Labiumkante eventuell einfacher ist, als diese im Blockflötenkopf hinein zu schnitzen? Wenn ja, wäre das ein guter Grund, das Metalllabium zu bevorzugen. Nur ist dann noch zu klären, wie groß der Aufwand ist, das Metallabium im Flötenkopf zu montieren und ob da nicht das geschnitzte Labium für den Könner einen wesentlich geringeren Aufwand darstellt.
Ein anderer interessanter Vorteil des Metalllabiums könnte sein, dass es sich ganz anders nachjustieren lässt, als ein geschnitztes Labium. Das würde bedeuten, dass die Intonation mit Metalllabium ganz anders korrigierbar wäre. Das Fenster könnte sowohl größer als auch kleiner eingestellt werden. Wenn das Revoicing für eine kostbare Blockflöte von großer Bedeutung ist, ist es dann möglicherweise egal, ob die Montage des Metalllabiums aufwändiger ist, als das Schnitzen.
Ihr merkt, dass beim Grübeln so einige mögliche Erklärungen zusammen kommen, die man mal bei einem Blockflötenbauer hinterfragen könnte. Vielleicht findet ja mal jemand Gelegenheit dazu.
Die typischen Pflegefehler zerstören auf Dauer auch Edelholzflöten. Deshalb kann ich den Eltern der Blockflötenanfänger erst dann zur Anschaffung einer teuren Blockflöte raten, wenn ich beobachte, dass die Schüler die Pflege ihrer Blockflöte im Griff haben und mit so viel Begeisterung bei der Sache sind, dass sie den Unterricht voraussichtlich noch eine Weile fortsetzen werden.
Bei Erwachsenen kommt dieser Punkt bei entsprechendem Enthusiasmus unter Umständen sehr schnell. Deshalb verstehe ich Dein Zitat ...
... eher in dem Sinne, dass es sich nach Ansicht Deiner Lehrerin für Dich jetzt schon lohnt, dich nach hochwertigen Blockflöten umzusehen. Hochwertig ist für mich aber keinesfalls eine vorrangig durch das Holz bestimmtes Qualität, sondern in erster Linie eine Frage der feinen Abstimmung zur Erzeugung einer guten Intonation und einer perfekten Ansprache. Ein gutes Instrument erleichtert es dem angehen Flötisten, seine Spieltechniken/Artikulation zu verfeinern. Sobald diesbezüglich die Ansprüche steigen, ist es ratsam, sich nach entsprechend gutem Handwerkszeug umzusehen.
Wenn Du zu hohem Blasdruck neigst, dann könnte es Sinn machen, nach einer Flöte zu suchen, die speziell bei hohem Blasdruck gut klingt. Auch das liegt dann nicht am Holz, sondern an der Konstruktion der Blockflöte. Je nach dem, wie das Flötenrohr und andere Bauteile geformt sind, springt der Ton bei Erhöhung des Blasdrucks sehr leicht die Obertonreihe hinauf. Das ist gemeint, wenn davon die Rede ist, dass eine Blockflöte in der Tiefe "empfindlich" reagiert und keinen vollen Klang entwickeln kann.
Die eigene Spielweise ist bei der Auswahl der Blockflöte meines Erachtens immer irgendwie ein Einfluss nehmender Faktor. Bei den einen bewusst, bei anderen unbewusst.
Eine Blockflöte, die auf meine gewohnte Spieltechnik unerwartet reagiert, fordert mich zum Experimentieren heraus. Da muss ich mich dann entscheiden, ob ich mich auf dieses Experiment einlasse, um neue Erfahrungen und Möglichkeiten zu erarbeiten/entdecken, oder ob ich lieber zu einer Flöte greife, die wie erwartet reagiert.
Da ich erlebt habe, dass ein und dasselbe Blockflötenmodell aus derselben Holzart unterschiedlich auf meine Spieltechnik reagierte, bin ich sicher, dass das an "Feineinstellungen" und nicht an der Holzart liegt.
Als ich kürzlich die Möglichkeit hatte, die Instrumente eines Flötensammlers auszutesten, war das richtig spannend, weil vor allem die extremen Tonlagen zum Teil sehr unterschiedlich ansprachen. Während z.B. die obersten Töne bei der ein oder anderen Sopran-Blockflöte erst dann ansprachen, wenn der auf die Blockflöte abgestimmte Ansatz mit erhöhtem Blasdruck kombiniert wurde, bewirkte der erhöhte Blasdruck bei einer der Sopran-Blockflöten, dass sie blockierte und keinen Ton von sich gab. Bei ihr funktionierten die hohen Töne am besten, wenn man sie ganz zart anspielte und mit Hilfe entsprechender Mund- und Zungenhaltung für die passende Windgeschwindigkeit sorgte. Auch hier spielte ganz offensichtlich das Holz keine Rolle, sondern die unterschiedliche Bauweise der Blockflöte.
Die Holzarten spielen für mich aus anderen Gründen eine Rolle. Optik, Geruch, Haptik tragen dazu bei, ob ich eine Flöte mehr mag als andere. Die Hölzer haben der unterschiedlichen Dichte wegen ein unterschiedliches Gewicht. Bei kleinen Blockflöten ist es mir angenehmer, wenn sie ein wenig schwerer sind. Da bevorzuge ich dann dichte, schwere Hölzer. Je größer die Blockflöte wird, um so mehr achte ich darauf, leichte Hölzer zu wählen. Sehr gute Erfahrungen habe ich mit Blockflöten aus Pflaume gemacht. Meine Huber Alt aus Pflaume gehört zu meinen Lieblingsflöten. Ich habe auch eine Fehr Alt und Sopran aus Birne, die ich gerne spiele. Heimische Hölzer prinzipiell aus der engeren Wahl auszuschließen, halte ich für einen Fehler. Aber über Geschmack kann man nicht streiten.
Gruß
Lisa
@danielaKay
Die pauschale Ablehnung "heimischer weicher Hölzer" von Deiner Blockflötenlehrerin verstehe ich nicht. Welche Hölzer sollen das sein?
In dieser Definition https://de.wikipedia.org/wiki/Weichholz finde ich keine Holzart, die mir bislang bei den Blockflötenbauern als Holz für Anfängerflöten begegnete.
Verstehen würde ich eine Aussage wie "Die Schulblockflöten brauchst Du gar nicht anzusehen. Spare lieber auf eine höherwertige Blockflöte."
Dazu einige Gedanken.
Blockflöte = "Verbrauchsinstument" ?
Ich habe erlebt, dass Kolleginnen Blockflöten "Verbrauchsinstrumente" nannten, weil Blockflöten in der Regel bereits nach ganz wenigen Jahren neu angeschafft werden mussten, wenn das Musizieren anspruchsvoller wurde. Das konnte verschiedene Gründe haben. Entweder an der Blockflöte war im Laufe des Spielalltags etwas kaputt gegangen und funktionierte deshalb nicht mehr gut oder Klang und Ansprache genügten dem fortgeschrittenen Spieler nicht.
Dass Blockflöten durch Pflegefehler früher oder später kaputt gehen/gingen, war in Blockflöten Anfängergruppen "normaler Betrieb" solange Schulblockflöten benutzt wurden, die komplett aus Holz gemacht und nicht gegen Nässe geschützt waren wie heute. Der meiner Erfahrung nach am häufigsten sich entwickelnde Mangel war eine scheinbar nicht zu beseitigende Heiserkeit. Vermutlich hätte ein "Blockflötendoktor" die Heiserkeit durch Nachbearbeitung des Blocks beseitigen können. Doch das rechnet sich bei Schulblockflöten oft nicht. Ein vor rund 30 Jahren verbreitetes Modell schien mir dafür besonders anfällig zu sein, so dass ich irgendwann meinen Schülern davon abgeraten habe, es zu kaufen. Als ich dann gut klingende Blockflöten aus Kunststoff fand, habe ich nur noch diese für Anfänger empfohlen. Da hatte ich dann Ruhe im Unterricht.
Den Begriff "verblasene Flöten" finde ich etwas missverständlich, weil ich der Meinung bin, dass die Schäden, die zur Heiserkeit der Flöte führen, nicht so sehr vom Blasen an sich her rühren, sondern von massiv eingetragener Feuchtigkeit, was dann wieder ganz verschiedene Ursachen haben kann (erhöhte Kondensation im kalten Flötenkopf; Speichelfluss ...). Daher spreche ich eher von "zerspielten " oder "kaputt gespielten Flöten". Da schließe ich dann auch andere Schäden mit ein wie abgenagte Schnäbel, tief eingekerbte Daumenlöcher und ein beschädigtes Labium. Wobei letzteres meiner Beobachtung nach dadurch entsteht, dass z.B. beim Ausblasen des Flötenkopfes der Finger ins "Fenster" gesteckt wird und nicht durch vermeindlich zu hohen Blasdruck beim Spielen.
Wie hoher Blasdruck das Labium zerstören (im Sinne von Zerdrücken) soll, ist mir auch ehrlich gesagt ein Rätsel. Diesen Gedanken habe ich noch nie gelesen.
Wird eine Blockflöte extrem nass gespielt, ist es möglich, dass auch die Labiumkante feucht wird. Sei es durch Kondenswasser, das aus dem vorbeistreichenden Luftstrom kommt oder durch Spritzer aus dem Windkanal. Nasses Holz quillt (die eine Holzart mehr, die andere weniger) und reagiert dann empfindlich auf mechanische Belastung. Wie hoch muss der Windruck/die Windgeschwindigkeit sein, damit eine Druckbelastung entsteht, die mit einer von einem aufgelegten Finger ausgehenden mechanischen Belastung vergleichbar ist?
Dass eine möglicherweise aufgequollene Labiumkante allein durch Blasdruck kaputt geht, kann ich mir also nicht vorstellen. Vorstellen kann ich mir allerdings, dass die für die Tonentstehung verantwortlichen Luftwirbel, die an der Schneidekante des Labiums entstehen, sich irgendwie verändern, wenn die Schnittkante feiner oder dicker gearbeitet wird. Dass eine sehr dünn auslaufende Metallkante stabiler ist, als eine genauso dünne Holzkante und der Belastung durch Feuchtigkeit oder irgendeinem "Ausrutscher" etwas besser stand hält liegt meines Erachtens auf der Hand. Der entscheidende Punkt scheint mir aber zu sein, dass eine Holzkante quellen kann und eine Metallkante nicht, was zur Folge hat, dass die Metallkante scharf bleibt, die Holzkante aber unter ungünstigen Umständen nicht. Diese Überlegungen sind allerdings hypothetisch, da ich es noch nie geschafft habe, eine aufgequollene Labiumkante zu produzieren. Ich lege die Flöten zum Trocknen weg, bevor so etwas passiert.
Die nächste Frage, die sich mir stellt, ist, ob die Herstellung einer extrem feinen Labiumkante eventuell einfacher ist, als diese im Blockflötenkopf hinein zu schnitzen? Wenn ja, wäre das ein guter Grund, das Metalllabium zu bevorzugen. Nur ist dann noch zu klären, wie groß der Aufwand ist, das Metallabium im Flötenkopf zu montieren und ob da nicht das geschnitzte Labium für den Könner einen wesentlich geringeren Aufwand darstellt.
Ein anderer interessanter Vorteil des Metalllabiums könnte sein, dass es sich ganz anders nachjustieren lässt, als ein geschnitztes Labium. Das würde bedeuten, dass die Intonation mit Metalllabium ganz anders korrigierbar wäre. Das Fenster könnte sowohl größer als auch kleiner eingestellt werden. Wenn das Revoicing für eine kostbare Blockflöte von großer Bedeutung ist, ist es dann möglicherweise egal, ob die Montage des Metalllabiums aufwändiger ist, als das Schnitzen.
Ihr merkt, dass beim Grübeln so einige mögliche Erklärungen zusammen kommen, die man mal bei einem Blockflötenbauer hinterfragen könnte. Vielleicht findet ja mal jemand Gelegenheit dazu.
Die typischen Pflegefehler zerstören auf Dauer auch Edelholzflöten. Deshalb kann ich den Eltern der Blockflötenanfänger erst dann zur Anschaffung einer teuren Blockflöte raten, wenn ich beobachte, dass die Schüler die Pflege ihrer Blockflöte im Griff haben und mit so viel Begeisterung bei der Sache sind, dass sie den Unterricht voraussichtlich noch eine Weile fortsetzen werden.
Bei Erwachsenen kommt dieser Punkt bei entsprechendem Enthusiasmus unter Umständen sehr schnell. Deshalb verstehe ich Dein Zitat ...
Und da meinte sie sinngemäß, so enthusiastisch wie ich spiele (O-Ton: Du bist da ja nicht grade zimperlich), bräuchte ich mir die weichen heimischen Hölzer gar nicht ansehen, sondern sollte mir eher die harten Hölzer vornehmen.
... eher in dem Sinne, dass es sich nach Ansicht Deiner Lehrerin für Dich jetzt schon lohnt, dich nach hochwertigen Blockflöten umzusehen. Hochwertig ist für mich aber keinesfalls eine vorrangig durch das Holz bestimmtes Qualität, sondern in erster Linie eine Frage der feinen Abstimmung zur Erzeugung einer guten Intonation und einer perfekten Ansprache. Ein gutes Instrument erleichtert es dem angehen Flötisten, seine Spieltechniken/Artikulation zu verfeinern. Sobald diesbezüglich die Ansprüche steigen, ist es ratsam, sich nach entsprechend gutem Handwerkszeug umzusehen.
Wenn Du zu hohem Blasdruck neigst, dann könnte es Sinn machen, nach einer Flöte zu suchen, die speziell bei hohem Blasdruck gut klingt. Auch das liegt dann nicht am Holz, sondern an der Konstruktion der Blockflöte. Je nach dem, wie das Flötenrohr und andere Bauteile geformt sind, springt der Ton bei Erhöhung des Blasdrucks sehr leicht die Obertonreihe hinauf. Das ist gemeint, wenn davon die Rede ist, dass eine Blockflöte in der Tiefe "empfindlich" reagiert und keinen vollen Klang entwickeln kann.
Habt ihr Eure eigene Spielweise unter diesem Gesichtspunkt auch auf dem Schirm, oder ist das kein Faktor?
Dass man ein Holz nicht nur nach dem Klang aussucht, den man erzielen will, sondern auch danach, welche Flöte auf die Spielweise klarkommt?
Die eigene Spielweise ist bei der Auswahl der Blockflöte meines Erachtens immer irgendwie ein Einfluss nehmender Faktor. Bei den einen bewusst, bei anderen unbewusst.
Eine Blockflöte, die auf meine gewohnte Spieltechnik unerwartet reagiert, fordert mich zum Experimentieren heraus. Da muss ich mich dann entscheiden, ob ich mich auf dieses Experiment einlasse, um neue Erfahrungen und Möglichkeiten zu erarbeiten/entdecken, oder ob ich lieber zu einer Flöte greife, die wie erwartet reagiert.
Da ich erlebt habe, dass ein und dasselbe Blockflötenmodell aus derselben Holzart unterschiedlich auf meine Spieltechnik reagierte, bin ich sicher, dass das an "Feineinstellungen" und nicht an der Holzart liegt.
Als ich kürzlich die Möglichkeit hatte, die Instrumente eines Flötensammlers auszutesten, war das richtig spannend, weil vor allem die extremen Tonlagen zum Teil sehr unterschiedlich ansprachen. Während z.B. die obersten Töne bei der ein oder anderen Sopran-Blockflöte erst dann ansprachen, wenn der auf die Blockflöte abgestimmte Ansatz mit erhöhtem Blasdruck kombiniert wurde, bewirkte der erhöhte Blasdruck bei einer der Sopran-Blockflöten, dass sie blockierte und keinen Ton von sich gab. Bei ihr funktionierten die hohen Töne am besten, wenn man sie ganz zart anspielte und mit Hilfe entsprechender Mund- und Zungenhaltung für die passende Windgeschwindigkeit sorgte. Auch hier spielte ganz offensichtlich das Holz keine Rolle, sondern die unterschiedliche Bauweise der Blockflöte.
Die Holzarten spielen für mich aus anderen Gründen eine Rolle. Optik, Geruch, Haptik tragen dazu bei, ob ich eine Flöte mehr mag als andere. Die Hölzer haben der unterschiedlichen Dichte wegen ein unterschiedliches Gewicht. Bei kleinen Blockflöten ist es mir angenehmer, wenn sie ein wenig schwerer sind. Da bevorzuge ich dann dichte, schwere Hölzer. Je größer die Blockflöte wird, um so mehr achte ich darauf, leichte Hölzer zu wählen. Sehr gute Erfahrungen habe ich mit Blockflöten aus Pflaume gemacht. Meine Huber Alt aus Pflaume gehört zu meinen Lieblingsflöten. Ich habe auch eine Fehr Alt und Sopran aus Birne, die ich gerne spiele. Heimische Hölzer prinzipiell aus der engeren Wahl auszuschließen, halte ich für einen Fehler. Aber über Geschmack kann man nicht streiten.
Das ist keine Unart, sondern eine percussive Spieltechnik (habe dafür mal irgendwo die Bezeichnung "Finger Slap" gelesen), die in manchen modernen Kompositionen verlangt wird.kräftige Griffweise (also oft schon ein hörbares "Plopp" beim Greifen), ... . Aber diese Unart habe ich auch schnell abgelegt.
Gruß
Lisa