Wie beim letzten Stück erwähnt gibt es dazu einen (gedachten) Komplementär-Song namens
Barracuda
https://soundcloud.com/williamsbirne/barracuda
Fortituda / Barracuda ... nicht nur vom Klang und der Silbenzahl des Titel her sollten sie sich ergänzen. Auch inhaltlich. Während
Fortituda einen hoffnungsvollen, dankbaren Text hat, geht es in
Barracuda um die Dinge, die einem das Leben schwer machen. Namentlich um jene Kräfte oder Menschen, deren "Bestimmung" es zu sein scheint, das Leben derjenigen zu stören oder zu schädigen, die einfach friedlich ihr Ding machen wollen.
Pate stand dafür der titelgebende Raubfisch, dem ich erstmals 2005 in gegrillter Form in Zanzibar Town begegnete. Das Stück Fisch war so lecker ... ich fragte, was das denn wäre. Antwort: Barracuda. Der Klang des Wortes - ich wusste schon, dass es diesen Fisch gibt! - und der Umstand, dass ich diesen gerade verzehrte, haben mich irgendwie geflasht ... ich musste unbedingt ein Lied mit diesem Titel schreiben.
Später, zu Hause, überlegte ich dann, wovon denn ein solches Lied handeln könnte. Ein Artikel über Barracudas half: Barracudas sind quasi soetwas, wie die Wölfe der Meere. Oft jagen sie in "Rudeln". Und hetzten dabei ihre Beute - manchmal über hunderte Kilometer - bis zu deren Erschöpfung. Das Fleisch ist nur bei jungen Barracudas genießbar (dann sogar eine Delikatesse); bei älteren Barracudas hingegen bildet sich ein Gift, das das Fleisch für den Verzehr ungeeignet macht. Barracudaangriffen sollen angeblich mehr Menschen zum Opfer fallen, als Haiattacken.
Das genügte mir, um daraus eine Allegorie auf das Leben zu machen: die Menschen als Fische in einem Gewässer, in dem es auch Barracudas gibt. Eine Abwandlung von
"Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt."
Das Hauptriff gehörte damals zu einer neuen "Kategorie": nach dem Aus meiner ersten Band suchte ich nach neuen Möglichkeiten und begann mit auf D gestimmter E-Saite herum zu experimentieren. Daraus entstanden einige der wichtigsten Riffs für die spätere zweite Band, so dass für mich die erste Band auch die E-Moll-Band und die zweite die D-Moll-Band ist. Meine Musik sollte vielseitiger - auch härter und bissiger werden.
Barracuda ist das erste Stück, dass ich in meiner neuen D-Moll-Stimmung gemacht habe und stammt aus dem Jahr 2006 und war einer der Antriebe, wieder eine Band zu gründen, weil ich dachte, damit kannst Du Leute zum Mitmachen bewegen.
Barracuda ist neben
Bruce Lee eines der wichtigsten (D-Moll-)Stücke der zweiten Band; ein Standard, ein Muss, das auch auf so gut wie jeder Probe dran kam. Live spielten wir die beiden Songs meist hintereinander als letzte eines Sets;
Bruce Lee als vorletztes,
Barracuda als letztes. So abzutreten gab immer einen guten Effekt.
Barracuda ist eines der härtesten Stücke, die ich geschrieben habe. Leider kommt das auf der Aufnahme nicht so herüber. Die Strophen klingen viel zu "weich", der Bass ist zu mulmig und zu laut; im Proberaum oder bei Auftritten hat der Song einfach nur wahnsinnig reingeknallt.
Die Aufnahme ist weit von dem entfernt, was ich mit dem Stück wollte. Im Solo hatte ich drei oder vier Begleitungs-Gitarren übereinander, u.a. eine, die das als 16-tel Arpeggios aufgelöste Hauptriff, wie es auch ganz am Anfang kommt, zwei Oktaven höher spielt und das glitzernde, in kleinen Wellen spielende Wasser symbolisieren sollte, unter dessen Oberfläche die Barracudas schwimmen. Es kommt einfach nicht heraus... versaut beim Mischen. Auch ist an dem Stück nichts geschnitten, was man leider beim Ende etwas hört, wo sich Bass und Gitarre mal kurz auseinander bewegen, obwohl sie eigentlich unisono spielen müssten...
Dass es schon einen recht berühmten Song mit dem selben Titel gibt, ist mir erst später aufgefallen; ich kannte das Lied zwar, wusste aber nicht, dass es
Barracuda heißt.