Habt ihr da einen Korrepetitor an der Hand oder Bekannte, Freunde, Verwandte, die euch begleiten?
Ich hatte schon verschiedene "Vorbereitungs-Pianisten". Korrepetitor im eigentlich Sinn (d.h. jemand der nur beim einüben der Stücke begleitet, und später an der Aufführung nicht ebenfalls mit von der Partie ist) war aber nur eine Bekannte von mir, eine recht gute Laienpianistin, die mir früher dabei half Gesang und Begleitung in etwa zusammen zubringen. Das war damals sehr gut für mich, da sie rhythmisch sehr exakt war, ich hingegen da noch oft schlampte. Musikalische Arbeit im künstlerischen Sinn war aber nicht möglich, ich war noch zu sehr mit der Technik, Rhythmus und korrekten Einsätzen beschäftigt und bei ihr war es wohl teilweise ähnlich.
Alle anderen Pianisten beim einstudieren waren dann auch immer die, mit denen zusammen ich auch an der Aufführung auftrat:
Einige Male unser Chorleiter (der auch studierter Pianist und Organist ist und im Prinzip ein ganz toller Musiker) mit ihm übte ich, was ich dann im Rahmen von Chor-Soli machte oder wenn wir mal in einem Gottesdienst zusammen auftraten. Mit ihm wäre es im Prinzip sehr angenehm gewesen, wenn er nicht dauernd zeitlich komplett überlastet wäre und deshalb für das einüben immer nur so wenig Zeit zur Verfügung stand, dass die musikalische Feinarbeit immer zu kurz kam. Ähnliches habe ich auch mit anderen Organisten/Pianisten für Gottesdienstauftritte erfahren: wenn da mal mehr als 2 Proben möglich waren, war das schon fast eine Sensation!
Und dann ist da der Pianist unseres Quartetts (Violine/Stimme/Cello/Klavier), ein ausgebildeter Konzertpianist, aber-zum Glück!- mit Interesse an Kammermusik
. Er betreibt die Musik nur noch als Hobby (hat noch einen anderen Brotberuf), d.h. muss nicht davon leben, was gleichbedeutend ist, mit mehr oder weniger beliebig vielen Proben bis zur Aufführung. Ich habe im Zusammenspiel mit ihm so einiges gelernt und bin ihm dafür dankbar. Aber: während er sich mit rein instrumentaler Kammermusik sehr gut auskennt, hatte er vor mir praktisch nie Sänger begleitet. Und das wird für mich inzwischen etwas zum Problem (ev. auch weil meine Ansprüche an den Pianisten gestiegen sind). Er kennt (auch ganz bekannte) vokalsolistische Stücke oft nicht, d.h. von seiner Seite kommen für meinen Geschmack ausser etwas dynamischen Inputs oft zu wenige künstlerische Ideen. Zudem ist er ein nicht sehr guter Blattspieler und hat wegen seines Brotberufes nicht so viel Zeit zum üben zuhause, so dass er an unseren Proben oft auch noch mit den richtigen Tönen beschäftigt ist (wenn er es dann mal kann, spielt er aber schon sehr gut und wir hatten schon einige schöne Aufführungen zusammen).
Seit kurzem arbeite ich noch ein bisschen mit einem professionellen Sängerbegleiter/Pianisten zusammen (auch er ist dann an den Aufführungen der begleitende Pianist). Und das ist toll und ich merke erst jetzt so richtig den Unterschied zu allen anderen meinen Klavierbegleitern. Es wird dann eine Stunde lang intensiv künstlerisch an den Stücken gearbeitet, ist für mich (als Laie sowieso) sehr anspruchsvoll, aber bringt mir sehr viel und denke, hilft mir auch bei meiner musikalischen Weiterentwicklung. Ist spannend die Stücke, bei denen sonst (GU, zuhause üben) immer v.a. meine Stimme (mit Technik, Klang, Ausdruck) im Zentrum steht, jetzt mal v.a. unter dem Aspekt des Zusammenspiels mit einem Musikpartner zu sehen. Ist jetzt zwar das erste Mal, dass ich einen Pianisten bezahlen muss, aber bis jetzt ist das gut investiertes Geld!
Was man immer mal machen kann: üben mit Begleitungen aus dem Internet. Taugt natürlich nicht zur künstlerischen Arbeit, aber ist nicht schlecht als Vorbereitung zur Arbeit mit dem lebenden Pianisten: zwingt einem, rhythmisch mal ganz stur exakt zu singen und man lernt die Musik zwischen dem Gesang perfekt kennen, was hilfreich für Einsätze etc. ist. Man kann die Begleitung so verinnerlichen, dass man z.B. auch bei heiklen Einsätzen nicht mehr zählen muss oder schwierige Einsatztöne problemlos findet.
Jetzt überlege ich, wieviel Stücke ich mitnehmen kann, was man wohl so schafft in einer Zeitstunde?
Kommt drauf an, wie intensiv man arbeiten will und wie lange die Stücke sind. Ich finde besser nur wenige Stücke, dafür aber genügend Zeit für jedes.